Iwan Fitschew

bulgarischer General
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Iwan Iwanow Fitschew (bulgarisch Иван Иванов Фичев; * 15. April 1860 in Tarnowo, † 18. November 1931 in Sofia) war ein bulgarischer General, Kriegsminister und Generalstabschef der Bulgarische Armee während des Ersten Balkankrieges. Unter seiner Leitung fanden die Eroberung von Adrianopel, Lüleburgaz und Kırklareli statt.

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Iwan Fitschew

Biographie

Iwan Fitschew wurde am 15. April 1860 in der alten Hauptstadt Bulgariens, Tarnowo geboren. Sein Großvater war der berühmte bulgarische Architekt in der Zeit der bulgarische nationalen Wiedergeburt Koljo Fitscheto. Zunächst lernt er in einer typische Zellenschule in Tarnowo. Später wechselte er in das elitäre Aprilow-Gymnasium in Gabrowo. Nach dessen Beendigung studierte er an das Robert College in Konstantinopel (heute Istanbul).

Während des Russisch-Türkischen Krieg von 1877-1878 nahm Fitschew als Freiwillige in der Zweiten Bulgarischen Landwehr teil. Wegen seiner gute Ausbildung wurde er von den Russen zunächst als Übersetzter des Militärkomandanten von Gabrowo, später als Übersetzter und Sekretär des russischen Gouverneurs von Tarnowo eingesetzt.

Nach der Befreiung Bulgariens von türkisch-osmanischen Herrschaft, tritt 1880 als „Junker“ (Kadett) der Militärschule in Sofia ein, die er 1882 mit dem Dienstgrad Leutnant beendete. Daraufhin wurde er in das 20 Warna-Bataillons einberufen. Am 30. August 1885 wurde er zum Oberleutnant ernannt.

Militärlaufbahn

Serbisch-Bulgarischer Krieg

Im Serbisch-Bulgarischen Krieg 1885 befehligte er die Zweite Kompanie des 5-en Donau Infanterie Regiments. Er nahm bei der erfolgreichen Verteidigung Widins gegen das serbische Militär am 12-16 November teil.

Am 01. Januar 1887 wurde zum Hauptmann ernannt. 1888 beendete er die Militärakademie in Torino (Reale Accademia di Savoja), Italien. 1892 wurde zum Major, 1899 zum Oberstleutnant, 1903 zum Oberst ernannt. Im Jahre 1900 wird er Mitglied der Bulgarische Literarische Gesellschaft (heute Bulgarische Akademie der Wissenschaften). Im Frühjahr wird er zum Befehlshaber des Zweiten Thrakien-Infanterie Regiments mit Stab in Plowdiw.

Balkankriege

Schon 1903 beschäftigte sich Fitschew im Hintergrund der „nationalen Vereinigung Bulgariens“ mit Pläne für einen zukünftigen Krieg gegen das Osmanische Reich. Dabei sollte zwei bulgarische Armeen für Makedonien, und drei für Thrakien aufgestellt werden. Ein Bulgarisch-Osmanischen Krieg, sollte angesichts der territorialen Ansprüche Griechenlands (s. Megali Idea) und Serbiens (s. Großserbien) ohne Verbündete durchgezogen werden. Dieser erste Plan war defensiv ausgerichtet und beinhaltete die mögliche Bewegungen und Stärke der osmanische Armee in Adrianopel (heute Edirne) und das Mariza-Tal. Aus diesem Hintergrund sollte das Rhodopengebirge als natürlicher Schutz genutzt werden[1].

1908 wird Fitschew zum Generalmajor ernannt. Im selben Jahr entwickelte er einen zweiten, jedoch offensiven Plan für einen Krieg mit dem Osmanischen Reich. Der neue Plan sah das Eindringen der Hauptkräfte, die Zweite und Dritte bulgarische Armee durch das Tundschatal in Ostthrakien Richtung Ägäis vor. Eine Westarmee sollte Richtung Makedonien vorstoßen und die dortige osmanische Kräfte in Kampfhandlungen verwickeln[1]. Die Umsetzung dieses Planes im Ersten Balkankrieg 1912-13, der jedoch gegen den Willen Fitschew mit Verbündete durchgeführt wurde, führte zu den schnellen Erfolg gegen das Osmanischen Reich in Ostthrakien Richtung Konstantinopel.

Seit 1910 bis bis zum Anfang des Zweiten Balkankrieg 1913 war Fitschew Chefs des Generalstabes der Bulgarischen Armee.

