Arbeitslosigkeit
Als Arbeitslosigkeit, korrekter Erwerbslosigkeit, bezeichnet man das Fehlen einer bezahlten Tätigkeit obwohl diese angestrebt wird. Grob gesprochen ist jemand arbeitslos (oder in Arbeitslosigkeit), wenn er keine regelmäßigen Einkünfte aufgrund regelmäßiger Arbeit hat.
Die Arbeitslosigkeit lässt sich unterscheiden in:
- Friktionelle Arbeitslosigkeit: Sucharbeitslosigkeit bei Verlust einer Arbeitsstelle wegen Kündigung, Geschäftsaufgabe oder Konkurs.
- Strukturelle Arbeitslosigkeit: Es sind freie Stellen vorhanden. Diese sind aber aufgrund von unpassender Qualifikation, zu hohen Lohnkosten, Inflexibilität oder besserer Lage in Arbeitslosigkeit nicht besetzt.
- Saisonale Arbeitslosigkeit: Manche Industrien (bzw. deren Bedarf), wie z.B. Erdbeerernte, sind stark von der Jahreszeit oder in anderer Weise zeitlich abhängig und ändern die Zahl ihrer Mitarbeiter entsprechend.
- Konjunkturelle Arbeitslosigkeit: Mit der Schwankung in einer Region erzeugter Produkte ändert sich (aus Kostengründen) der Bedarf an Arbeitern.
Lediglich die friktionelle Arbeitslosigkeit ist unvermeidbar. Die restlichen Arbeitslosigkeiten entstehen der klassischen Wirtschaftstheorie nach dadurch, dass Angebot und Nachfrage von Arbeit keinen Ausgleich durch flexible Löhne und Gehälter finden: Beispielsweise erwartet man in Zeiten schwacher Konjunktur, dass (1) Arbeit zunächst weniger nachgefragt wird, (2) die Löhne entsprechend sinken und (3) schließlich wieder Beschäftigung auf niedrigerem Lohnniveau herrscht. Tatsächlich aber steigen die Löhne nur weniger schnell an, gehen aber nicht zurück. Dadurch wird Arbeit überteuert und, so die klassische Wirtschaftstheorie, weniger nachgefragt.
Die Aussagekraft der Arbeitslosenquote ist immer wieder umstritten. Insbesondere die Frage, ob als arbeitslos diejenigen gezählt werden, die arbeitslos gemeldet sind, oder nur diejenigen aus dieser Gruppe, die wirklich eine Arbeit anstreben und nicht aus anderen Gründen "formal" arbeitslos gemeldet sind. Wie hoch die zahlenmäßige Differenz zwischen beiden Gruppen ist, ist natürlich nicht objektiv feststellbar und daher beliebtes Sujet der politischen Auseinandersetzung.
Rechtlich ist arbeitslos, wer Arbeit sucht und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen zum Beispiel:
- Erwerbslose in Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen
- Erwerbslose in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
- Erwerbslose, die bei Personal-Service-Argenturen (PSAs) beschäftigt sind
Die Politik kann die Arbeitslosenquote kurzfristig drücken, indem sie Geldmittel für ABM-Maßnahmen, PSAs oder Fortbildungen bereitstellt. Diese Gestaltungsmöglichkeit wurde in der Vergangenheit insbesondere vor Wahlen gerne genutzt.
Für manche scheint der Anteil von Beschäftigten an der Gesamtbevölkerung ein Maß zu sein, das nicht manipulierbar ist.
Aktuelle Zahlen: Arbeitslosenquote in Deutschland für November 2003
Bundesland Erwerbslose Erwerbslosenquote Sachsen-Anhalt 250.997 19,3 Mecklenburg-Vorpommern 169.334 18,9 Brandenburg 236.982 17,7 Berlin 291.879 17,3 Sachsen 373.162 16,6 Thüringen 196.355 15,6 Bremen 40.540 12,7 Nordrhein-Westfalen 862.611 9,8 Hamburg 84.496 9,7 Schleswig-Holstein 134.058 9,6 Niedersachsen 357.193 9,0 Saarland 44.877 8,9 Hessen 238.405 7,7 Rheinland-Pfalz 146.972 7,3 Bayern 424.856 6,6 Baden-Württemberg 331.778 6,0 Deutschland gesamt 4.184.498 10,0 alte Bundesländer 2.665.786 8,1 neue Bundesländer 1.518.712 17,4
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit
Bedeutung der Arbeitslosigkeit
Die Diskussionen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit münden lediglich darin, wie man mehr Arbeitsplätze schaffen kann. Für viele erscheint dies lächerlich, da die Unternehmen immer mehr Menschen entlassen, zum Teil durch die technische Möglichkeit, Arbeitsplätze einzusparen. Hier wären Fragen zu drei Themen zu erwägen:
- Welche Verantwortung hat das Unternehmen für die entlassenen Menschen?
- Wie können Menschen ohne Arbeit trotzdem gut leben?
- Wohin gehen die Gewinne der Unternehmen oder wie wurden sie in den wirtschaftlich guten Zeiten verwendet?
Andere appellieren an die Verantwortung von Gewerkschaften und Arbeitnehmern:
- Ist es wirklich sinnvoll, stets höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten durchzusetzen, die den Rationalisierungsdruck in den Unternehmen immer weiter erhöhen?
- Sind Kündigungsschutzmaßnahmen angebracht, wenn sie dazu führen, dass neue Arbeitnehmer so spät als möglich eingestellt werden?
- Sollen steigende Sozialabgaben auch weiterhin zu höheren Arbeitskosten und damit zu mehr Entlassungen führen?
Verwandte Themen: Arbeitsmarkt, Sozialrecht, Hartz-Konzept, Agenda 2010, Armut, Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, New Work
Weblinks
- http://www.arbeitsamt.de
- http://www.arbeitslosenverband.org/ - Arbeitslosenverband Deutschland e.V.
- Zum Alten Eisen (Verein für Arbeitsuchende ab 40)