Adolf Merckle
Adolf Merckle (* 18. März 1934 in Dresden; † 5. Januar 2009 bei Blaubeuren) war ein deutscher Jurist, Investor, Unternehmer, Milliardär und der viertreichste Deutsche zu Lebzeiten.[1]
Leben
Adolf Merckle wurde am 18. März 1934 in Dresden in eine Unternehmerfamilie geboren. Sein Vater Ludwig führte die 1881 im böhmischen Aussig gegründete „Adolf Merckle en gros“ in der zweiten Generation; er hatte die Firma seines Vaters 1915 übernommen und erweiterte sie um zwei pharmazeutische Fabriken. Nach der Enteignung floh die Familie 1945 aus dem Sudetenland.[2] Ludwig Merckle baute die Merckle GmbH in Blaubeuren am Fuße der Schwäbischen Alb, der Heimat seiner Frau, wieder auf. Merckles Mutter stammte aus der Ravensburger Fabrikantenfamilie Spohn, einer Karosseriebaufirma, die vor allem mit ihren Fahrzeugaufbauten für Maybach-Luxusautomobile in Verbindung gebracht wurde.
Adolf Merckle arbeitete bis 1967 nach einem Studium der Rechtswissenschaft in Tübingen, Hamburg und Grenoble als Rechtsanwalt in Hamburg. Im Jahr 1967 erbte er von seinem Vater den Arzneimittelbetrieb in Blaubeuren. Der Betrieb beschäftigte damals 80 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 4 Mio. DM pro Jahr. Kurz nach dem Antritt des Erbes begann Merckle mit dem Ausbau des Pharmaunternehmens zu einem weit verzweigten Konzern. 1974 gründete er in Blaubeuren das heute in Ulm ansässige Unternehmen Ratiopharm, das Generika herstellt. 1991 führte er das Öko-Controlling ein. 1994 erfolgte unter ihm die Gründung der Phoenix Pharmahandel AG & Co. KG.
Sein Firmenimperium war breit aufgestellt. Vom Skilift im Kleinwalsertal bis zur ehemaligen fürstlichen Waffenschmiede der schwäbischen Hohenzollern verfügte er als Eigentümer der Merckle Unternehmensgruppe über ein umfangreiches Geflecht an Beteiligungen.
1994 erwarb er das 800 Hektar große Gut Hohen Luckow bei Rostock, das er aufwändig renovieren ließ. In dem Schloss waren die Teilnehmer der G8-Gipfels in Heiligendamm 2007 zu Gast.
Am Abend des 5. Januar 2009 wurde Adolf Merckle in der Nähe seines Wohnorts Blaubeuren von einem Zug erfasst und getötet. Ein Fremdverschulden konnte schon früh seitens der Polizei ausgeschlossen werden. Von der Familie wurde bestätigt, dass Merckle aufgrund der Finanzprobleme in seinem Unternehmensimperium den Freitod gewählt hat.[3]
Privates
Merckles Frau Ruth, geborene Holland, kommt aus der Ulmer Zement-Dynastie Schwenk/Schleicher. Zusammen haben sie drei Söhne (Ludwig, Philipp Daniel, Tobias) und eine Tochter (Jutta), die auf vielfältige Weise an der Firmengruppe beteiligt sind. Auch Ehefrau Ruth Merckle, eine gelernte Krankengymnastin, arbeitete bis 2002 in der Geschäftsführung des Unternehmens mit. Merckle war Mitglied der Sektion Ulm im Alpenverein und ging mit seiner Frau gerne zum Skifahren und (Extrem-)Bergsteigen: In jüngeren Jahren bezwang er zehn Sechstausender. Er war Mitglied der Tübinger Studentenverbindung A.V. Igel.
