Schlüchtern

Stadt im Main-Kinzig-Kreis, Hessen, Deutschland
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Schlüchtern ist eine Kleinstadt im Main-Kinzig-Kreis in Osthessen im Bundesland Hessen in der Bundesrepublik Deutschland.

Wappen Deutschlandkarte
Schlüchtern
Deutschlandkarte, Position der Stadt Schlüchtern hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 21′ N, 9° 31′ OKoordinaten: 50° 21′ N, 9° 31′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Main-Kinzig-Kreis
Höhe: 207 m ü. NHN
Fläche: 113,3 km2
Einwohner: 17.089 (31. Dez. 2007)Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 151 Einwohner je km2
Postleitzahl: 36381
Vorwahl: 06661
Gemeindeschlüssel: 06 4 35 025Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Adresse der
Stadtverwaltung:
Krämerstraße 2
36381 Schlüchtern
Website: www.schluechtern.de
Bürgermeister: Falko Fritzsch (SPD)

Geografie

Geografische Lage

Schlüchtern liegt im östlichen Main-Kinzig-Kreis, ungefähr 30 km südwestlich von Fulda am Südwestende des Landrückens und an der A66 zwischen Frankfurt am Main und Fulda. Die engere Region wird Bergwinkel genannt, weil hier die Ausläufer von der zur Rhön gehörenden Südrhön im Osten, dem Spessart im Süden und dem Vogelsberg im Norden zusammentreffen. Durch die Stadt hindurch fließt die Kinzig, die in Sinntal-Sterbfritz an der Kinzigquelle entspringt und in Hanau in den Main mündet. Schlüchtern und die Region liegen daher im Kinzigtal.

Nachbargemeinden

Schlüchtern grenzt im Norden an die Gemeinden Flieden und Kalbach des Landkreises Fulda. Im Osten und Süden liegt die Gemeinde Sinntal und im Westen die Stadt Steinau an der Straße.

Stadtgliederung

Schlüchtern besteht aus den Stadtteilen Ahlersbach, Breitenbach, Elm, Gundhelm, Herolz, Hohenzell, Hutten, Klosterhöfe, Kressenbach, Niederzell, Schlüchtern-Innenstadt und Vollmerz mit Hinkelhof, Ramholz und Wallroth.

Geschichte

 
Schlüchtern - Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 993 als „Slu(o)hterin“, es gibt Hinweise auf eine schon um 750 bestehende Klostersiedlung, also wenige Jahre nach Gründung des Klosters Fulda durch Bonifatius 744. Das Kloster Schlüchtern und die Stadt waren der Vorort des gleichnamigen Amtes Schlüchtern, des nordöstlichsten Amtes der Grafschaft Hanau und ihres Hanau-Münzenberger Landesteils. Schlüchtern liegt an einer im Mittelalter wichtigen Handelsstraße, der Via Regia, von Frankfurt am Main nach Leipzig.

Eine ausführliche Darstellung der Geschichte der Stadt wurde auf der Website der Stadt Schlüchtern veröffentlicht.

Seit 1966 ist Schlüchtern ein anerkannter Luftkurort.

Gegenwart

In den letzten Jahren ist Schlüchtern bekannt geworden durch Bürgerinitiativen, die sowohl den Bau einer Justizvollzugsanstalt [1] als auch einer Ahmadiyya-Moschee [2] verhinderten.

Die Stadt Schlüchtern hat, nach einer statistischen Erhebung des Einwohnermeldeamtes vom 30. Juni 2008, 17.538 Einwohner.

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 39,8 15 35,0 13
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 39,7 15 32,7 12
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 9,1 3
FDP Freie Demokratische Partei 6,7 2 6,0 2
BISS Bürgerinitiativen und Grüne im Schlüchterner Stadtparlament 4,7 2 19,1 7
REP Die Republikaner 7,2 3
gesamt 100,0 37 100,0 37
Wahlbeteiligung in % 44,3 58,0

Städtepartnerschaften

  • Jarocin (Polen), seit 24. Oktober 2003

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Zwei der drei Stadttürme Schlüchterns (beide zum ehemaligen Kloster bzw. dem Ulrich-von-Hutten-Gymnasium gehörend)

Märkte und Feste

Jedes Jahr am ersten Novemberwochenende findet in Schlüchtern der „Kalte Markt“ statt, der seit dem 12. Jahrhundert existiert. Der „Helle Markt“ findet seit 1996 jährlich am letzten Aprilwochenende statt. Das „Weitzelfest“ wird am ersten Augustwochenende und der Weihnachtsmarkt am zweiten Adventwochenende gefeiert. Außerdem findet jeden Dienstag ein Wochenmarkt auf dem Stadtplatz statt.

Bildung

Die Stadt Schlüchtern verfügt über 3 allgemeinbildende Schulen und 5 berufsbildende Schulen

Zu den allgemeinbildenden Schulen zählen die Bergwinkel-Grundschule mit einem Beratungs- und Förderzentrum, die Stadtschule Schlüchtern (Haupt- und Realschule) und das Ulrich-von-Hutten-Gymnasium.

Zu den berufsbildenden Schulen zählen die Kinzig-Schule (Berufliches Schulzentrum Schlüchtern), die Lehrbaustelle des Verbandes baugewerblicher Unternehmer Hessens e.V., die Förderschule Heinrich-Hermann-Schule für praktisch Bildbare, die Volkshochschule Regionalstelle Schlüchtern und die Kirchenmusikalische Fortbildungsstätte.

Wirtschaft und Infrastruktur

Medien

  • Kinzigtal-Nachrichten (Tageszeitung),
  • Bergwinkel Wochen-Bote (Wochenzeitung),
  • Schlüchterner Bote (Wochenzeitung),
  • Stadtzeitung Schlüchtern (Monatsschrift),
  • Unsere Heimat (Mitteilungen des Heimat- und Geschichtsvereins Bergwinkel e.V. Schlüchtern),
  • Bergwinkel-Bote (Heimatkalender, herausgegeben vom Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises),
  • Der neue Markt (Anzeigenblatt),
  • Schlüchtern-Aktuell (Onlinemedium)

Verkehr

Straßen

Schlüchtern liegt an der Bundesautobahn 66.

Eisenbahn

Das ÖPNV-Netz in Schlüchtern und Umgebung ist bei der Fahrplanumstellung am 10. Dezember 2006 ausgebaut worden. So verkehrt auf der Kinzigtalbahn der RegionalExpress 50 Frankfurt (Main) HbfFulda im Stundentakt und auf der Bahnstrecke Flieden–Gemünden zweistündlich die RegionalBahn 53 Schlüchtern–Gemünden (Main). Zwischen 1963 und 2006 wurde diese Strecke von Fulda aus über Elm nach Gemünden bedient, seither verkehrt die RegionalBahn von Schlüchtern über die Verbindungskurve zur Bahnstrecke Flieden–Gemünden nach Elm.

Buslinien

Außerdem wurden die Buslinien in Schlüchtern weiter ausgebaut. Die ehemaligen Linien 5060, 5061, 5062, 5063 sowie 5065 wurden in MKK-XX umbenannt.

MKK-90: Schlüchtern Bahnhof–Steinau Bahnhof

MKK-91: Schlüchtern Bahnhof–Jossa Bahnhof–Marjoß Distelbachstraße

MKK-92: Schlüchtern Bahnhof–Herolz–Elm–Schlüchtern Bahnhof

MKK-93: Schlüchtern Bahnhof–Elm–Herolz–Schlüchtern Bahnhof

MKK-94: Schlüchtern Bahnhof–Steinau Schloss–(Steinau Tropfsteinhöhle; vom 15. April bis 3. Oktober)

MKK-95: Schlüchtern Untertor–Bad Soden-Salmünster Bahnhof–Bad Soden-Salmünster Schlüchterner Straße beziehungsweise Schlüchtern Untertor-Freiensteinau Unterer Brückenweg

MKK-96: Schlüchtern Bahnhof–Sterbfritz Bahnhof–Schwarzenfels Zum Bergfried

MKK-98: Schlüchtern Untertor–Reinhards Steinbergstraße

Fernradweg

Durch Schlüchtern führt der "Hessische Radfernweg R3". Der ca. 240 km lange Radfernweg beginnt in Rüdesheim am Rhein und führt über Fulda nach Tann in der Rhön.

Persönlichkeiten

Im Gebiet der heutigen Stadt Schlüchtern geborene Persönlichkeiten, deren Namen über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt wurden:

  • Ulrich von Hutten (1488 - 1523) Ritter, Humanist und Rebell
  • Petrus Lotichius (1501 - 1567) Abt und Reformator des Klosters Schlüchtern
  • Petrus Lotichius Secundus (1528 - 1560) bedeutender neulateinischer Dichter
  • Johann Joachim Weitzel (1761 - 1840) Wohltäter der Stadt (Weitzel-Stiftung, Weitzelfest)
  • Henry Nicholas Bolander (1831 - 1897) Botaniker
  • Friedrich Blume (1893 - 1975) Musikwissenschaftler
  • Reinhold Heil (* 1954) Komponist, Tonmeister, Musikproduzent, Pianist, Keyboarder und Sänger
  • Jacob Minah (* 1982) Leichtathlet, Zehnkämpfer

Nicht in Schlüchtern geborene Persönlichkeiten, die aber durch ihre Väter aufs engste mit der Stadt verbunden waren:

  • Johann Petrus Lotichius (1598 - 1669) Kaiserlicher Leibarzt, Rat und Geschichtsschreiber, Verfasser wissenschaftlicher Bücher
  • Gottfried Baist (1853 - 1920) Professor für romanische Sprach- und Literaturwissenschaft
  • Karl Leipold (1864 - 1943) Landschafts- und Marinemaler
  • Elisabeth Schwarzhaupt (1901 - 1986) Bundesministerin

Ehrenbürger

Schlüchtern besitzt drei Ehrenbürger:

  • Georg Flemmig (1874-1950)
  • Wilhelm Praesent (1896-1976)
  • Adolf Grammann (* 1911)

Literatur

  • Wilhelm Praesent: Bergwinkel-Geschichten Hrsg. Wilhelm Praesent, 2. erweiterte Auflage, Schlüchtern 1954
  • Alfred Kühnert: Erlittene Geschichte. Bergwinkel-Studien Verlag H. Steinfeld Söhne, Schlüchtern 1980
  • Hans Schott: Am Anfang waren die Brunnen. Trinkwasserversorgung in Schlüchtern. Stadt Schlüchtern (Herausg.), Schlüchtern 1985
  • Stadt Schlüchtern (Hrsg.): „1000 Jahre Schlüchtern. 993–1993. Ein historisches Lesebuch. Nachdruck früherer Forschungen zur Geschichte der Siedlung und Stadt“. Überarb. von Otto Rabenstein. Stadt Schlüchtern, Schlüchtern 1993
  • Alfred Kühnert: Bergwinkel Erinnerungen. Band I: Blick in enge Gassen. Verlag und Druckerei Griebel, Schlüchtern 1993 ISBN 3-923766-15-7
  • Alfred Kühnert: Bergwinkel Erinnerungen. Band II: Von Amtmännern, Pfarrherren und Schulmeistern. Verlag und Druckerei Griebel, Schlüchtern 1994 ISBN 3-923766-16-5
  • Ulrich Schwind: Schlüchterns Gassen erlebt - erzählt. Originale erinnern sich. 2. Auflage Schlüchtern 1998 ISBN 3-923766-20-3.
  • Christine Wittrock: Saubere Geschäfte, weiße Westen und Persilscheine CoCon-Verlag Hanau 2002, ISBN 978-3-928100-90-8. Geschichte der Schlüchterner und Steinauer Seifenfabriken: Die jüdischen Eigentümer wurden im Faschismus ihrer Fabriken und ihrer Heimat beraubt.
Commons: Schlüchtern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Keine JVA in Schlüchtern und auf dem Neidhof e.V.
  2. Bürgerinitiative Schlüchtern: Ahmadiyya-Moschee in Schlüchtern. Segen oder Gefahr für den Bergwinkel?; Moschee-Strategie wird für Schlüchtern teuer, Fuldaer Zeitung am 12. Juni 2008