Massaker in Wolhynien und Ostgalizien

Massaker an der zivilen Bevölkerung der ehemaligen polnischen Ostgebiete während des Zweiten Weltkrieges
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Das Massaker von Wolyn bezeichnet einen während des Zweiten Weltkrieges von nationalistischen ukrainischen Partisanenverbänden verübten Verstoß gegen das Humanitäre Völkerrecht. Beim Massaker von Wolyn wurden im Jahr 1943 tausende polnische Zivilisten getötet.

Vorgeschichte

Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges kam es im Jahr 1920 zum Polnisch-Sowjetischen Krieg. Unter Führung des neuen polnischen Staatsoberhaupts Marschall Piłsudski führte der am 18. März 1921 unterzeichnete Friedensvertrag von Riga, der die Ostgrenze Polens definierte, dazu, dass auch eine Reihe von Gebieten, die nicht von Polen bewohnt waren, Teil des polnischen Staates wurden.

So fielen die Gebiete östlich des Bug der neu gegründeten Republik Polen zu. Die Grenze erstreckte sich bis nach Kiew. Das damalige Wolyn war seit Jahrhunderten von Polen und Ukrainern bewohnt. Im Laufe der Geschichte war die polnisch-ukrainische Grenze mehrfach verschoben worden, bis Wolyn schließlich durch die Teilungen Polens an das russische Zarenreich fiel und bis 1922 im Herrschaftsbereich der neu entstandenen Sowjetunion lag. Die Hoffnungen der Bevölkerungsteile, die einen ukrainischen Nationalstaat forderten, wurden in Folge der Ereignisse enttäuscht.

Zwischen 1921 und 1939 konnte der Zustand der neuen polnischen Vorherrschaft nicht gefestigt werden und erzeugte insbesondere bei den nationalistisch geprägten Ukrainern ein steigendes Unbehagen. Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland kam es 1939 zum Hitler-Stalin-Pakt, kurz darauf begann der Zweite Weltkrieg, bei dem sowohl Deutschland als auch die Sowjetunion in Polen einmarschierte.

Als 1941 Deutschland im Unternehmen Barbarossa die Sowjetunion angriff, sahen die ukrainischen Nationalisten eine Chance, der von ihnen als solche empfundenen Fremdherrschaft die Macht zu entreißen und einen eigenen Staat unter deutscher Protektion zu gründen.

Durchführung

In dieser Zeit waren mehrere ukrainische Partisanengruppierungen aktiv, welche Ihre Ziele mit Massakern an der polnischen und jüdischen Bevölkerung zu festigen suchten. In dieser Zeit 1941 - 1943 wurden mehr als 150.000 Menschen gefoltert und ermordet. Ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht fanden in ganz Wolyn Massaker an der polnischen Bevölkerung statt. Dieses erwiderten polnische Partisanengruppen mit teilweise ebenso grausamen Massakern an der ukrainischen Bevölkerung.

Nachwirkungen

Nach dem Sieg durch die Sowjetunion wurde Stefan Bandera als einer der Anführer der ukrainischen Nationalisten in Abwesenheit zum Tode verurteilt und im Nachkriegsdeutschland (München) von einem Agenten des sowjetischen Geheimdienstes ermordet.

Diese Taten wurden großen Teilen der ukrainischen Bevölkerung zugeschrieben, sodass die nachfolgende Deportation ukrainischer Nationalsozialisten nach Sibirien ein in den Augen von Stalin gerechter Ausgleich für die begangegen Taten angesehen wurde. Nahezu die gesamte polnische Bevölkerung wurde 1944 in den Westen umgesiedelt, vor allem in ehemals deutsche Gebiete, bzw. ist durch den Umweg einer Deportation nach Sibirien (1940/41) auf Länder wie Großbritannien, Australien, Kanada durch Auswanderung verteilt worden.

Am 11. Juli 2003 fand in Pawliwka eine Gedenkfeier zum 60. Jahrestag des Massakers statt, bei der die beiden Präsidenten Polens und der Ukraine, Kwaśniewski und Kutschma, gemeinsam zur Versöhnung aufriefen.

Siehe auch: Geschichte Polens, Geschichte der Ukraine, Akcja Wisła