Väterchen Frost

Ursprünglich Russische Weihnachtsfigur
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Väterchen Frost (u. a. russ. Дед Мороз/Ded Moros, auch Deduschka Moros, aber auch auf nichtslawischen Sprachen, z.B. litauisch Senis Šaltis oder estnisch Näärivana) ist eine osteuropäische Bezeichnung einer dem Konzept des Weihnachtsmannes ähnlichen Sagen- und Märchenfigur, die zum Jolkafest erscheint.

Väterchen Frost, Illustration von Ivan Bilibin

Konzept

In Russland, Ukraine und Weißrussland bringt Väterchen Frost den Kindern am 31. Dezember, dem Jolkafest, die Geschenke. Er wird von einem kleinen Mädchen, seiner Enkelin Snegurotschka (dem „Schneeflöckchen“) begleitet.

Nach der heute verbreiteten Vorstellung hat Väterchen Frost einen langen, weißen Bart und führt ein magisches Zepter, dessen Spitze alles, was sie berührt, gefrieren lässt. Er wohnt tief in der Taiga, ist sehr naturverbunden, fährt einen von drei Schimmeln oder Rentieren gezogenen Schlitten – die Troika – und trägt einen eisgrauen, mit Blautönen durchwebten Pelzmantel, diese können allerdings auch gelb oder grün sein.

Entstehung

Im Gegensatz zur in Russland heute allgemein verbreiteten Vorstellung, dass Väterchen Frost schon seit Jahrtausenden für die Verteilung der Geschenke zuständig ist, ist er in Wahrheit ebenso wie der deutsche Weihnachtsmann eine erst im 20. Jahrhundert eingeführte Modifikation des St. Nikolaus.

Ursprünglich war Väterchen Frost eher eine Art Personifizierung des Winters. Entstanden ist er als Geschenke bringende Figur mit dem Jolkafest in den 1920er Jahren in der Sowjetunion, um als atheistische Version das alte russisch-orthodoxe Weihnachtsfest am 6. bzw. 7. Januar zu ersetzen. Durch geschickte Einbettung in die russische Märchenwelt etablierte sich die Kunstfigur Väterchen Frost mit der ihm zur Seite gestellten „Snegurotschka“ („Schneeflöckchen“ oder auch „Schneemädchen“ – keineswegs Schneewittchen, wie oft vermutet, die in Russland ebenso bekannt ist) sehr schnell, ebenso das Jolkafest in der Silvesternacht.

Die Figur des Väterchen Frost und das künstlich geschaffene Jolkafest wurden in Russland so erfolgreich, dass auch nach Wiedereinführung des Feiertages für das orthodoxe Weihnachtsfest die meisten Russen an ihm festhalten. Mittlerweile hat er sogar eine offizielle Postadresse in Weliki Ustjug, unter der ihm die Kinder schreiben können.

Väterchen Frost spielte auch in anderen slawischen Ländern während des Sozialismus und Kommunismus eine große Rolle. So wird die Figur zum Beispiel in Serbien Deda Mraz, in Tschechien Děda Mráz und in Slowenien Dedek Mraz genannt. Die Figur wurde allerdings als ein aus Russland künstlich importierter Weihnachtsersatz weitgehend abgelehnt, und ist heute nicht mehr verbreitet.

Einstellung der Kirche

Heute, nach dem Fall des Sozialismus, hat es die Orthodoxe Kirche schwer, die Legende des Väterchen Frost vom Glauben zu lösen, denn für das Volk sind Väterchen Frost und der Weihnachtsmann ein und dieselbe Person. Für die Orthodoxe Kirche ist Väterchen Frost jedoch eine „kommunistische Erfindung“.

Zusätzliches

In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 28. Dezember 2007 war zu lesen, dass die russische Regierung eine Werbung verboten hatte, in der die Existenz des Väterchen Frost bestritten wurde, weil viele Kinder daran glaubten. Als Gegenargument sagte man, dass die Werbung sich nicht an Kinder, sondern an Erwachsene richte.

Verarbeitungen

Commons: Väterchen Frost – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien