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Panoramabilder (griechisch-lateinisch: "allschau") zeichnen sich durch die Abdeckung eines großen Betrachtungswinkels aus. Ein Panoramabild, das 360 Grad abdeckt, wird auch als Rundbild bezeichnet. Panoramen werden oft für die Abbildung von Architektur und Landschaften herangezogen.
Rundgemälde
Die Technik des Rundbilds wurden durch den Iren Robert Baker erfunden und bereits im Jahre 1787 patentiert. Im 19. Jahrhundert waren Rundbilder sehr populär und entwickelten sich zum ersten Massenmedium. Die Rundbilder waren meist bis 15 m hoch und der Umfang überstieg oft die 100 m-Marke. Um 1830 wurden die Bilder mit einem dreidimensionalen Vordergrund, Figuren und Requisiten versehen. Damit wurde die Illusion für den Betrachter Teil der Szene zu sein, verstärkt. Die Bilder wurden nicht selten in dafür geschaffenen Museen untergebracht und von Stadt zu Stadt weitergereicht. Panoramen waren eigentliche Wandermedien die durch eine wohlorganisierte Unterhaltungsindustrie kommerziell genutzt wurden.
Ein sehr gut erhaltenes Panorama befindet sich im Bourbaki-Panorama in Luzern, Schweiz. Das Rundgemälde wurde 1881 von Edouard Castres und Helfern (darunter auch Ferdinand Hodler) gemalt und zeigt die Entwaffnung der französischen Ostarmee an der Grenze zur Schweiz während des Deutsch-Französischen Kriegs. Die Dimension des Bildes beträgt ca. 10 m in der Höhe (ursprünglich ca. 14-15 m) und der Umfang beträgt 112 Meter. Es wird heute noch im eigens für diesen Zweck gebauten Gebäude aus dem Jahre 1889 ausgestellt. Das Gebäude hat sich in der Zwischenzeit zu einem Medienzentrum alter und neuer Medien (mit Stadtbibliothek, Kinos und Kunstgalerie) entwickelt.
Das Sattler-Panorama der Stadt Salzburg, 1825 bis 1829 von Johann Michael Sattler (1786-1847) gemalt, zählt zu den wertvollsten Objekten der Sammlungen des Salzburger Museums Carolino Augusteum. Das 25,53 Meter lange und 4,86 Meter hohe Gemälde zeigt die Stadt Salzburg und ihr Umland um 1825, gesehen von der Festung Hohensalzburg. Mitgearbeitet haben die Maler Friedrich Loos (Landschaft) und Johann Joseph Schindler (figurale Staffage). Das Sattler-Panorama ist das einzige erhalten gebliebene historische Stadtpanorama weltweit.
Das Riesenrundgemälde in Innsbruck stellt eines der letzten erhaltenen Panoramabilder Europas dar. Vor allem ist in diesem Fall auch das zugehörige Gebäude - eine Stahlkonstuktion mit Ausmauerungen - vorhanden. Das Panorama stellt die Vorgänge der Bergiselschlacht dar.
Das Panorama von Racławice wurde 1894 in Lemberg geschaffen und befindet sich heute in Breslau in einem neuen Gebäude. Es zeigt den Sieg der polnischen über die russische Armee in der Schlacht bei Racławice im Jahr 1794.
Das größte Panorama Deutschlands ist das Bauernkriegspanorama "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland" von Werner Tübke. 1987 fertiggestellt und seit 1989 öffentlich zugänglich, verkörpert es einen völlig neuen Typus des Rundbilds, da es gerade nicht wie der Titel vermuten lässt, ein reines Schlachtengemälde im klassischen Sinne ist. Vielmehr ist es die in bildhaften Metaphern festgehaltene Darstellung einer ganzen Epoche - der Frührenaissance - mit allen ihren Erscheinungen und Facetten.
Technische Weiterentwicklung
Die Rundgemälde verloren aufgrund des technischen und gesellschaftlichen Fortschritts an Bedeutung. Die Panoramatechnik wurde in der konventionellen Fotografie durch spezielle Panoramafotoapparate ermöglicht. Spezielles Equipment für die Herstellung von bewegten Panoramaaufnahmen wurde ebenfalls entwickelt. Während die Panoramafotographie trotz des teuren Equipments oft genutzt wurde, fristete der bewegte Panoramafilm ein Nischendasein. Fast ausschließlich Museen griffen auf die Technologie zurück. Beispielsweise zeigte das Verkehrshaus in Luzern bewegte Bilder der Schweiz auf einer großen, 360 Grad umfassenden, Leinwand.