Laut Forbes-Liste war Merckle mit einem Vermögen von rund 12,8 Milliarden Dollar (Stand März 2008) der fünftreichste Deutsche. Schlüsselstellen seiner Firmen sind mit Personen aus seiner Familie besetzt. Trotz der Übergabe der Geschäfte an seinen Sohn Ludwig Merckle im Jahr 1997 blieb Adolf Merckle bis zu seinem Tod im Hintergrund tätig.
Fehlspekulationen
Ende Oktober 2008 verlor Merckle durch Fehlspekulationen mit Volkswagen-Aktien laut Medienberichten, die sich auf Finanzkreise berufen, bis zu einer Milliarde Euro.[4] Der Verlust beschränkt sich offenbar nicht auf Merckles Privatvermögen, der FAZ zufolge drohe auch die Illiquidität einer seiner Firmen. Merckle erwog den Verkauf von Ratiopharm,[5] um mit dem Erlös die Bilanz der HeidelbergCement AG zu stabilisieren.[6] Die Merckle Unternehmensgruppe hat laut Presseinformationen rund 16 Milliarden Euro Finanzschulden bei einem Gesamtumsatz von ca. 30 Milliarden Euro und 100.000 Mitarbeitern.[4]. Während Ernst Pfister, Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, noch am 18. November 2008 einen von Merckle gestellten Antrag auf Landesbürgschaft dementierte[7], ist offenbar ein Weg der Unterstützung seitens des Landes gefunden worden, der weniger schlecht der Öffentlichkeit zu vermitteln ist. Wie es heißt[8] ist eine Hilfe von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in Aussicht gestellt worden. Adolf Merckle setzte nach Informationen aus Branchenkreisen seine Gläubigerbanken unter Druck. Merckle drohte, seine Beteiligungsgesellschaft VEM Vermögensverwaltung in die Insolvenz gehen zu lassen, sollten die Kreditinstitute ihn nicht finanziell unterstützen (dpa-AFX und Ärztezeitung online vom 11. Dezember 2008).
siehe auch: Ratiopharm Fehlspekulationen
Auszeichnungen
Adolf Merckle wurde im Oktober 2005 vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet. Seit 2004 ist Merckle Träger des Sächsischen Verdienstordens, ebenso wurde er von den Universitäten Ulm und Tübingen mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet und war deren Ehrensenator.
Siehe auch
- Merckle Unternehmensgruppe
- Merckle
- ratiopharm
- VEM Gruppe
- Merckle (Begriffsklärung)
- Liste der reichsten Deutschen
Weblinks
- Manager Magazin: Der Pate aus Blaubeuren 14. Januar 2004
- Reuters Deutschland: STICHWORT-Die größten Firmen des Merckle-Familienimperiums 19. November 2008
- FAZ: Merckles Idylle liegt in Scherben 6. Dezember 2008
Einzelnachweise
- ↑ http://www.forbes.com/2007/03/07/billionaires-worlds-richest_07billionaires_cz_lk_af_0308billie_land.html
- ↑ FAZ: Merckles Idylle liegt in Scherben 6. Dezember 2008
- ↑ Milliardär Merckle tot – von Zug überrollt. In: Spiegel Online vom 6. Januar 2009
- ↑ a b Fehlspekulationen: Sanierungsfall Merckle. PZ-Nachrichten der Pharmazeutischen Zeitung vom 17. November 2008
- ↑ Susanne Preuß: Adolf Merckle verhandelt über Staatsbürgschaft in: FAZ.net vom 17.10.08
- ↑ Spekulationen um Ratiopharm. PZ-Nachrichten der Pharmazeutischen Zeitung vom 17. November 2008
- ↑ FAZ: Hilferufeines Milliardärs 19. November 2008
- ↑ Entscheidung: Landesbank hilft Merckle
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Merckle, Adolf |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Unternehmer |
| GEBURTSDATUM | 18. März 1934 |
| GEBURTSORT | Dresden |
| STERBEDATUM | 5. Januar 2009 |
| STERBEORT | Blaubeuren |