Heinrich Fries (* 31. Dezember 1911 in Mannheim; † 19. November 1998 in München) war einer der engagiertesten römisch-katholischen Theologen der Ökumenischen Bewegung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Leben
Heinrich Fries, Professor für Fundamentaltheologie und ökumenische Theologie an der Universität München, setzte sich als Theologe wie durch sein Mitwirken in der ökumenischen Una-Sancta-Bewegung unablässig für die Einheit der Christen ein.
Als ältestes Kind einer Handwerkerfamilie wuchs Fries in Oedheim, Kreis Heilbronn, auf. Nach der Lateinschule in Neuenstadt und dem Gymnasium in Rottweil, studierte er in Tübingen Kath. Theologie. 1936 wurde er zum Priester geweiht. Danach war er Vikar in Stuttgart, später Vikar in Tübingen und Umgebung, zugleich Repetent für das Tübinger Theologenkonvikt.
Fries promovierte über die Religionsphilosophie John Henry Newmans und wurde 1946 Dozent an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Nach Habilitation über die Religionsphilosphie der Gegenwart wurde er dort 1950 Professor für Fundamentaltheologie. 1958 berief ihn die Universität München auf ihren Lehrstuhl für Kath. Fundamentaltheologie. Hier gründete er 1964 das Institut für Ökumenische Theologie. In Prof. Wolfhart Pannenberg an der 1967 eingerichteten Evangelisch-Theologische Fakultät München fand er einen kongenialen Gesprächspartner für die wissenschaftliche Diskussion wie für die Ausbildung der Studenten in ökumenischen Fragen.
Nachdem Fries 1963 die Anfrage Kardinal Döpfners noch bescheiden abgelehnt hatte, ihn als Konzilstheologe beim Zweiten Vatikanum zu begleiten, engagierte er sich danach umso mehr für die Rezeption, Aufarbeitung und Umsetzung der dort beschlossenen theologischen Impulse und Aufbrüche. Aktiv und Weichen stellend wirkte er mit bei der Würzburger Synode der Bistümer in der Bundesrepubik Deutschland (1971-1975); hier vor allem im Beschluß über die pastorale Zusammenarbeit der Kirchen im Dienst an der christlichen Einheit.
Für Wirbel und Ärger sorgte das "Ämtermemorandum" der Arbeitgemeinschaft der Ökumenischen Institute von 1973, das durch Fries' Vorarbeit ausgelöst und von ihm mitunterzeichnet war. Nach vergleichender Diskussion des theologischen Amtsverständnis der Kirchen befand es, "dass einer gegenseitigen Anerkennung der Ämter theologisch nichts Entscheidendes mehr im Wege steht" und damit auch "ein hauptsächliches Hindernis für die Abendmahlsgemeinschaft überwunden" wäre. [1]
Nach seiner Emeritierung 1979 setzte er den engagierten theologischen Dialog fort. Nachhaltig für die ökumenische Theologie wirkte besonders das 1982 zusammen mit Karl Rahner verfasste Buch “Einigung der Kirchen – reale Möglichkeit“, ein ökumenisches Manifest, das unter bestimmten Bedingungen einen gangbaren Weg skizziert, wie die verschiedenen Kirchen ohne Aufgabe Ihres spezifischen Bekenntnisses eine Kirche in versöhnter Verschiedenheit werden können.
In der Kirchengemeinde St. Philippus, München, blieb er als Prediger und Förderer der Kirchenmusik geschätzt. Heinrich Fries verstarb am 19.11.1998 in München. Im Familiengrab auf dem Friedhof in Oedheim wurde er beigesetzt.
Fries ist angeeckt und hat Widerspruch gefunden. Vertrauen und Toleranz entwickeln, aber auch Spannungen aushalten können, das empfahl Heinrich Fries den christlichen Konfessionen auf ihrem Weg zueinander. Dies blieb auch seine persönliche Haltung über sein „Leiden an der Kirche“ (Freiburg, 1989) hinaus. Kardinal Walter Kasper, sein damaliger Heimatbischof, bezeichnete ihn als „Hoffnungsträger für eine künftige versöhnte Einheit der Kirchen“. [2]. Trotz mancher Unbeweglichkeiten und Enge der eigenen Kirche hat er nicht resigniert, sondern die Kirche zu immer neuen Aufbrüchen fähig erachtet.
Werk und Werke
Die Bibliographie von Heinrich Fries weist an die 60 Bücher und mehr als 1200 Aufsätze aus seiner Feder aus. Die Buchveröffentlichungen umfassen das Fach Fundamental-Theologie in seiner ganzen Breite. Viele seiner Werke wurden in fast alle wichtigen europäischen Sprachen übersetzt. Eine Zusammenfassung seines Lebenswerks legte Heinrich Fries in seinem großen Buch „Fundamentaltheologie” (Graz 1985) vor, das die Frucht seiner Lehre und Forschung umreißt.