Die technisch aufwändigen und teuren Panorama-Fotoapparate werden inzwischen immer mehr von der digitalen Fotografie verdrängt. Die Herstellung von Einzelbildern und die nachträgliche Montage in ein Panorama ist kostengünstig und kann heute inzwischen durch jedermann am eigenen Heimcomputer hergestellt werden. Panoramabilder können auch mit speziellen Objektiven (Fischaugenobjektiv) oder Spiegeln (zum Beispiel kugelförmigen Spiegeln) aufgenommen und anschließend durch eine Transformation mit einem entsprechenden Software-Algorithmus entzerrt werden. Dieses Verfahren umgeht das Zusammenfügen von Einzelbildern.
Eine Weiterentwicklung von Panoramabildern stellen Multimediaviewer dar, die die Darstellung von virtuelle Welten auf dem Computer ermöglichen. Die Technik basiert oft auf einem oder mehreren Panoramen. Diese Programme vermitteln dem Benutzer das Gefühl, sich mitten in der dargestellten Szene zu befinden. Durch Interaktion kann der Benuzter sich durch ein oder mehrere Bilder bewegen. Das Gefühl der Bewegung durch das Bild wird durch perspektivische Verzerrungen verstärkt. Marktführer in diesem Gebiet ist das Produkt QuickTime VR von Apple. Alternativ ist hier die Darstellungsweise von Suns 360° Java Applets zu nennen. Beispiel: Virtueller Besuch eines Museums.
Die Integration in Multimediaprogramme ist über die QuickTime-Technologie bereits seit Mitte der 90er Jahre im Macromedia Director möglich. Seit der Markteinführung von Flash MX sind virtuelle Rundgänge auch mit dieser Technologie von Macromedia möglich. Sie erfordern allerdings viel Eigenarbeit und Programmierungsaufwand. Dennoch sind hier im Gegensatz zu den genannten Technologien mehr multimediale Elemente möglich. Es ist z.B. ohne weiteres möglich Text, Grafik, Audio und Video sowie eigene Flash-Animationen (auch 3D) in einen virtuellen Rundgang zu implementieren. Ein weiterer Vorteil besteht natürlich in der viel höheren Verbreitung des Plugins (ca. 97 %). Mittlerweile ist das Plugin, im Gegensatz zu Apples Quicktime oder auch die JVM für Java Applets, vollständig in den Browser MS Internet Explorer integriert.
Noch einen Schritt weiter gehen 3D-Viewer. Diese Technik basiert nicht mehr auf Panorama-Bildern. Die Illusion für den Betrachter ist aber ähnlich. Sie wird dadurch gesteigert, dass der Betrachtungswinkel frei wählbar ist und die Darstellung perspektivisch korrekt erfolgt. Der Benutzer kann durch Interaktion je nach Anwendung den Weg durch die künstliche Welt selbst bestimmen. Elemente der Szenerie können sich ebenfalls bewegen (beispielsweise Personen). Dies ist nur möglich, wenn die virtuelle Welt auf dreidimensionalen Computermodellen und für die Betrachtung Bild für Bild neu berechnet wird. Die meisten heute verfügbaren Anwendungen wirken aufgrund der fehlenden Detailtreue noch sehr künstlich. Beispiel: Die Stadt Luzern kann im Internet virtuell besucht werden.
Fernsehen
Bei neueren Breitwandfernsehern gibt es eine Panoramafunktion, mit der Fernsehbilder nichtlinear vom 4:3-Format ins 16:9-Format verzerrt werden. Im Zentrum bleiben die Größenverhältnisse erhalten, während am linken und rechten Bildrand eine stärkere Verzerrung stattfindet. Die Panorama-Funktion beseitigt die schwarzen Streifen am linken und rechten Bildrand, beeinträchtigt dabei allerdings die Bildqualität gegenüber dem Originalbild nicht so stark, wie eine einfache Streckung des Bildes.