Scharnhorst (Schiff, 1939)

Schlachtschiff von 1936
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Die Scharnhorst war ein Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg. Sie wurde nach Gerhard von Scharnhorst benannt, der in Preußen die allgemeine Wehrpflicht einführte und für tiefgreifende Reformen der preußischen Armee verantwortlich war.

Bau und Dienstzeit
Schiffsklasse: Scharnhorst-Klasse
Schwesterschiff: Gneisenau
Bauwerft: Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven
Baunummer: 125
1. Kiellegung:
(als Panzerschiff)
14. Februar 1934
Baustopp:: 5. Juli 1934
2. Kiellegung:
(als Schlachtschiff)
15. Juni 1935
Stapellauf: 3. Oktober 1936
Indienststellung: 7. Januar 1939
Schicksal: versenkt am 26. Dezember 1943 ca. 100 km nördlich des Nordkaps
Außerdienststellung: Kriegsverlust
Technische Daten
Verdrängung: Standard: 31.552 Tonnen
Konstruktion: 35.540 t
Maximal: 38.100 ts
Länge: Wasserlinie: 226 m
vor Umbau: 229,8 m
nach Umbau: 234,9 m
Breite: 30 m
Tiefgang: 8,23 m Konstruktionstiefgang
9,91 m maximal
Antriebsanlage: 12 ölgefeuerte Dampfkessel
3 Satz Getriebe-Dampfturbinen
mit zusammen 160.050 PS
3 dreiflügelige Schrauben
(Ø 4,80 m)
Höchstgeschwindigkeit: 31,5 Knoten
Marschgeschwindigkeit: 19 Knoten
Reichweite: 8800 sm bei 19 kn
Brennstoffvorrat: 6300 t
Besatzung: 1840
Bewaffnung
Geschütz 28 cm L/54,5 9 in drei Drillingstürmen
Geschütz 15 cm L/55 C/28 12 in 4 Doppeltürmen
und 4 Einzellafetten
Geschütz 10,5 cm L/65 C/33 14 (in Doppellafetten)
Geschütz 3,7 cm L/83 SK C/30 16 (in Doppellafetten)
MK 2,0 cm L/65 10
Torpedorohre 53,3 cm 6 in zwei Drillingssätzen
Panzerung
Gürtelpanzer: 150-350 mm
Zitadelle: 45 mm
Panzerdeck: 95 mm / Böschung: 105 mm
Oberdeck: 50 mm
Turmfronten: 360 mm
Turmdecken: 150 mm
Barbetten: 320 mm
Vorderer Kommandostand: horizontal: 200 mm
vertikal: 350 mm
Achterer Kommandostand: horizontal: 50 mm
vertikal: 100 mm
Torpedoschotts: 45 mm
Flugzeug: 3 Wasserflugzeuge
Arado Ar 196 A-3
mit zwei, später einem Katapult
Baukosten: 143 Mio. RM
Kommandanten
Kapitän zur See
Otto Ciliax:
Januar 1939 - Oktober 1939
Kapitän zur See
Kurt Cäsar Hoffmann:
Oktober 1939 - März 1942
Kapitän zur See
Friedrich Hüffmeier:
März 1942 - Oktober 1943
Kapitän zur See
Fritz Hintze:
Oktober 1943 - Dezember 1943

Geschichte

(siehe auch Hauptartikel Scharnhorst-Klasse (1938))

 
Die Scharnhorst etwa 1939/1940

Die Scharnhorst war das erste Schiff der deutschen Kriegsmarine, das von Anfang an deutlich über die Schranken des Versailler Vertrages hinausgehen sollte. Ursprünglich wurde sie als Panzerschiff mit einer Verdrängung von etwa 18.000 Tonnen auf Kiel gelegt. Als Reaktion auf den Bau der französischen Schlachtschiffe der Dunkerque-Klasse wurde der Bau im Juli 1934 abgebrochen und etwa ein Jahr später nach einem anderen Entwurf mit einer offiziellen Tonnage von 26.000 neu begonnen. Diese Verdrängung wurde tatsächlich noch erheblich überschritten. Der neue Entwurf der Scharnhorst versah sie mit einem guten Panzerschutz und ihre Hochdruck-Heißdampf-Turbinenanlage verlieh ihr überlegene Geschwindigkeit.

Um keine Konflikte mit England zu provozieren, wurden die für ein Schlachtschiff dieser Zeit unterdimensionierten Geschütze mit dem Kaliber 28 cm in Drillingstürmen, die für die Schiffe der Deutschland-Klasse entwickelt wurden, vorgesehen. Eine spätere Aufrüstung auf 38 cm-Kanonen in Zwillingstürmen wurde zwar konstruktiv vorbereitet, aber nie ausgeführt.

Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurde die Scharnhorst bei verschiedenen Unternehmungen eingesetzt, oft zusammen mit ihrem Schwesterschiff Gneisenau.

Unternehmen „Nordmark“

Nordmark“ war der Deckname für den Vorstoß der Schlachtschiffe Gneisenau und Scharnhorst, des Schweren Kreuzers Admiral Hipper und zweier Zerstörer ins Seegebiet zwischen den Shetlandinseln und Norwegen vom 18. bis 20. Februar 1940. Das im beginnenden Kampf um die „Erzstraße“ aus Nordnorwegen von Flottenchef Admiral Marschall geführte, letztlich erfolglose Unternehmen „Nordmark“ war gegen den Geleitzugverkehr im Gebiet zwischen Großbritannien und Skandinavien gerichtet. Lediglich die im Rahmen des Vorstoßes angesetzten U-Boote konnten 12 Handelsschiffe mit 38.000 BRT und den britischen Zerstörer HMS Daring versenken.

Unternehmen „Weserübung“

Die Scharnhorst und die Gneisenau gehörten bei der Besetzung Norwegens im Rahmen des Unternehmens "Weserübung" zur Gruppe 1. Diese sollte in Narvik Truppen landen. Am 6. April 1940 übernahm man in Bremerhaven Gebirgsjäger, die von Generalmajor Eduard Dietl befehligt wurden. Am nächsten Tag liefen die beiden Schlachtschiffe zusammen mit den zehn Zerstörern Z 2 Georg Thiele, Z 9 Wolfgang Zenker, Z 11 Bernd von Arnim, Z 12 Erich Giese, Z 13 Erich Koellner, Z 17 Dieter von Roeder, Z 18 Hans Lüdemann, Z 19 Hermann Künne, Z 21 Wilhelm Heidkamp und Z 22 Anton Schmitt aus. In der Deutschen Bucht traf man auf die Gruppe 2 (Admiral Hipper und vier Zerstörer). Bis Trondheim marschierten beiden Gruppen gemeinsam nach Norden. Im Morgengrauen des 9. April liefen die Zerstörer, unter der Führung von Kommodore Friedrich Bonte, in Narvik ein und landeten ihre Truppen. Scharnhorst und Gneisenau übernahmen die Fernsicherung auf See und trafen hier auf den britischen Schlachtkreuzer HMS Renown. Die Gneisenau bekam einen Volltreffer in den Vormars. Die deutschen Schiffe brachen das Gefecht ab und kehrten einige Tage später nach Wilhelmshaven zurück.

Unternehmen „Juno“

Am 4. Juni 1940 waren die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau sowie der Schwere Kreuzer Admiral Hipper und die Zerstörer Z 10 Hans Lody, Z 7 Hermann Schoemann, Z 15 Erich Steinbrinck und Z 20 Karl Galster aus Kiel ausgelaufen. Ziel war die Entlastung der deutschen Truppen in Narvik. Hierzu sollte der vom Flottenchef, Admiral Wilhelm Marschall, befehligte Verband den britischen Nachschub unterbinden bzw. den bereits beginnenden Rückzug der Briten abfangen. Am Nachmittag des 8. Juni befanden sich die deutschen Schiffe etwa auf der Höhe von Harstad (Nordnorwegen). Hier wurden der Flugzeugträger HMS Glorious sowie die beiden Zerstörer HMS Ardent und HMS Acasta versenkt. Letzterer konnte noch, obgleich schon im Sinken begriffen, einen Torpedofächer auf die Scharnhorst feuern. Ein Torpedo traf unterhalb des achteren Drillingsturms und forderte 48 Tote. Admiral Marschall brach die Unternehmung ab und lief mit seinen Schiffen Trondheim an.

