Die Schlacht von Stalingrad war eine der kriegsentscheidenden Schlachten des 2. Weltkrieges und fand in der Region des damaligen Stalingrad (heute Wolgograd) an der Wolga statt.

Die Symbolik
Durch die hohen Verluste und die Unerbittlichkeit, mit der die Kampfhandlungen auf beiden Seiten geführt wurden, ist Stalingrad zum Sinnbild für die Schrecken des Krieges geworden. Sowohl von Stalin als auch von Hitler wurde Stalingrad als Symbol angesehen, woraus sich die enorme Erbitterung erklärt, mit der die Schlacht geführt wurde.
Der deutsche Angriff
Nach dem Angriff des Dritten Reiches auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 und der Gegenoffensive der Roten Armee im Winter wurde für den Sommer 1942 eine neue Offensive geplant, die zum Ziel hatte, die sowjetischen Ölfelder im Kaukasus einzunehmen (so genannte Operation Blau). Ein weiteres wichtiges Ziel wurde die Stadt Stalingrad zum einen wegen ihrer industriellen und geografischen Bedeutung, da hier die Schifffahrt auf der Wolga verhindert werden konnte, zum anderen wegen ihrer symbolischen Bedeutung. Stalin hatte in dieser Stadt 1918 als Bevollmächtigter für Lebensmittelversorgung die Macht der KpdSU gefestigt u.a. mit Massenerschießungen angeblicher Saboteure. 1925 war die Stadt in Stalingrad umbenannt worden. Andere Pläne, die auf einen direkten Marsch auf Moskau hinzielten, wurden verworfen, da Adolf Hitler die Wichtigkeit der kaukasischen Ölfelder für die weitere deutsche Kriegsführung höher einschätzte. Der Historiker Karl-Heinz Frieser sieht den Krieg für Nazi-Deutschland allerdings schon verloren, als der deutsche Angriff in der Winterschlacht vor Moskau erfror.
Geführt wurde der Angriff auf die 445000-Einwohnerstadt Stalingrad vom deutschen Generaloberst Friedrich Paulus, der wenige Stunden vor seiner Gefangennahme, auch, um ihn von der Kapitulation abzuhalten, zum Generalfeldmarschall befördert wurde. Er befehligte die 296.000 Mann starke 6. Armee und Teile der 4. Panzerarmee sowie diverse verbündete rumänische, italienische, kroatische Divisionen.
Nach anfänglichen Verzögerungen durch die Belagerung Sewastopols und Eingriffe Hitlers in die militärische Planung begann der Angriff am 28. Juni 1942. Eine weitere deutsche Armee der Heeresgruppe Süd griff unterdessen Ziele im Kaukasus an. Ende August erreichte die 6. Armee die Wolga, am 23. August führte ein massiver Luftangriff zum Tod tausender Zivilisten in der Stadt.
In der Stadt wurde unter hohen Verlusten bald nicht mehr nur um jede Straße, sondern um einzelne Häuser, Stockwerke und Zimmer gekämpft. Erst im November gelang es den deutschen Einheiten, die fast vollständig zerstörte Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen, was von Adolf Hitler vollmundig als großer Sieg gefeiert wurde. Allerdings begann schon wenig später eine sowjetische Gegenoffensive unter dem Decknamen "Operation Uranus", die schließlich zur Befreiung von Stalingrad und zum Zurückdrängen der Wehrmacht führen sollte.
Operation Uranus
Die deutschen Streitkräfte wurden am 19. November 1942 durch die Operation Uranus (eine Zangenbewegung) von sowjetischen Streitkräften, die durch die 3. rumänische Armee durchgebrochen waren, binnen 5 Tagen eingeschlossen. Die 3. rumänische Armee konnte sich nicht lange halten, da sie erstens eine überdehnte Flanke sichern sollte und zweitens ungenügend ausgerüstet war (3,7 cm Flak zum größten Teil von Pferdegespannen gezogen), um die sowjetischen Panzer zu stoppen. Der Vorstoß der Sowjets ging rasch voran, da zum Zeitpunkt des Unternehmens Uranus schlechtes Wetter herrschte und die deutsche Luftwaffe nicht eingreifen konnte. Hinter der 3. rumänischen Armee befand sich ein deutsches Panzerkorps. Dies wurde auf Befehl von Adolf Hitler den Sowjets entgegengeworfen, ohne die Lage richtig zu kennen und im Glauben, dass dieses Panzerkorps die Lage wiederherstellen könne. Der Kommandeur jenes Panzerkorps, Ferdinand Heim, wurde im Nachhinein zum Sündenbock gemacht und aus der Wehrmacht ausgestoßen. Die Sowjets griffen ebenfalls noch die 4. rumänische Armee und die 4. deutsche Panzerarmee an, bevor sich die beiden Speerspitzen der Zangenbewegung bei Sowjetskij trafen und den Ring um Stalingrad endgültig schlossen.
