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Amtssprache | Lettisch | ||||
Hauptstadt | Rīga | ||||
Staatsform | Parlamentarische Demokratie | ||||
Staatspräsident | Vaira Vīķe-Freiberga | ||||
Ministerpräsident | Aigars Kalvītis | ||||
Fläche | 64.589 km² | ||||
Einwohnerzahl | 2.317.454 (1. 1. 2004) | ||||
Bevölkerungsdichte | 37 Einwohner pro km2 | ||||
Gründung | 18. November 1918 | ||||
Währung | Lats | ||||
Zeitzone | UTC+2 | ||||
Nationalhymne | Dievs, svēti Latviju ("Gott, segne Lettland!") | ||||
Kfz-Kennzeichen | LV | ||||
Internet TLD | .lv | ||||
Vorwahl | +371 | ||||
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Lettland (lettisch Latvija) besteht aus den vier historischen Regionen Kurland (Kurzeme) im Südwesten, Livland (Vidzeme) im Nordwesten, Semgallen (Zemgale) im Nordosten und Lettgallen (Latgale) im Südosten, und liegt in Nordeuropa, im Zentrum des Baltikums. Lettland grenzt im Süden an Litauen, im Osten an Weißrussland und Russland, im Norden an Estland und im Westen an die Ostsee. Lettland ist etwas kleiner als Bayern.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Lettlands
Politik
Lettland ist nach der Entscheidung auf dem EU-Gipfeltreffen am 13. Dezember 2002 in Kopenhagen zum 1. Mai 2004 mit neun weiteren ost-, mittel-, nordost- und südosteuropäischen Staaten in die Europäische Union aufgenommen worden. In einem Referendum am 20. September 2003 stimmte die wahlberechtigte lettische Bevölkerung diesem Vorhaben mit knapp 67% zu. Im Zuge der NATO-Osterweiterung wurde Lettland Mitglied der NATO.
Siehe auch: Liste der politischen Parteien in Lettland
Verwaltungsgliederung
Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Lettlands
Wichtige Städte
- Riga
- Daugavpils (Dünaburg)
- Liepāja (Libau)
- Ventspils (Windau)
- Jelgava (Mitau)
Siehe auch: Liste der Städte in Lettland
Geographie

Lettland ist hauptsächlich ein bewaldetes (40% der Fläche) Moränen-Hügelland mit zahlreichen Seen und einer langen wenig gegliederten Küstenebene. Neben Hirschen, Rehen und Füchsen kommen auch Elche, Wölfe und Biber vor.

Wirtschaft
BIP
Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts Lettlands liegt seit der Überwindung der Russlandkrise (also ab 2000) stets über 6 %, 2004 waren es 8,5 %. Das war die höchste Wachstumsrate aller EU-Staaten. Das BIP belief sich für 2004 auf knapp 11 Mrd. €, das sind pro Kopf 4.742 € und damit (in Euro gerechnet) das Dreifache des Wertes von 1995. Dennoch liegt Lettland damit auf dem letzten Rang in der EU (zum Vergleich: Deutschland 26.400 €) - der Aufholbedarf ist also weiterhin groß.
Direktinvestitionen
Die Summe der ausländischen Direktinvestitionen belief sich bis zur Jahresmitte 2004 auf 3,1 Mrd. €. Deutschland belegt mit Gesamtinvestitionen von 435 Mio. Euro (I. Quartal 2004; =15%) den ersten Rang vor Schweden, Finnland, Dänemark, Norwegen und den USA. Diese Position begründet sich ganz wesentlich in der Expansion der Nord/LB auch nach Lettland (eigene Tochter). Daneben sind folgende Unternehmen große Investoren in Lettland:
- Telekommunikation: TeliaSonera (S/SF, Anteile an Lattelekom und LMT (Mobilfunk)), Tele2 (S)
- Energie: Ruhrgas/eon und Gazprom (D und RU/Anteile an Latvijas Gaze), Den Norske Stats (N/Erdöl (Statoil)), Shell (UK-NL/ Erdöl), Transneftegaz (RU/Erdöl), Nefte (SF/ Erdöl)
- Bankwesen: SEB (S/ Anteile an Unibanka), Hansabanka (EE-SF), Vereins- und Westbank (D)
- Immobilien und Einzelhandel: LinstowWarner (N/Immobilien), Preatoni Group (I/ u.a. Domina Hotels), Polarbek (USA/ Radisson Hotel), Stockmann (SF), Kesko (SF)
- diverse: Rinzai (HKG-SGP/ Acot Industries (Modellbau aus Metall)), SAS (S/DK; Anteile an airbaltic)
Währung und Preise
Die nationale Währung Lettlands ist der Lats (int. Kürzel LVL), der ab März 1993 eingeführt wurde und die Übergangswährung der lettischen Rubel ablöste, die ein Jahr lag in Umlauf gewesen waren. Ein Lats sind 100 Santimi. (siehe dort)
Die Preisentwicklung in Lettland ist seit der wirtschaftlichen Depression (Russlandkrise 1998/99) moderat, lag aber stets höher als in den Nachbarstaaten Estland und Litauen mit Inflationsraten zwischen 2,5 - 3 %. Mit dem EU-Beitritt und durch starkes Wirtschaftswachstum hat sie sich deutlich erhöht und lag für 2004 bei 6,2 %.
Staatsbudget und -defizit
Das Staatsbudget lag 2004 bei 3,9 Mrd. Euro, das Defizit bei 162 Mio. Euro, das sind 1,5 % des BIP. Den wechselnden Regierungen ist es somit gelungen (unterstützt vom starken Wirtschaftswachstum) die Neuverschuldung, die 1999 auf dem Höhepunkt der Russlandkrise noch bei 8,3 % des BIP gelegen hatte, kontinuierlich zu verringern.
Außenhandel
Die Ausfuhren beliefen sich 2004 auf gut 3,15 Mrd. Euro, die Einfuhren auf gut 5,7 Mrd. Euro. Das Defizit in der Handelsbilanz beträgt damit beachtliche 2,55 Mrd. Euro, das sind gut 80 % des Exportwertes oder bald ein Viertel des BIP. Durch positive Bilanzen bei Dienstleistungen sowie bei Direktinvestitionen und sonstigen Transferleistungen reduziert sich dieses Defizit in der Zahlungsbilanz zwar, bleibt aber bei knapp 1.350 Mrd. Euro weiterhin hoch bzw. hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt. Insgesamt hat sich der Außenhandel in gut vier Jahren verdoppelt. 2004 hat sich insbesondere der Warenaustausch mit den unmittelbaren Nachbarstaaten (Estland, Litauen, Russland, Belarus, Polen) intensiviert. Hauptexportländer sind (2004) Großbritannien (13 %), Deutschland (12 %) und Schweden (10 %), Hauptexportprodukte Holz und Holzprodukte (über 30 % der Exporte), Metalle und Metallprodukte (14 %) sowie Textilien (11 %). Hauptimportländer sind Deutschland (14,5 %), Litauen (12,5 %) und Russland (9 %), Hauptimportgüter Maschinen und Elektrogeräte (20 %), Mineralprodukte (v.a. Erdöl, 13 %) und Fahrzeuge (11 %).
Produktionszweige
Das verarbeitende Gewerbe trägt ein Viertel zum BIP Lettlands bei. Wichtige Industriezweige sind:
- Maschinen- und Fahrzeugbau: Waggons, Omnibusse, Waschmaschinen
- Nahrungsmittelindustrie
- Metalle und Metallprodukte
- Textilindustrie
- Holzverarbeitung und Papier
- Dünger
Siehe auch: Tourismus in Lettland
Energie
Lettland erzeugt Elektrizität zu gut zwei Dritteln aus Wasserkraft, die aus drei Wasserkraftwerken an der Daugava stammt. Die restliche selbst erzeugte Elektrizität stammt aus zwei großen Verbrennungskraftwerken bei Riga (TEC-1 und TEC-2), die ein Gemisch aus Schweröl, Gas und Torf verbrennen. Torf ist (neben Holz) der einzige primäre Brennstoff, den Lettland selbst produziert, und trägt gut ein Fünftel der Energie aus fossilen Brennstoffen bei. Erdöl, Erdgas und Kohle müssen zur Gänze (meist aus Russland) importiert werden. 40 % des Energiebedarfs wird aus Estland und Litauen (Atomstrom aus Ignalina) importiert. Die deutsche Firma Preußen Elektra hat zwar bereits 1995 einen großen Windpark bei Liepaja errichtet, doch ist die Einspeisung von Windenergie noch vernachlässigbar gering.
Neben dem eigenen Energieverbrauch ist Lettland auch ein bedeutendes Transitland für Energie. Von Polock in Belarus verlaufen zwei Erdöl-Pipelines nach Ventspils an der Ostsee sowie eine über lettisches Territorium nach Mažeikiai in Litauen. Betreiber ist das lettisch-russische Joint-Venture LatRosTrans. Die Endstation der Pipeline, Ventspils, ist (noch) der größte Verladehafen für Erdöl und Erdölprodukte in der Ostsee. Allerdings hat Russlands staatliches Öltransportunternehmen Transneft, das auch an LatRosTrans beteiligt ist (siehe Direktinvestitionen), aus wirtschaftspolitischen Gründen seit 2003 die Pipeline trocken gelegt, um eigene Ölhäfen in Russland (Primorsk bei St. Petersburg, Kaliningrad) zu bevorzugen. Der Ersatztransport über die Schiene konnte diesen Verlust naturgemäß nicht auffangen.
Verkehr
Das Verkehrsnetz ist gut ausgebaut. Zentrum des Verkehrsnetzes ist die Hauptstadt Riga.
Eisenbahn
Die Eisenbahn hat in den letzten zehn Jahren einen massiven Rückgang im Personenverkehr hinnehmen müssen. Größte Bahngesellschaft ist die LDZ (Latvijas Dzelzceli). Von großer Bedeutung ist aber nach wie vor der Schienengüterverkehr zu den Häfen, der S-Bahn-ähnliche Vorortverkehr mit Elektrotriebzügen im Großraum Riga, der Personenfernverkehr von Riga nach Daugavpils sowie von Riga nach Vilnius, Kaunas, Minsk, Moskau und Sankt Petersburg.
Flugverkehr
Größter Flughafen ist derjenige von Riga. Hier ist der Sitz der wichtigsten Fluggesellschaft Baltic International mit Verbindungen nach Skandinavien und Mitteleuropa sowie ins übrige Baltikum.
Straße
Lettland besitzt ein von Riga sternförmig ausgehendes Fernstraßennetz, das in Hauptstadtnähe autobahnähnlich ausgebaut ist. Von Bedeutung ist die Via Baltica, welche Lettland von Nord nach Süd über Riga durchquert.
Schifffahrt
Neben Straße und Eisenbahn spielt die Schifffahrt auf der Ostsee eine große Rolle. Hochseehäfen befinden sich in Rīga, Ventspils und Liepaja. Es verkehren viele Fähren über die Ostsee nach Skandinavien und nach Deutschland. Daneben wird Binnenschifffahrt auf der Düna betrieben.
Bevölkerung
Im Jahre 2001 betrug die Bevölkerung 2.385.231 Menschen. Davon waren 59% Letten, 29% Russen, 4% Weißrussen, 3% Ukrainer, 2,5% Polen, 1% Litauer und 1,5% sonstige (darunter Esten, Deutsche und wenige Liven).
1935 | 1959 | 1970 | 1979 | 1989 | 2001 | |||||||
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Ethnische Herkunft | Anzahl | Prozent | Anzahl | Prozent | Anzahl | Prozent | Anzahl | Prozent | Anzahl | Prozent | Prozent | |
Letten | 1 467,0 | 77,0 | 1 297,9 | 62,0 | 1 341,8 | 56,8 | 1 344,1 | 54,0 | 1 387,8 | 52,0 | 59,0 | |
Russen | 168,3 | 8,8 | 556,4 | 26,6 | 704,6 | 29,8 | 821,5 | 32,8 | 905,5 | 34,0 | 29,0 | |
Juden | 93,4 | 4,9 | 36,6 | 1,7 | 36,7 | 1,6 | 28,3 | 1,1 | 22,9 | 0,9 | 0,6 | |
Deutsche | 62,1 | 3,3 | 1,6 | 0,1 | 5,4 | 0,2 | 3,3 | 0,1 | 3,8 | 0,1 | 0,1 | |
Polen | 48,6 | 2,6 | 59,8 | 2,9 | 63,0 | 2,7 | 62,7 | 2,5 | 60,4 | 2,3 | 2,5 | |
Weißrussen | 26,8 | 1,4 | 61,6 | 2,9 | 94,7 | 4,0 | 111,5 | 4,5 | 119,7 | 4,5 | 4,0 | |
Litauer | 22,8 | 1,2 | 32,4 | 1,5 | 40,6 | 1,7 | 37,8 | 1,5 | 34,6 | 1,3 | 1,0 | |
Esten | 6,9 | 0,4 | 4,6 | 0,2 | 4,3 | 0,2 | 3,7 | 0,1 | 3,3 | 0,1 | 0,1 | |
Roma | 3,8 | 0,2 | 4,3 | 0,2 | 5,4 | 0,2 | 6,1 | 0,2 | 7,0 | 0,3 | 0,3 | |
Ukrainer | 1,8 | 0,1 | 29,4 | 1,4 | 53,5 | 2,3 | 66,7 | 2,7 | 92,1 | 3,4 | 3,0 | |
Tataren | -- | 0,0 | 1,8 | 0,1 | 2,7 | 0,1 | 3,8 | 0,2 | 4,8 | 0,2 | 0,1 | |
Gesamt | 1.901,5 | 100,0 | 2.086,4 | 100,0 | 2.352,7 | 100,0 | 2.489,5 | 100,0 | 2.641,9 | 100,0 | 100,0 |
Kultur und Gesellschaft
Lettland wird kulturell vor allem nordeuropäisch beeinflusst. Die Altstädte weisen die typischen im Raum der Hanse verbreiteten Elemente auf. Auch die aktuelle lettische Kultur besitzt vielfache Beziehungen zum schwedischen und finnischen, vor allem aber zum norddeutschen Kulturraum.
Neben der lettischen Mehrheitsbevölkerung (55,8%) gibt es eine starke russische Minderheit (32,3%), und kleine, meist russischsprachige Gruppen wie Weißrussen (3,9%) und Ukrainer (3,5%), sowie Polen (2,2%) und Litauer (1,3%) (FAZ vom 28. April 2004). Dazu kommt die Minderheit der ca. 1500 Liven, vor allem in Riga und einigen Küstendörfern (siehe auch Livische Sprache, Kurland). Insbesondere die seit Jahren andauernde systematische Diskriminierung der russischen Minderheit ist immer wieder Gegenstand von Konflikten, da deren Angehörigen nach Lettlands Unabhängigkeit die lettische Staatsbürgerschaft verweigert wurde. Das spezielle Einbürgerungsverfahren, dem sich große Teile der Minderheit bis zuletzt nicht stellen durften, umfasst unter anderem einen Sprachtest und Examen in lettischer Geschichte und Verfassung. Das gilt auch für die, die schon seit Jahrzehnten in Lettland leben oder gar dort geboren wurden. Dadurch sind die meisten keine lettischen Staatsbürger und haben folglich auch kein Wahlrecht. Ein signifikanter Teil der Bevölkerung Lettlands ist damit von der demokratischen Beteiligung ausgeschlossen.
Die Religion ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch, außer im mehrheitlich katholischen Lettgallen; die Zahl regelmäßiger Kirchenbesucher ist jedoch heute extrem gering, vermutlich eine der niedrigsten in Europa. Die lettische lutherische Kirche ist sehr konservativ und lehnt Frauen als Pfarrer ab. Damit begibt sie sich in eine gegensätzliche Position zu der lettischen Exil-Kirche zum Beispiel in Schweden. In der Folklore spielen auch die Vorstellungen und Lieder der altlettischen Religion noch eine große Rolle.
Der wichtigste Feiertag in Lettland ist Jānis (der Johannistag) am 23. Juni, um den sich viele alte Bräuche ranken.
Lettland ist besonders bekannt für seine Volksmusik-Kultur. Von den typischen Dainas — meist vierzeiligen, nicht gereimten Lieder zu allen nur erdenklichen Themen von der Mythologie bis zu den Niederungen des Alltags — sind inzwischen über eine Million gesammelt worden, was im Verhältnis zur Bevölkerungszahl Weltspitze sein dürfte. Die Niederschrift dieser bis dahin mündlichen Überlieferung wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Krišjānis Barons begonnen; sein eigens dafür gefertigter Daina-Schrank gilt heute als eine Art Nationalheiligtum.
In Rīga (während der Sowjetzeit an verschiedenen Orten im Ausland) findet alle fünf Jahre ein großes Sängerfest statt, an dem mehrere tausend lettische, exil-lettische und internationale Chöre teilnehmen.
Wie bei den meisten sehr kleinen Völkern findet sich auch bei den Letten ein sehr ausgeprägter Patriotismus.
Wie auch in Estland war die Stadtkultur und der Großgrundbesitz deutschsprachig - und damit auch für Jahrhunderte die Intelligenz des Landes. Während des Zweiten Weltkrieges wurde diese Minderheit nach einem Abkommen zwischen Hitlerdeutschland und dem schon unter sowjetischer Kontrolle stehenden Lettland ausgesiedelt. Ebensowenig ist die kulturell bedeutende jüdisch-jiddische Minderheit im öffentlichen Leben mehr existent (siehe auch unter Jiddische Sprache).
Sport
Durch den langen Winter spielt der Lette gerne Eishockey. Im Sommer Basketball. Siehe auch: Fußball in Lettland
Besonderes
In Lettland stand nach Ansicht einiger Forscher im Jahre 1510 der erste Weihnachtsbaum der Welt. Andere legen diese Erfindung jedoch ins elsässische Straßburg.