Unternehmen „Berlin“

Zusammen mit ihrem Schwesterschiff Gneisenau lief die Scharnhorst am 22. Januar 1941 aus Gotenhafen zu einer Atlantikunternehmung aus. Den Verband führte der Flottenchef, Vizeadmiral Günther Lütjens. Ein Durchbruch durch die Passagen bei den Faröer-Inseln scheiterte, und die deutschen Schiffe zogen sich nach Osten zurück. Nach einer Ölübernahme versuchte man ein paar Tage später durch die Dänemarkstraße in den Atlantik zu gelangen. Diesmal klappte es, und der Verband begann auf den alliierten Konvoirouten zu kreuzen. Scharnhorst konnte in den nächsten Wochen acht Schiffe mit ca. 50.000 BRT versenken. Geleitzüge, die durch britische Schlachtschiffe gesichert waren, wurden befehlsgemäß gemieden. Am 22. März 1941 liefen beide Schiffe in Brest ein.

Unternehmen „Cerberus“

 
Kapitän zur See Hoffmann erhielt als Kommandant der Scharnhorst am 21. März 1942 das Ritterkreuz

Vom 11. bis zum 13. Februar 1942 durchquerten die Scharnhorst, die Gneisenau und die Prinz Eugen den Ärmelkanal. Bei diesem Unternehmen „Cerberus“ lief die Scharnhorst zweimal auf Seeminen. Die erste detonierte vor der Mündung der Schelde, was zu einem vorübergehenden Totalausfall der Maschinen führte, wodurch die Scharnhorst für einige Zeit antriebslos liegen blieb. Jedoch war dies von den Briten nicht beobachtet worden, so dass kein Angriff stattfand. Eine erneute Minendetonation erfolgte vor Terschelling, ohne weitere Schäden anzurichten. Die Scharnhorst ging nach Wilhelmshaven in die Werft und fiel für die nächsten acht Monate aus.

Die Scharnhorst wurde am 26. Dezember 1943 im Nordmeer, ca. 160 km nördlich vom Nordkap, nach schwerem Kampf mit zwei britischen Kampfgruppen, bestehend aus einem Schlachtschiff, drei Leichten und einem Schweren Kreuzer und mindestens acht Zerstörern, unter der Führung des Schlachtschiffes HMS Duke of York versenkt.

Ziel der Unternehmung war das Abfangen des britischen Geleitzugs JW-55B, der auf dem Weg nach Russland war. Unterstützt wurde die Scharnhorst dabei von der Kampfgruppe 1, bestehend aus den Zerstörern Z 29, Z 30, Z 33, Z 34 und Z 38.

Der Geleitzug war eine von der britischen Admiralität ausgeklügelte Falle, weil er einen Kurs nahm, der zwar von den deutschen Aufklärungsflugzeugen noch entdeckt, aber nicht aus der Luft mit Bombern bekämpft werden konnte, da deren Reichweite geringer war. Jenseits der Reichweite des deutschen Aufklärungsschirms wartete eine zweite Streitmacht (HMS Belfast, HMS Sheffield und HMS Norfolk) auf das Eingreifen des letzten einsatzfähigen deutschen Schlachtschiffs.

Die Unternehmung stand von Beginn an unter einem ungünstigen Stern für die Scharnhorst. Zu dieser Jahreszeit herrscht in diesen Breiten bis auf eine Stunde Dämmerlicht um die Mittagszeit fast ständig völlige Dunkelheit. Da die Feuerkraft der Scharnhorst bei Dunkelheit aber nicht zum Tragen kommen konnte, wäre es taktisch klüger gewesen, auf die Unternehmung zu verzichten. Dies wäre sicherlich auch geschehen, wenn der deutschen operativen Führung bekannt gewesen wäre, dass die Briten zu diesem Zeitpunkt schon über ein leistungsfähiges Radar verfügten, das sie auch in völliger Dunkelheit gezielt operieren ließ. Es wurde zwar vermutet, dass die Briten über eine bisher noch unbekannte Methode der Ortung verfügten. Aber die Vermutungen gingen eher in die Richtung, dass die Briten die Radarstrahlung der deutschen Schiffe einpeilen konnten. Deshalb fuhr die Scharnhorst bei Beginn des Gefechts in den Morgenstunden bei vollständiger Dunkelheit mit ausgeschaltetem Radar und wurde daher vom ersten Angriff des zweiten britischen Sicherungsverbandes völlig überrascht. Im Rahmen des Gefechtes wurde die Scharnhorst von ihrer Zerstörersicherung isoliert, diese verlor die Fühlung und wurden schließlich zurück an die Küste beordert. Ohne die Sicherung der Zerstörer konnte das Feuer der zwei britischen Kampfverbände ausschließlich auf die Scharnhorst konzentriert werden.

