Ortsname

Eigenname einer Ortschaft
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Ein Ortsname ist in den Geowissenschaften den Namen eines topgraphischen Objektes (siehe auch Toponym). Im engeren Sinne bezeichnet Ortsname im allgemeinen Sprachgebrauch den Namen einer Stadt, Gemeinde oder Ortschaft.

Ortsschild von Aurich
Ortsschild von Aurich

Bereits in der Antike gab man Siedlungen Namen, doch entwickeln sich die Namen meist im Laufe der Zeit weiter, was man besonders an Ortschaften römischen Ursprungs erkennen kann (Beispiel: Colonia -> Köln).

Entstehung von Ortsnamen

Meist sind Ortsnamen geschichtlich entstanden. Viele der Namen stammen bereits aus dem Mittelalter. Sie können aber verschiedenen Ursprung haben:

  • Herrschaftliche Namen: diese Art rühren von ehemaligen Besitztümern von adeligen oder kirchlichen Grundbesitzen her. Diese Namen wurden im Laufe der Zeit meist der jeweiligen Zeit und Aussprache angepasst, so dass sie nur mehr schwer mit den ursprünglichen Namen identifiziert werden können.
  • Speziell kirchliche Bezüge sieht man oft als selbständigen oder integrierten Teil des Ortsnamens, wie Pfarre oder Pfarr.
  • Der Name bezieht sich auf einen Patron oder Schutzheiligen des Ortes wie Sankt Martin
  • Eine größere Anzahl gleicher Berufsstände oder gleicher Familiennamen waren angesiedelt
  • Bezugnehmend auf die Gegend:
    • Der Ortsname rührt von einem wichtigen Fluss, der den Ort durchfließt her, beispielsweise bei der Mündung, wie Ybbs oder Fischamend (Fischa am Ende)
    • Speziell in der Gegend auftretende Pflanzen oder Bäume. Auch zusammengesetzte Namen können so entstehen, wie Eichberg oder Birkenau.
  • Es gibt aber auch die Entstehung aus einer Umwandlung aus einer fremden Sprache der ursprünglichen Bewohner, wie Leobersdorf aus Ljubac
  • die einfache Ableitung aus einer Erweiterung eines ursprünglichen Namens, wie Neudorf, Neustadt oder Neusiedl die auch mit einem Präfix versehen werden wie Wiener Neudorf.

Religiöse Ortsnamenendungen

Ortsnamenendungen, welche einen religiösen Hintergrund haben sind in Europa meist christliche Namen. Die Endungen sind meist Gebäuden (-kirch, -kloster, ...), da diese den Grundstein für die Ortschaft legten.

Um 700 wurde begonnen die Germanen östlich des Rheins zu missionieren. Viele Orte erhielten christliche Endungen und Namen, wie die z. B. Sankt.

Bestandteile von Ortsnamen

Endungen

Dass viele Ortsnamen gleiche Suffixe aufweisen, liegt daran, dass viele (meist germanische) Stämme ihre (typischen) Endungen verwendeten.

Beispiele sind:

  • -ach, -bach: Siedlung an einem Wasserlauf (Ache bzw. Bach), die Endung -ach kann auch auf den römischen Suffix -acum zurückgehen
  • -ate, -te, -nit und -net: Adnet (Salzburg), Ebnit, Ebnet
  • -au
  • -berg, -bergen, -barg, -bargen: Ansiedlung auf einer Anhöhe oder Berg.
  • -beuern, -beuren, -beuron, -bur: oberdeutsch von althochdeutsch bur, Haus, Gehöft.
  • -broich, -bruch: beziehen sich auf eine Ansiedlung an oder in einem "Bruch", also einer Sumpflandschaft.
  • -bruck, -brück: beziehen sich auf eine Ansiedlung mit Gewässerübergang, oft, aber nicht ausschließlich, eine Brücke.
  • -bühl, -büll:
  • -burg: befestigte Siedlung.
  • -by: wikingerzeitl. Dorf, oft Karby, Barkelsby,
  • -dorf: Siedlung allgemein. Während der deutschen Kolonisierung der vormals slawischen Gebiete ostwärts der Elbe wurden neu gegründete Siedlungen oft nach dem Dorfvorsteher benannt, z.B. Hartmannsdorf (= Dorf des Hartmann)
  • -eck, -egg:
  • -erns, -ens: siehe Artikel über Chauken
  • -feld, -felde:
  • -furt, -furth, -ford, -fort: Siedlung an einer Furt
  • -gast:
  • -graben:
  • -groden, -grode: norddeutsch für neu angeschwemmtes Land (insbesondere zur Seeseite des Deichs)
  • -hall: abgeleitet vom keltischen Name für Salz
  • -hau:
  • -hausen:
  • -haven: abgeleitet von Hafen
  • -heim, -ham:
  • -hof, -hofen, -höfen, -hoven: Plural von Hof, also eine von Gehöften, z.B. Adelshoven
  • -holm: aus dem niedersächsischen für Insel oder Halbinsel, z.B. Stapelholm
  • -horn:
  • -horst: ist vermutlich auf eine leicht erhöhte Stelle in einem Sumpf, Moor oder einer feuchten Niederung zurückzuführen.
  • -in,
  • -ing, -ingen, -inghoven, -ikon/-iken:, z.B. Süpplingen, Gauting
  • -itsch, -itz. -witz:
  • -kietz:
  • -kirch, -kapelle:
  • -leben, -legen: (sächsisch): Aschersleben, Eisleben
  • -leiten, -leithen:
  • -loh, -loch:
  • -mar:
  • -mund, -münde: an der Mündung eine eines Baches oder Flusses, z.B. Peenemünde
  • -münster: z.B. Kreuzmünster
  • -ow:
  • -reut, -rod, -ruit
  • -rod, -rodt, -rode, -rade: von "Rodung", also einer Siedlung im z.B. Wernigerode, Walsrode
  • -rotte: von zusammenrotten, siehe Weiler
  • -schlag: von schlagen (roden)
  • -schwand:
  • -siefen, -seifen, -siepen: von mittelhochdeutsch für enges, feuchtes Bachtal, siehe Siepen
  • -siel: von "Siel", eine Deichschleuse, z.B. Greetsiel, Dornumersiel
  • -stadt, -stedt, -stede, -stade:
  • -stein: eine Ortschaft auf oder an einem Felsen
  • -stift
  • -tal, -thal:
  • -um: friesisch, siehe -hem und -heim
  • -ungen:
  • -wald, -walde:
  • -weiler, -weier, -viller, -wil: eine Wohnsiedlung, die aus wenigen Gebäuden besteht, siehe Weiler
  • -werder:
  • -wik, -wig: von niederdeutsch für "Bucht" oder "Meerbusen", aber auch "Zaun", umzäunte Siedlung; siehe auch Wik
  • -zell: bezieht sich auf eine Klosterzelle, z.B. Zell (Mosel)
  • -zow:

Präfixe

Sie weisen meist auf bestimmte geographische (Berg-, Wasser-) oder geologische (Erz-, Hal-, Stein-) Gebenheiten hin, verweisen auf Bauten (Burg-, Mühl-), grenzen gegenüber anderen Orten ab (Alt-, Hoch-, Nieder-), weisen auf andere Naturgegebenheiten (Hirsch-, Hase-, Vogel-, Eich-, Berg-) oder Bevölkerungsgruppen (Frank-, Sachsen-, Schiffer-, Graf-) hin.

  • Alt-, Alten-, Hinter-, Hoch-, Klein-, Groß-, Gross-, Nieder-, Ober-, Neu-, Nova-, Unter-, Star- (Alt) usw.
  • Au-, Aue-, Auen-, Feld-, Wald-, Heide- usw.
  • Bach-, Ach-, See- usw.
  • Barg-, Berg-, Stein-, Sand- usw.
  • Ber-, Bär-, Hirsch-, Vogel(s)-, Eber- usw.
  • Brand-
  • Eisen-, Erz-, Kupfer-, Gold-, Zinn- usw.
  • Hal-, Hall-, Salz-, Sol- (meist Orte mit Salzvorkommen, siehe auch Halogene)
  • Kauf-
  • Kirch-, Schloss-, Pfalz- usw.
  • König(s)-, Herzog(en)-, Graf(en)-, Schulz(en)-, Schult(en)- usw.
  • Mark- (als Abgrenzung), Grenz-
  • Mühl-, Markt-, Kirch-, Burg-, Burk- usw.
  • Oder-, Rhein-, Weser-, Saar- usw.
  • Schön-
  • Zwei-, Zwi(e)-, Dri- Fünf-, Neun- usw.

Beinamen und Zusatzbezeichnungen von Orten

Zusatzbezeichnungen:

  • Sankt, San, Sao, Saint, Sint, Santa, Sta., St.
    • Die amtliche Bezeichnung solcher Gemeinden enthält normalerweise entweder das ausgeschriebene Wort (z. B. Sankt) oder die Abkürzung (z. B. St.). Umgangssprachlich und selbst im behördlichen Schriftverkehr und auf Ortstafeln wird jedoch oft auch die jeweils andere, nichtamtliche Version gebraucht.
  • Maria. Speziell in den katholischen Gebieten gibt es Marienwallfahrtsorte, wo dem Ortsnamen Maria vorgesetzt ist.
  • Bad
    • In Deutschland ist der Zusatz Bad gesetzlich geregelt und wird nur an Heilbäder vergeben, wenn bestimmte Mindestvoraussetzungen (Ortsbild, Angebot an Therapiemaßnahmen, Umweltqualität) erfüllt werden. Der Titel kann erteilt und auch wieder versagt werden.
    • In Österreich ist der Zusatz Bad ein Bestandteil des amtlichen Namens, der von der jeweiligen Landesregierung vergeben wird. Er wird vergeben an Heilbäder, Thermalbäder, Luftkurorte etc.

Einige deutsche Städte besitzen neben ihrem Ortsnamen noch ein zusätzlichen, amtlich verwendeten Namen:

Zu unterscheiden ist zwischen offiziell geführten Ortsnamen, wie Lutherstadt Wittenberg oder Hansestadt Hamburg und Beinamen, die nur zur Charakerisierung dienen.

Manche Städte - meist Metropolen - haben auch einen Beinamen oder "Spitznamen":

Darüber hinaus schmücken sich auch kleinere Ortschaften mit klangvollen Beinamen, die meist von regionalen Vorzügen, Wirtschaftsschwerpunkten oder berühmten Persönlichkeiten abgeleitet wurden, z.B. Händelstadt Halle, Spargelstadt Beelitz, Reuterstadt Stavenhagen, Marzipanstadt Lübeck, Eulenspiegelstadt Mölln, Volkswagenstadt Wolfsburg, Hafenstadt Emden, Babenbergerstadt Mödling. Städte, die Sitz einer Universität sind, schmücken sich häufig mit dem Beinamen Universitätsstadt. Die Beispiele sind unendlich erweiterbar, denn kaum ein Ort versäumt es, seine Besonderheit zu betonen.

Namenslänge und Namenshäufigkeit

Die längste Ortsbezeichnung besitzt eine neuseeländische Stadt namens Taumatawhakatangihangakoauotamateturipukakapikimaungahoro-Nukupokaiwhenuakitanatahu.

Europas längsten Ortsnamen trägt die walisische Ortschaft Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.

Der längste Ortsname der Welt ist eine heute nicht mehr gebräuchliche Sanskrit-Bezeichnung von Bangkok: Krungthepmahanakornamornratanakosinmahintarayutthayamahadilokphopnopparatrajathaniburiromudomrajaniwesmahasatharnamornphimarnavatarnsathitsakkattiyavisanukamprasit

Die kürzesten Ortsbezeichnungen in Deutschland haben nur zwei Buchstaben: Au (viele), Ay, Ob und Oy (jeweils einmal). Die wohl bekannteste Stadt der Welt mit zwei Buchstaben ist Ur in Mesopotamien. In Finnland gibt es in der Nähe von Oulu die Stadt Ii.

Einbuchstabige Ortsnamen sind sehr selten und in Deutschland nicht zu finden.

(Quelle: Guinness-Buch der Rekorde 1992)

Ein Kuriosum stellen für Deutschsprachige Ortsnamen dar, die keine Vokale enthhalten. z.B. Krk.

Zu den häufigsten Ortsnamen Deutschlands zählen u. a. Hausen, Neustadt und Mühlhausen. Zu den häufigsten Ortsnamen in Österreich zählen Berg, Hof, Bach, Sankt Georgen, Sankt Peter und Neusiedl.

Siehe auch