Während des Ersten Balkankrieges 1912-1913 befehligte er die bulgarischen Streitkräfte in Thrakien gegen das Osmanische Reich. Unter seiner Leitung wurden Adrianopel, Lüleburgaz, Kırklareli erobert. Die bulgarische Armee drang rasch bis zu Ägäis, Marmarameer und zu den Vororten von Konstantinopel vor. Als der bulgarische Angriff auf Konstantinopel bei Çatalca-Linie [2] misslingte, fiel Fitschew im Missgunst. Er nahm an den Verhandlungen und Unterzeichnung des Londoner Vertrages von 1913, der den Sieg über das Osmanische Reich besiedelte. Wegen Unstimmigkeiten mit dem bulgarischen Zaren Ferdinand I. und General Sawow, reichte Fitschew am 13. Mai 1913 seinen Rücktritt als Chefs des Generalstabes, der jedoch nicht abgenommen wurde.

Als der Zweite Balkankrieg ausbrach, reichte Fitschew aus Protest erneut seinen Rücktritt, der dieses mal angenommen wurde. Während der Friedensverhandlungen zur Beendigung des Krieges in Bukarest, Rumänien (s. Friede von Bukarest), leitete er die bulgarische Delegation[3]. Angesichts der Menschlichen und territorialen Verlusten die Bulgarien verkraften musste, sagte Fitschew am Tag der Unterzeichnung:

[...] dieser Tag ist der traurigste für die bulgarische Nation [...]

[4]

Erster Weltkrieg

Nach dem Ende des Zweiten Balkankrieges ist er erneut Chefs des Generalstabes. Am 14. Januar 1914 wird er zum Generalleutnant ernannt. Am 14. September 1914 wurde er zum Kriegsminister des Königreich Bulgarien ernannt[5]. Diese Position nimmt er bis zum 06. August 1915 wahr, kurz von dem Ende des Ersten Weltkrieges für Bulgarien. Nach dessen Beendigung und die Wiederaufnahme der Diplomatischen Beziehungen wurde er zum bulgarischen Botschafter in Bukarest ernannt.

Orden und Abzeichen

Bibliographie

Iwan Fitschew ist Autor von mehrere Bücher, hauptsächlich mit militärische Thematik, darunter:

  • Militärisch-geschichtlicher Abriss des Serbisch-Bulgarischen Krieg im 1885 (aus dem bulg. Военноисторически очерк за Българо-сръбската война през 1885 г.), 1888
  • Krieg in den Bergen (bulg. Планинска война), 1893
  • Taktik (bulg. Тактика) 1894
  • Das hohe Kommando während des Balkankrieges 1912, vom Anfang bis Çatalca (aus dem bulg. Висшето командуване през Балканската война 1912 г. от началото на войната до Чаталджа включително), 1927
  • Çatalca. Taktische Studien (aus dem bulg. Чаталджа. Тактическа студия), 1930
  • Der Balkankrieg 1912-1913. Erlebtes, aufgeschriebenes und Dokumenten (aus dem bulg. Балканската война 1912-1913. Преживелици, бележки и документи), 1940

Literatur

  • Edward J. Erickson: Defeat in Detail: The Ottoman Army in the Balkans, 1912-1913, Greenwood Publishing Group, 2003, S. 70-72 und S. 129-134, ISBN 9780275978884
  • Richard C. Hall: The Balkan Wars, 1912-1913: Prelude to the First World War, Routledge, 2000, ISBN 9780415229463
  • Georgi Markow: Bulgarien im Balkanbund gegen das Osmanische Reich 1912-1913 (aus dem bulg. България в Балканския съюз срещу Османската Империя, 1912-1913 г.), Verlag Nauka i izkustwo, Sofia, 1989

Einzelnachweise

  1. a b Edward J. Erickson, S. 70-72
  2. Edward J. Erickson: S. 129-134
  3. Simeon Radew, Traian Radew: Konferentsiiata V Bukuresht I Bukureshtkiiat Mir Ot 1913. (dt. Die Konferenz in Bukarest und der Frieden von Bukarest von 1913.) Tinapres, Sofia 1992, ISBN 9789548309011.
  4. Richard F. Hamilton, Holger H. Herwig: The Origins of World War I, Cambridge University Press, 2003, S. 396, ISBN 0521817358, 9780521817356
  5. Walkow, G.: General Iwan Fitschew. Ausgesuchte Werke (aus dem Bulg.: Генерал Иван Фичев. Избрани произведения), Sofiam 1988, Militärverlag, S.11-12