Saber Rider and the Star Sheriffs (jap.: Sei Jyushi Bismarck, wörtl. übersetzt: Sternenmusketier Bismarck) ist eine Animeproduktion (ohne Mangavorlage) des japanischen Studio Pierrots, wie sie im Jahre 1984 ihren Release erfuhr und zunächst auf dem japanischen Sender NTV ausgestrahlt wurde, mit mäßigem Erfolg. Etwas später, nämlich 1987, kaufte eine amerikanische Filmgesellschaft mit dem Namen World Events Productions (WEP) dann die Serie und bearbeitete sie für den US-amerikanischen und westlichen Markt um (und gab ihr den heute üblichen Namen) - mit Erfolg, so dass nun praktisch alle nicht-japanischen Länderfassungen, auch die deutsche, wie sie 1990 von Tele 5 und, nach der baldigen Auflösung des Senders, noch bis 1996 von RTL 2 gezeigt wurde, auf der WEP-Version basieren, wobei in Deutschland die von WEP veränderte Reihenfolge wieder durch die original japanische ersetzt wurde, nicht aber die Veränderungen "innerhalb" (siehe weiter unten). Trotzdem hat Saber Rider dem Siegeszug des Anime in Deutschland und der Welt entscheident mit den Weg geebnet. Mit dem Ausruf "Can you feel the thunder inside?" beginnt eine jede Folge (der amer. Version).
Story
In ferner Zukunft. Die Menschheit beherrscht inzwischen die technologische Errungenschaft der interstellaren Raumfahrt, welche sie auch dringend nötig hat, denn durch die Bevölkerungsexplosion reichen die irdischen Kapazitäten schon lange nicht mehr aus. Deshalb besiedeln die Menschen ferne Planeten, welche sie in ihrer Förderation zusammenhalten. Doch immer wieder gibt es Meldungen über die Angriffe extradimensionaler Humanoiden- und Androidenverbände auf die Kolonisten vor allem der Randgebiete, wie sie Rohstoffvorkommen plündern und Greuel unter die Einwohner sähen (z. B. durch die Zerstörung der auf sauerstoffarmen Planeten überlebenswichtigen sog. Oxi-Stationen, in der Absicht, die Siedler schlichtweg zu ersticken). Das letzte Ziel jener Schergen ist die Ausrottung der Menschheit und die Aneignung ihrer Heimatdimension. Die erdrückende technologische Überlegenheit der Outrider, wie sie sich nennen, verannlasste das Oberkommando, nicht nur eine ebenwürdige Waffe entwickeln, sondern auch ein kompetentes Team zum Schutze der Meschheit aus der Taufe zu heben: Die Star Sheriffs.
Charaktere
Im Folgenden also die wesentlichen Pro- und Antagonisten der Serie mit ihrem amerikanischen und in Klammer japanischen Namen:
Star Sheriffs
Siehe auch "Story"
Saber Rider (Richard Lancelot)
In der amerikanischen Fassung Namensgeber der Serie und Anführer der Star Sheriffs (beides nicht im jap. Original!). Aufgewachsen in den schottischen Highlands auf einem alten Schloss bei seinen Eltern. Schon frühest unterwies ihn sein Vater im Schwertkampfe, welchen er später bei seiner Kavallerieausbildung perfektionierte. Die Symbiose aus kühl berechnender Rationalität und cleverer Kreativität prädestinieren ihn geradezu zum Anführer (nach Meinung von WEP). Im Raumschiff der Star Sheriffs obliegt ihm die Steuerung der sog. Maverick-Triebwerke, welche zunächst der interstellaren Fortbewegung dienen. Sein sowohl ritt- als auch flugfähiges Roboterpferd Steed ist ihm ein unverzichbarer Helfer.
Fireball (Shinji Hikari)
Im jap. Original der Anführer der Truppe, obwohl der jüngste von ihnen. Einstmals Motorradrennfahrer und jüngster Champion aller Zeiten, ist seine heutige Aufgabe zum Einen die sog. Bodensteuerung des Raumschiffs (und die Veranlassung von dessen Transformation im Ernstfall) zum Anderen natürlich die Unterstützung seines Teams in Alleingängen mit seinem Red Fury Racer, ein in James-Bond-Manier mit allerlei Waffenarsenalen aufgedonnerter Rennwagen. Zitat Saber Rider: "Er ist ein kleiner Hitzkopf, aber er hat sein Herz auf dem rechten Fleck..."
