Friedrich I. (HRR)

Herzog von Schwaben, römisch-deutscher König, Kaiser des römisch-deutschen Reiches
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Friedrich I., genannt Barbarossa (* 1122 in Waiblingen?, † 10. Juni 1190 im Fluss Saleph (heute Göksu), Anatolien) aus dem Haus der Staufer, war seit 1146 Herzog Friedrich III. von Schwaben. Seit 1152 war er römisch-deutscher König (als Friedrich I.) (rex Romanorum) und seit 1155 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (Regnum Teutonicorum). 1178 wurde er darüber hinaus König von Burgund.

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Friedrich I. Barbarossa

Seinen Beinamen Barbarossa erhielt er in Italien wegen seines rötlich schimmernden Bartes.

Biographie

Die ersten Jahre - Programmatik und Konflikte

Als Sohn Friedrichs II., des Einäugigen, von Hohenstaufen, Herzog von Schwaben, und der Welfin Judith, Tochter Heinrichs des Schwarzen von Bayern, stammte er als Friedrich III., Herzog von Schwaben, von den beiden verfeindeten Hauptadelsgeschlechtern der damaligen Zeit ab.

Weil der Sohn des Kaisers Konrad III., Friedrich von Rothenburg, noch minderjährig war, wurde Friedrich zum Nachfolger bestimmt. Ob dies auf Wunsch Konrads geschah, oder ob Friedrich I. seinen Namensvetter bei der Thronnachfolge, vorsichtig formuliert, ausmanövrierte, ist unklar. Allerdings kam damit ein Kandidat der Fürsten an die Macht, der auch den staufisch-welfischen Streit schlichten sollte. Dafür mußte er jedoch den Fürsten teils weitreichende Zugeständnisse machen.

Am 4. März 1152 wurde er in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen König gewählt und vom Kölner Erzbischof Arnold II. von Wied am 9. März in der Pfalzkapelle in Aachen gekrönt. Papst Hadrian IV. hatte er die Wahl nur angezeigt, nicht aber um Bestätigung gebeten, wie dies inzwischen von den Päpsten erwartet wurde. Die Programmatik Friedrich Barbarossas, die auf eine Gleichberechtigung der beiden christlichen Universalgewalten hinauslief, nahm hier ihren Anfang und setze sich in den folgenden Jahren fort (siehe unten: honor imperii und sacrum imperium).

Drei Jahre später, am 18. Juni 1155, krönte ihn Hadrian IV. während seines ersten von insgesamt sechs Italienfeldzügen zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Allerdings erfüllte er nicht die weiteren Bestimmungen des bereits mit Hadrians Vorgänger Eugen III. 1153 geschlossenen Vertrags von Konstanz, nach welchem Friedrich gegen die Normannen in Unteritalien hätte vorgehen müssen. Dadurch kam es zu einer Entfremdung zwischen Papsttum und Kaisertum, die schwerwiegende Folgen haben sollte. So schloss Papst Hadrian IV. den Vertrag von Benevent mit den Normannen (1156), und 1157 kam es während des Reichstags von Besancon zum Eklat, nachdem in einem Brief des Papstes das Kaisertum als beneficium bezeichnet worden war. Dies konnte mit Lehen oder Wohltat übersetzt werden, und Rainald von Dassel, seit 1156 Reichskanzler und einer der engsten Vertrauten Friedrichs, übersetzte es mit Lehen, wobei allerdings auch die anwesenden päpstlichen Gesandten keinen Einspruch erhoben. Friedrich konnte erfolgreich dagegen Einspruch erheben, wobei er vom deutschen Episkopat unterstützt wurde. Papst Hadrian IV. erklärte, dass er nicht Lehen, sondern Wohltat gemeint habe (Beneficium: non feudum, sed bonum factum). Dennoch bahnte sich der folgenschwere staufisch-päpstliche Konflikt an.

Am 17. September 1156 verlieh Friedrich dem Babenberger Heinrich II. Jasomirgott mit dem Privilegium Minus die Herzogwürde über das von Bayern abgetrennte Herzogtum Ostarrichi (Österreich), womit allerdings auch der Weg geebnet wurde, der schließlich zur Herausbildung mächtiger Landesfürsten führte. Als Ausgleich gab Heinrich II. Jasomirgott das Herzogtum Bayern in einem feierlichen Zeremoniell an Heinrich den Löwen und somit die Welfen zurück. Damit endete ein langes Ringen um einen Kompromiss in Bezug auf die Interessen Heinrichs des Löwen, der damit Herzog von Sachsen und Bayern war, und im Norden eine eigene, wenn auch vom Kaiser gebilligte Interessensphäre erhielt.

Im selben Jahr hatte Friedrich in Würzburg die wohl erst fünfzehnjährige Beatrix von Burgund geheiratet, nachdem seine kinderlose Ehe mit Adelheid (Adela) von Vohburg drei Jahre zuvor annulliert worden war. Mit Beatrix hatte er zehn Kinder und erhielt dazu wichtige Besitzungen im Königreich Burgund, was er auch in seiner Krönung zum König von Burgund 1178 verdeutlichte. Dennoch blieb der Einfluss des Kaisers in dieser Region eher gering.

Die Italienpolitik Friedrichs I.

 
Friedrich Barbarossa und seine Söhne - Miniatur aus der Welfenchronik

Der erste Zug nach Italien 1154/55 sollte wie die fünf darauf folgenden nicht nur dazu dienen, die Kaiserkrone zu erlangen, sondern verfolgte auch die Absicht, die unumstrittene Herrschaft über Reichsitalien, insbesondere über die lombardischen Städte, zu sichern (vergleiche dabei den Reichstag von Roncaglia 1158 auf seinem zweiten Italienzug). Ziel war es, den honor imperii zu wahren, was stark verkürzt ausgedrückt die Herrschaftsrechte des Kaisers bedeutete, die teils übersteigert wirkten. Dazu passt auch, dass der Begriff vom Sacrum Imperium (dem geheiligten Reich) 1157 in der staufischen Kanzlei geboren wurde.

Die Probleme nahmen zu, als es nach dem Tod Hadrians IV. zu einem Schisma kam, da es nun in der Person Alexanders III. sowohl einen Papst gab, der dem Kaiser feindlich gesonnen war (er war bereits auf dem Reichstag von Besancon anwesend und hatte dort erklärt: "Von wem hat denn der Kaiser sein Amt inne, wenn nicht vom Papst?"), als auch einen kaiserfreundlichen Gegenpapst, Victor IV., auf den noch zwei weitere Gegenpäpste folgen sollten. Friedrich erklärte Victor zum rechtmäßigen Papst, woraufhin Alexander III. Friedrich bannte. Das Schisma wurde zu einem Politikum, da auch England und Frankreich mit hineingezogen wurden. Beide versuchte Friedrich für sich oder einen ihm genehmen Kompromiss zu gewinnen. Unter Einfluss von Rainald von Dassels wurden 1165 die so genannten Würzburger Eide geleistet: Friedrich und zahlreiche Fürsten und Bischöfe, aber keineswegs alle, schworen, niemals Alexander III. oder seinen eventuellen Nachfolger als Papst anzuerkennen! Insgesamt blieb der Eid jedoch ohne große Wirkung, zumal die spätere Entwicklung den Eid ad absurdum führte.

Friedrich versuchte in den folgenden Jahren, die Entscheidung auf militärische Weise herbeizuführen. Zunächst gelang es Friedrich, Mailand (das bereits 1162 auf seinem zweiten Italienzug von ihm zerstört worden, nun aber wieder aufgebaut worden war), Rom und ganz Norditalien zu besetzen. Doch musste er 1167 auf seinem vierten Italienzug wegen einer Malaria-Epidemie überstürzt abziehen. Daraufhin schlossen sich die norditalienischen Städte zum papsttreuen Lombardenbund zusammen. Dieser Bund und die unterlassene Hilfe seines Vetters Heinrichs des Löwen führten während des fünften Italienzugs zur Niederlage Friedrichs am 29. Mai 1176 bei Legnano (nahe Mailand). Der Kaiser musste Frieden mit den Städten schließen und ihrer de facto Autonomie zustimmen. Der Konflikt mit dem Papst wurde 1177 durch einen Sonderfrieden mit Papst Alexander III. in Venedig beendet. Diesem folgte der Frieden von Konstanz mit dem Lombardenbund 1183.

Auf dem sechsten und letzten Italienzug des Kaisers wurde sein Sohn Heinrich VI. in Mailand zum König der Lombardei gekrönt. Dennoch musste der Kaiser insgesamt viele Kompromisse eingehen und hat kaum sein hoch gestecktes Ziel erreicht, das auf eine bedingungslose Unterordnung der Kommunen unter die Gewalt des Kaiser hinausgelaufen wäre.

Der Prozess gegen Heinrich den Löwen. Kreuzzug und Tod des Kaisers.

In den letzten Jahren Friedrichs hatten sich die Beziehungen zwischen ihm und seinem welfischen Vettern Heinrich dem Löwen immer mehr verschlechtert. Nachdem Heinrich die Beteiligung am fünften Italienzug verweigert hatte (er hatte in Chiavenna zur Bedingung gemacht, dass ihm Goslar mit dessen ergiebigen Silberminen überlassen werden sollte), kam es schließlich zum offenen Bruch. 1178 nahm der Kaiser die Klage der Gegner Heinrichs auf und klagte den Herzog im Januar 1179 wegen Majestätsverbrechen an. Dieses Verfahren führte im Jahre 1180 zur Verurteilung Heinrichs, der seine Lehen verlor. Heinrich, der einstmals mächtigste Reichsfürst, musste ins Exil nach England gehen.

1189 unternahm Friedrich, der bereits 1169 seinen zweitältesten Sohn Heinrich zu seinem Nachfolger bestimmt und ihn zum römisch-deutschen König hatte wählen lassen, den 3. Kreuzzug mit Philip II. von Frankreich und Richard I. Löwenherz von England. Zuvor forderte er Saladin von Ägypten in einem Schreiben vom 26. Mai 1188 zum ritterlichen Zweikampf in der ägyptischen Ebene Zoan auf und nannte den 1. November 1189 als Termin hierfür.

Nach zwei erfolgreichen Schlachten gegen die Muslime, darunter seinem letzten Gefecht, der Schlacht bei Iconium, ertrank er 1190 im Fluss Saleph in Anatolien, bevor er Saladin treffen konnte. Allerdings sind die genauen Umstände seines Todes nicht geklärt: Teils wird berichtet, er habe, erhitzt vom Ritt, sich durch ein Bad abkühlen wollen; nach anderer Überlieferung wurde er bei der Flussüberquerung von seinem scheuenden Pferd abgeworfen und durch das Gewicht seiner Rüstung unter Wasser gezogen. Man spekuliert, dass er angesichts der Sommerhitze und seines Alters im eiskalten Gebirgswasser einen Herzschlag erlitt.

Sein Sohn Friedrich V. von Schwaben zog mit einer kleinen Schar weiter, um Friedrich Barbarossa in Jerusalem zu beerdigen. Der Versuch, den Leichnam in Essig zu konservieren, misslang, so dass das Fleisch des Kaisers in der Peterskirche in Antiochia, seine Knochen in der Kathedrale von Tyros und Herz und Eingeweide in Tarsos beigesetzt wurden.

Einer Sage nach, die ursprünglich Friedrich II. galt, aber 1519 auf Barbarossa übertragen wurde, ruht er im Kyffhäuser und wird auferstehen, wenn es Deutschland sehr schlecht geht. Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt.

Nachkommen

 
Ausschnitt aus dem Stammbaum Barbarossas

Erste Ehe: Friedrich I. heiratete Adelheid (Adela) von Vohburg, annuliert.
Zweite Ehe: Friedrich I. heiratete Beatrix von Burgund.

Rezeptionsgeschichte

Barbarossa wurde von vielen deutsch-nationalen Historikern des 19. Jahrhunderts als der größte römisch-deutsche Kaiser des Mittelalters angesehen und seine Zeit als ein Höhepunkt der deutschen Geschichte, dem der Verfall folgte, wobei es auch damals schon (teils überzogene) kritische Stimmen gab. Moderne Vertreter dieser konservativen, Friedrich positiv sehenden Strömung sind (wenn auch nicht in dieser extremen Ausprägung) unter anderem A. Haverkamp und F. Opll. Dagegen vergleiche H. Keller und G. Barraclough, die Barbarossas Italienpolitik eher kritisch sehen. Letztendlich führte sie zu weiteren zentrifugalen Effekten im Reich (siehe Deutschland im Mittelalter 2.4.2 und Geschichte Deutschlands, Hochmittelalter III.), da er den Reichsfürsten mehr Macht gab. Sie führte auch zu einer Verschwendung von Ressourcen in Italien, die in keinem Verhältnis zum Erzielten standen.

Literatur

Quellen

  • MGH, Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd. X/2 (Urkunden Friedrichs I.), bearbeitet von Heinrich Appelt, Hannover 1979.
  • Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I. imperatoris, herausgegeben von Georg Waitz und Bernhard von Simson, Hannover 1997 (Nachdruck).

Sekundärliteratur

  • Joachim Ehlers: Friedrich I., in: Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters, Historische Porträts von Heinrich I. bis Maximilian I., München 2003, S. 232-57.
  • Odilo Engels: Die Staufer, 7. Aufl., Stuttgart und andere 1998 (Standardwerk; dort auch weiterführende Literatur).
  • Knut Görich: "Die Ehre Friedrich Barbarossas". Kommunikation, Konflikt und politisches Handeln im 12. Jahrhundert, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2001.
  • Hagen Keller: Zwischen regionaler Begrenzung und universalem Horizont. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer 1024-1250 (Propyläen Geschichte Deutschlands 2), Berlin 1986.

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