Sieg (Fluss)

155,2 km langer rechter Nebenfluss des Rheins
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Die Sieg ist ein 155,2 km langer, rechter bzw. östlicher Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Sieg
Daten
Lage Deutschland; Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
Flusssystem Rhein
Quelle Rothaargebirge
50° 0′ 0″ N, 8° 0′ 0″ O region-Parameter fehlt keine Zahl: 603 m ü. NN
Quellhöhe Höhenangabe ist keine Zahl
Mündung zwi. Bonn u. Troisdorf in den Rhein region-Parameter fehlt keine Zahl: 50 mKoordinaten: 50° 0′ 0″ N, 7° 0′ 0″ O
50° 0′ 0″ N, 7° 0′ 0″ O region-Parameter fehlt keine Zahl: 50 m
Mündungshöhe Höhenangabe ist keine Zahl
Höhenunterschied 556 m

Bitte Sohlgefälle manuell eingeben, da im Höhenunterschied auch Buchstaben enthalten sind.Vorlage:Infobox Fluss/HÖHENUNTERSCHIED mit Buchstaben

Länge Längenangabe ist keine Zahl
Einzugsgebiet Einzugsgebiet ist keine Zahl
Linke Nebenflüsse Weiß, Scheldebach, Heller, Elbbach, Nister, Etzbach, Eipbach, Hanfbach, Pleisbach
Rechte Nebenflüsse Ferndorfbach, Wisser Bach, Bröl, Wahnbach, Agger
Großstädte Siegen, Bonn
Mittelstädte Netphen, Hennef (Sieg), Siegburg, Sankt Augustin, Troisdorf,
Schiffbarkeit nicht schiffbar
Siegquelle im Rothaargebirge bei Netphen-Walpersdorf
Im Mäander des Siegtals bildet ein Ufer sanfte Hänge, während das andere steile Felswände (Harth) aufweist.
"Siegstrand" bei Windeck-Herchen
Sieg bei Herchen
Die gestaute Sieg bei Stromberg
Das Stauwehr der Unkelmühle mit Fischtreppe und Kanurutsche ist die breiteste Stelle der Sieg (Teilansicht).
Siegtal zwischen Eitorf-Merten und Hennef-Bülgenauel
Bei zurückgehendem Hochwasser sammeln sich die Wasservögel
Die Sieg bei Hennef-Stein, hier wächst die Gelbe Teichrose.
Unterlauf der Sieg bei Siegburg
Mündung der Sieg (links) in den Rhein zwischen Bonn-Geislar und Troisdorf-Bergheim (Blick zum Kemper Werth nach Südosten)
Mündung der Sieg (rechts) in den Rhein (Blick vom Kemper Werth nach Nordwesten)

Sie ist ein silikatischer Mittelgebirgsfluss. Das mittlere Gefälle des Flusses, gemessen zwischen Eitorf (NRW) und Betzdorf (RP), beträgt 0,15 %. Das Einzugsgebiet der Sieg (siehe unten) umfasst 2.832 km² und der mittlere Abfluss beträgt 52 m³/s am Pegel Menden.

Der Flussname Sieg hat keinen Bezug zu Sieg als Triumph, sondern leitet sich vom keltischen Wort „Sikkere“ ab, was soviel bedeutet wie „schneller Fluss“ (verwandt sind die ebenfalls keltischen Namen der Seine und des Shannon). Es ist nicht ganz klar, ob auch der Name des Volksstammes der Sugambrer verwandt ist (jedoch lebten Sugambrer und Ubier wohl in frühgeschichtlicher Zeit in Nachbarschaft des Siegerlandes).

