Orgel der Hofkirche Innsbruck
Die Orgel der Hofkirche (Innsbruck) ist die größte, nahezu unversehrt erhaltene Renaissanceorgel Österreichs. Sie verfügt über 15 Register auf zwei Manualen und angehängtem Pedal.
Baugeschichte
Die Orgel wurde in den Jahren 1555 bis 1561 durch den Orgelbauer Jörg Ebert aus Ravensburg erbaut. Sie befindet sich bis heute an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort, dem Presbyterium über der westlichen Sakristeitür. Das Instrument ist an der Wand hängend konstruiert. Eingreifende Änderungen nahm 1655 Daniel Herz vor. 1700-1701 wurde die Orgel von Kaspar Hummel in Tonumfang und Registerzahl wesentlich erweitert (auf 26 Register). Dabei wurden von den ursprünglichen Registern nur die Mixtur und die Zimbel im Rückpositiv durch eine 8′-Labialstimme ersetzt und ein Register klanglich verändert. Ab 1832 war das Instrument unspielbar geworden. 1884 wurde der geplante Abbruch der Orgel durch Johann Deininger verhindert. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Orgel zum Schutz vor Kriegshandlungen ausgelagert. 1965 bis 1977 wurde die Orgel von Jürgen Ahrend restauriert, wobei die 1701 durchgeführten Umbauten und Erweiterungen rückgängig gemacht wurden. Im Rahmen dieser Restaurierung wurde die Orgel mit einem elektrischen Gebläse versehen, das zwei vierfaltige Keilbälge für die Windversorgung auflädt (ursprünglich waren es 8 Bälge).
Das Hauptwerk mit Ausnahme des Regals und das Rückpositiv stehen auf Schleifladen. Hauptwerk und Rückpositiv besitzen Flügeltüren. Durch das Schließen der Türen kann der Klang zusätzlich verändert werden. Bemerkenswert ist auch der Aufbau des Rückpositivs ohne 8′-Register. Alle Pfeifen der beiden Mixturen und Zimbeln haben die Mensur der Superoktave 2′.
Windkanäle, Windladen, Pfeifenstöcke, Rasterbretter, Registermechanik und Hauptwellenbrett sind original erhalten. Die Klaviaturen und die Bälge sowie Teile der Tontraktur wurden von Ahrend rekonstruiert. Sechs Register sind original erhalten, fünf rekonstruiert und die restlichen zu unterschiedlichen Teilen ergänzt.
Disposition
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- Koppeln: II/I Manualschiebekoppel.
- Anmerkungen
- ↑ Zusammensetzung von hindersaz auf I:
C: 2′ + 11/3′ + 1′ + 2/3′ + 1/2′ cis0: 2′ + 11/3′ + 1′ + 2/3′ + 1/2′ (2×) fis0: 2′ (2×) + 11/3′ (2×) + 1′ (2×) + 2/3′ cis1: 2′ (3×) + 11/3′ (2×) + 1′ (2×) + 2/3′ fis1: 4′ + 22/3′ + 2′ (3×) + 11/3′ (2×) + 1′ (2×) cis2: 4′ (2×) + 22/3′ (3×) + 2′ (3×) + 11/3′ (2×) fis2: 4′ (3×) + 22/3′ (3×) + 2′ (4×).
- ↑ Zusammensetzung von ziml auf I:
C: 1/3′ + 1/4′ cis0: 1/2′ + 1/3′ fis0: 2/3′ + 1/2′ cis1: 1′ + 2/3′ fis1: 11/3′ + 1′ cis2: 2′ + 11/3′ fis2: 22/3′ + 2′.
- ↑ Zusammensetzung von hörnndl auf I:
C: 11/3′ + 4/5′ fis1: 22/3′ + 13/5′.
- ↑ Das Regal steht auf einer eigenen Lade in der „Brust“, unterhalb der Hauptwerklade. Es ist bei e0/f0 in Bass und Diskant geteilt. Die Aktivierung von Bass- und Diskanthälfte erfolgt über Sperrventile. Über den Registerzug anzug kann seine Traktur abgestellt werden.
- ↑ Im Hauptwerkskanal.
- ↑ Zusammensetzung von mixtur auf II:
F: 2′ + 11/3′ + 1′ a0: 2′ + 11/3′ + 1′ + 2/3′ a1: 2′ (2×) + 11/3′ (2×) + 1′ e2: 4′ (2×) + 22/3′ + 2′ + 11/3′.
- ↑ Zusammensetzung von ziml auf II:
F: 2/3' + 1/2′ e1: 1′ + 2/3′ a1: 11/3′ + 1′ e2: 2′ + 11/3′.
- ↑ Zusammensetzung von hörnndl auf II:
F: 2/3′ + 2/5' a0: 11/3′ + 4/5′ a1: 22/3′ + 13/5′.
Technische Daten
- Klaviaturumfang:
- Hauptwerk: 41 Töne
- Rückpositiv: 38 Töne
- Pedal: 19 Töne (CDEFGA-b0). Das Pedal spielt mit eigenen Ventilen in die Hauptwerkskanzellen ein.
- Windversorgung:
- Zwei Keilbälge
- Winddruck: 90 mmWS
- Stimmung:
- Höhe a1= 445 Hz
- Mitteltönige Stimmung mit Ausgleich bei es/dis.
Literatur
- Günter Lade (Hrsg.): 40 Jahre Orgelbau Jürgen Ahrend 1954-1994. Selbstverlag, Leer-Loga 1994.