Stockhausen ist der Name von vier Adelsgeschlechtern. Die beiden uradeligen Familien aus Niedersachsen und Hessen führen ein sehr ähnliches Wappen, so dass aufgrund der Namens- und Wappengleichheit sowie der räumlichen Nähe ihres Auftretens davon ausgegangen werden kann, dass sie eines Stammes sind. Zusammen mit den im Jahr 1702 geadelten Stockhausen aus Thüringen gehören sie dem am 14. Oktober 1962 auf der Trendelburg gegründeten Familienverband an. Die hessische Familie Stockhausen aus Hersfeld wurde im Jahr 1804 geadelt.

Geschichte
Stamm Niedersachsen
Stammsitz der niedersächsischen Familie ist Stockhausen südlich von Göttingen an der Leine. Das Geschlecht erscheint urkundlich erstmals im Jahr 1111 mit Ritter (miles) Reinwardus de Stokhuson.[1] Seit dem 14. Jahrhundert bekleideten die Angehörigen der Familie das Amt des Erbmarschalls der Abtei Corvey und gehörten der althessischen Ritterschaft an.
Stamm Westfalen
Stammsitz der westfälischen Familie ist das Gut Stockhausen, heute Ortsteil von Meschede im Hochsauerlandkreis. Weitere Güter waren das Wasserschloss Wülmersen, Lehen des Klosters Helmarshausen (seit ca. 1330) und die Trendelburg, Lehen, Amtssitz und Zollstation des Bistums Paderborn.
Im Jahre 997 wurde der Schultenhof (curtis maior) Stockhausen erstmals als Mittelpunkt von etwa 20 Höfen erwähnt. Kaiser Otto III. ächtete den Besitzer Hunold und übertrug den Hof an das Stift Meschede. Einer Sage nach wurde Hunold damals mit 20 Söhnen hingerichtet. Allein der jüngste habe das Massaker überlebt und sei später als Lehnsträger auf das Gut zurückgekehrt.
Hans von Stockhausen war im 14. Jahrhundert Besitzer von Stockhausen. Er war mit Agnes von Spiegel verheiratet und starb 1375. Zu der Zeit unterstanden dem Oberhof Stockhausen 22 Höfe, u.a. in Mülsborn, Calle, Olpe, Wennemen, Visbeck, Altenhellefeld, Wedinghausen, Westenfeld, Hellefeld und Frenkenhausen.
Arnold von Stockhausen übernahm 1400 den Besitz. Er ist vermutlich identisch mit einem Arnoldus de Stockhusen, der 1405 und 1411 urkundlich erscheint und Stammvater des Geschlechts war.[2] Arnold war Richter des Freistuhls Calle und Villicus des Gutes Stockhausen als Lehen des Stifts Meschede. Am 20. Juli 1519 wurde die Familie mit dem Gut Stockhausen belehnt und 1598 mit dem Richteramt zu Olpe.
Ludwig I. von Stockhausen († 1636) wurde Rentmeister zu Bilstein und Richter zu Olpe. 1599 heiratete er in Mühlheim/Möhne Elisabeth von Hanxleden. Er starb in Arnsberg und hinterließ einen Sohn, Ludwig II.
Ludwig II. von Stockhausen wurde 1603 von Probst Gottfried von Fürstenberg mit dem Gut Stockhausen belehnt. Er war Rentmeister des Landdrostes des Herzogtums Westfalen Kaspar von Fürstenberg und trat 1618 bis 1626 mehrfach als Richter von Calle und Remblinghausen auf. Er war verheiratet mit Elisabeth von Plettenberg und hatte mit ihr einen Sohn, Ludwig.
Ludwig III. von Stockhausen (1600-1672) lebte 1641-1670 auf dem immer noch dem Stift Meschede lehnspflichtigen Gut Stockhausen. Er war kurfürstlicher Ritter zu Calle und Remblinghausen und hatte durch seine Frau Anna Johanna von Westphalen größere Besitzungen in Remblinghausen erhalten. Im Dreißigjährigen Krieg kam es zu großer Not, so dass er 1641-1659 die Höfe in Olpe, Frenkhausen, Westenfeld und Calle verkaufen musste. Da dieses ohne Genehmigung des Stiftes Meschede erfolgte, wurde er verklagt und seine Nachkommen mussten nach einem Urteil der juristischen Fakultät in Marburg an das Stift 500 Taler Strafe zahlen.
Friedrich von Stockhausen (1607 - ca.1690), ein Cousin Ludwigs III., erwarb nach dessen Tode 1670 den verbliebenen Besitz mit 18 Vasallenhöfen von Ludwigs Witwe Anna. Er war bereits 1632 mit Catharina Eyckberg verheiratet und hatte mit ihr eine Tochter, Elisabeth, die 1656 Albrecht Gerhard Bischopinck geheiratet hatte. Nach erfolgter Belehnung 1679 ließ Friedrich das vernachlässigte Herrenhaus instand setzen und u.a. mit einer 1681 inschriftlich datierten Wendeltreppe versehen.
Um 1730 wurde das Gut Stockhausen in die Ritterschaftsmatrikel eingetragen, wodurch die Lehnsguteigenschaft beendet wurde.
Franz Ferdinand von Stockhausen (1746-1821) war mit Lucia Pape verheiratet und führte mit ihr das Gut durch die schwere Zeit der Napoleonischen Kriege.
Franz Florenz von Stockhausen (1780-1852), sein Sohn, erbte das Gut. Durch die Stein-Hardenbergschen Reformen gingen die zugehörigen Bauernhöfe jedoch verloren, so dass er selbst wieder Landwirtschaft ausüben musste.
Julius von Stockhausen (1814-1881) bemühte sich nach Übernahme des Gutes von seinem Vater um neue wirtschaftliche Grundlagen. Er ließ die Ruhr regulieren, baute einen Staudamm und errichtete erstmals Sägemühlen an der Ruhr.
Stockhausen aus Thüringen
Die Stammreihe des thüringer Geschlechts beginnt mit Hans Stockhausen in Auleben, der im Jahr 1495 Hauptmann in Nordhausen war. Sein Nachkomme, der herzoglich braunschweigische Ober-Kriegskommissar Julius Hermann Stockhausen wurde am 3. August 1702 zu Wien in den rittermäßigen Reichsadelsstand erhoben.
Stockhausen aus Hessen
Das hessische Geschlecht geht zurück auf den im Jahr 1422 urkundlich erwähnten Martin Stockhausen, Bürger zu Hersfeld.[3] Die sichere Stammreihe beginnt mit dem Hersfelder Bürger Hermann Stockhausen, geboren um 1490, dessen Sohn Magister Johannes Stockhausen (*1517, †1595) Pfarrer in Großen-Linden bei Giessen war. Den Reichsadelsstand erhielt Wilhelm Stockhausen am 20. August 1804. Er war fürstlich Ysenburgscher Landforstmeister und Beisitzer der Rentkammer zu Offenbach am Main.
Wappen
- Das Wappen der niedersächsischen Stockhausen zeigt in Silber einen bewurzelten schwarzen Baumstumpf mit zwei oder drei schwarzen Eichenblättern. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Helmdecken ein offener, rechts schwarzer und links silberner Flug.
- Das Wappen der westfälischen Stockhausen zeigt in Silber einen gekrümmten schwarzen Eichenast mit zwei abhängenden schwarzen Blättern. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Helmdecken ein offener, rechts schwarzer und links silberner Flug.
- Das Wappen der briefadeligen thüringischen Stockhausen von 1798 zeigt innerhalb eines goldenen Schildrandes in Silber einen abgehauenen braunen Eichenstamm mit vier gestümmelten Ästen und zwei abhängenden grünen Blättern. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Helmdecken ein offener, je mit einem goldenen Kleestengel belegter schwarzer Flug.
- Das Wappen der briefadeligen hessischen Stockhausen von 1804 zeigt in Gold einen natürlichen Baumstumpf mit drei gestümmelten Ästen (rechts 2, links 1) und beidseits je einem abhängenden schwarzen Weinrebenblatt. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Helmdecken der Baumstumpf zwischen einem offenem, goldenen Flug.
Bekannte Familienmitglieder
- Heinrich Ludwig von Stockhausen (ca. 1720-1800), Major in der Hessisch-Kasseler Armee, verh. mit Dorothea Charlotte Ernestine von Druchtleben
- Johann Friedrich Gustav von Stockhausen (1743-1804), Generalmajor in der preußischen Armee, 1793 mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet.
- Christian Ludwig von Stockhausen (1746-1820), General in der preußischen Armee, 1787 mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet.
- Baron von Stockhausen, Kammerherr Albrechts von Preußen
- August Wilhelm Ernst von Stockhausen (1791-1861), Generalleutnant, preußischer Kriegsminister 1850-1851
- General von Stockhausen († 1866 durch Selbstmord), hessischer General im Deutsch-Österreichischen Krieg
- Max von Stockhausen, General im 1. Weltkrieg.
- Max von Stockhausen, (1890-1971), Regierungspräsident in Arnsberg
- Wilhelm-Hunert von Stockhausen, 1939 - 1941 Oberstleutnant, später Oberst der Division Großdeutschland
- Juliana von Stockhausen (1899–1998), auch Juliana Gräfin von Gatterburg, deutsche Schriftstellerin
- Hans Gottfried von Stockhausen (* 1920), deutscher Glasmaler
- Alma von Stockhausen (* 1927), deutsche Philosophin
Einzelnachweise
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XIV, Band 131 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2003, ISSN 0435-2408