Bahnstrecke Probstzella–Neuhaus am Rennweg

Bahnstrecke in Thüringen
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Die Sonneberg-Probstzella-Bahn ist eine 49 km lange eingleisige Nebenbahn, die von Sonneberg über den Thüringer Wald nach Probstzella führt.

Geschichte

Die Bahnstrecke liegt meist auf dem ehemaligen Territorium des Herzogtums Sachsen-Meiningen und wurde in drei Abschnitten gebaut.

Der erste 19,2 km lange Streckenteil von Sonneberg nach Lauscha im Steinachtal wurde in Fortsetzung der Strecke von Coburg nach Sonneberg ab 1.Mai 1885 errichtet und am 1. Oktober 1886 eröffnet. Mit dem Anschluß an das in Sonneberg endende Eisenbahnnetz sollte den Porzellanherstellern in Köppelsdorf, Hüttensteinach und Steinach sowie dem Steinacher Eisenwerk und der Glasindustrie von Lauscha eine Verbesserung ihres Produktabsatzes ermöglicht werden.

Der 14,6 km lange nördliche Abschnitt im Zoptetal von Probstzella nach Schmiedefeld wurde im November 1896 in Angriff und am 15. Oktober 1898 in Betrieb genommen, die anschließenden 1,6 km bis Lichte-Ost am 18. Januar 1899. Hier waren es neben der Porzellanindustrie vor allem die Schmiedefelder Eisenerzgruben, von der Maximilianhütte Unterwellenborn 1888 erworben, die Transportbedarf mit der Eisenbahn hatten. Bis zur Schließung der Eisenerzgrube im Dezember 1972 wurden rund 8,5 Millionen Tonnen Schamositerz auf dieser Strecke abtransportiert.

Zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der auf dem Kamm des Thüringer Waldes liegenden Gemeinden, wie Neuhaus am Rennweg, begann im August 1911 der Bau des 13,4 km langen Lückenschlusses zwischen Lichte-Ost über Ernstthal am Rennweg nach Lauscha. Die feierliche Eröffnung der topographisch schwierigen Strecke, einschließlich einer 3 km langen Stichbahn von Ernstthal nach Neuhaus am Rennweg, fand nach über zweijähriger Bauzeit am 31. Oktober 1912 statt.

Nach der kompletten Streckeneröffnung gab es die Zugverbindungen von Coburg über Sonneberg nach Ernstthal am Rennweg sowie von Probstzella über Ernstthal nach Neuhaus am Rennweg. Wichtigster Umsteigebahnhof beider Linien war Ernstthal. Aufgrund der nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Zonengrenze unterbrochenen Eisenbahnverbindungen änderten sich die Verkehrsströme und die Sonneberg-Probstzella-Bahn wurde neben der Hinterlandbahn die zweite Lebensader der Kreisstadt Sonneberg. Daher waren ab 1945 Durchgangsverbindungen wie nach Leipzig oder Gera üblich, welche in Probstzella eine zur Saalbahn bzw. Frankenwaldbahn extra 1961 gebaute Verbindungskurve benutzten. Dies führte dazu, dass 1968 der Reisezugverkehr nach Neuhaus eingestellt wurde. Nach 1970 wurde die Strecke durch viele Urlauber der Ferienorte im Thüringer Wald auch touristisch genutzt, da sie nach 1973 nicht mehr im Grenzsperrgebiet lag.

Nach 1990 geriet die Strecke aufgrund der langen Fahrzeiten und zunehmender Motorisierung, wie viele Nebenbahnen, mit stark rückläufigem Personen- und Güterverkehr ins Abseits. Die Verbindungskurve in Probstzella nach Saalfeld wurde 1993 stillgelegt. Schließlich führte unterlassener Streckenunterhalt am 22. Januar 1997 nach einer Fahrt des Gleismesszuges zunächst zur als befristet verfügten Einstellung des Gesamtverkehrs. Erst im Sommer 1998 erfolgte für 10 Millionen DM innerhalb von 10 Wochen die Instandsetzung des südlichen Streckenabschnittes von Sonnberg nach Lauscha. Am 26. September 1998 wurde auf diesem Abschnitt der Eisenbahnverkehr wieder aufgenommen, aber schon am 3. Oktober 1999 wegen fehlender Rentabilität von der DB AG wieder eingestellt.

Erst ab dem 1. August 2001, nach der Übernahme des Streckenteils von Sonneberg nach Neuhaus durch die Thüringer Eisenbahngesellschaft (ThE), die die Strecke von der DB Netz AG bis zum 31.Dezember 2017 gepachtet hat, erfolgte mit Baukostenzuschüssen des Freistaates Thüringen die restliche Streckensanierung bis Neuhaus. Dazu mussten unter anderem die Brückenbögen des Viadukt Nasse-Telle wegen unzureichender Standsicherheit gesprengt werden und durch einen Stahlbetonüberbau ersetzt werden. Zusätzlich wurde die Strecke sicherungstechnisch modernisiert. Der gesamte Verkehr zwischen Sonneberg und Neuhaus wird heute zentral vom elektronischen Stellwerk der Firma ALCATEL im Hauptbahnhof Sonneberg gesteuert, welches durch die ThE neu geschaffen wurde. Am 14. Dezember 2002 wurde die Strecke nach Neuhaus wieder eröffnet. Nach 35 Jahren gab es dort wieder einen Personenzugverkehr.

Streckenbahnhöfe

 
Sonneberg-Probstzella-Bahn
Bahnhöfe und Haltepunkte Streckenkilometer Höhe über NN Bahnhöfe und Haltepunkte Streckenkilometer
Sonneberg 19,51 km 386 m
Sonneberg-Ost, bis 1952 Köppelsdorf-Oberlind 22,09 km
Sonneberg-Nord, bis 1935 Hüttensteinach, bis 1952 Köppelsdorf Nord 24,09 km
Hüttengrund 25,76 km
Blechhammer 28,01 km
Untersteinach 32,04 km
Steinach 33,40 km Neuhaus am Rennweg 26,33 km
Lauscha 38,66 km 610 m
Oberlauscha 43,22 km Igelshieb 25,35 km
Ernstthal am Rennsteig 45,03 km 769 m Ernstthal am Rennsteig 23,32 km
624 m Lichte 18,24 km
618 m Lichte Ost, bis 1952 Bock-Wallendorf 16,25 km
661 m Schmiedefeld, bis 1952 Taubenbach 14,64 km
567 m Lippelsdorf 11,44 km
508 m Gebersdorf 9,20 km
403 m Gräfenthal 5,50 km
367 m Zopten 2,49 km
344 m Probstzella 0,00 km

Betrieb

Auf dem südlichen Streckenabschnitt wurden die preußischen Tenderlokomotiven T11 und T12 eingesetzt, auf dem nördlichen Teil mit dem Erzverkehr die T13 und T15, später auch T16.

Nach 1945 war auf der Sonneberg-Probstzella-Bahn vor allem die Baureihe 95 anzutreffen. Die Baureihe 119 der Deutschen Reichsbahn wurde ab 1980 die neue Standardlokomotive. Mit dem Eilzug dauerte 1990 die Fahrt von Sonneberg nach Ernstthal 56 Minuten und nach Probstzella 96 Minuten. Für den Fahrtrichtungswechsel mit Umsetzen der Zuglok im Spitzkehrenbahnhof Lauscha wurden 12 Minuten benötigt. Die Streckenhöchstgeschwindigkeit betrug 50 km/h.

Seit Dezember 2002 fährt die Süd-Thüringen-Bahn im Stundentakt mit Leichttriebwagen vom Typ Regio-Shuttle von Sonneberg über Lauscha und Ernstthal nach Neuhaus. Die Fahrzeit beträgt nach Ernstthal 38 Minuten und bis Neuhaus 46 Minuten.

Bauliche Besonderheiten der Strecke

Aufgrund der Topographie waren viele aufwändige Kunstbauten erforderlich, darunter sieben Viadukte und drei Tunnel zwischen Lauscha und Gräfenthal. Der 220 Meter lange, in einem Bogen gelegene, Finstergrundtunnel bei Lichte wurde nach ständigem Wassereintritt mit schließlich gravierenden Durchfeuchtungsschäden zwischen 1933 und 1935 aufgeschlitzt. Heute existieren daher nur noch der 275 m lange Lauschensteintunnel sowie ein 125 m langer Tunnel vor Lippelsdorf.

Viadukt/Standort Höhe Länge
Viadukt in Lauscha 14,5 m 93 m
Nasse Telle-Viadukt 31,0 m 145 m
Finsterer Grund-Viadukt 25,5 m 197 m
Piesau-Viadukt 30,5 m 258 m
Viadukt Lippelsdorf 16,0 m 62 m
Viadukt bei Sommersdorf 24,0 m 80 m
Viadukt in Gräfenthal 17,7 m 81 m
 
Bahnhof in Lauscha Dez. 2001

Auf dem Abschnitt zwischen Lauscha und Ernstthal liegt mit 34,5 Promille die stärkste Steigung der Strecke, der kleinste Radius beträgt 180 m. Der Bahnhof von Lauscha hat keine Durchgangsgleise, sondern ist ein Spitzkehrenbahnhof mit 2 Bahnsteigen und der Bahnhof Neuhaus ist mit 830,1 m ü. NN einer der höchstgelegenen Regelspurbahnhöfe in Deutschland.