Derivat (Wirtschaft)

Produkt der Finanzwirtschaft, das mit realwirtschaftlichen Werten unterlegt ist
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Im Bereich Bank- und Börsenwesen sind Derivate (auch: Derivative Finanzinstrumente) Produkte, deren Marktwert sich von den klassischen Basisinstrumenten (wie zum Beispiel Aktien, Anleihen oder Gold) ableitet. Zu den Derivaten zählen handelbare Finanzprodukte wie Futures, Optionen, Zertifikate, sowie nicht standardisierte Finanzprodukte wie Termingeschäfte (Forwards) oder Swaps.

Auch andere Marktgegenstände wie beispielsweise Rohstoffe ("commodities") oder Kreditrisiken können die Grundlage von Derivaten bilden.

Begriffsherkunft

Das Derivat ist lateinischer Herkunft (v. derivare = ableiten) und deutet darauf hin, dass der Preis (Kurs) dieser Instrumente grundsätzlich von einem ihnen zugrunde liegenden Marktgegenstand abhängt. Hierbei ist als Besonderheit zu beachten, daß einige Derivate sowohl positive als auch negative Marktwerte haben können.

Prinzip

Das Grundprinzip eines jeden Derivats ist, dass Leistung und Gegenleistung nicht wie beim Kassageschäft (Spotmarktgeschäft) Zug-um-Zug bei Vertragsabschluss ausgetauscht, sondern im Vorhinein für einen späteren Zeitpunkt vereinbart werden. Vertragsabschluss und Erfüllung fallen mithin zeitlich deutlich auseinander.

Derivate werden sowohl in standardisierter Form in Terminmärkten oder direkt zwischen den Vertragspartenern Over-the-counter (OTC) gehandelt. Terminmärkte zählen im Gegensatz zu den Spot-(Kassa-)Märkten zu den Zukunftsmärkten.

Derivate sind das vermutlich am schnellsten wachsende und sich verändernde Segment des modernen Finanzwesens. Nach Angaben der BIS (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) betrug der Nominalwert aller weltweit ausstehender OTC-Derivatekontrakte im Juni 2003 US-$ 169,7 Billionen.

Ein Anreiz zum Handel in Derivaten besteht darin, bei relativ geringem Geldeinsatz mit hohen Gewinnchancen an erfolgversprechenden Perspektiven des Marktgeschehens zu partizipieren (Hebel- oder Leverage-Effekt, Spekulation). Aber auch zur Absicherung gegen Wechselkursschwankungen von Währungen, Preissprünge bei Waren oder Kursschwankungen bei Wertpapieren können Derivate Verwendung finden (Hedging).

Darüber hinaus werden Derivate als Bestandteil von verzinslichen Wertpapieren oder Aktienemissionen von Unternehmungen verwendet.

Die weltweit wichtigsten Derivatbörsen sind die deutsch-schweizerische EUREX (aus der Fusion der Soffex und der DTB entstanden), die britische Liffe, die US-amerikanische CME und der US-amerikanische CBOT.


Im Folgenden sind verschiedene Derivate nach Art des zugrundeliegenden Risikos aufgeführt:

  • Zinsbezogene Geschäfte: FRA (Forward Rate Agreement), Zinsswaps, Zinsoptionen, Zinsfutures, Caps und Floors
  • Währungsbezogene Geschäfte: Devisentermingeschäfte, Devisenfutures, Devisenoptionen, Cross Currency Swaps
  • Aktien- bzw. Indexbezogene Geschäfte: Aktientermingeschäfte, Aktienfutures, Indexfutures, Aktienoptionen, Indexoptionen, Aktienswaps, Indexswaps.
  • Sonstige Geschäfte: Edelmetalltermingeschäfte, Credit Default Swaps, Credit Default Options oder Wetterderivate(!).