Jean Renoir

französischer Filmregisseur
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Jean Renoir (* 15. September 1894 in Montmartre (Paris), Frankreich; † 12. Februar 1979 in Beverly Hills, Kalifornien, USA) war ein französischer Filmregisseur. Er war der zweite Sohn von Aline Victorine Charigot und einem der berühmtesten Maler, Pierre-Auguste Renoir. Sein Bruder war der Schauspieler Pierre Renoir, sein Neffe der Kameramann Claude Renoir.

Er gilt vor allem als Vertreter des poetischen Realismus der 1930er-Jahre im französischen Film.[1]

Leben

 
Jean Renoir als Kind zusammen mit Gabrielle Renard auf einem Gemälde seines Vaters Pierre-Auguste Renoir

Als Kind lebte Jean Renoir in Südfrankreich, und er und die übrigen Familienmitglieder wurden bevorzugte Modelle der Malerei seines Vaters. Der finanzielle Erfolg seines Vaters stellte sicher, dass Jean als junger Mann auf den besten Schulen erzogen werden konnte. Die Ausbildung wurde allerdings durch den Ersten Weltkrieg beendet, Jean Renoir ging zur Armee, wo er später als Pilot kämpfte. Nach dem Krieg arbeitete er als Keramikkünstler, wurde aber von der Entwicklung des Films angezogen, insbesondere von den Arbeiten von D. W. Griffith und Charlie Chaplin.

1924 führte er zum ersten Mal Regie. In sechs Filmen bis 1928 trat seine damalige Frau Catherine Hessling auf. 1937 entstand der Film, den viele als seine – neben La règle du jeu (1939) – beste Arbeit ansehen: La grande illusion. In Deutschland wurde der Film von Joseph Goebbels als französische Propaganda verboten, ebenso von Benito Mussolini in Italien, nachdem der Film auf dem Filmfestival von Venedig einen Preis erhalten hatte. Es folgte als weiterer Kinoerfolg La Bête Humaine nach einem Roman von Émile Zola mit dem sehr populären Jean Gabin in der Hauptrolle. Mit diesen Filmen gehört Jean Renoir zu den Vertretern des Poetischen Realismus und hatte großen Einfluss auf den italienischen Neorealismus der Nachkriegsjahre.

Im Zweiten Weltkrieg trat der 45-jährige Renoir dem Filmservice der französischen Armee bei. Mit der deutschen Invasion und Besetzung 1941 floh er aus Frankreich in die Sicherheit der Vereinigten Staaten, wo er nun in Hollywood arbeitete. 1943 war er Regisseur und Produzent in dem antifaschistischen Propagandafilm This Land Is Mine mit Maureen O'Hara und Charles Laughton. Zwei Jahre später machte er The Southerner, der Film, der von vielen als seine beste Arbeit in Amerika angesehen wird und für den er für den Regie-Oscar nominiert wurde. Gleichsam von entscheidender Bedeutung für Renoirs amerikanisches Werk sind die minder bekannten Filme „Swamp Water“ (1941), „The Diary of a Chambermaid“ (1946) und „The Woman on the Beach“ (1946). Vor allem die letzten beiden Filme veranschaulichen Entwicklungen Renoirs, die sich auch in seinem französischen Spätwerk wiederfinden. Die vielleicht bemerkenswerteste Produktion dieser Zeit war Dejeuner sur l'herbe (1959). Komplett auf dem letzten Anwesen seines Vaters in Südfrankreich gedreht, entwickelt der Film eine quasi pantheistische Natursicht im Spannungsfeld der kommenden Wissens- und Informationsgesellschaft.

1962 schrieb Jean Renoir eine Biographie mit dem Titel Renoir, mein Vater. 1975 erhielt er einen Oscar für sein Lebenswerk, und im gleichen Jahr wurde eine Retrospektive seiner Arbeit im National Film Theatre in London gezeigt. 1977 wurde er von der französischen Regierung mit dem Kreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Renoirs Leichnam wurde von den USA nach Frankreich überführt, wo er neben seiner Familie auf dem Friedhof von Essoyes (Département Aube) begraben wurde.

Filme

Schriften (Auswahl)

Literatur

  • André Bazin: Jean Renoir (OT: Jean Renoir). S. Fischer, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-596-23662-2
  • Roger Viry-Babel: Momentaufnahme „La marseillaise“ oder Die verklärte Revolution in: Heiner Gassen (Red.): Marcel Ophüls: Söldner des Dokumentarfilms & Alain Resnais: „I want to go home“ & Jean Renoir: „La marseillaise“ in: Revue pour le Cinema français CICIM No. 29 Übers. Karola Bartsch. Centre d'Information Cinématographique de l'Institut Français de Munich CICIM & Münchner Filmzentrum, München 1990 ISSN 0938-233X S. 119 - 135

Nachweis

  1. Zeitlexikon, Band 12, Seite 216, ISBN 3-411-17572-9