Alexander VI. (eigentlich Rodrigo Borgia, * um 1430 in Játiva bei Valencia, † 18. August 1503 in Rom) war Papst von 1492 bis 1503. Er war nicht nur einer der schillerndsten Päpste der Renaissance-Zeit, sondern auch ein Renaissance-Fürst und ein skrupelloser Machtpolitiker dazu. Sein Onkel Alfonso Borgia, der als Kalixt III. von 1455 bis 1458 als Papst regierte, ermöglichte ihm den Aufstieg in der kirchlichen Hierarchie. Rodrigo Borgia war zwar kein Priester – das wurde er erst Jahre später – dennoch ernannte ihn sein päpstlicher Onkel zum Kardinal. Später hatte er das Amt des Vizekanzlers inne, das ihn zu einem der reichsten Männer Europas machte.
Der Liebe war er trotz seiner Kirchenwürden zugetan und bemühte sich - typisch für die Renaissance - nicht, dies vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Mit der Mutter seiner Kinder Juan (später Herzog von Gandia), Cesare (später Herzog der Romagna), Lucrezia (später Herzogin von Ferrara) und Jofré lebte er, damals noch Kardinal, ca. 20 Jahre lang zusammen. Es sind legendäre Schilderungen über Orgien an seinem Hof überliefert.
Am 10. August 1492 wurde er zum Papst Alexander VI. gewählt, wobei es sich zeittypisch um Simonie (Ämterkauf) gehandelt hat. Übelgenommen wurde ihm später sein Nepotismus: Seinen Sohn Cesare ernannte er zum Bischof (gegen dessen Willen); auch andere Spanier, die er ins Land holte, wurden begünstigt. Ferner wurde gemunkelt, doch nie bewiesen, dass er mit seiner Tochter Lucrezia geschlafen und lästige Rivalen mit dem berüchtigten "Borgia-Gift" aus dem Weg geräumt habe.
Die Vielzahl der ihm nachgesagten Exzesse rief Kritiker auf den Plan. Ihr prominentester Vertreter wurde schließlich der Dominikanermönch Girolamo Savonarola in Florenz, der sich anfangs noch um ein gutes Einvernehmen mit Alexander bemüht und keine Bedenken gehabt hatte, ihm offiziell zur Hochzeit seiner Tochter Lucrezia zu gratulieren. Er forderte die Absetzung des Papstes wie auch kirchliche Reformen. Er predigte: "Ihr Kirchenführer, ... nachts geht ihr zu euren Konkubinen und morgens zu euren Sakramenten." Bei einer späteren Gelegenheit meinte er: "Diese Kirchenführer haben das Gesicht einer Hure, ihr Ruhm schadet der Kirche sehr. Ich sage euch, diese halten nichts vom christlichen Glauben."
Um Savonarolas Schweigen zu erkaufen, bot ihm Alexander VI. die Kardinalswürde an. Savonarola lehnte ab. Darauf hin wurde Savonarola exkommuniziert und von der Stadt Florenz, die von ihm abfiel, verhaftet, erhängt und verbrannt.
Der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli attackiert Alexander scharf. In der Vorrede zum Commentarius de vera et falsa religione von 1525 greift Zwingli das Papsttum und generell die römische Kirche an. Bei der Krönung Alexander VI. zum Papst war zu lesen:
- "Rom hat groß einen Cäsar gemacht.
Nun hebt Alexander kühn es zum Gipfel empor,
Mensch jener,
dieser ein Gott!"
Nach Fritz Blanke, Hauptschrriften von Ulrich Zwingli, Bd. IX: Zwingli, der Theologe. Teil 1: Kommentar Huldrych Zwinglis über die wahre und falsche Religion, übersetzt und erläutert von Fritz Blanke, 1941, S.4; siehe auch: Klabund: Borgia
Dazu merkt Zwingli in seiner Vorrede an:
- "Wir können es nicht leugnen: 'Gott auf Erden' haben wir ihn genannt"
(a.a.O., S.3f).
Damit ist für den Züricher Reformator klar, dass namentlich Alexander gegen das erste Gebot - "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir" (Ex 20,3) - verstoßen hat und somit vom christlichen Glauben abgefallen sei.
Am 18. August 1503 starb Alexander VI. an Symptomen, die denen einer Arsenvergiftung ähnelten.
Alexanders Verdienste um eine geordnete Verwaltung der Kirche und des Kirchenstaates sind unbestritten.
Unbestritten ist ferner sein Verdienst um die Mission Südamerikas, für die er (wohl um sie nicht völlig auf Kosten der Indianer gehen zu lassen) gegen den heftigen Protest der spanischen Krone spanisches Kirchenvermögen besteuerte. 1494 teile er durch den Vertrag von Tordesillas die Welt zwischen den beiden konkurierenden Seemächten Portugal und Spanien auf, um eine bewaffnente Auseinandersetzung der beiden mächtigsten Länder dieser Zeit, zu verhindern.
Erwähnt werden sollte auch, dass Alexander etlichen der nach der Reconquista Andalusiens bettelarm von dort vertriebenen Juden in Rom Asyl gab und den Protest der 'allerchristlichsten' spanischen Könige („Los Reyes Católicos") Isabella I. (Kastilien) und Ferdinand II. (Aragón) mit den Worten beantwortete, er habe den Juden seinen Schutz versprochen, und dabei bleibe es.
Alexanders Lebenswandel unterschied sich nicht signifikant negativ von demjenigen anderer (Kirchen-)Fürsten seiner Zeit. Ein Urteil über seine Frömmigkeit erscheint nicht möglich. Ungewohnt und beim Adel Italiens, insbesondere Roms, Anstoß erregend war jedoch sein unverhohlenes Bekenntnis zu seinen Kindern und vor allem die mit ihrer Hilfe betriebene Machtpolitik, mit der eine spanische Adelsfamilie im Herzen Italiens Fuß fasste.
Alexander war zweifellos lebenslustig, sinnlich und machtbewusst. Dass er sich noch als Siebzigjähriger eine sehr junge Mätresse hielt, mochte selbst zur damaligen Zeit Anstoß erregen. Andererseits spricht seine offene Kritik an der ausschweifenden Lebensweise seines Sohnes Cesare und die eigene Arbeitsdisziplin des Papstes, der schon frühmorgens am Schreibtisch zu sitzen pflegte, gegen einen mit Trinkgelagen und Orgien ausgefüllten Lebenswandel. Bemerkenswert ist insofern auch, dass seine Einladungen zum Essen gefürchtet waren und nach Möglichkeit gemieden wurden: Nicht etwa, weil man argwöhnte, vergiftet zu werden, sondern weil stets nur ein einziger Gang serviert wurde - was selbst in vielen Klöstern als Zumutung empfunden worden wäre.
Literatur
Ludwig Geiger (Hg.): Alexander VI. und sein Hof. Nach dem Tagebuch seins Zeremonienmeisters Burcardus. Stuttgart 1912 (1. Aufl.), 1920 (14. Aufl.).
Horst Herrmann, Die Heiligen Väter. Päpste und ihre Kinder, Berlin 2004, ISBN 3746681103 (neue Sicht)
Siehe auch: Borgia
Vorlage:Navigationsleiste Papst
Personendaten | |
---|---|
NAME | Alexander VI. |
ALTERNATIVNAMEN | Rodrigo Borgia |
KURZBESCHREIBUNG | Papst, Bischof von Rom |
GEBURTSDATUM | um 1430 |
GEBURTSORT | Játiva bei Valencia |
STERBEDATUM | 18. August 1503 |
STERBEORT | Rom |