Operation Kolzo
Nach dem Abschluss der Operation Uranus folgte die Operation Kolzo (russ.: Ring). Sie hatte zum Ziel, den Kessel von Stalingrad zu zerschmettern und die Invasoren zu vernichten. Dabei wurden die sowjetischen Truppen von ihren Offizieren regelrecht "verheizt". Es wurden kleinere Trupps gebildet, die bestimmte Stockwerke und ganze Häuser erstürmen mussten. Die Ausfälle dieser Trupps lagen bei mehr als 90%. Die Sowjets setzten auch viele Scharfschützenteams ein, die die Aufgabe hatten, die 6. Armee "kopflos" zu machen, indem sie die deutschen Offiziere erschossen (Vermutlich über 1.000 Soldaten und Offiziere insgesamt).
Der Kessel
Seit dem 22. November war die 6. Armee völlig von sowjetischen Truppen eingekesselt. Paulus und sein Stab planten zunächst, die Fronten zu stabilisieren und dann nach Westen auszubrechen. Schon zu diesem Zeitpunkt aber mangelte es an der notwendigen Ausrüstung für ein solches Unternehmen.
Am 23. November entschloss sich Hitler, den Kessel aus der Luft zu versorgen, nachdem der fette Göring ihm wider besseren Wissens versichert hatte, die Luftwaffe sei in der Lage, den benötigten Mindestbedarf von 550 Tonnen täglich einzufliegen. Tatsächlich werden durchschnittlich nur 100 Tonnen eingeflogen. Am 24. November erging dann der endgültige Befehl, die Armee solle sich einigeln und alles Weitere abwarten. Am gleichen Tag wurden die Rationen der Soldaten halbiert und die Brotzuteilung auf täglich 300 g festgelegt.
Die Versorgung aus der Luft erwies sich schließlich als völlig unzureichend, besonders als der Flughafen Pitomnik in Sowjetische Hände fiel. Die meisten der eingekesselten Soldaten starben deshalb auch nicht in Folge von Kampfhandlung, sondern wegen der Mangelernährung.
Der Entlastungsversuch
Ein Entlastungsangriff der 4. Panzerarmee unter Generaloberst Hermann Hoth zur Befreiung der 6. Armee (Operation Wintergewitter) ausgehend von Kotelnikowo südlich von Stalingrad scheiterte 48 km vor Erreichen des Kessels aufgrund starker sowjetischer Gegenwehr und wohl auch daran, dass von der 6. Armee nur aufgrund der Hungersituation und der Befehlslage, die einen eigenemächtigen Rückzug verbot, geringe Initiative ausging, sich aus dem Kessel zu befreien, und dementsprechend keine Angriffe "von innen" geführt wurden. Dennoch hörten die eingeschlossenen Soldaten das Geschützdonner und sie waren voller Hoffnung auf die baldige Befreiung. Die Parole dieser Tage lautete: Haltet aus, der Führer haut euch raus. Die Hoffnungen der Landser wurden aber bald zunichte gemacht, als sich das Geschützfeuer wieder entfernte. Der sowjetische Widerstand war einfach zu stark. Nach Berechnungen von Stalins Oberkommando Stawka stehen einer Million gefallener und über 3 Millionen in Deutschland kriegsgefangener Soldaten 1942 16 Millionen Sowjetbürger im waffenfähigen Alter gegenüber. Die hinter dem Ural evakuierte Rüstungsindustrie prodzierte bis 1942 4500 Panzer, 3000 Kampfflugzeuge, 14000 Geschütze und 50000 Granatwerfer. Hitler ging davon aus, dass der Feind die Massen seiner Reserven im ersten Kriegswinter weitgehend verbraucht habe. Auf deutscher Seite ist eine Million Soldaten gefallen, verwundet oder vermißt. Von den am Angriff beteiligten Panzern ist noch jeder zehnte funktionsfähig. Am 12. September 1942 verlangt Hitler von Paulus die Einahme von Stalingrad. Die Russen, so Hitler, seien am Ende ihrer Kraft.