Chronologie des Gefechtes

 
Skizze der Scharnhorst

Um ca. 9:30 Uhr eröffneten die HMS Belfast, die Norfolk und die Sheffield aus etwa 12 Kilometern Entfernung das Feuer auf die Scharnhorst, hierbei wurde das Schiff mehrmals leicht getroffen – ein schwerer Treffer zerstörte die Vormarsdrehhaube des Schlachtschiffs und damit die daran befestigte Radarantenne. Nach dem Verlust des Hauptradars war ein Kampf über größere Distanzen unmöglich, und man entschied, nach Norden zu fahren – gegen etwa 12:00 Uhr hielt man allerdings wieder in Richtung Süden.

Das eigentliche Gefecht begann zwischen 16:00 und 17:00 Uhr und dauerte bis etwa 19:30 Uhr, als die letzten Torpedos von der Jamaica auf das Schiff abgeschossen wurden. Zu dieser Zeit war das Schiff bereits manövrierunfähig, stand in Flammen und hatte starke Schlagseite nach Steuerbord. Ungefähr eine Viertelstunde später zerstörte eine riesige Explosion - vermutlich explodierten die Munitionskammern der vorderen Turmgruppe durch einen Torpedotreffer - den vorderen Teil des Schiffes. Das Vorschiff mit den beiden vorderen Geschütztürmen wurde dabei vom restlichen Rumpf getrennt. Um 20:30 Uhr wurde die Versenkung von Admiral Fraser offiziell bestätigt.

 
Gedenktafel im Nordkap-Zentrum

Die Scharnhorst erhielt im Gefecht neben zahlreichen schweren (mindestens 13 vom Kaliber 35,6 cm) und mittleren Granattreffern mindestens 14 Torpedotreffer, bevor sie unterging. Das stellte die hervorragende Konstruktion dieses Schiffes unter Beweis. Insgesamt wurden über 50 Torpedos verschossen und weit mehr als 2000 Granaten verschiedenen Kalibers auf die Scharnhorst abgefeuert. Nur 36 Mann der Besatzung wurden von den Briten gerettet (30 durch die HMS Scorpion und sechs durch die HMS Matchless), der Rest der 1968 Mann (davon 60 Offiziere) starken Besatzung fanden den Tod, darunter der Kommandant, Kapitän Fritz Hintze, der eingeschiffte Konteradmiral Erich Bey sowie sämtliche Offiziere. Die Arbeiten zur Rettung der im Wasser schwimmenden Überlebenden wurden aufgrund der Befürchtung, deutsche U-Boote stünden in der Nähe, abgebrochen.

In der Nordkapphalle in Norwegen wird dieses Gefecht anhand von Schautafeln in englischer Sprache dargestellt.

Entdeckung des Wracks

Im September 2000 wurde das Wrack der Scharnhorst von dem norwegischen Journalisten Alf R. Jacobsen nach langer Recherche, die die Einsichtnahme in britische, deutsche und norwegische Militärarchive und Interviews mit Überlebenden und Hinterbliebenen einschloss, in ca. 300 m Wassertiefe gefunden. Das Wrack wurde von Argus-Robotern der norwegischen Marine untersucht und gefilmt. Im norwegischen Fernsehen lief ein Bericht über das deutsche Schlachtschiff. Jacobsen berichtet in seinem Buch (siehe Quellenangabe) ausführlich über die Suche und Auffindung des letzten deutschen Schlachtschiffs.

Literatur

  • Alf R. Jacobsen: Die Scharnhorst - Untergang und Entdeckung des legendären Schlachtschiffs. Ullstein Verlag 2004, ISBN 3-55007-594-4
  • Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke: Die Schlachtschiffe der Scharnhorst-Klasse. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1991, ISBN 3-76375-892-5
  • Heinrich Bredemeier: Schlachtschiff Scharnhorst, Heyne Verlag, ISBN 3-45387-095-6
  • A. J. Watts: Der Untergang der Scharnhorst - Kampf um die Rußland-Konvois 1943, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-87943-384-4
  • Uwe Grewe: Schlachtschiff Scharnhorst - Ende im Nordmeer 1943, Schiffe-Menschen-Schicksale, Band 84/85.
Commons: Schlachtschiff Scharnhorst – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien