Amschel Mayer Rothschild (* 12. Juni 1773 in Frankfurt am Main; † 6. Dezember 1855 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Bankier aus der Rothschildfamilie.

Amschel Mayer Rothschild war der älteste Sohn von Mayer Amschel Rothschild, dem Gründer der Dynastie Rothschild. Bereits in jungen Jahren arbeitete er im Familienunternehmen. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1812 wurde Amschel Mayer Rothschild neues Familienoberhaupt und übernahm die Leitung des Frankfurter Bankhauses "M.A. Rothschild & Söhne". Dieses war zugleich auch das Mutterhaus der Rothschildbanken in London, Paris, Wien und Neapel. Als der vorsichtigste der fünf Söhne Mayer Amschel Rothschilds, war er stets um die Liquidität der Bank besorgt, ging Risiken möglichst aus dem Weg und bevorzugte eher kleinere Geschäfte. Außerdem versuchte er die europaweit stark wachsenden Geschäfte der Familie Rothschild abzubremsen, was wiederholt zu Streitigkeiten zwischen den Brüdern führte. Amschel Mayer Rothschild konzentrierte sich auf die Fortsetzung der Tätigkeit als Hoffaktor verschiedener deutscher Fürsten. Die von seinem Vater mit Hilfe von Carl Friedrich Buderus aufgebauten Beziehung zum Hof von Hessen-Kassel spielten dabei eine besonders wichtige Rolle. Daneben war Amschel Mayer Rothschild auch Schatzmeister und Finanzier des Deutschen Bundestages in Frankfurt. Seine guten Beziehungen zu fast allen deutschen Mittel- und Kleinstaaten halfen M.A. Rothschild & Söhne zwischen 1820 und 1830 das Bankhaus Gebrüder Bethmann als im deutschsprachigen Raum führenden Emittent von Staatsanleihen zu verdrängen. Trotz dieses Erfolges verlor das Mutterhaus in Frankfurt bereits unter der Leitung Amschel Mayer Rothschilds im Vergleich mit den stark expandierenden Rothschildbanken in London und Paris an Bedeutung. Dennoch blieben Letztere offiziell nur Filialen von M.A. Rothschild & Söhne. Solange Gutle Rothschild (* 23. August 1753; † 7. Mai 1849), die Mutter der fünf Brüder Rothschild, noch lebte, blieb Frankfurt auch der Hauptversammlungsort der stetig anwachsenden Familie Rothschild.
Entgegen dem Trend der Zeit zur Assimilation blieb Amschel Mayer Rothschild und seine Familie strenggläubige Juden. Bei Einladungen verzichteten sie auf nicht koscher zubereitetes Essen und arbeiteten nicht am Schabbat. Als die Stadt Frankfurt 1844 eine neue Wechselordnung einführte, die jüdische Bankiers vorschrieb auch am Sabbat und anderen jüdischen Feiertagen Wechsel akzeptieren zu müssen, ließ Amschel Mayer Rothschild öffentlich verkünden, dass er sich an diese Bestimmung nicht halten werde.
Amschel Mayer Rothschild kümmerte sich auch um die Interessen seiner jüdischen Mitbürger. Mit der Niederlage Napoleons und der anschließenden Auflösung des Großherzogtums Frankfurt war die rechtliche Gleichstellung der Juden, die Amschels Vater 1811 durchgesetzt hatte, wieder aufgehoben worden. Mit Hilfe von Fürst Metternich, dem preußischen Staatsminister Hardenberg und anderen Fürsten erzielte Amschel Mayer Rothschild und seine Brüder 1824 mit dem Senat und der Bürgerschaft Frankfurts einen Kompromiß. Demnach konnten Juden "Israelitische" Bürger werden, was sie wenigstens in privatrechtlicher Hinsicht mit den übrigen Bürgern gleichstellte. Politische Rechte blieben Juden hingegen bis 1864 verwehrt.
Amschel Mayer Rothschild förderte die jüdische Gemeinde Frankfurts auch durch zahlreiche Spenden (z.B für Synagogen, Krankenhäuser und Krankenkassen) und begründete damit die umfangreiche Stiftungstätigkeit der Familie Rothschild. Den krönendnen Abschluß bildete die Errichtung der "Freiherrlich Amschel Meyer von Rothschild´sche Stiftung für die armen Israeliten der Stadt Frankfurt am Main", der er testamentarisch 1,2 Millionen Gulden vermachte.
Amschel Mayer Rothschild besaß zahlreiche Gebäude in Frankfurt. Daneben besaß er zeitweise auch einen Palais in Baden-Baden.
Literatur
- Georg Heuberger (Hrsg.): Die Rothschilds. Eine europäische Familie. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-1201-2;
- Georg Heuberger (Hrsg.): Die Rothschilds. Beiträge zur Geschichte einer europäischen Familie. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-1202-0;
- Manfred Pohl: Amschel Meyer Rothschild. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 132 f. (Digitalisat).
Personendaten | |
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NAME | Rothschild, Amschel Mayer |
KURZBESCHREIBUNG | Bankier |
GEBURTSDATUM | 12. Juni 1773 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 6. Dezember 1855 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |