Neukirch/Lausitz (sorbisch Wjazońca) ist ein staatlich anerkannter Erholungsort und die zugehörige Gemeinde im Südosten des Bundeslandes Sachsen. Es gehört zum Landkreis Bautzen und liegt eingebettet zwischen zwei Bergzügen des Oberlausitzer Berglandes am Fuße des reich bewaldeten 587 m hohen Valtenberges.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 6′ N, 14° 19′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Bautzen | |
Höhe: | 325 m ü. NHN | |
Fläche: | 21,32 km2 | |
Einwohner: | 5425 (31. Dez. 2007)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 254 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 01904 | |
Vorwahl: | 035951 | |
Gemeindeschlüssel: | 14 6 25 380 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 20 01904 Neukirch/Lausitz | |
Website: | www.neukirch-lausitz.de | |
Bürgermeister: | Gottfried Krause (parteilos) |

Geografie
Geografische Lage
Der Valtenberg ist der Neukircher "Hausberg". An ihm entspringt die durch Neukirch fließende Wesenitz. Größere Städte in der Umgebung sind Bautzen (15 km) und Bischofswerda (12 km).
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn) Doberschau-Gaußig, Wilthen und Steinigtwolmsdorf mit den Ortsteilen Ringenhain und Weifa im Landkreis Bautzen, Neustadt in Sachsen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie Schmölln-Putzkau im Landkreis Bautzen.
Geschichte
Um 1200 legten herbeigerufene fränkische Siedler ein Waldhufendorf an und errichteten eine neue Kirche. 1222 wurde Neukirch als „Neinkirgen“ erstmalig urkundlich erwähnt. Während sich der deutsche Name auf die damals neu erbaute Kirche im Ortsteil Niederneukirch bezieht, weist die sorbische Bezeichnung auf die geographische Lage an der Wesenitz hin[2].
In der Nähe der Ortschaft fanden im Mai 1813 im Zusammenhang mit der Schlacht bei Bautzen Gefechte zwischen französischen und russischen Truppen statt.
Der Ort bestand bis 1923 aus 4 selbständigen Gemeinden[3]
- Niederneukirch,
- Oberneukirch, Steinigtwolmsdorfer Anteil,
- Oberneukirch, Oberlausitzer Seite und
- Oberneukirch, Amtsanteil (Stolpener Anteil).
Am 13. August 1924 wurde die Bezeichnung Neukirch/Lausitz gestattet. Bis dahin trug der Ort Neukirch (bei Königsbrück) diesen Zusatz. Der Zusammenschluss von Oberneukirch Steinigtwolmsdorfer Anteil und Oberneukirch Amtsanteil zu „Oberneukirch“ erfolgte am 1. Februar 1925. Am 1. Juli 1928 wurde dann die Gemeinde Oberneukirch in die Gemeinde Neukirch/Lausitz eingemeindet.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl:[4]
- 1925 - 5.382
- 1939 - 6.778
- 1946 - 7.563
- 1950 - 7.648
- 1964 - 7.368
- 1990 - 6.294
- 2000 - 5.844
- 31. Dezember 2002 - 5.680[5]
- 31. Dezember 2004 - 5.540
- 31. Dezember 2006 - 5.434
Politik
Wappen, Siegel
Früher existierten drei eigenständige Gemeinden mit der Bezeichnung Oberneukirch (siehe Geschichte). Jede dieser 3 Gemeinden besaß ihr eigenes Siegel[6]. Im Jahr 1913 wurde verfügt, dass alle drei „der Gleichförmigkeit wegen“ das Siegelbild der Gemeinde Oberneukirch Amtsanteil mit folgender Darstellung erhalten sollten:
- ´ein Kalb oder Schaf auf einem steilen Felsen, an dem unten rechts ein aufgerichteter Löwe steht´.
Zu seiner Bedeutung wurde folgendes berichtet:[7]
„Oberneukirch A. A. gehörte früher zum Stolpener Gerichtsamte. Stolpen auf dem Basaltfelsen war Festung. Das Schaf oder Kalb auf den aufgeschichteten Basaltblöcken stellt den Schützling dar, welcher durch die Festung vor seinem Verfolger, einem Löwen, einen gesicherten Platz einnimmt.“
Am 15. November 1923 schlossen sich die Gemeinden Niederneukirch und Oberneukirch Oberlausitzer Seite unter dem Namen „Neukirch am Hohwald“ zusammen.[3] Wiederum besaß jede Gemeinde ihr eigenes Siegel, Niederneukirch einen Anker sowie Oberneukirch das Lamm auf dem Felsen. Es gab keine Möglichkeit beide Bilder zu vereinen und für den Anker konnte weder eine geschichtliche, geografische noch wirtschaftliche Bedeutung gefunden werden. Das Ministerium des Innern in Dresden favorisierte die einfachste Lösung, die Beibehaltung des bisherigen Siegelbildes mit dem Lamm auf dem Felsen aus dem Jahr 1801, da ein kombiniertes Siegel sonst zu überladen wirkte. Daraufhin wurde im Mai 1926 einstimmig beschlossen, das Siegelbild mit dem Lamm zu führen. Die Umschrift lautet: Gemeinde Neukirch (Lausitz), Amtsh. Bautzen, 1926[7]
Das Siegel von Neukirch als Wappen zu bezeichnen ist nicht ganz korrekt. Vielmehr besitzt Neukirch ein Ortssignet, welches als solches frei, jedoch nicht als Wappen, verwendbar ist.[6]
Bürgermeister
Amtierender Bürgermeister ist seit August 2001 Gottfried Krause (parteilos).
Gemeinderat
Der Neukircher Gemeinderat besteht aus 18 Mitgliedern und dem Bürgermeister. Von den Gemeinderäten zählen 6 zu den Freien Wählergruppen. Das Bündnis Neukirch braucht Zukunft stellt 5 Räte. Über jeweils 3 Mandate verfügen die CDU und die FDP. Das Bündnis Wähler Neukirch stellt einen Gemeinderat.
Zweckverband Wasserversorgung
Die Gemeinden Neukirch/Lausitz und Steinigtwolmsdorf haben den Zweckverband Wasserversorgung "Obere Wesenitz" gebildet, jede Gemeinde stellt 4 Mitglieder in der der Verbandsversammlung (Bürgermeister + 3 Gemeinderäte).
Städtepartnerschaften
Seit 1992 ist Bönnigheim im Landkreis Ludwigsburg Partnerstadt von Neukirch/Lausitz.
Wirtschaft
Die Gemeinde Neukirch hat ein für die Oberlausitz relativ hohes Wirtschaftswachstum. Einen wesentlichen Beitrag hierzu leistet der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf, der in der Region viele Arbeitsplätze schafft.
Neukirch ist zudem bekannt für seine Töpfereien. So findet auch in jedem Jahr seit 1989 bereits das weitbekannte Töpferfest statt. Jährlich zum Beginn des Oktobers versammeln sich um die 85 Aussteller und über 15.000 Besucher (Stand 7. Oktober 2008, Sächsische Zeitung) auf diesem. Dabei spielt auch der populäre "Tippellauf", bei dem Töpfer mit Tippeln (Krügen) möglichst schnell um die Wette laufen, sowie das Gesellenschlagen, eine Rolle.
Wichtige Firmen in Neukirch:
- TRUMPF Sachsen GmbH
- Käppler und Pausch GmbH
- Magnetech GmbH (Magnesium-Druckgussteile für eine Vielzahl von Industriezweigen)
- Zwiebackfabrik
- EAN Elektroanlagenbau Neukirch GmbH
Infrastruktur
Von Neukirch bis Zittau führt eine gut ausgeschilderten Radroute - der Oberlausitzer Umgebindehausradweg.
Verkehr
Die ca. 13 km nördlich vobeilaufende Autobahn A 4 ist am schnellsten über den Autobahnzubringer zur Anschlussstelle Salzenforst erreichbar. Der Flughafen Dresden ist 40 Autominuten entfernt. Neukirch liegt direkt an der B 98, die in Bischofswerda beginnt und in Oppach in die nach Zittau führende B 96 einmündet.
Für Bahnreisende stehen in Neukirch zwei Bahnhöfe an der Bahnstrecke Bischofswerda–Zittau mit durchgehenden Verbindungen nach Dresden und Liberec zur Verfügung.
Über regionale Buslinien sind Bischofswerda, Bautzen, Oppach und Neustadt in Sachsen (mit Anschluss nach Bad Schandau und Pirna) erreichbar.
Bildung und Kultur
Neukirch hat zwei Grundschulen, die Pestalozzischule und die Lessingschule, und eine Mittelschule. Im Ort gibt es ein Heimatmuseum.
Vereine
Zu den in Neukirch ansässigen Vereinen gehören:
- SV Valtenberg, Volleyballverein
- TSV 90 Neukirch e.V.
- Motorsportfreunde „Valtental“ e.V.
- Jugendverein Valtenbergwichtel e.V.
- Naturschutzzentrum "Oberlausitzer Bergland" e.V.
Literatur
Der Heimatforscher Georg Pilk (sorbisch Jurij Pilk) hat drei Bücher über die Geschichte von Neukirch geschrieben:
Die ersten beiden Bände „Neukirch am Hohwald in den Befreiungskriegen“ und „Neukirch im 18. Jahrhunderte“ wurden noch zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. Den dritten Band "Kulturbilder und Annalen von Neukirch am Hohwald" konnte er nur noch als Manuskript fertigstellen. Alle drei Bücher erschienen jedoch 2005 als Sammelband unter dem Namen "Die Geschichte Neukirchs" nach über 80 Jahren neu im Oberlausitzer Verlag.
- Georg Pilk: Die Geschichte Neukirchs, ISBN 3-933827-55-8
Quellen
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
- ↑ Jan Meschgang: Die Ortsnamen der Oberlausitz; Domowina Verlag, Bautzen 1973; S. 97
- ↑ a b http://heimatmuseum.neukirch-lausitz.de/inhalt.htm
- ↑ http://hov.isgv.de/Neukirch/Lausitz
- ↑ ab 2002: Statistisches Landesamt Sachsen
- ↑ a b http://heimatmuseum.neukirch-lausitz.de/geschichte-ortssignet.htm
- ↑ a b Walter Hoffmann: "Grenzland Oberlausitz Nr. 8"