Gefangennahme
Nach langen für beide Seiten extrem verlustreichen Kämpfen wurde die 6. Armee zur Kapitulation gezwungen. Die Deutschen litten zudem an Hunger, Durst und der enormen Kälte, der viele Soldaten zum Opfer fielen, und wurden dadurch zusätzlich geschwächt. Durch die unhygienischen Verhältnisse und die vielen unvergrabenen Leichen entstanden Seuchen, die viele Soldaten dahinrafften. Am 31. Januar 1943 kapitulierten die Einheiten im Südkessel, am 2. Februar 1943 die verbleibenden Verbände im Nordkessel. Paulus, der die sich mehrfach gebotene Gelegenheit zum Ausbruch vermutlich durch die Befehlslage nicht ergriff, ging mit seinem Stab in Gefangenschaft, mit ihm 30 weitere Generale. Am 30. Januar war er zum Generalfeldmarschall von Hitler befördert worden. Von den anfänglich ca. 300.000 Soldaten gingen ca. 110.000 in sowjetische Kriegsgefangenschaft und nur 5.000 kehrten wieder nach Deutschland zurück, die restlichen fielen (ca. 36.000 wurden ausgeflogen) oder starben in der Gefangenschaft. Hitler tobte, als er von der Gefangennahme hörte, die er selbst ausdrücklich verboten hatte und um die zu verhindern er Paulus zum Generalfeldmarschall ernannt hatte: Bis dahin hatte noch kein Generalfeldmarschall der Wehrmacht kapituliert. Eine frühzeitige Kapitulation hätte den Tod Zehntausender in Stalingrad vermieden. Paulus selbst, von den Sowjets gegen seine ehemaligen Vorgesetzten der Wehrmacht während der Nürnberger Prozesse als Zeuge aufgerufen, kehrte erst nach dem Tod Stalins 1953 in die DDR zurück. Die Verluste auf sowjetischer Seite in Stalingrad werden auf etwa 1 Million Zivilisten und Soldaten geschätzt.
Folgende Einheiten kapitulierten um Stalingrad
- die Generalkommandos des 4., 8., 11., 51. Armee-Korps und des 14. Panzer-Korps
- die 14., 16. und 24. Panzer-Division
- die 3., 29. und 60. motorisierte Division
- die 44., 71., 76., 79., 94., 113., 295., 297., 305., 371., 376., 384. und die 389. Infanterie-Division
- die 100. Jäger-Division und das kroatische Regiment 369
- die 1. rumänische Kavallerie-Division und die 20. rumänische Infanterie-Division
- außerdem noch verschiedene Armee- und Heeresgruppen, Flak-Verbände und Bodeneinheiten der Luftwaffe
Folgen
Der von den Nationalsozialisten propagierte "Opfergang der 6.Armee" half wahrscheinlich, den deutschen Südabschnitt der Ostfront zu stabilisieren. Hätte die 6.Armee früher kapituliert, wären auch die operierenden Einheiten im Kaukasus abgeschnitten gewesen. Dieser "Erfolg" konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sowohl militärisch, personell als auch psychologisch eine fast unmöglich wieder wettzumachende Niederlage erlitten worden war.
Wahrscheinlich ist es aber ein in der Kriegsgeschichte einmaliger Vorgang, dass die militärische und politische Führung lieber 300 000 Soldaten ohne Nachschub an Nahrung, Kampfmitteln und Betriebsstoffen untergehen ließ, statt ihnen die Kapitulation zu gestatten. Paulus ist dabei der Vorwurf zu machen, dass er sich erst über Hitlers Befehle hinwegsetzte und kapitulierte, als es für viele seiner Männer bereits zu spät war.
Die Ausrufung des „Totalen Krieges“ durch Propagandaminister Joseph Goebbels in seiner berühmt-berüchtigten Sportpalastrede am 18. Februar 1943 verlängerte den Krieg nur, den meisten militärischen Befehlshabern aber war bewusst, dass der Krieg mit den eigenen Verbündeten gegen die Aliierten militärisch nicht mehr zu gewinnen war. Sie kämpften oftmals deswegen weiter, um ihre Treue zu Hitler und damit dem Staat zu beweisen. An vielen Häusern prangerte die Zahl 1918 zur Erinnerung an die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg. Der Totale Krieg wandelte seine Gestalt in den letzten Kriegsjahren zur totalen Niederlage.
Innenpolitisch wurde die Niederlage von Stalingrad für viele Offiziere ein Anlass, sich der Opposition anzuschließen. Politische Gegner konnten wieder hoffen, dass die Nazi-Diktatur doch eines Tages untergehen würde. Die sowjetische Geschichtsschreibung hat immer die moralische Überlegenheit gegen einen Angriff im so genannten Großen Vaterländischen Krieg hervorgehoben. Heutige Historiker aller Seiten bemühen sich, bei der Beantwortung der Frage, welcher Preis für die einzelnen Militäroperationen gezahlt wurden, nicht den Unterschied zwischen Raub- und Verteidigungskrieg zu verwischen.
Außenpolitisch begannen neutrale und mit Deutschland verbündete Staaten ihre Politik auf eine deutsche Niederlage einzustellen.
Großbritannien und die USA rechneten seither damit, dass wohl auch die Sowjetunion zu den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges gehören würde.
Tabellen und Statistiken
Verluste der deutschen Luftwaffe für die Versorgung der 6. Armee in Stalingrad und dem Ausfliegen von Verwundeten vom 24. November 1942 bis 31. Januar 1943.
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