Heimerad

deutscher Priester und Einsiedler
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Der heilige Heimerad (auch Heimo, Heimrad, Haimrad; * in Meßkirch; † 28. Juni 1019 auf dem Hasunger Berg bei Kassel) war ein deutscher Priester und Wanderprediger. Sein Gedenktag ist der 28. Juni.

Heimerad wurde um 970 in Meßkirch in Schwaben geboren. Nachdem er zunächst als Priester in seiner Heimat gewirkt hatte, unternahm er Pilgerfahrten nach Rom und in das Heilige Land, wo er auf dem Ölberg eine bemerkenswerte Vision hatte, die seinen weiteren Lebensweg prägte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland setzte er dort seine Pilgerwege mit einem Begleiter fort und gelangte nach Memleben, wo ihn der Abt des Klosters Hersfeld traf, der ihn zum Mönch in seinem Kloster machen wollte. Als er den Abt um Entlassung aus dem Kloster bat, wurde er auf Befehl Abt Arnolds ausgepeitscht. Daraufhin wanderte er unter zahlreichen Schmähungen weiter durch Hessen und gelangte nach Paderborn, wo er abermals, vor allem aufgrund seines verwahrlosten äußeren Erscheinungsbildes, auf Unverständnis stieß und auf Befehl von Bischof Meinwerk und der gerade anwesenden Kaiserin Kunigunde verprügelt wurde. Schließlich erkannte er im Hasunger Berg (heute zu Zierenberg, Ortsteil Burghasungen) den Ort, der ihm als Wirkungsstätte von der göttlichen Vorsehung bestimmt war und ließ sich dort nieder. Die Ankunft auf dem Hasunger Berg wurde zum Wendepunkt in Heimerads Beziehung zu seiner Umwelt: Seine Heiligkeit wurde nun von zahlreichen Menschen von niederem und höheren Stand erkannt; auch Bischof Meinwerk bat ihn einmal demütig um Verzeihung für das angetane Unrecht. Heimerad führte ein Leben in strengem Fasten und Abtötung; er wollte dem leidenden Christus ähnlich werden und hatte sogar das Bedürfnis, absichtlich Unbill auf sich zu ziehen. Dabei verausgabte er alles, was er besaß, als selbstloser Wohltäter der Armen und spornte in seinen Predigten das anwesende Volk zu ebensolcher Liebestätigkeit an. Auch mystische Vorkommnisse gibt es in seinem Leben: So erschienen ihm der hl. Martin und der hl. Meinulf in himmlischem Licht und übertrugen den Hasunger Berg seiner Obhut. Während einer Messe geriet Heimerad in Ekstase, die mehrere Stunden währte. Auf Nachfragen erklärte er anschließend den anwesenden Gläubigen, er wäre in jenen Stunden nur körperlich anwesend, tatsächlich aber in göttlichem Auftrag beschäftigt gewesen.

Die Hauptquelle für sein Leben ist die Lebensbeschreibung, die der Mönch Ekkebert von Hersfeld zwischen 1072 und 1090 verfasst hat.

Auf dem Hasunger Berg ließ Erzbischof Eribo von Mainz 2 Jahre nach Heimerads Tod im Jahr 1021 eine Kirche errichten, die zur Keimzelle des 1074 gegründeten Klosters Hasungen wurde. Die Wallfahrten zu seinem Grab erlebten in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts ihren Höhepunkt, als Hasungen neben dem Sebaldsgrab in Nürnberg zu den meistbesuchten deutschen Wallfahrtsorten gehörte. In späteren Jahrhunderten, insbesondere nach Aufhebung des Klosters Hasungen im 16. Jahrhundert, nahm die Verehrung Heimerads radikal ab. Gleichzeitig kamen irrige Ansichten über ihn auf, so zum Beispiel, dass er Einsiedler, Mönch oder gar Prior und Gründer des Klosters Hasungen gewesen wäre. Und in neuerer Zeit wurde er oft abschätzig bezeichnet, was sich zum Beispiel in der Bezeichnung "Heiliger Narr"zeigt, die keineswegs aus dem Mittelalter stammt.