Colt (Bill Wilcox)
In früheren Zeiten war Colt ein Frauen- und Revolverheld. Als jedoch seine Eltern bei einem Angriff der Outrider ums Leben kamen, schwor er sich, alles in seiner Macht stehende zur Bekämpfung dieser Schergen zu unternehmen, wodurch er schließlich zu den Star Sheriffs kam. Seine nahezu unfehlbare Treffsicherheit betreffs Schusswaffen sind sowohl in Einzelmissionen, wozu ihm ein Gleiter mit Namen Broncobuster zur Verfügung steht, als auch auf dem Raumschiff, wo er selbstverständlich den Feuerleitstand bedient, obligat. Treffsicher ist er ebenfalls, wenn es um den gezielten Tritt in Fettnäpchen geht, beschert durch seinen trockenen bis provokanten Humor. Im Ernstfall aber kann man sich immer auf ihn verlassen, denn Freunschaft geht ihm über alles.
April Eagle (Marian Louvre)
Als Tochter des Oberkommandanten kam sie schon früh mit dem Oberkommando in Kontakt und konnte so wichtige Erfahrung sammeln. Enorme Fähigkeiten besitzt sie sowohl in technologischen Belangen, sie entwickelte das Schlachtschiff der Star Sheriffs, als auch in nahkämpferischen, welches sich an ihrem Karate-Schwarzgurt und so manchen Auseinandersetzungen mit den Outridern manifestiert. Ihr obliegt die Navigation des Raumschiffs, auch, um ihre männlich Mitstreiter, was nicht selten vorkommt, quasi als "Deus ex machina" bei Bodenmissionen aus der Klemme zu helfen. Für Alleingänge steht ihr das Pferd Nova zur Verfügung, von der gleichen Bauart wie Saber Riders.
Commander Eagle
Flottenkommandant und Aprils Vater. Ernst, stoisch, pflichtbewusst, geradlinig, ein starker, fast "preußischer" Charakter, doch unter der harten Schale ein weicher, einfühlsamer Kern.
Ramrod (Bismarck)
Schlachtschiff der Star Sheriffs und Flaggschiff der Förderation. Entwickelt von April Eagle, ist es die technologische "Wunderwaffe", mit welcher die Menschheit den Outridern die Stirn bietet, vor allem, wenn diese in ihren gefürchteten Renegade-Formationen angreifen. Dann kann das Schiff, sofern dass vollständig, also mit allen vier Protagonisten, besetzt, auf Knopfdruck nach bester Transformers-Manier zu einem gewaltigen Kampfroboter werden, den Outridern das Fürchten zu lehren.
Outrider
Die Outrider, bionisch-kybernetische Humanoiden, kommen aus einer anderen Dimension, die Menschheit auszulöschen und sich deren Universum zu bemächtigen. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Anfangs konnten sie ihre technologische Überlegenheit ausspielen; erst seit dem Bau Ramrods und der Gründung der Star Sheriffs geraten sie zunehmend in Bedrängnis. Wird ein Outrider besiegt, so stirbt er nicht, sondern transintegriert unter giftgrüner Fluoreszenz zurück in seine Heimatdimension, der sog. Phantomzone, sich zu regenerieren und bald wieder auf dem Schlachtfeld zu erscheinen, welches die effektive Bekämpfung dieser Spezies zu einer echten Herausforderung werden lässt. Im Folgenden die wichtigsten Vertreter dieser Spezies:
Nemesis
Anführer der Outrider. Nachdem er von Saber Riders Vater dereinst besiegt wurde, hat man einen ihm physiologisch ähnlichen Androiden angefertigt und seine Persönlichkeit in ein Tritonmateriegehirn übertragen. Er entsendet die Outrider in das Grenzgebiet der Förderation, um zunächst Rache an den Star Sheriffs und vornehmlich ihrem Anführer zu nehmen, bevor er sich dann später dem Endziel widmet.
Jesse Blue
ist kein Mitglied der Outriderrasse, weder biologisch noch kybernetisch, sondern ein richtiger Mensch. Eigentlich hätte er, ebenso wie die Star Sheriffs, eine Militärausbildung absolvieren sollen. Doch verliebte er sich in April, die seine Anstalten jedoch nicht erwiderte. Zutiefst gekränkt und in seinem überheblichen Stolze, welches ja gerade der Grung für Aprils Ablehnung, entschloss er sich, um der Vergeltung Willen zu den Outridern überzulaufen, mit seinem Wissen über die inneren Strukturen der Flotte und die Gefühle und Schwächen der Menschen ihnen tatkräftig zur Seite zu stehen, ergo aus egoistischen Beweggründen die ganze Menschheit zu verraten. So jemanden kann eine Frau wie April freilich nur schwerlich lieben.
Gattler
seinerseits ist die rechte Hand Nemesis' und nur ihm allein Rechenschaft schuldig, wenn er mit den anderen Outridern wieder einmal auf Raubzug geht. Er ist die Inkarnation des abgrundtief Bösen und Schlechten. Sein Gesicht wird verdeckt durch eine schon ihrerseits furchteinflößende Maske, sein wahres Gesicht jedoch verbleibt, nimmt er einmal die Maske herunter, stehts im Dunkel des Schattens, allein die Augen geben sein Innerstes wieder.
Vanquo
ist ein Geistwesen mit freischwebenden Augen, gehüllt in einen Umhang und einen Sombrero tragend. Sein Lachen ist schauderhaft. Als Geist ist ihm besonders schwer im Kampfe zu begegnen.
Kulturelle Zensur?
Saber Rider war in seiner originalen Form ein Anime, bei dem sich die Japaner erstmals an neue Grenzen vor allem der "Sittlichkeit" wagten. Dies war den Amerikanern jedoch zu gewagt. Deshalb wurden zunächst Szenen herausgenommen, in denen Alkohol und Nikotin konsumiert wurde. Doch damit nicht genug: Die Serie sollte nicht nur kinderfreundlicher werden, sondern auch "amerikanerfreundlicher". So wurden die Figuren umbenannt (s. o.), die Figurenkonstellation verändert (d.h. der Anführer), Wildwestelemente eingefügt, Stories und Dialoge umgeschrieben, die Reihenfolge der Episoden vertauscht, Folgen ausgelassen, Folgen hinzugefügt (durch "Recycling" von Szenen, weshalb es oft zu "Déjà-Vus" kommt). Da man mit Shinji Hikari alias "Fireball" einen japanischen Obmann gehabt hätte, aber anscheinend die amerikanischen Konsumenten nicht vor den Kopf stoßen wollte, hat man kurzerhand Richard Lancelot alias "Saber Rider" zum Anführer erklärt (der Cowboy "Colt" als Anführer war wohl dann doch zu offensichtlich). Weiterhin hat "Fireball" des Öfteren, im Rahmen seiner Bikerkarriere, einen weißen Helm mit rotem Punkt auf, als Zeichen seiner "Japanität". Damit dieses nicht auffällt, wurde dieser rote Punkt von WEP zum "Feuerball" uminterpretiert und passenderweise gleich der ganze Charakter nach ihm benannt. Weniger auffällig ist da die Umbenennung von Bismarck zu "Ramrod", obwohl dei Amerikaner mit Germanismen niemals so große kulturelle Probleme hatten wie mit Japanismen. Diese kulturelle Zensur sollte sich verstärkt noch bei Sailor Moon fortsetzen.
Einordnung in die Manga- u. Animehistorie
Die Schwierigkeiten der Amerikaner mit dieser Serie erklärt sich daher, dass Saber Rider and the Star Sheriffs der erste Anime einer neuen Generation dieses Phänomens der japanischen und inzwischen Weltkultur war und ist. Waren die älteren Produktionen wie Heidi, Anne mit den roten Haaren und Lucy in Australien nocht recht "brav und bieder" und vor allem in der westlichen Kultur verbürgt (sie basieren allesamt auf europäischen Kinderbüchern), um im Okzident nicht anzuecken (Osamu Tezuka ausgenommen), hat man mit Saber Rider nun erstmalig den Mut, sich von den westlichen Vorstellungen zu lösen und dem Anime eine eigene Identität zu verleihen, auf der einen Seite durch eine viel actionreichere und dramatischere Handlung und komplexere Figurenkonstellation, auf der anderen Seite durch oft roh erscheinende Gewalt und ungewohnter sittlicher Freizügigkeit. Auch kommen nun zunehmend japanische Kulturelemente (Mythologie, Shintoismus v.a.) ins Spiel. Rein äußerlich werden die Figuren nun größer und schlanker, die Musik "fetziger", die Secial Effects wuchtiger. Alles dieses, was sich bei Saber Rider noch "dezent" andeutet, wird bei Sailor Moon vollends zum Ausbruch gelangen, doch erst Dragonball wird sich von der kulturellen Zensur (der USA) befreien können. Somit stellt Saber Rider and the Star Sheriffs ein, wenn nicht gar das wesentliche Bindeglied im Übergang von der alten zur neuen Animegeneration dar, welche die Film- und Fernsehwelt nachhaltig verändern wird.