Fries wollte die Ergebnisse seiner Glaubensreflexion für all jene fruchtbar machen, die den Glauben vor den Fragen unserer Zeit rational verantworten wollen, die sich mit einer nur traditionellen Gläubigkeit nicht mehr zufrieden geben können — Menschen, denen die Kirche oft eher ein Ärgernis als eine Hilfe zum Glauben darstellt. Diese fragenden, verunsicherten aber doch glaubenswilligen Menschen unserer Zeit sind neben den Fachtheologen die Hauptadressaten seiner Theologie. Um von ihnen verstanden zu werden, schrieb er so, dass sie es verstehen können. Zahlreiche Bücher, die sich an ein breites Publikum wenden, enthalten seine Artikel oder Predigten.
Das zentrale Thema von Heinrich Fries ist die Frage nach dem GLAUBEN: Glaube, der dem Menschen die Möglichkeit gibt, zu seiner Lebensfülle zu kommen, Glaube, der nicht als ein Gewicht ertragen werden muss, sondern dem Menschen hilft, zu dem zu finden, was sein Glück ausmacht.
Ein zweiter großer Aspekt ist die Frage der KIRCHE. Fries stand stets für eine menschenfreundliche und dialogfähige Kirche. Sein erstes Buch „Die Kirche als Anwalt des Menschen” (Stuttgart 1954) zeigte früh dieses Leitmotiv: Dem Menschen in seiner Hoffnung, aber auch in seiner Zukunftsangst, muss eine Antwort gegeben werden. Sein Frage hieß: Wie muss eine Kirche aussehen, dass sie diese zu geben vermag?
In diesem Zusammenhang steht auch sein drittes Anliegen: die ÖKUMENE, die Einheit der christlichen Kirchen. Heinrich Fries hat unter dem Skandal der Spaltung der Christenheit gelitten und schon früh die ökumenische Aufgabe als dringende Existenzfrage für das Christentum und die Kirche erkannt.
WERKAUSWAHL:
- Die Religionsphilosophie Newmans, Stuttgart 1948
- Kirche als Anwalt des Menschen, Stuttgart 1954
- Einigung der Kirchen - Reale Möglichkeit (gemeinsam mit Karl Rahner), Freiburg 1983
- Fundamentaltheologie. Styria Verlag, Graz 1985
- Abschied von Gott?, Freiburg 1968, 8. Auflage 1985, Neubearbeitung 1991
- Streiten für die eine Kirche (mit Otto Hermann Pesch), München 1987
- Es bleibt die Hoffnung. Kirchenerfahrungen, Zürich 1991.
- Vor der Entscheidung: Werden die Kirchen überflüssig?, Graz 1995
Literatur
- Peter Neuner: Heinrich Fries. 1911-1998. Ein Leben im Dienst der Ökumene. Weißenhorn: Konrad, 1999 (Heft, 29 Seiten)
- Johannes Brosseder, Heinrich Fries (1911-1998) - Die Kirche und die Kirchen. in: Hubert Brosseder (Hrsg.), Denker im Glauben. Theologischer Wegbereiter ins 21. Jahrhundert, München 2001, (S. 40-60)
- Prof. Dr. Heinrich Fries. In: Thomas Seitz (Hrsg.): Oedheimer Hefte, Nr. 3. 2. Auflage. Eigenverlag Thomas Seitz, Oedheim 2007.
- Norbert Göttler: Heinrich Fries - Brückenbauer zwischen Kirche und Welt. in: Stephan Pauly (Hrsg.), Theologen unserer Zeit. Stuttgart 1997. (Artikel als Sonderdruck 2007 nachbearbeitet von Peter Seitz, Kath. Dekanat Heilbronn-Neckarsulm)
- Felten, Engelbert, Fundamentaltheologie im Übergang – Die Ekklesiologie der transzendentalen Fundamentaltheologie: Heinrich Fries. in: Engelbert Felten, Die Sicht der Kirche. Trier 1996, (S. 4 – 128)
Weblinks
- Vollständige Bibliografie
- Der RAHNER-FRIES-PLAN und seine Rezeption in der reformatorischen Theologie
- Vorlage:PND
Personendaten | |
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NAME | Fries, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher römisch-katholischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 31. Dezember 1911 |
GEBURTSORT | Mannheim |
STERBEDATUM | 19. November 1998 |
STERBEORT | München |