Militarismus

Dominanz militärischer Vorstellungen
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Der Militarismus bezeichnet

  1. meist eine Ideologie, die vorgibt, dass nur durch militärische Stärke Sicherheit oder gar Frieden gewährleistet wird; in ihrer schwächsten Form dient diese Ideologie dazu, prophylaktische Aufrüstung zu rechtfertigen; heute (2005) wird "Militarismus" oft als Gegenpart zu den zeitgenössischen Friedensbewegungen definiert; Gegenteil des Militarismus ist dann der Pazifismus;
  2. während dem gegenüber der brasilianische Soziologe Willems mit "Militarismus" die Tatsache beschreibt, dass eine ganze Gesellschaft sich an militärischen Bräuchen orientiert, militärische Ehrenvorstellungen pflegt, bereits Kinder am liebsten uniformiert sieht usw., ohne dass sie deshalb notwendig kriegslüstern (bellizistisch) sein müsste; Gegenteil dieses Konzeptes von Militarismus ist dann bürgerliche Soldatenverachtung oder -missachtung.

Militarismus als Ideologie

Historisch wird der Militarismus mit Sparta, Rom, Preußen oder auch moderneren imperialistischen Staaten in Verbindung gebracht, u.a. mit dem japanischen Kaiserreich vor dem Zweiten Weltkrieg, dem britischen Empire, dem "Dritten Reich" in Deutschland, Italien unter Mussolini, der Sowjetunion unter Stalin aber auch dem Irak unter Saddam Hussein.
Aktuell verknüpft man den Begriff gerne mit Israel, Großbritannien und den USA sowie manchen ihrer Opponenten wie z.B. Nordkorea oder Syrien.

Militarismus als kultureller Stil

Militarismus als kultureller Stil ist geprägt von der übertriebenen Wertschätzung militärischer Hierarchien, Waffen, Orden, Uniformen (die bei gesellschaftlichen Anlässen den Frack bzw. Schwarzen Anzug ersetzen können), Paraden, Mythen, Rituale (z.B. des Stechschritts) und vom Muster von Befehl und Gehorsam. Oftmals werden Gewaltanwendung (wie im Krieg) und damit einhergehende Bewusstseinszustände und Emotionen glorifiziert (z.B. bei Ernst Jünger) und erscheinen als Heldenverehrung. Der Soldat wird zum Rollenmodell für die Gesellschaft (Der Soldat, der Soldat | ist der erste Mann im Staat) und entwickelt den entsprechenden Dünkel. Eine Übertragung militärischer Prinzipien auf die Zivilgesellschaft wird angestrebt bzw. hat stattgefunden. Beispiele für eine derartig geprägte Gesellschaftsordnung sind z.B. der Wilhelminismus und der Nationalsozialismus (wo sogar die militärfeindliche und eher ordensorientierte SS ihre Kriegs- und Nachkriegslegitimation am stärksten aus der "Waffen-SS" bezog).

Hier wird darauf hingewiesen, dass außerordentlich militaristische Staaten wie das Preußen gerade unter dem "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. gar nicht (allerdings später unter Friedrich II. doch) oder wie das Deutsche Reich 1871-1914 "wenig" Krieg führten, indes Gesellschaften, in denen das Militär kein Vorbild war (die USA, Frankreich) zahlreiche Kriege forcierten (zivilistisch aber bellizistisch waren). Das Dritte Reich hingegen pflegte einen Militarismus, der damit endete, dass Deutschland die Welt mit Kriegen und Leid überzog und schändlich unterging, weshalb bei der Bundeswehr heute in diesen Fragen - sogar im Europavergleich - große Zurückhaltung herrscht (keine Militärparaden, erst seit kurzem wieder öffentliche Gelöbnisse, zivile Rhetorik).

Literatur

  • Weil, Bernd A.: General Dr. von Staat. Zum Verhältnis von Militär und Politik zwischen 1919 und 1945. Frankfurt am Main 1985