Das Sächsische Seenland, auch als Mitteldeutsches Seenland bekannt, im Nordwesten von Sachsen, im Südosten von Sachsen-Anhalt und dem Nordosten von Thüringen macht aus dem ehemaligen Mitteldeutschen Braunkohlerevier künftig eine 175 km² umfassende Seenfläche. Damit wird das Sächsische Seenland eine der größten Seenlandschaften Deutschlands.

Mit der Stilllegung von Tagebauen und Braunkohle verarbeitenden Fabriken entstehen attraktive Freizeit- und Erholungsgebiete. Der südliche Teil dieser Region, welcher im Landkreis Leipzig liegt, wird wegen des besonderen Bezuges und der Stadtnähe zu Leipzig „Leipziger Neuseenland“ bezeichnet.
Geschichte
Die alten, sich kreuzenden Handelsstraßen "via regia" und "via imperii" machen das Seenland zu einem Schauplatz der Geschichte. In Altranstädt wurde 1706 der Altranstädter Friede geschlossen, mit dem August der Starke den Verzicht auf die polnische Krone unterzeichnen musste. Die bekannteste militärische Auseinandersetzung in diesem Raum war die Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813, mit der Napoleons Untergang eingeleitet wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte mit der Erschließung des Brennstoffes Braunkohle die industrielle Entwicklung ein, die sich im 20. Jahrhundert mit der in unmittelbarer Nähe befindlichen Standorte der Braunkohle-Chemie noch weiter verstärkte. Dafür stand der Begriff Chemiedreieck. Noch vor um 1990 förderten 20 Tagebaue rund 150 Millionen Tonnen Braunkohle, die in zahlreichen Kraftwerken, Brikettfabriken und Schwelereien verstromt oder veredelt wurden. Die „Straße der Braunkohle“ verbindet die historischen Stätten der Kohlegewinnung, in denen über 100 Sachzeugen zwischen Bitterfeld, Delitzsch, Leipzig, Borna, Altenburg und Zeitz an den Kohleabbau erinnern. In die ehemaligen Industrieanlagen sind Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie gastronomische Betriebe eingezogen. Die Tagebauriesen der vergangenen Zeit können im noch aktiven Tagebau Schleenhain oder in Ferropolis, der „Stadt aus Eisen“, bewundert werden.
Natur
Große Teile der ehemaligen Tagebaue blieben viele Jahre lang der natürlichen Sukzession überlassen. Es entwickelte sich ein Mosaik aus Feucht- und Trockenstandorten. Zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Orchideen und Amphibien siedelten sich an. Die Reste der alten Kulturlandschaft mit einer ausgeprägten Auenstruktur der Flüsse Weiße Elster und Pleiße bilden eine Art grüne Herberge, die sich wie ein Band durch das Zentrum der Großstadt Leipzig zieht.
Kultur
Das Sächsische Seenland bietet eine enorme Dichte kulturhistorischer Zeugnisse. In Markkleeberg liegt der mit 280.000 Jahren älteste urgeschichtliche Fundort Sachsens. Mit dem Namen von Wiprecht von Groitzsch (ca. 1050 - 1124) sind viele Siedlungen der Gegend verbunden. In den Kirchen findet man die ältesten und kostbarsten Orgeln Sachsens aus den Werkstätten von Gottfried Silbermann, Zacharias Hildebrandt, Gottfried Richter und Urban Kreutzbach.
Freizeit und Wassersport
Alternativ bieten der Freizeitpark BELANTIS, die Sommerrodelbahn Kohren-Sahlis, der Modellbaupark in Markkleeberg oder die Fahrt mit der Kohlenbahn auf der Strecke von Meuselwitz nach Regis-Breitingen willkommene Abwechslung. Außerdem kann man traditionellen Handwerkern wie dem Töpfer, dem Steindrucker, dem Korbflechter oder dem Kerzenzieher über die Schultern schauen oder die Herstellung historischer Ziegel beobachten. Eine der größten Landschaftsbaustellen Europas entwickelt sich zur Wassersportidylle mit Anschluss an Leipzig. Auf den neuen Seen ist es möglich, mit dem Kanu vom Cospudener See über den Auenwald bis in die Innenstadt zu fahren. Die Gewässertiefen, die Bodenstruktur und die hervorragenden Sichtverhältnisse sind für Taucher interessant, zumal behindertengerechte Taucheinstiege vorhanden sind. Die Windverhältnisse bieten Seglern und Surfern gute Voraussetzungen für die Ausübung ihres Sportes. Trendsportarten wie Kite-Surfen, Wakeboarden und Wasserski laden die Sportbegeisterten an die neuen Seen ein.
Am Ostufer des Markkleeberger Sees wurde 2006 eine Kanu-Slalom-Wildwasserstrecke eingeweiht. Sie wurde bereits zu Zeiten der Leipziger Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2012 projektiert. In Markkleeberg-Auenhain stehen zwei Bahnen mit veränderbarer Strömung für Spitzen- und Freizeitkanusportlerständig zur Verfügung. Die Strecke genügt dabei höchsten Wettkampfanforderungen und zählt zu den modernsten ihrer Art.
Zukunftsaussichten
Anspruchsvollstes Vorhaben ist der touristische Gewässerverbund, der die Seen im Süden von Leipzig durch künstliche, schiffbare Kanäle miteinander und mit der Stadt verbindet. Erstes Teilstück ist die Strecke Leipzig–Cospudener See.
Am Kap Laura des Zwenkauer Sees wird im Ausstellungspavillon "AFB18" mittels einer Modellanlage an ein technikgeschichtliches Monument - die Abraumförderbrücke 18 im Tagebau Zwenkau - erinnert. Ein zweites Vorhaben - der „Bergbau-Technik-Park“ - soll im Informationsverbund zur Braunkohlengeschichte der touristischen Belebung zweier Bergbaugroßgeräte dienen.
Übersicht der Seen im Sächsischen Seenland
Name | Endgültige Größe | Flutungsende | Nutzung |
---|---|---|---|
Bockwitzer See | 170 ha | abgeschlossen | überwiegend für Naturschutz vorbehalten, Strände geplant |
Cospudener See | 436 ha | abgeschlossen | Wassersport und Freizeitzentrum |
Geiseltalsee | 1850 ha | 2010 | Wassersport, Badesee, Freizeit |
Goitzsche | 1330 ha | abgeschlossen | Wassersport, Freizeit, Landschaftskunst |
Gremminer See | 540 ha | 2009 | Veranstaltungen (z.B. MELT) |
Großstolpener See | 28 ha | abgeschlossen | Strandbad und Gastronomie |
Hainer See | 387 ha | 2009 | Wassersport und Freizeitzentrum (geplant) |
Haubitzer See | 158 ha | abgeschlossen | Wassersport und Freizeitzentrum (geplant) |
Harthsee | 65 ha | abgeschlossen | Badesee, Gastronomie, Campingplatz |
Haselbacher See | 335 ha | abgeschlossen | Wassersport, Badesee |
Kahnsdorfer See | 112 ha | 2007 | Naturschutz |
Kulkwitzer See | 170 ha | abgeschlossen | Wassersport und Freizeitzentrum |
Markkleeberger See | 252 ha | abgeschlossen | Wassersport und Freizeitzentrum (geplant) |
Muldestausee | 605 ha | abgeschlossen | Natur, Freizeit, Erholung, Wassersport |
Pahnaer See | 26 ha | abgeschlossen | Strandbad, Gastronomie, Campingplatz |
Schladitzer See | 220 ha | 2012 | Wassersport und Freizeit |
Seelhausener See | 622 ha | abgeschlossen | Badesee, Wassersport, Landschaftssee (geplant) |
Speicher Borna | 265 ha | abgeschlossen | Hochwasserschutz, Fischzucht, Naturschutz, Naturstrände |
Störmthaler See | 730 ha | 2011 | Wassersport, Naturschutz, Kunstprojekte (geplant) |
Werbeliner See | 440 ha | abgeschlossen | Freizeit, Erholung, Landschaftssee (geplant) |
Zwenkauer See | 914 ha | 2013 | Freizeit und Erholung, Natur- und Hochwasserschutz (geplant) |
Im Sächsischen Seenland sind noch weitere Seen zu finden, die aber wie beispielsweise der Neuhäuser See oder der Paupitzscher See nicht touristisch für den Wassersport genutzt werden.
Weblinks
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH - Aktueller Stand unter "Wasserhaushalt"
- Regionaler Planungsverband Westsachsen - Aktuelle Sanierungspläne
- Seenkompass (GIS-basierte Informationen zur Seenentwicklung in Mitteldeutschland)
- Sächsisches Burgen- und Heideland
- Fremdenverkehrsverband Kohrener Land
- Tourismusverein Delitzscher Land
- Sächsisches Seenland