Rudolph Valentino

italienischer Schauspieler (1895-1926)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Dezember 2008 um 18:00 Uhr durch 91.36.234.53 (Diskussion) (Spielfilme: DvAR verlinkt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Rudolph Valentino (* 6. Mai 1895 in Castellaneta, Italien; † 23. August 1926 in New York City) war ein italienischer Schauspieler.

Rudolph Valentino.

Valentinos Ruhm begründete sich im Wesentlichen in seiner Rolle des Latin Lover, die ihm die Herzen der Frauen und Männer zufliegen ließ. Endgültigen Weltruhm erlangte er 1921 mit dem Film Der Scheich. Valentino wurde zu einer der ersten Popikonen der zwanziger Jahre und war einer der beliebtesten Schauspieler der Stummfilmzeit. Sein früher Tod im Alter von 31 Jahren löste weltweit Trauer aus und führte sogar zu einigen Selbstmorden.

Leben

Italien

Rudolph Valentino wurde am 6. Mai 1895 als Rodolfo Alfonso Raffaello Piero Filiberto Guglielmi di Valentina d’Antonguolla in Castellaneta als Sohn des Militärtierarztes Giovanni Guglielmi (1853-1906) und dessen Frau Beatrice Bardin (* 7. Mai 1856 in Lure, Frankreich; † 18. Januar 1918) geboren. Sein Vater starb an Malaria, als Valentino elf Jahre alt war. Er hatte drei Geschwister, Alberto (1892-1981), Maria und Beatrice, die jedoch schon im Kindesalter starb.

Seine Mutter hielt ihn für das schönste Kind der Welt und verwöhnte ihn, was sich in Valentinos Verhalten in der Schule widerspiegelte. Er wurde wegen respektlosen Verhaltens und Schwänzens mehrfach verwiesen und schaffte nur mit Mühe ein Diplom in Landwirtschaft.

Valentino wollte zur Marine gehen, wurde jedoch auf Grund seines zu geringen Brustumfangs abgelehnt. Er reiste 1912 nach Paris, verjubelte dort sein ganzes Geld und musste seine Mutter bitten, ihm finanzielle Unterstützung für die Rückreise zu schicken. Seine Onkel befanden, er solle in die Vereinigten Staaten reisen und dort lernen, selbständig und als Mann zu leben.

Vereinigte Staaten

 
Nicht zuletzt wegen seines guten exotischen Aussehens wurde Valentino zum Superstar der zwanziger Jahre

Rudolph Valentino kam 1913 in die Vereinigten Staaten und arbeitete zunächst als Gärtner, Kellner und Autowäscher. Er trat anschließend als Tänzer in New York auf und lernte die gehobene Gesellschaft kennen. Wegen kleinerer Delikte – Diebstahl und Erpressung – musste Valentino kurzzeitig ins Gefängnis. Um sich von seiner Vergangenheit zu lösen und weil die Amerikaner Probleme gehabt hätten, Guglielmi auszusprechen, änderte er seinen Namen in Rudolph Valentino.

Valentino gab danach ein kurzes Gastspiel bei einer Operettentruppe und zog nach San Francisco. Er drehte hier seine ersten Stummfilme, My Official Wife (1914) und Alimony (1917). Seine Filmkarriere war damit geboren.

1919 wurde Valentino in dem Film The Eyes of Youth von der Produzentin June Mathis entdeckt, die den Regisseur Rex Ingram überzeugte, Valentino die männliche Hauptrolle in Die vier apokalyptischen Reiter spielen zu lassen. Der Film wurde ein voller Erfolg und Valentino über Nacht zum Silent Screen Super Star. Neben einer geschäftlichen Beziehung zwischen Valentino und Mathis erwuchs auch eine enge Freundschaft. Valentino sagte über die Produzentin:

She discovered me, anything I have accomplished I owe to her, to her judgement, to her advice and to her unfailing patience and confidence in me. („Sie hat mich entdeckt; alles, was ich erreicht habe, verdanke ich ihr, ihrem Urteil, ihren Ratschlägen und ihrer stetigen Geduld und ihrem Vertrauen zu mir.“)

Die guten Beziehungen, die Valentino zu Mathis unterhielt, wurden einige Zeit später allerdings auf eine Probe gestellt, nachdem der Filmstar ein von Mathis vorgelegtes Skript zu dem unverwirklichten Projekt The Hooded Falcon mit Bitte um Nachbesserung an diese zurückgeschickt hatte. Nachdem sich zudem herausgestellt hatte, dass das Projekt auf Grund der Schwierigkeiten Valentinos mit seiner Frau Natacha Rambova eingestellt werden sollte, brach Mathis vollends den Kontakt zu Valentino ab. Erst kurz vor dem Tode des Filmstars versöhnten sich die beiden wieder. Mathis stellte sogar ihr Grab für Valentino bereit.

Ein weiterer großer Erfolg neben Die vier apokalyptischen Reiter wurde 1921 Der Scheich (Fortsetzung 1926 mit Der Sohn des Scheichs). Valentinos Ruhm begründete sich im Wesentlichen in seiner Rolle des Latin Lover, die ihm die Herzen der Frauen und der Männer zufliegen ließ.

Streik und Tanztour für Mineralava

 
Elinor Glyn und Rudolph Valentino, 1922.

1922 begann Valentino mit einem Streik gegen Famous Players Lasky, wo er unter Vertrag stand. Er begründete den Streik mit angeblich zu schlechter Bezahlung und damit, dass er kaum künstlerische Kontrolle über seine Filme habe. Letzteres wurde ihm vor allem von seiner zukünftigen Ehefrau Natacha Rambova eingeredet, die Valentino gerade kennengelernt hatte. Famous Players Lasky ließ sich von Valentino nicht beirren, erhöhte allerdings seine Bezüge von 1250 auf 7000 Dollar pro Woche. Es wurden neue Vertragsbestimmungen ausgehandelt, die unter anderem zum Inhalt hatten, dass Valentino für kein anderes Filmstudio arbeiten dürfe. Valentino, der zu diesem Zeitpunkt etwa 80 000 Dollar Schulden hatte, nahm das Angebot an.

Von Famous Players Lasky kamen allerdings keine neuen Filmangebote. Valentino trat über das Jahr 1923 gemeinsam mit Natacha Rambova als Tänzer für die Schönheitsproduktefirma Mineralava in 88 Städten in den Vereinigten Staaten und in Kanada auf und veröffentlichte einen Gedichtband mit dem Namen DayDreams.

Nachdem der Vertrag mit Famous Players Lasky abgelaufen war, wechselte Valentino zu United Artists. Zuvor hatte er erfolglos versucht, mit Natacha Rambova einen Film unabhängig zu produzieren. Das Projekt The Hooded Falcon wurde allerdings auf Grund der zunehmenden Entfremdung zwischen Rambova und Valentino nie verwirklicht.

Privatleben

 
Rudolph Valentino und Natacha Rambova 1924.

Je erfolgreicher er auf der Kinoleinwand wurde, desto schlechter lief es privat für Valentino. Seine Ehe mit der lesbischen Schauspielerin Jean Acker 1919 war eine reine PR-Angelegenheit, und noch in der Hochzeitsnacht sperrte Acker ihn aus dem Hotelzimmer aus. Die Ehe wurde 1923 geschieden. Kurz darauf heiratete Valentino Natacha Rambova, die er am Set eines seiner Filme kennengelernt hatte. Da er jedoch nicht das volle Jahr zwischen seiner Scheidung und einer neuen Hochzeit abgewartet hatte, wie es das kalifornische Gesetz vorschrieb, wurde er für drei Tage wegen Bigamie inhaftiert und musste 10.000 Dollar Strafe zahlen.

 
Rudolph Valentino und Natacha Rambova 1924.

Valentinos zweite Ehe war nicht minder unglücklich als seine erste. Natacha Rambova weigerte sich, in sein Haus – Falcon Lair in den Bergen über Los Angeles – zu ziehen und offenbarte mehr und mehr ihren herrschsüchtigen Charakter, als sie begann, Valentinos Vertragsbestimmungen auszuhandeln und ihn an den Sets seiner Filme zu kontrollieren. 1926 wurde auch Valentinos zweite Ehe geschieden. Kurz darauf begann er eine Affäre mit Pola Negri.

Selbstmordversuch

1924 versuchte Valentino, sich mit einem Revolver das Leben zu nehmen. Er war frustriert, dass sich die herrschsüchtige Natacha Rambova (der er, wie sie selbst später mitteilte, auf die Nerven ging) strikt geweigert hatte, in sein Anwesen einzuziehen. Der spanische Künstler Federico Armando Beltran Masses, der mit Valentino gut befreundet war, konnte den Filmstar jedoch von seinem Vorhaben abbringen.

Vielsprachigkeit

Rudolph Valentino beherrschte mehrere Sprachen fließend: Englisch, Französisch (Muttersprache seiner Mutter), Italienisch (Muttersprache) und Spanisch. Der deutschen Sprache fühlte er sich zwar in gewisser Weise verbunden, sie fließend zu sprechen vermochte er allerdings nicht.

Um sich besser in seine Rolle in dem Film The Eagle (1925) hineinversetzen zu können, sprach Valentino am Set ausschließlich Italienisch. Er weigerte sich, dort in irgendeiner anderen Sprache zu kommunizieren, wenngleich niemand am Drehort außer ihm Italienisch verstand.

