Grünau (Leipzig)

Grünau [] ist ein neuerer Stadtteil im Westen von Leipzig (Stadtbezirk West)
Daten und Fakten
(Stand 2004)
- Fläche: ca. 8,7 km²
- Einwohner: 49.400 (1989: 85.000)
- Bevölkerungsdichte: 8081 EW/km² (ohne Grünau-Siedlung und Miltitz)
- Durchschnittsalter: 45,6 Jahre
- Altenquote: 26,7 %
- Kinderzahl: 4285 (1992: 13.382)
- Haushaltsnettoeinkommen: 1572 €
Entstehung


Von der Grundsteinlegung am 1. Juni 1976 bis ans Ende der 1980er Jahre entstanden auf den Gemarkungen Kleinzschocher, Schönau (zum Teil wegen Überbauung abgebrochen), Lausen und Großmiltitz acht Wohnkomplexe (1976–82: WK 1 bis 4, 1980–88: WK 5.1, 5.2 sowie 7 und 8) in industrieller Montagebauweise. Mit 36.000 Wohnungen, in denen maximal 100.000 Menschen leben sollten, war Grünau zum Planungsbeginn (1974) somit die größte zusammenhängende Neubausiedlung im deutschsprachigen Raum. Berlin-Hellersdorf und Berlin-Marzahn folgten zeitversetzt – also später. Halle-Neustadt wurde von ursprünglich 70.000 Einwohnern vergrößert auf etwa 115.000. Den Namen Grünau übernahm der neue Stadtteil nicht von einem älteren Dorf, sondern von einer seit den 1920er Jahren angelegten, zu Kleinzschocher gehörenden Gartensiedlung am südlichen Rand der neuen Bebauung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befanden sich hier noch Rittergüter.
Planungsteam (1974–1981/82)
Die städtebauliche Gesamtplanung, die funktionelle und städtebau-räumliche Gestaltungsidee für den neuen Stadtteil „Grünau“ lag in den Händen von Leipziger Architekten und Ingenieuren unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Horst Siegel.
Städtebau:
- Horst Siegel, Ambros G. Gross, Georg Eichhorn, Hellmut Neumann, Hans-Dietrich Wellner, Wolfgang Scheibe, Bodo Hoffmann und Hubertus Berger;
Verkehr/Stadttechnik:
- Kurt Ackermann, Walter Stein, Ortwin Lademann und Wolfgang Lentz;
Freiflächen/Erholungsgebiete:
- Henriette Krahnstöver u. Walter Lingslebe.
Weitere Angaben siehe „Autorenverzeichnis“ (1. Dezember 1982).
Grünau heute
Heute umfasst das Gebiet Grünau die Ortsteile Grünau-Ost, Grünau-Mitte, Grünau-Nord, Grünau-Siedlung, Lausen-Grünau, Schönau und Miltitz. Innerhalb Grünaus befand sich bis zum Abzug der sowjetischen Truppen eine Kaserne, die als „Russenkaserne“ bekannt war. Diese wurde jedoch zu Zeiten der Reichswehr erbaut und danach auch von der Wehrmacht genutzt. Auf diesem Gebiet, dem Schönauer Viertel, befinden sich heute neue Einfamilienhäuser und ein Einkaufszentrum.
Zu den wohl charakteristischsten Merkmalen Grünaus gehör(t)en bislang die 16-etagigen Punkthochhäuser PH 16. Diese Gebäude verschwanden innerhalb der letzten Jahre (ab 2002/2003) im Rahmen des „Stadtumbau Ost“-Rückbaus zum großen Teil von der Bildfläche. Der elementarste Grund dafür ist der Einwohnerschwund Grünaus, der in letzter Zeit drastisch zugenommen hat.
Die unsanierten und vernachlässigten PH 16 standen in ihren letzten Lebensmonaten mitunter zu 70–80 % leer. Durch unklare Aussagen über die Zukunft der Gebäude (bis hin zu Forderungen von Beigeordneten, ganze Wohnkomplexe komplett zu schließen) wurden die Bewohner gezielt vertrieben.
Zwar ist die Einwohnerdichte Grünaus noch deutlich höher als im Stadtdurchschnitt, jedoch verlor der Stadtteil binnen der letzten 15 Jahre fast 40.000 Eihnwohner. Trotz einiger Modernisierungsmaßnahmen, die Grünau attraktiver gestalten sollen, ist es bisher nicht gelungen, diesen Rückgang abzubremsen.
Ein großer Teil der übrigen Plattenbauten in den ehemals sehr dicht besiedelten Gegenden Grünaus wurde inzwischen von den Eigentümern (vor allem Wohnungsgenossenschaften sowie die stadteigene Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft) saniert.
Der Kulkwitzer See, welcher teilweise im Westen von Lausen-Grünau liegt, und seine Umgebung sind seit 1973 als Naherholungsgebiet freigegeben, und werden von den Anwohnern angrenzenter Stadtteile regelmäßig genutzt.
Die Stadt in der Stadt
Grünau wird auch die Stadt in der Stadt genannt, obwohl es bis zur Wende fast ausschließlich als Wohnviertel fungierte. Doch mit den beiden großen Einkaufszentren kamen Mitte der 1990er Jahre auch die Arbeitsplätze nach Grünau. Des Weiteren entstanden hier auch ein Kino mit acht Sälen (Filmpalast Leipzig im Allee Center) und ein neues Schwimmbad (Grünauer Welle), welches dem im Südwesten Grünaus gelegenen Tagebaurestsee Kulkwitzer See, im Volksmund auch Kulke oder Kulki genannt, in Sachen Beliebtheit allerdings nicht den Rang ablaufen konnte. Mit einer S-Bahn- (S1) und zwei Straßenbahnlinien (Linien 1 & 2 Endstelle Lausen, Linien 8 & 15 Endstelle Miltitz) ist die Anbindung an den Leipziger Nahverkehr nahezu optimal. Komplettiert wird das Angebot durch diverse Buslinien, welche Grünau mit seinen benachbarten Stadtteilen und den Städten Markranstädt und Markkleeberg verbinden.
In Grünau gibt es die evangelisch-lutherische Pauluskirche (mit der alten Dorfkirche Schönau als Außenstelle) sowie die katholische St. Martinskirche (beides Neubauten der 1980er Jahre). Beide Bauten wurden auf Betreiben der Gemeinden, die sich zuvor in Wohnungen trafen, und mithilfe westdeutscher Kirchen errichtet.
Anfang der 1990er Jahre wurden, zusätzlich zu der schon seit 1983 in Grünau befindlichen Max-Klinger-Schule, eine Reihe weiterer Gymnasien wie beispielsweise das Georg-Christoph-Lichtenberg-Gymnasium, welches jetzt zur Max-Klinger-Schule gehört, sowie das Haus Lichtenberg, das 2007 geschlossen wurde, geöffnet. Während dieser Zeit war das Haus Lichtenberg das größte Gymnasium Sachsens. Das in dieser Zeit eröffnete Friedrich-Ratzel-Gymnasium musste allerdings aufgrund der geringen Kinderzahl bereits wieder schließen. Insgesamt gibt es heute 21 allgemeinbildende Schulen und 18 Kindertagesstätten in Grünau.
Zudem unterhält das Universitätsklinikum Leipzig im Stadtteil eine Außenstelle ihrer Zahnklinik.