Wünschelrute

Instrument, das angeblich helfen soll, Wasseradern u. ä. aufzuspüren
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Die Wünschelrute oder Zauberrute ist ein Stück gegabeltes Haselnussholz, Metall oder Plastik, meist in der Form einer Zwille, das mit zwei Händen locker gehalten vom Körper des Trägers wegweisend verwendet wird. Ausschläge der Wünschelrute (aus wissenschaftlicher Sicht durch den Carpenter-Effekt erklärt) werden durch den Träger als Hinweise auf esoterische Strahlungen (im Unterschied zu physikalischer Strahlung) gewertet.

Begriff

Der Begriff Wünschelrute leitet sich von dem altdeutschen Wort wünschen ab, welches auch zaubern bedeutet; die Wünschelrute wird daher auch kurz der "Wunsch" genannt (z. B. im Nibelungenlied, wo es heißt: "Es lag der Wunsch darunter, von Gold ein Rütelein"),

Verwendung

Die Wünschelrute ist das traditionelle Werkzeug der Radiästhesie, sie ist jedoch wegen ihrer geringen Trefferquote umstritten. Daher werden heute oft wissenschaftliche Methoden bevorzugt. Anhänger des Glaubens an Wünschelruten behaupten, diese seien ungedämpfte Resonanzkörper, deren Eigenfrequenz der Frequenz der Erdstrahlung entsprechen soll. Bei einem Fund schlägt die Rute dem Glauben nach über der sogenannten Reizzone mit unterschiedlicher Intensität aus. Mit einer Wünschelrute ist es dem Rutengänger nach eigenem Bekunden möglich, Wasseradern, Gold, Kohle, Erze, Erdöl, Mineralien oder sogar verborgene Schätze aufzuspüren. Rutenausschläge könnten demnach auch auf geologische Verwerfungen sowie das Erdgitter hinweisen. Bereits im 16. Jahrhundert nutzten Bauern diese Methode zum Auffinden von Erzen. Erste Aufzeichnungen über Wünschelruten reichen noch weiter bis ins Römische Reich und das alte Ägypten zurück.

Kritik

Nach Meinung von Wissenschaftlern handelt es sich bei dem Phänomen um eine Parawissenschaft, da bislang alle Versuche, die von Wünschelrutengängern postulierten Fähigkeiten in einer wissenschaftlich akzeptierten Blindstudie nachzuweisen, scheiterten. Diese Kritik gilt als so gesichert, dass die James Randi Educational Foundation eine Million Dollar für einen erfolgreichen Test des Rutengehens ausgesetzt hat. Obwohl Wünschelrutengänger sich sonst nicht scheuen, ihre Dienste für Geld feilzubieten, konnte in Experimenten nie ein vom Zufall signifikant verschiedenes Ergebnis erzielt werden. Da die Anhänger des Glaubens an Wünschelruten oft behaupten, das Phänomen lasse sich unter den artifiziellen Testbedingungen nicht beobachten, werden die Teilnehmer vor dem Test üblicherweise gebeten, die Funktionsfähigkeit ihrer Instrumente und Sinne im gegebenen Aufbau zu überprüfen. Bescheinigen diese eine Funktionsfähigkeit vor dem Test, versagen jedoch während des Tests, gilt das als starker Hinweis auf den Carpenter-Effekt.

Experimente:

2004 wurden 9 Rutengänger getestet, keiner davon war erfolgreich (GWUP-Test 2004)

Geschichte und Entwicklung

Die Wünschelrute zur Aufsuchung verborgener Dinge, so wie sie heute im Gebrauch ist, ist seit Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt. Wesentlich älter sind aber die vermuteten Wurzeln des Glaubens an die besondere Kraft gewisser Baumzweige, besonders des gabeligen Mistelzweigs. Dies läßt sich einerseits auf den Zauberstab der Magier und Götter, anderseits auf eine alte Form des Wahrsagens durch das Werfen von Stöckchen, (Rhabdomantie zurückführen.

Zum Beispiel wird in der Bibliothek von Ninive eine Göttin als "Herrin des magischen Stabes" genannt und in der Bibel schlägt Moses mit seinem Stab auf den Felsen, aus dem daraufhin eine Quelle entspringt. Hermes besaß in der antiken Mythologie einen die Pforten der Unterwelt eröffnenden Schlangenstab, nach dem die Wünschelrute in der Renaissance auch als Virgula divina seu mercurialis bezeichnet wurde, wie denn der dem Hermes in mancher Beziehung entsprechende deutsche Sturmgott Wuotan als "Gottheit des Wunsches und Stabes" bezeichnet wird. Eine praktische Anwendung der Wünschelrute in unserem Sinne ist aber aus diesen Quellen nicht bekannt.

Die Stabwahrsagung oder Rhabdomantie scheint von mongolischen Stämmen und Chinesen auf Perser und Juden übergegangen zu sein. Auf das Wahrsagen aus auf die Erde geworfenen Stäben scheint sich die Klage Hoseas zu beziehen: "Mein Volk fragt sein Holz, und sein Stab soll ihm wahrsagen".

Erst im Mittelalter finden sich Belege über den Gebrauch der Wünschelrute als eine besondere Methode einzelner Bergleute, die man Rutengänger nannte. Die erste schriftliche Erwähnung finden sich 1550 in Münster und 1556 bei Agricola. Letzterer berichtet, dass bereits zu diesem Zeitpunkt die Methode sehr umstritten und keineswegs allgemein üblich war. Nach späteren Quellen zufolge hielt man einen in der Johannisnacht unter verschiedenen Ansprachen und Zeremonien geschnittenen Gabelzweig vom Haselnussstrauch für vorzugsweise tauglich und trug ihn, gewöhnlich die Gabelenden mit beiden Händen umschlossen, so, dass der Stiel der Gabel in die Höhe stand und sich dann nach den Orten, wo sich die gesuchten Dinge befänden, bewegen ("schlagen") sollte.

Der Glaube an die Wünschelrute gewann später allgemeine Verbreitung, so dass auch die frühen Naturwissenschaftler und Physiker bis ins 19. Jahrhundert die verschiedenartigsten Versuche angestellt haben, ihre Bewegungen zu erklären.

Gegen das Ende des 17. Jahrhunderts setzte ein Rutengänger, Jacques Aymar, welcher vorgab, durch die Bewegungen seiner Rute die Spur von Verbrechern verfolgen zu können, Rechtsgelehrte und Physiker in Aufregung, und obwohl der Prinz von Conde diesen Mann als Betrüger entlarvte, schrieben die Physiker dicke Bände, um die Bewegungen der Rute durch den Einfluss der kleinen, von den verborgenen Dingen ausströmenden "Körperchen" oder Cartesiusschen "Geisterchen" zu erklären.

Im 18. Jahrhundert veröffentlichte der französische Physiker Thouvenel wohl ein Dutzend Denkschriften über zwei Quellenfinder, Bleton und Pennet, und diese Versuche wurden in Italien von Fortis und Amoretti, in Deutschland von Ritter, Baader und Kieser fortgesetzt. Alle Letztgenannten glaubten an eine besondere "elektrometrische" Kraft, welche in reizbaren (sensitiven) Personen durch Metalladern oder unterirdisches bewegtes Wasser erregt werde und sich nicht bloß in den Bewegungen der in der Hand gehaltenen Holzzweige und andrer Dinge, sondern auch in körperlichen Empfindungen, ja Konvulsionen äußern sollte.

Mehrere dieser "Metall- und Quellenspürer", insbesondere der italienische Landmann Campetti, mit welchem Amoretti und die Physiker der Münchener Akademie in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts experimentierten, benutzten statt des Holzstabes auch den so genannten "bipolaren Zylinder", einen zwischen Zeigefinger und Daumen gehaltenen Metallstab, und das "siderische Pendel", ein an einem Faden aufgehängtes Stück Kohle, Schwefelkies u. dgl., welches unter dem Einfluss verborgener Metalle und strömenden Wassers in Schwingungen geraten sollte.

Nachdem man die tierische Elektrizität samt dem "tierischen Magnetismus" (siehe Magnetische Kuren), einen davon nicht wesentlich verschiedenen Tellurismus und Siderismus sowie das Od zur Erklärung der nicht abzuleugnenden Bewegungen genannter Instrumente zu Hilfe gerufen und eine kaum übersehbare Literatur über diesen Gegenstand entstanden war, gaben endlich Gilbert, Marechaux, Erman, Pfaff u.a. diesem Aberglauben den Todesstoß, indem sie nachwiesen, dass es sich einzig um Bewegungen handle, die durch unbewusste so genannte ideomotorische Bewegungen hervorgerufen werden, wie denn bereits Zeidler in seinem 1700 erschienenen "Pantomysterium" nachgewiesen hatte, dass die Rute sich bewegte, wenn der Träger derselben den gesuchten Gegenstand auch nur gefunden zu haben glaubte.

Chevreul ("Journal des Savants", 1854) hat diese Erklärung Ende des 19. Jahrhunderts durch geistreiche und umständliche Versuche bestätigt.

Literatur pro

  • Vallemont: Physique occulte, ou traite de la baguette divinatoire. Paris 1696
  • Aretin: "Neuer litterarischer Anzeiger" von 1807, S. 305-477
  • Carus Sterne: Die Wahrsagung aus den Bewegungen lebloser Körper unter dem Einfluß der menschlichen Hand. Weimar 1862
  • H. L. König, H. D. Betz: Der Wünschelruten-Report - Wissenschaftlicher Untersuchungsbericht, 1989, ISBN 3-923819-05-6. "Die Treffsicherheit durchschnittlicher Rutengänger war in den durchgeführten Testreihen schlecht und in den meisten Fällen kaum oder nicht vom Zufall zu unterscheiden. Einige Rutengänger wiesen bei speziellen Aufgaben eine außerordentlich hohe Treffsicherheit auf, welche kaum oder nicht durch Zufall erklärt werden kann." (Über die methodischen Mängel dieses Reports siehe unten, "Literatur contra")


Literatur contra

  • GWUP-Psi-Test 2004
  • Knoblauch, H.(1991) Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - Erkundung einer verborgenen Wirklichkeit. Campus Verlag, Frankfurt/Main, New York.
  • Otto Prokop und W. Wimmer, (1985): Wünschelrute, Erdstrahlen, Radiästhesie. Ferdinand Enke Verlag, 3. Auflage, Stuttgart.
  • Skeptiker 4/89 und 1/91, Schwerpunkthefte
  • Albrecht F: Kommentar zum "Wünschelrutenreport" aus geologischer Sicht. Skeptiker 2;4:20-21 (1989)
  • Moll J, Richter H, Ross CH, Sarma A, Windeler J: Der Wünschelruten-Report. Kritische Stellungnahmen zu einem umstrittenen Forschungsprojekt. Skeptiker 2;4:11-14 (1989)