Johann Christian Woyzeck

deutscher Soldat und Mörder
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Johann Christian Woyzeck (* 3. Januar 1780; † 27. August 1824 (hingerichtet)) ist der "historische Woyzeck" und diente als Vorlage für die Hauptfigur in Georg Büchners Drama "Woyzeck".

Johann Christian Woyzeck

Lebenslauf

Johann Christian Woyzeck wächst in Leipzig auf, verliert mit 8 die Mutter, mit 13 den Vater. Er macht eine Lehre als Perückenmacher. In Leipzig lernt Woyzeck sein späteres Opfer kennen - Johanna Christiane Woost.

1798 beginnen seine Wanderjahre. Er reist umher, geht verschiedenen Berufen nach und lässt sich als Soldat anwerben. 1807 lernt er als Soldat im Dienst Mecklenburgischer Truppen in Stralsund eine Frau mit Namen Wienberger(in) kennen. Er bekommt ein Kind mit ihr, es kommt jedoch nicht zur Heirat zwischen den beiden.

1818 geht Woyzeck wieder nach Leipzig zurück, wo er ein Verhältnis mit Johanna Woost hat. Er fängt an zu trinken und wird eifersüchtig, da Woost Kontakte zu anderen Soldaten hat. Er misshandelt sie häufig, wechselt seine Unterkünfte genauso wie seine Berufe. Woyzeck hört Stimmen, die ihn auffordern, Johanna Christiane Woost umzubringen. Er ignoriert sie, misshandelt seine Liebhaberin aber weiterhin. Irgend wann kauft sich Woyzeck von dem wenigen Geld, das er hat, einen Degen.

Am 3. Juni 1821 verabreden Woyzeck und Woost sich. Sie ist jedoch nicht da, sondern trifft sich mit einem Soldaten. Woyzeck trifft sie am Abend und ersticht sie. Er wird am selben Abend noch gefasst.

Prozess

Der Prozess zieht sich über drei Jahre. Das erste Gutachten wird von Dr. med. Johann Christian August Clarus gestellt, der ihm nach 5 Gesprächen die Zurechnungsfähigkeit attestiert. Das Gericht verurteilt Woyzeck zum Tod, alle Gnadengesuche von ihm werden abgelehnt.

 
Grafik von Woyzecks Hinrichtung auf dem Marktplatz in Leipzig

Monate später bestätigt ein Augenzeuge Woyzecks Verwirrung, woraufhin ein weiteres Gutachten von Clarus erstellt wird. Darin bestätigt der Gutachter erneut Woyzecks Zurechnungsfähigkeit: Stimmen, die Woyzeck hört, seien unerkannte Selbstgespräche, er habe nicht im Affekt gehandelt.

Die Hinrichtung

Das Gericht bestätigt nach dem zweiten Clarus-Gutachten das Todesurteil. Bei der ersten öffentlichen Hinrichtung in Leipzig seit dreißig Jahren wohnen mehrere Tausend Schaulustige der Hinrichtung bei.

Über Woyzecks Hinrichtung berichtet Ernst Anschütz in seinem Tagebuch:

" Fr e i tag, den 27. Au g u S t (1824). Heiter und sehr warm. Hinrichtung des Delinquenten Woyzeck. Das Schaffot war mitten auf dem Markt gebaut. 54 Cürassiere von Borna hielten Ordnung um das Schaffot; das Halsgericht wurde auf dem Rathause gehalten. Kurz vor halb 11 Uhr war der Stab gebrochen, dann kam gleich der Delinquent aus dem Rathause, Goldhorn und Hänsel gingen zur Seite und die Rathsdiener in Harnisch, Sturmhaube und Piken voran, rechts und links; die Geistlichen blieben unten am Schaffot; der Delinquent ging mit viel Ruhe allein auf das Schaffot, kniete nieder und betete laut mit viel Umstand, band sich das Halstuch selbst ab, setzte sich auf den Stuhl und rückte ihn zurecht, und schnell mit großer Geschicklichkeit hieb ihm der Scharfrichter den Kopf ab, so daß er noch auf dem breiten Schwerdte saß, bis der Scharfrichter das Schwerdt wendete und er herabfiel. Das Blut strömte nicht hoch empor; sogleich öffnete sich eine Fallthür, wo der Körper, der noch ohne eine Bewegung gemacht zu haben auf dem Stuhl saß, hinabgestürzt wurde; sogleich war er unten in einen Sarg gelegt und mit Wache auf die Anatomie getragen. Alsbald wurde auch schnell das Schaffot abgebrochen, und als dies geschehen war, ritten die Cürassiere fort. Die Gewölbe, die vorher alle geschlossen waren, wurden geöffnet und alles ging an seine Arbeit. Daß Vormittags keine Schule war, versteht sich.«

(Quelle: Nikolaus Dorsch/ Jan-Christoph Hauschild: Clarus und Woyzeck - Bilder des Hofrats und des Delinquenten in: Georg Büchner Jahrbuch 4/1984, Europäische Verlagsanstalt)


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