Öffentliche Wahrnehmung

Valentino, auf der Leinwand das optische Gegenstück zu Douglas Fairbanks senior, war wie dieser eines der ersten männlichen Sexsymbole des Films. Vor allem als Great Lover, Latin Lover oder Sheik (Scheich) war er bekannt. Valentino war jedoch immer wieder hauptsächlich männlichen Anfeindungen ausgesetzt, die darin gipfelten, dass er von einem Journalisten des Chicago Tribune als „pinke Puderquaste“ (orig. pink powder puff) verunglimpft wurde. Valentino forderte den Urheber des Artikels zu einem Boxmatch heraus, das jedoch nie stattfand.

Der frühe Tod mit 31

 
Rudolph Valentinos Tod mit gerade einmal 31 Jahren löste zahlreiche Selbstmorde und Selbstmordversuche unter seinen hauptsächlich weiblichen Fans aus.

1926 war ein anstrengendes Jahr für Valentino. Die schwierige Scheidung von Natacha Rambova, die Promotionsarbeiten zu Der Sohn des Scheichs, die Anfeindungen der Presse, allnächtliche lange Partys und die drückende Hitze setzten seinem Körper mehr und mehr zu. Am 15. August brach Valentino in seinem Hotelzimmer im Ambassador Hotel zusammen. Er wurde sofort ins Krankenhaus, die Stuyvesant Polyclinic, eingeliefert, wo mehrere Magengeschwüre nach einem Blinddarmdurchbruch diagnostiziert wurden. Genesungswünsche aus aller Welt erreichten den Star. Vor dem Krankenhaus versammelten sich mehr und mehr Fans. Eine Operation sowie massive Morphininfusionen verschlimmerten Valentinos angeschlagenen Gesundheitszustand. Seine letzten Tage verbrachte Valentino in einem komatösen Zustand, abgemagert und vor Schmerzen zuckend.

Am 23. August 1926 endete das Leben Rudolph Valentinos. Seine letzten Worte waren: Lasst die Jalousien oben, ich möchte das Sonnenlicht begrüßen! Um zehn nach zwölf mittags starb Valentino, im Alter von nur 31 Jahren.

Schon wenige Tage nach seinem frühen Ableben wurde ein von Vernon Dalhart gesungener Gedächtnissong veröffentlicht: There’s a New Star in Heaven To-Night [1].

Begräbnis

Valentino hatte zum Zeitpunkt seines Todes rund 100 000 Dollar Schulden. Für seine Beerdigung mussten daher zahlreiche Stücke aus seinem Anwesen Falcon Lair sowie das Haus selbst versteigert werden. Sein Begräbnis in New York, dem 100 000 Menschen beiwohnten, war eine Inszenierung. Im offenen Sarg lag nicht Valentino, sondern eine Kopie aus Wachs. Pola Negri, die dem Sarg wie eine Witwe folgte, erklärte, sie und Valentino seien im Begriff gewesen zu heiraten. Bei Drängeleien gab es Dutzende Verletzte, Fensterscheiben wurden eingeworfen. Erst am Abend hatte die Polizei die Situation wieder unter Kontrolle.

June Mathis, die mit Valentino sowohl eine geschäftliche als auch eine persönliche Freundschaft gepflegt hatte, stellte nach dem völlig überraschenden Tod des Schauspielers ihr Grab als Übergangslösung zur Verfügung. 1927 starb sie selbst. Valentino wurde ein Grab weiter umgebettet und ruht seitdem neben Mathis auf dem Hollywood Forever Cemetery (Grabstelle Nr. 1205).

Valentinos Grab ist mit Abstand das meistbesuchte auf dem Prominentenfriedhof.

Jahrzehntelang beschäftigte eine schwarz gekleidete Gestalt die Klatschpresse, die Valentino an seinem Todestag Blumen brachte. Erst nach fast drei Jahrzehnten stellte sich heraus, dass es sich hierbei um einen Werbegag handelte. Die Dame in Schwarz war eine der Inspirationsquellen für das Lied Long Black Veil.

Verschwörungstheorien

Fans Valentinos entwickelten nach dem Ableben ihres Idols zahlreiche Verschwörungstheorien, um sich den frühen Tod des Stars zu erklären und Hoffnungen auf eine irgendwann stattfindende Wiederkehr dessen zu hegen. Es wurde behauptet, dass Valentino seinen Tod vorgetäuscht hatte, um für eine Weile Abstand von seinem stressigen Berufsalltag zu nehmen. Manche vertraten die Auffassung, dass er von einem eifersüchtigen Ehemann erschossen oder mit Aluminium vergiftet worden war. [2]

Valentinos Familie wollte ihn zunächst nicht nach Italien zurückbringen. Nach Einweihung eines Museums für Valentino forderte die Stadt Castellaneta, ihren berühmtesten Sohn auf hiesigem Friedhof zu bestatten. 1976, kurz vor seinem Tode, wollte Alberto Guglielmi – Valentinos älterer Bruder – ein- für allemal Licht in die zahlreichen Verschwörungstheorien um seinen weltberühmten Bruder bringen.

Filmographie

Valentino trat – vor allem in den früheren Filmen seiner Karriere – unter verschiedenen Pseudonymen auf. Beispiele hierfür sind[3]:

  • M. Rodolfo de Valentina
  • M. Rodolpho de Valentina
  • M. de Valentina
  • R. de Valentina
  • Rudolpho de Valentina
  • Rudolpho de Valentine
  • Rudolpho de Valintine
  • Rudolph deValentino
  • Rodolph Valentine
  • Rudolph Valentine
  • Rodolfo Valentino
  • Rodolph Valentino
  • Rudi Valentino
  • Rudolfo Valentino
  • Rudolf Valentino
  • Rudolph Volantino
  • Rodolfo di Valentina
  • Rudolpho di Valentina
  • Rodolfo di Valentini

Spielfilme

  • My Official Wife (1914)
  • The Quest of Life (1916)
  • The Foolish Virgin (1916)
  • Seventeen (1916)
  • Alimony (1917)
  • A Society Sensation (1918)
  • All Night (1918)
  • The Married Virgin (1918)
  • The Delicious Little Devil (1919)
  • The Big Little Person (1919)
  • A Rogue’s Romance (1919)
  • The Homebreaker (1919)
  • Out of Luck (1919)
  • Virtuous Sinners (1919)
  • The Fog (1919)
  • Nobody Home (1919)
  • The Eyes of Youth (1919)
  • Stolen Moments (1920)
  • An Adventuress (1920)
  • The Cheater (1920)
  • Passion’s Playground (1920)
  • Once to Every Woman (1920)
  • The Wonderful Chance (1920)
  • Die vier apokalyptischen Reiter (orig. The Four Horsemen of the Apocalypse, 1921) Regie: Rex Ingram
  • The Conquering Power (1921) Regie: Rex Ingram
  • Die Kameliendame (orig. Camille, 1921) Regie: Ray C. Smallwood
  • Der Scheich (orig. The Sheik, 1921) Regie: George Melford
  • Das Piratenschiff (orig. Moran of the Lady Letty, 1922) Regie: George Melford
  • Beyond the Rocks (1922) Regie: Sam Wood
  • Blut und Sand (orig. Blood and Sand, 1922) Regie: Fred Niblo
  • Der junge Rajah (orig. The Young Rajah, 1922)
  • Monsieur Beaucaire (1924) Regie: Sidney Olcott
  • Die Bluthochzeit der Castros (orig. A Sainted Devil, 1924) Regie: Joseph Henabery
  • The Eagle (1925) Regie: Clarence Brown
  • Cobra (1925) Regie: Joseph Henabery
  • Der Sohn des Scheichs (orig. The Son of the Sheik, 1926) Regie: George Fitzmaurice

Dokumentarfilme

  • Rudolph Valentino’s 88 American Beauties (1923)
  • How You Keep Fit (1923)
  • The Sheik’s Physique (1925)

Nicht realisiert

  • The Hooded Falcon (1924)

Diskographie

  • Kashmiri Song (1923)
  • El Relicario (1923)

Bibliographie

  • DayDreams (1923)

Literatur

  • Kevin Brownlow: Pioniere des Films. Vom Stummfilm bis Hollywood (orig. The Parade’s Gone By …), Stroemfeld (Basel und Frankfurt am Main 1997, 685 S., ISBN 3-87877-386-2)
  • Renate Berger: Rodolfo Valentino. Biografie, EVA (Hamburg 2003, ISBN 3-434-50549-0)

Biopics

1977 hat der britische Regisseur Ken Russell dem Filmstar mit seinem Film Valentino ein filmisches Denkmal gesetzt. Dieses ist freilich nicht das einzige. Ebenso gibt es aus den neunziger Jahren einen Erotikfilm mit dem Titel Valentino – Durch die Betten Hollywoods, dem das Leben Valentinos zu Grunde liegt. Bei dem Film stehen seine vielen Liebschaften eindeutig im Vordergrund und werden ebenso ein wenig ins Absurde gezogen.

Einzelnachweise

  1. There's a New Star in Heaven To-Night, gesungen von Vernon Dalhart.
  2. Biographische Angaben zu Valentino, imdb
  3. Angaben zu Valentino, imdb
Commons: Rudolph Valentino – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien