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Film | |
Titel | Suspiria |
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Produktionsland | Italien |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1977 |
Länge | ca. 94:25 Minuten |
Stab | |
Regie | Dario Argento |
Drehbuch | Dario Argento, Daria Nicolodi |
Musik | Goblin |
Kamera | Luciano Tovoli |
Schnitt | Franco Fraticelli |
Besetzung | |
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Suspiria ist ein italienischer Horrorfilm von Dario Argento aus dem Jahre 1977.
Handlung
Die US-Amerikanerin Suzanne Banyon (Jessica Harper) kommt nach Freiburg im Breisgau in Deutschland, um in einer Ballettschule zu studieren, doch bereits in der Ankunftsnacht trifft sie auf ein sich höchst seltsam gebärdendes Mädchen, das noch in derselben Nacht den Tod findet. Im Laufe der nächsten Tage muss sie feststellen, dass sich nicht nur die mysteriösen Ereignisse häufen, sondern auch ihr Essen von der Schulleitung mit Schlafmitteln durchsetzt wird. Immer mehr ihrer Kameradinnen werden nachts von einem Mörder heimgesucht. Als es ihre Freundin Sandra (Stefania Casini) trifft, stellt sie Nachforschungen über Hexen und schwarze Magie an und macht sich auf die Suche nach den Ursachen der Morde. Sie erinnert sich an das Mädchen, das ihr in ihrer Ankunftsnacht begegnet ist und an zwei Gesprächsfetzen, die sie zu einer Tür führen, hinter der sie der „Mother of Sighs“ begegnet.
Hintergrund
Der Film gehört bis heute weltweit zu den bekanntesten Filmen des von Fans als „Giallo“-Papst verehrten Regisseurs Dario Argento. Nach dem Erfolg des ersten Teils als Trilogie angelegt, drehte Argento nach dem zweiten Teil „Inferno“ (1980), der mit fast gänzlich veränderter Schauspielerriege eher lose die Geschichte von „Suspiria“ weiterspinnt, welche mit „Mother of Tears (La terza madre)“ (2007) ihren Abschluss findet. Der erste Film Argentos nach „Inferno“ schien dem Titel nach trotzdem eine weitere Fortsetzung zu sein, spielt der Titel „Tenebre“ (lat. Finsternis) doch auf eine der drei Mütter an, um die sich die Geschichte der Filme dreht. Diese basiert ebenfalls eher lose auf einem (autobiografischen) Buch des englischen Romantik-Schriftstellers Thomas De Quincey (1785-1859) „Bekenntnisse eines Opiumessers“, sowie seiner Essay-Sammlung „Suspiria de Profundis“, die nicht nur den Titel lieferte, sondern auch die Grundideen für Dario Argento und seine damalige Lebensgefährtin Dario Nicolodi, mit der zusammen er das Drehbuch schrieb. Demnach sind die drei Mütter: Mater Suspiriorum, Mater Tenebrarum sowie Mater Lachrymarum, (Mother of Sighs, Mother of Darkness, Mother of Tears), die jeweils ihr eigenes Herrschaftsgebiet besitzen (Freiburg, New York, Rom). Man konnte also vermuten, dass „Tenebre“ der erwartete dritte Teil der Trilogie würde, was jedoch nicht stimmte. (Argento benutzte den Titel lediglich als Kontrast zu dem grellen, vollkommen „Finsternis-freien“ Stil dieses Films.) Erst 2006 kündigte Argento den Drehbeginn des dritten Teils „The third mother“ an, der Mitte 2007 fertiggestellt wurde.
Das gotische Palais mit der blutroten Fassade, in der die Balletschule als Tarnung des Hexenkonvents residiert, ist zwar im Studio gebaut worden, entspricht aber seinem Vorbild, dem "Haus zum Wal" in Freiburg in allen Details. Obwohl die Handlung des Films in Freiburg angesiedelt ist, sind viele Außenszenen an einschlägigen Schauplätzen in München entstanden, wie beispielsweise auf dem Königsplatz, im Hofbräuhaus oder am BMW-Hochhaus.
In den Filmen selbst erfährt man de facto nicht allzu viel über die Mütter selbst, abgesehen davon, dass es drei Hexengeschwister sind, die aus alten Gebäuden heraus Morde dirigieren. Genauso erzählt „Suspiria“ weniger durch Handlungsverlauf eine Geschichte, als durch seinen audiovisuellen Stil. Dafür kam ein spezielles Filmmaterial der Firma „Kodak“ zum Einsatz („IB-Technicolor“), das zu diesem Zeitpunkt längst aus der Herstellung genommen war und von dem Argento Restbestände aufkaufte. Dieses ermöglichte nach belieben einzelne Farben zu intensiveren oder aber ganz herauszufiltern, was für den von grün, gelb und rot dominierten, fast „poppigen“ Stil des Films sorgt, der sehr unwirklich wirkt und an Märchen erinnert. Tatsächlich erzählte Argento, dass er diese Farben benutze, weil es die Farben der alten Disney-Filme wie „Schneewitchen“ seien. Auch „Alice im Wunderland“ ist als Einfluss zu nennen. Zusätzlich zu der Farbgestaltung setzt Argento Kamerabewegung (für ihn typisch) sehr bewegungsfreudig ein. Von der Kritik wurde dies genauso euphorisch wie kritisch aufgenommen. „Lewis Carroll trifft auf Caligari“, sagte ein Kritiker, genauso waren aber auch viele begeisterte Stimmen zu vernehmen.
„Magic is everywhere“ lautet einer der Kernsätze des Films und so werden kleinste Details wie etwa sich schließende Automatiktüren, Metallkugeln oder Tapeten zu Stücken eines Universums, das sein eigenes Innenleben zu besitzen scheint.
Gleichsam wichtig ist der Soundtrack der italienischen Progressive-Rock Band „Goblin“, die hier nach „Profondo Rosso“ das zweite Mal mit Argento zusammen arbeiteten und ihren ohnehin experimentellen Stil zu einem höchst eigenwilligen, mit allerhand exotischen Instrumenten eingespielten Klangteppich erschufen, der für viele als der Höhepunkt der Band gilt. Argento war an der Entstehung maßgeblich beteiligt und ließ sie während der Dreharbeiten zur Atmosphärebildung laufen.
Besetzung
Der Stab ist eine Mischung aus damals eher frischen, unbekannten Gesichtern und erfahrenen Weltstars, wie Joan Bennett, die eine der drei Tanzlehrerinnen mimt. Bennet war ein großer (Film noir-) Star der 1940er und wurde vor allem unter dem österreichischen Regisseur Fritz Lang bekannt, nachdem dieser nach Hollywood übergesiedelt war.
Jessica Harper, von Argento in Brian De Palmas Phantom of the paradise entdeckt, die für diesen Film eine Rolle in Woody Allens Komödie Der Stadtneurotiker ablehnte (für den sie zuvor bereits in Die letzte Nacht des Boris Gruschenko zusammen drehte und für den sie drei Jahre später für Stardust Memories wieder zur Verfügung stand), spielt hier eine der großen Hauptrollen ihres Lebens und wird nach eigenen Angaben noch heute auf offener Straße von Fans angesprochen, für die Suspiria ihr „all time favorite“ ist.
Sie spielt an der Seite der ebenfalls sehr jungen Stefania Casini (Andy Warhols Dracula, Andy Warhols Bad). Des Weiteren ist Udo Kier, allerdings lediglich in einer Szene, zu sehen. Für die Rolle der Hexe Elena Markos wollte Argento „die älteste Person, die er je gesehen hatte“ und fand schließlich eine geeignete Darstellerin, die zu diesem Zeitpunkt 102 Jahre alt war. Der stumme Diener sollte ursprünglich von einem tatsächlich psychisch Kranken gespielt werden und Argento klapperte bereits die örtlichen Psychiatrischen Kliniken ab, fand die Idealbesetzung (Giuseppe Transocchi) jedoch schließlich in einem Postgebäude.
Allida Valli, bekannt aus Carol Reeds Klassiker Der dritte Mann sowie aus Der Fall Paradin von Alfred Hitchcock, und Fulvio Mingozzi in der Rolle des unfreundlichen Taxifahrers sind die einzigen, die sowohl in Suspiria als auch in der Fortsetzung Inferno (Horror Infernal, 1980) mitspielen. Udo Kier hat eine Hauptrolle im 2007 erschienenen dritten Teil Mother of Tears: The Third Mother (La terza madre) übernommen.
Argento wollte die Rolle der Suzanne Banyon ursprünglich von seiner Partnerin und Co-Drehbuchautorin Daria Nicolodi spielen lassen, wurde auf Druck der Produktionsfirma 20th Century Fox jedoch dazu gebracht, die Rolle mit einer US-amerikanischen Schauspielerin umzubesetzen, so dass sie lediglich in einem Kurzauftritt in der ersten Einstellung am Flughafen zu sehen ist. Nicolodi dürfte darüber sehr ungehalten gewesen sein, war sie es doch, die mit Argento die Idee entwickelte, die in einer Geschichte ihren Ursprung nahm, die ihre Mutter (angeblich tatsächlich mit einem zweiten Gesicht ausgestattet) Nicolodi erzählt hatte. Sie spielte seit „Profondo Rosso“, bei dessen Dreharbeiten sie Argento kennen lernte, in jedem Argento-Film eine größere Rolle, und nicht wenige behaupten, die Beziehungsprobleme, die in einer Trennung Mitte der 1980er Jahre gipfelten, hätten hierin ihren Ursprung (dennoch haben sie eine gemeinsame Tochter, die ebenfalls erfolgreiche Schauspielerin und mehrmalige Argento-Hauptdarstellerin Asia Argento).
Erfolg
Für Argento, schon vorher durch seine Tier-Trilogie und vor allem Profondo Rosso ein bekannter und geschätzter Regisseur, war der Film ein gigantischer Erfolg, der ihn auch in Deutschland berühmt machte. In Italien toppte er gar die Einnahmen von Spielbergs Der weiße Hai. In vielen Kreisen erlangte er durch diesen Film Kultstatus, der bis heute ungebrochen ist. Manch einer wurde sogar geradezu besessen von dem Film, so terrorisierte ein engagierter Cineast Argento mit Telefonanrufen und der Bitte, er möge mit ihm über die drei Mütter diskutieren, was Argento zwar ablehnte, ihn jedoch für die Geschichte seines späteren Films Tenebre inspirierte. Selbst Stephen King erklärte ihm, wie begeistert er von dem Film sei und bat ihn inständig The Stand zu verfilmen, wozu sich Argento jedoch nicht bereit erklärte. (King revanchierte sich damit, dass er es Jahre später ablehnte, für ihn ein Drehbuch für seinen Episodenfilm über Edgar Allen Poe („Two evil eyes“) zu schreiben.)
