Der Wingolfsbund ist Dachverband christlicher, farbentragender, nichtschlagender (die Mensur ablehnender) Studentenverbindungen. Zum Wingolfsbund gehören 35 Verbindungen an über 30 Universitäten in Deutschland, Österreich und Estland (Stand: Mai 2003). Der Wingolfsbund hat 43000 Mitglieder.
Der Wingolf pflegt freundschafliche Kontakte zum Falkensteinerbund in der Schweiz
Wahlspruch
Wahlspruch des Wingolfsbundes ist "Di henos panta" (griech.: Durch einen (Jesus Christus) alles). Ein weiteres Merkmal sind christliche Toleranz, das Bekenntnis zur Demokratie und Verfassungspatriotismus.
Wappen und Farben
Auf dem Wappen ist auf schwarz weißem Grund ein goldenes Jerusalemer Kreuz zu sehen.
Die Farben des Wingolfs sind schwarz-weiß-gold. Diese wurden, teilweise in geänderter Reihenfolge, von vielen insbesondere alten Wingolfsverbindungen übernommen
Wartburgfest
Alle Wingolfsverbindungen treffen sich alle zwei Jahre zum "Wartburgfest des Wingolfs" in Eisenach auf der Wartburg, wo Martin Luther die Bibel übersetzte.
Geschichte des Wingolfsbundes
Das Wort Wingolf stammt vom altnordischen Wort Vingolfr ab, das in der germanischen Mythologie einen Raum in Walhall - die Freundeshalle – bezeichnet.
Friedrich Gottlieb Klopstock griff dieses Wort auf. 1767 schrieb er seine Ode "An des Dichters Freunde" aus dem Jahre 1747 um in eine Liedfolge in germanischem Gewand unter dem Namen Wingolf. Das in Deutschland unbekannte Wort fasste er als Freundschaftsbund auf.
Christliche Studentenvereine in verschiedenen Universitätsstädten griffen um 1840 das Wort auf und nannten sich Wingolf. Die erste Wingolfsverbindung wurde 1841 in Bonn gegründet. Der Wingolfsbund wurde 1844 gegründet. Gründungmitglieder waren die Wingolfsverbindungen aus Bonn, Erlangen, Halle (Saale), Berlin und Marburg.
Die einzelnen Wingolfsverbindungen wurden im 19. Jahrhundert an Unversitätsstädten mit evangelischen Fakuläten durch Theologiestudenten gegründet. Der Wingolf aber war von Anfang an überkonfessionell. Katholische Studenten aber traten jedoch häufig katholischen Studentenverbindungen z.B. dem CV oder dem KV bei. Das galt insbesondere für katholische Theologiestudenten.
Mit Hilfe örtlicher Pfarrer, die Mitglieder des Wingolfs waren, konnten Wingolfsverbindungen an Technischen Hochschulen gegründet werden.
An der Universität Freiburg im Breisgau (die eine katholische theologische Fakultät, aber keine evangelische besitzt) gelang die Gründung einer Wingolfsverbindung erst 1911, in Würzburg 1932.
In Österreich konnte der Wingolfsbund, außer in Wien, an den traditionsreichen Unversitäten (etwa in Graz) nicht Fuß fassen.
Während der Zeit des Dritten Reiches haben sich die Wingolfsverbindungen und der Wingolfsbund, wie auch die anderen Studentenverbindungen, selber aufgelöst (vertagt). (Die Studenten wurden in NS-Kameradschaften organisiert).
Ab 1947 wurden die einzelnen Wingolfverbindungen und der Wingolfsbund in Westdeutschland und Wien wieder gegründet. In der DDR, wie auch in Polen, Frankreich und der UdSSR, war der Wingolf verboten. Die Tradition des Wartburgfestes wurde wieder aufgenommen. Es fand alle zwei Jahre an anderen Orten der Bundesrepublik Deutschland statt. Ihren Tiefpunkt erlebten die Verbindungen Anfang der 70er Jahre. Nach Neuorientierung konnten die Verbindungen wiederbelebt werden.
Nach der Wende in der DDR finden seit 1991 die Wartburgfeste wieder in Eisenach statt. Der Wingolf konnte an den traditionsreichen Universitäten wie der Universität Leipzig oder der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wiedergegründet werden.
Verbreitung
Es gibt Wingolfverbindungen in Deutschland, Österreich und Estland. Die Wingolfverbindung in Estland befindet sich in Dorpat. Die Wiederbelebung der Verbindungen in Frankreich, Polen und Russland ist aufgrund der Geschichte zur Zeit schwer möglich.
Bedeutende Wingolfiten
- Ernst Moritz Arndt, Dichter, Politiker und Patriot
- Konrad Duden
- Friedrich Wilhelm Raiffeisen
- Friedrich von Bodelschwingh
- Paul Schneider
- Paul Tillich
- Martin Kohlhaussen Ex-Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank
Literatur
- Hans Waitz: Geschichte des Wingolfs aus den Quellen mitgeteilt und dargestellt. 3. Auflage. Waitz, Darmstadt / Wingolfsverlag, Wolfratshausen 1926
- Joachim Bauer: Geschichte des Wingolfs 1830-1994. 5. Auflage. Verband Alter Wingolfiten, Gladbeck 1998
- Eva Gottschaldt: "Das ist die Tat unseres herrlichen Führers". Die christlichen Studentenverbindungen Wingolf und der Nationalsozialismus im Spiegel der Verbandspresse. Eine Dokumentation. Projekt Konservatismus und Wissenschaft, Marburg 1997 ISBN 3-926295-08-2