Wale

Ordnung der Meeressäugetiere
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Wale
Systematik
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Wale (Cetacea)
Unterordnungen

Die Wale (Cetacea) sind eine Ordnung der Säugetiere mit knapp 80 Arten, die alle vollständig im Wasser leben (die umgangssprachliche Bezeichnung Walfisch ist irreführend, da Wale nicht zu den Fischen zählen).

Die Ordnung Cetacea wird in zwei Unterordnungen aufgeteilt:

  • Bartenwale (Mysticeti) verdanken ihren Namen den Barten, kammartigen, an den Enden aufgefaserten Hornplatten, mit denen sie Kleintiere wie Plankton aus dem Meerwasser filtern, indem sie eine große Menge Meerwasser ins Maul nehmen und es durch die Barten auspressen. Beim Grönlandwal können die Barten über 4 Meter lang werden
  • Zahnwale (Odontoceti), zu denen auch die Delfine zählen, haben eine Reihe kegelförmiger Zähne, in beiden Kiefern (z.B. Delfine) oder nur im Unterkiefer (z.B. Pottwal)

Wale sind entfernt fischartige Lebewesen, die sich von Fischen durch mehrere Merkmale unterscheiden lassen:

  • die Schwanzflosse ist waagerecht statt senkrecht
  • Wale haben Lungen statt Kiemen und können nicht unter Wasser atmen. Daher können sie auch nur ein paar Stunden tauchen.
  • Wale sind gleichwarm und nicht wechselwarm wie Fische
  • Alle Wale gebären lebende Kälber

Wale sind neben den Seekühen die einzigen vollständig an das Leben im Wasser angepassten Säugetiere. Sie verbringen ihr ganzes Leben im Wasser, und sind auch nicht in der Lage, an Land zu überleben.

Alle Wale haben einen verhältnismäßig großen Kopf, der besonders bei den Bartenwalen durch die weit ausladenden Kiefer extreme Ausmaße annimmt. Auf der Oberseite des Kopfes liegen die Nasenlöcher, eines bei Zahnwalen, zwei bei Bartenwalen. Beim Ausatmen kondensiert meist die Feuchtigkeit der Atemluft und bildet den so genannten Blas.

Zu den Walen gehören die größten lebenden Tiere der Erde. Der Blauwal ist möglicherweise sogar das größte jemals lebende Tier überhaupt, der Pottwal ist das größte Fleisch fressende Wesen in der Geschichte der Erde.

Bis auf die Flussdelfine leben alle Wale im Meer und wandern nur selten größere Flüsse wie den Rhein herauf.

Die meisten Wale sind durch die Jagd stark in ihrem Bestand bedroht. Fleisch, Fett, Stoßzähne (Narwal) und Lebertran werden kommerziell verwertet. Obwohl das Töten von Walen zu kommerziellen Zwecken (Walfang) weltweit verboten ist, jagen Japan und Norwegen weiterhin Wale.


Skelett eines Walfisches
aus Meyers Konversationslexikon 1888

Evolution der Wale

Erdgeschichtlich haben sich die Wale vor etwa 50 Millionen Jahren aus Verwandten der Huftiere entwickelt, die vor allem aus Pakistan fossil erhalten sind. Heute gilt das Flusspferd als nächster lebender Verwandter der Wale.

Fossil lässt sich die graduelle Wandlung vom Land- zum Meerlebewesen an den folgenden Merkmalen verfolgen.

  • Mit Verschwinden der Hinterbeine entwickelt sich eine flexible Wirbelsäule, die den Schwimmantrieb mit einer Schwanzflosse erlaubt.
  • Die Vorderbeine verwandeln sich langsam in Flossen, und verlieren dabei ihre ursprüngliche Beweglichkkeit.
  • Das Ohr ist nicht mehr nach außen offen. (Hier gehört ein eigenes Kapitel hin.)
  • Die Nasenlöcher wandern von der Kopfspitze nahe der Mundöffnung nach oben, so dass der Wal das Atmen 'im vorüberschwimmen' erledigen kann.
  • Die Zähne, bei den ursprünglichen Landbewohnern differenziert (Schneide-, Eck-, Backenzähne), gleichen sich aneinander an. (Barten sind eine relativ späte Entwicklung in der Unterordnung der Bartenwale.)

Das älteste als direkter Walvorläufer identifizierte Fossil ist Pakicetus, ein vor 50 Millionen Jahren an Gewässern lebendes Tier, das noch vier deutlich ausgeprägte Beine besitzt. Als wichtigstes Zwischenglied vom Land- zum Meerleben gilt der 49 Millionen Jahre alte Ambulocetus natans, der bis zu 3 m lang wurde. Auch diese Art besitzt noch vier zur Fortbewegung an Land geeignete Beine.

Aus der Zeit um etwa 45 Millionen Jahren finden sich eine Reihe von Arten (Indocetus, Rodhocetus, Kutchicetus, Andrewsiphius), die deutlich an das Leben im Wasser angepasst sind. Die Hinterbeine sind stark zurückgebildet, und die Körperform erinnert an Robben.

Seit etwa 40 Millionen Jahren bevölkern Arten die Ozeane, die keine Verbindung zum Land mehr haben (z.B. Basilosaurus). Der Übergang vom Land zum Meer war also in 10 Millionen Jahren vollzogen. In Folge traten viele verschiedene Formen von Walen auf (man kennt etwa 1000 fossile Arten), die in der Mehrzahl verschwanden, und deren Nachfolger heute alle Meere bevölkern.


Bild: US Fish & Wildlife Service National Image Library; gezeichnet von Bob Hines

  1. Grönlandwal
  2. Orca (Killerwal)
  3. Nordkaper (Glattwal)
  4. Pottwal
  5. Narwal
  6. Blauwal
  7. Rorqual
  8. Belugawal (Weißer Wal)

Alle Wale sind im gleichen Maßstab gezeichnet.