Der Film wird von Fans geradezu kultisch verehrt und auch die meisten Kritiker nahmen Argento seitdem nicht nur wahr, sondern zudem mehr als ernst und die meisten seiner nachfolgenden Filme entwickelten sich zu wahren Kritikerlieblingen, wenn es auch freilich weiterhin Stimmen gab und gibt, die seinen Filmen übertriebene Gewaltdarstellung und sogar immer wieder Frauenfeindlichkeit vorwarfen und werfen (substanzlos, wenn man betrachtet, dass Argento in nahezu jedem seiner Filme starke Frauen in Hauptrollen besetzt, was ihn genauso zu einem „Frauenregisseur“ macht wie Woody Allen), wo auch die Probleme mit der Zensur herrühren dürften. Die Zeitschrift „Moviestar“ schrieb zur Veröffentlichung der Laserdisc: „Suspiria“ sei „einer der wahrscheinlich experimentellsten Horrorfilme überhaupt“, womit sich manch einer jedoch nicht einverstanden zeigte und einen „dünnen Plot“ oder etwa „Schwächen im Aufbau“ kritisierte. Die Fans lieben jedoch gerade diesen experimentellen Stil und nicht wenige sehen in ihm den besten Schocker, der je gemacht wurde. Besonders beliebt ist der unerhört kompliziert abfotografierte Doppelmord in der Eröffnungssequenz (vom „Entertainment Weekly“ zur „most vicious murder scene ever filmed“ gekührt), in der zwei junge Frauen von einem anonymen Männerarm wenig praktisch, dafür filmisch umso spektakulärer erstochen und erhängt werden, sowie der Tod der von Stefania Casini dargestellten Sandra, die in einem surrealen Set in einem Meer aus Drahtschlingen ihr Ende findet. Trotz solch drastischer Momente ist „Suspiria“ jedoch alles andere als ein plumpes Schockfilmchen, sondern ein im höchsten Maße künstlerisches Werk eines wahren Filmbesessenen, das in dem Buch „Die 100 besten Horrorfilme“ treffend als „artifizielles Meisterwerk … von bizarrer Eleganz und schmerzender Schönheit“ bezeichnet wurde. Die Balletttänzerin, die sich aus einem Meer von Blut erhebt, ist mittlerweile nicht nur eine Argento-Ikone, sondern eine Ikone für den italienischen Horrorfilm, ähnlich wie das geknebelte Gesicht von Christina Marsillach, der Hauptdarstellerin aus dem späteren „Opera“, das unzählige Fan-Artikel wie T-Shirts und Buttons, sowie Buch- und Zeitschriftencover ziert.
Fortsetzungen
Der zweite Teil „Inferno“ (in Deutschland mit dem Untertitel „Feuertanz der Zombies“ versehen, obwohl derlei Geschöpfe in der gesamten Geschichte nicht auftauchen) wird von den einen als eher schwache Fortsetzung angesehen, von anderen jedoch als Erweiterung und ergo als der Höhepunkt in Argentos Schaffen. Visuell nimmt Argento sich hier ein wenig zurück, wenn auch dieser Film durchaus eigenwillig und intensiv daherkommt. Von der Besetzung des ersten Teils ist lediglich Alida Valli übriggeblieben, die ihren Charakter weiter ausbaut, sowie Taxifahrer Fulvio Mingozzi. Einen Gastauftritt hat auch Argento selbst (von dem übrigens in fast jedem seiner Filme seine Hand im Bild ist), der in einer Szene einen Alchimisten mimt. Eine der Hauptrollen spielt nun Daria Nicolodi. Die mysteriösen Ereignisse werden hier in ein anderes altes Gebäude verlegt, in dem die Mieter mehr oder weniger beteiligt sind. Hier entpuppt sich die Mutter der Dunkelheit als der leibhaftige Tod. Die Musik steuerte diesmal Keith Emerson, Kopf der Progressive-Rock Band „Emerson, Lake and Palmer“ bei, der von Argento bewundert wird. Für einige Effekte sorgte Mario Bava, es war das letzte Projekt vor seinem Tode.
Den dritten Teil der Trilogie drehte Argento erst 2007 unter dem Titel „The Mother of Tears“.
Kritik
„Dümmliche Mischung aus Horror und Okkultismus, die auf grobe Effekte setzt und die Atmosphäre völlig vernachlässigt.“
Quellen
- Detlev Klewer: Inferno, die Welt des Dario Argento. MPW. 1999
- Travis Crawford: Suspiria. Anchor Bay. 2002
- Jessica Harper, Interview von Scott Michael Bosco. In: Suspiria. Anchor Bay, 2002
- Ulrich Bujard: Wunderwelt Laserdisc. In: Moviestar, Nr. 8., 1994