Verlauf

Siegquelle

Die Sieg entspringt im Siegerland am Ederkopf, im Südteil des Rothaargebirges (NW) nahe der nordöstlichen Stadtgrenze von Netphen rund 3 km nordöstlich des Stadtteils Walpersdorf. Ihre Quelle befindet sich in waldreichem Gebiet an der Eisenstraße (Landesstraße 722) unweit des Kreuzungspunkts mit der „L 719“; direkt vorbei führt ein Abschnitt des Rothaarsteigs. Die ummauerte Siegquelle liegt auf 603 m über NN rund 400 m nordwestlich des Jägerhains (650,4 m; Berg bzw. Waldgebiet) und etwa 1,2 km (jeweils Luftlinie) südöstlich des Aukopfs (644,9 m).

Nachbarquellen

Nur 2,5 km südlich von der Siegquelle entspringt die Lahn, 3 km nordwestlich die Eder.

Ober- und Mittellauf

Die Sieg, die vorwiegend in Ost-West-Richtung verläuft, erreicht nach wenigen Kilometern die Stadt Siegen, in der sie teilweise durch die Stadtautobahn (Hüttentalstraße) überbaut ist. Nach 34 km Fließlänge wechselt der Fluss bei Niederschelden nach Rheinland-Pfalz und nach weiteren 44 km kehrt er bei Windeck nach Nordrhein-Westfalen zurück. Kurz zuvor mündet bei Wissen-Nisterbrück die von Süden kommende Nister (64 km) ein, die nach der Agger (69 km) den zweitlängsten Siegzufluss darstellt. 1860 wurde der Mittellauf der Sieg stark begradigt. Beim Bau der Siegstrecke und Ausbau der sie begleitenden Landesstraße 333 wurden, um Brückenwerke zu sparen, viele Siegbögen abgeschnitten. So schuf man auch den Siegfall in Schladern. Die Altarme boten im Gegensatz zur teilweise kanalisierten Sieg reichhaltige Biotope. Ebenfalls entstanden felsige Steilhänge, die weiteren Pflanzenarten eine Heimat boten. Durch den Wechsel der Steilhänge mit den gegenüberliegenden flachen Anhöhen bietet das im Mittellauf eine abwechslungsreiche Landschaft. Diese genießen alljährlich die Radfahrer bei der Aktion Siegtal pur von Siegen bis Hennef (Sieg).

Unterlauf

Bei Siegburg, wo sich das letzte Wehr der Sieg befindet, verlässt der Fluss das Bergland. An diesem Wehr zweigt der Siegburger Mühlengraben ab, der durch die Stadt verläuft und kurz vor der Agger-Einmündung wieder auf die Sieg stößt. Direkt unterhalb bzw. westlich der Stadt mündet die von Nordosten kommende Agger ein.

In Unterlauf der Sieg kommt es sehr leicht und häufig zu Hochwasser, durch großzügige Wiesen und Auen am Ufer schaden die Überflutungen den Ortschaften aber, anders als beim Rhein, kaum. Wenn diese Flächen nicht überflutet sind, werden die sie durchquerenden Wege von Wanderern und Radfahrern genutzt. Der Fluss selbst ist bei Kanufahrern beliebt und wird auch zum Baden genutzt.

Mündung

Die Sieg mündet am nordwestlichsten Ende von Geislar (nördlichster Stadtteil Bonns) bzw. direkt südwestlich von Bergheim (südwestlichster Stadtteil Troisdorfs) aus östlicher Richtung kommend auf nur noch 45 m Höhe in den Rhein und markiert dort den Übergang vom Mittelrhein zum Niederrhein; wenige Hundert Meter weiter rheinabwärts befindet sich rechtsrheinisch Mondorf (südlichster Stadtteil Niederkassels). Somit stoßen hiesig die Stadtgrenzen von Bonn und Troisdorf aneinander. Zwischen beiden Städten fließt die Sieg zunächst etwa 1,5 km parallel zum Rhein, bevor sie in diesen mündet.

Das Mündungsgebiet der Sieg ist eine der letzten naturbelassenen Rheinmündungen überhaupt, weswegen die hiesige „Siegaue“ im Jahr 1986 unter Naturschutz gestellt wurde, so dass das „Naturschutzgebiet Siegaue“ entstand. Auch genießt dieses Gebiet einen Schutzstatus nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union.

Die Landzunge zwischen Sieg und Rhein, Kemper Werth genannt, war früher eine Insel und hieß auch „Pfaffenmütze“. 1777 ließ Kurköln gemeinsam mit dem Herzogtum Berg die Siegmündung begradigen, um ihre umliegenden Ländereien besser vor Hochwasser zu schützen, so dass die Sieg quasi im rechten Winkel auf den Rhein traf.

Durch die veränderte Strömung lud die Sieg nun ihr mitgeführtes Geröll im Rhein ab bzw. tat dies bei hohem Wasserstand in ihrem eigenen Bett, was zu einer Verflachung des Bettes führte. Bei hohen Wasserständen führte das wiederum zu einem Ausbruch der Sieg aus ihrem Bett, was man heute noch an den toten Mündungsarmen unterhalb von Troisdorf-Bergheim sehen kann. 1852 ließ die Regierung einen Damm zwischen der Insel und dem „Festland“ errichten, um so die Sieg wieder in ihr altes Bett zu zwingen.

Einzugsgebiet

Die Sieg, die sich in der Ökoregion Zentrales Mittelgebirge befindet, gehört zum Einzugsgebiet des Rheins. Ihr Einzugsgebiet, das sich zwischen Bergischem Land, Westerwald, Rothaargebirge und Rhein befindet, umfasst 2.832 km². Davon liegen 2.190 km² in Nordrhein-Westfalen und 642 km² Rheinland-Pfalz. Es hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 60 km, in Ost-West-Richtung sind es etwa 85 km.

Naturschutz

Der Unterlauf der Sieg vom Wiedereintritt an der Landesgrenze Rheinland-Pfalz nach Nordrhein-Westfalen bis hin zur Siegmündung ist Naturschutzgebiet. Ebenso sind angrenzende Altarme geschützt, zum Beispiel bei Hennef-Dondorf und Windeck-Dreisel.

Vegetation

Die Vegetation des Siegufers ändert sich im Flussverlauf. Der Oberlauf ist durch dichte, schattige Wälder geprägt, unter denen sich nur eine spärliche Krautschicht ausbilden kann. Der Mittellauf ist geprägt durch einen raschen Wechsel von Wäldern und Sumpfwiesen. Auf diesen finden sich insbesondere Sumpfdotterblume, Sumpf-Schwertlilie, aber auch die Neophyten Herkulesstaude, drüsiges Springkraut, die Goldrute und der Japanische Staudenknöterich wieder. Der Unterlauf ist durch Wiesen, Pappeln und Erlenbrüche geprägt. Schilf, Rohrkolben und Rohrglanzgras sind typische Pflanzen dieser Vegetationszone.

Fauna

Am 31. Juli 1956 kam es in Windeck zu einem großen, industriell verursachten Fischsterben. Inzwischen hat sich die Sieg zu einem der fischreichsten Flüsse Deutschlands entwickelt. 36 Fischarten leben dort, unter anderem Lachse, die wieder eingebürgert wurden. Verursacht durch diesen Fischreichtum haben sich Graureiher und Kormorane angesiedelt, die inzwischen große Kolonien gegründet haben.

Im Umfeld der Nebengewässern, Siegauen, Uferwiesen und -wälder gibt es folgende Arten:

Geologie des Siegtals

Die Sieg fließt im Rheinischen Schiefergebirge, das Teil des deutschen Mittelgebirges ist. Von der Quelle am Ederkopf im Rotharrgebirge (auf 648 m über NN)) durchfließt sie in O-W-Richtung die folgenden naturräumlichen Einheiten (4. Ordnung): das Siegerland, das Mittelsieg-Bergland und die Köln-Bonner-Rheinebene. Sie streift südlich den Westerwald, nördlich das Bergische Land und im Westen das Mittelrheingebiet. Sie durchfließt von der Quelle bis Hennef paläozoisches Grundgebirge und tritt dort aus dem Gebirge aus. Von Hennef bis zur Mündung in den Rhein bei Mondorf (auf 48 m über NN) durchfließt sie die tertiären und quartären Sedimente der Siegburger Bucht (Teil der Niederrheinischen Bucht).

Wie auch im Mittelrheintal, findet sich im Siegtal ein System aus Flussterrassen, das durch tektonische Aktivität, sowie Schwankungen der Wasserführung der Sieg entstanden ist. Diese Schwankungen entstanden durch unterschiedliche Wasservorkommen in den Glazialen (wenig Wasser, deshalb Sedimentation) bzw. Interglazialen (viel Wasser, deshalb Tiefen-Erosion).

Eine weitgespannte Fläche auf 260-280m über NN wird als pliozäner Talboden der "Ur-Sieg" betrachtet. Dieses Niveau begleitet die Sieg in ihrem Verlauf im gesamten mittleren Sieglauf. Hinab zum rezenten Flussbett findet sich eine Abfolge von etwa 11 Terassenniveaus (T11-T1), wobei T11 die oberste Terrasse ist und T1 die niedrigste. Insgesamt bilden Sie einen Höhenunterschied von etwa 200 m.

Der rezente Talboden der Sieg ist etwa 2-7 m in die T2-Terrasse eingesenkt. Unter dem derzeitigen Flusslauf und dem angrenzenden Auenlehm findet sich die T1-Terrasse, die ebenfalls in der Würm-Eiszeit entstand. Dies belegt die Verzahnung mit periglazialem Hangschutt am Talrand. Ob diese Terrasse der jüngeren Niederterrasse (jNT) des Rheins entspricht, konnte bisher nicht belegt werden.

Die T2-Terrasse findet in der Siegburger Bucht und schließt morphologisch an die ältere Niederterrasse (äNT) des Rheins an. Diese weist Sedimente aus den Endmoränen des Alpenvorlands, des Schwarzwaldes und der Vogesen der Würm-Eiszeit auf. Entsprechend entstand die T2-Terrasse der Sieg im Zeitraum von 115.000 - 10.000 vor heute.

Die T3-Terrasse entstand parallel zur unteren Mittelterrasse (uMT) des Rheins und wird auf das Riß-Glazial vor etwa 230.000 - 130.000 Jahren vor heute datiert. Die Terrasse T4 entstand im Mindel-Glazial - also im Zeitraum 475.000-370.000 vor heute und findet sich in einem Niveau am Rodderberg bei Eitorf.

Die Terassen T5 und T6 können mit der jüngeren und älteren Hauptterrasse (jHT und äHT) des Rheins zugeordnet werden. Wegen ihrer Mächtigkeit und Ausdehnung umfasst T5 zeitlich wohl nicht nur die Günz-, sondern auch die Donau-Eiszeit, sowie die Waal-Warmzeit und damit einen Entstehungszeitraum von etwa 540.000 - 1.400.000 Jahren vor heute. T6 wird der Biber-Eiszeit zugerechnet - entstand also vor etwa 2.200.000 Jahren.

Zuflüsse

Zu den Zuflüssen der Sieg gehören flussabwärts sortiert (in Klammern befindet sich die orographische Zuflussseite):

Ortschaften

Zu den Anliegerkommunen an der Sieg gehören:

Hochwasser

Zu den katastrophalen Hochwassern zählt das von 1909, bei dem viele Siegbrücken weggerissen wurden.

Flaschenpost

Einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde als unmöglichste Flaschenpost erhielt 1998 eine Weinflasche, die 1993 von Christine Klinkhammer als Flaschenpost bei Hennef in die Sieg geworfen wurde und 1996 in Falmouth (Maine, USA) gefunden wurde.

Commons: Sieg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien