Belgien (ndl.: België, frz.: Belgique) ist ein Königreich in Westeuropa, das an Frankreich, Deutschland, Luxemburg und die Niederlande grenzt. Mit letzteren beiden bildet Belgien zusammen die Beneluxländer. Mit einer Küstenlänge von rund 65 km hat Belgien im Nordwesten Anteil an der Nordsee.
| |||||
Wahlspruch: "L'union fait la force" (frz.) - "Eendracht maakt macht" (ndl.) - "Einheit gibt Stärke" | |||||
Amtssprachen | Niederländisch, Französisch und Deutsch | ||||
Hauptstadt | Brüssel | ||||
Staatsform | parlamentarische Monarchie | ||||
König | Albert II. | ||||
Ministerpräsident | Guy Verhofstadt | ||||
Fläche | 32.545 km² | ||||
Einwohnerzahl | 10.348.276 (Stand Juli 2004) | ||||
Bevölkerungsdichte | 318 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Euro | ||||
Zeitzone | MEZ (UTC +1) | ||||
Nationalhymne | La Brabançonne (De Brabançonne) | ||||
Kfz-Kennzeichen | B | ||||
Internet-TLD | .be | ||||
Vorwahl | +32 | ||||
![]() | |||||
![]() |
Geographie
- Geographisches Zentrum: Nil-Saint-Vincent
- Höchste Erhebung: Signal de Botrange (694 m)
- Höchst gelegenste Ortschaft: Rocherath (650 m)
Flüsse
- Gileppe
- Göhl (frz. Geule; ndl. Geul)
- Inde
- Leie (frz. Lys)
- Maas (frz. Meuse; ndl. Maas)
- Ourthe
- Sambre (ndl. Samber)
- Schelde (frz. Escaut)
- Semois
- Vesdre (dt. Weser, ndl. Vesder)
- IJzer (frz. Yser)
Wichtige Städte
- Antwerpen (frz. Anvers)
- Arel (frz. Arlon; ndl. Aarlen)
- Bastenach (frz. Bastogne; ndl. Bastenaken)
- Bergen (frz. Mons (ndl. Bergen)
- Brügge (ndl. Brugge; frz. Bruges)
- Brüssel (frz. Bruxelles; ndl. Brussel)
- Charleroi
- Eupen
- Gent (frz. Gand)
- Geraardsbergen (frz. Grammont)
- Hasselt
- Kortrijk (frz. Courtrai)
- Löwen (ndl. Leuven; frz. Louvain)
- Lüttich (frz. Liège; ndl. Luik)
- Mecheln (ndl.Mechelen; frz. Malines)
- Namen (frz. Namur; ndl. Namen)
- Ostende (ndl. Oostende; frz. Ostende)
- Tongeren (frz. Tongres; dt. Tongern)
- Turnhout
- Verviers
- Wavre (ndl. Waver)
Siehe: Liste der Städte in Belgien
Regionen
- Flandern (ndl. Vlaams Gewest; frz. Région Flamande)
- Wallonien (frz. Region Wallonne; ndl. Waals Gewest)
- Brüssel (frz. Région Bruxelles-Capitale; ndl. Brussels Hoofdstedelijk Gewest
Provinzen
- Westflandern (ndl. West-Vlaanderen; frz. Flandre Occidentale
- Ostflandern (ndl. Oost-Vlaanderen; frz. Flandre Orientale)
- Antwerpen(Provinz)Antwerpen (ndl. Antwerpen; frz. Anvers44
- Limburg
- Flämisch Brabant (ndl. Vlaams-Brabant; frz. Brabant Flamand)
- Wallonisch Brabant (frz. Brabant Wallon; ndl. Waals-Brabant)
- Hennegau (frz. Hainaut; ndl. Henegouwen)
- Namen (frz. Namur; ndl. Namen)
- Lüttich (frz. Liège; ndl. Luik)
- Luxemburg (frz. Luxembourg; ndl. Luxemburg)
Bevölkerung
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Belgiens
Als Provinz Belgica schon im römischen Reich unter diesem Namen bekannt erlebte das Gebiet Belgien viele Fremdherrschaften. Es war Teil des fränkischen Reiches, bei dessen Teilung es ebenfalls geteilt wurde und in einzelne Herzogtümer und Grafschaften zerfiel. Die einzelnen Territorien wurden vom Haus Burgund gesammelt, das 1477 von den Habsburgern beerbt wurde. Zunächst regierte der spanische Zweig der Habsburger, dann der österreichische. 1815, auf dem Wiener Kongress, wurde Belgien den Niederlanden zugesprochen.
1830 kam es zu einem Aufstand, und Belgien wurde unabhängig. Zum ersten König wurde Leopold von Sachsen-Coburg ernannt, es wurde eine konstitutionelle Monarchie eingerichtet. Leopold II., Sohn des ersten Königs, erwarb den Kongo, zunächst als Privatbesitz, später als Kolonie, was der königlichen Familie und dem Land Reichtum brachte, den Kongo jedoch in Armut stürzte.
Im Ersten Weltkrieg wurde das neutrale Land von Deutschland überfallen. In den Stellungskriegen wurden einige kleinere Städte in Flandern zerstört. Als Ausgleich erhielt es nach dem Krieg die Region um Eupen und Malmedy. Auch im Zweiten Weltkrieg war Belgien neutral, wurde jedoch von der deutschen Wehrmacht überfallen und besetzt. Wie jedes andere besetzte Land hatte es bis zur Befreiung durch die Alliierten unter der Nazi-Diktatur und der Judenverfolgung zu leiden, Städte und Landschaften blieben aber weitgehend von Kriegszerstörungen verschont. Lediglich im deutschsprachigen Osten des Landes, vor allem um die Stadt Sankt Vith, gab es schwere Zerstörungen infolge der deutschen Ardennenoffensive im Winter 1944-1945.
1960 wurde die Kolonie Kongo in die Unabhängigkeit entlassen.
Die seit 1944 geplante Zoll- und Wirtschaftseinheit von Belgien, den Niederlanden und Luxemburg wurde im Haager Vertrag vom 3. Februar 1958 verwirklicht und trat am 1. November 1960 in Kraft (Benelux-Staaten). Belgien spielte eine wichtige Rolle im europäischen Einigungsprozess und wurde Sitz internationaler Organisationen, wie der NATO und der Europäischen Union.
Siehe auch: Liste der belgischen Ministerpräsidenten, Belgisch-Kongo
Politik
Belgien ist eine bundesstaatlich organisierte parlamentarische Monarchie.
Der Föderalstaat wird aus dem König und 15 vom Parlament betrauten Mitgliedern gebildet (Exekutive), sowie dem Bundesparlament (Legislative). Das Parlament besteht aus der Abgeordnetenkammer mit 150 Mitgliedern und dem Senat mit 71 Mitgliedern. Während die Kammer Entscheidungsgewalt in Haushaltsangelegenheiten und der Vertrauensfrage hat, hat der Senat neben einer Beratungsfunktion Entscheidungsgewalt bei Interessenskonflikten zwischen den regionalen Parlamenten.
Die föderalen Institutionen sind verantwortlich für Justizwesen, Finanzpolitik, innere Sicherheit, Außenpolitik, Landesverteidigung und soziale Sicherheit.
Parteien: (die meiste Parteien sind entweder flämisch/niederländisch oder französisch/wallonisch/deutsch)
- Ecolo, wallonische Grüne
- Groen!, damals Agalev, flämische Grüne
- VLD, Vlaamse Liberalen en Democraten, flämische Liberale
- MR, Mouvement Réformateur, oder Partei für Freiheit und Fortschritt, wallonische Liberale
- Vivant, Bundesweite Liberale
- CD&V, Christen-demokratisch & Vlaams, flämische Christdemokrate
- CDH, Demokratisches und Humanistisches Zentrum, wallonische Christdemokrate
- SP.a, Sociaal Progressief Alternatief, flämische Sozialiste
- PS, Sozialistische Partei, wallonische Sozialiste
- Vlaams Belang, damals Vlaams Blok, flämische Nationaliste
- Front national Belgique, wallonische Nationaliste
- N-VA und SPIRIT, Nachfolgeparteien der Volksunie, Bundnis mit resp. CD&V und SP.a
Belgien ist von starker innerer Zerrissenheit vor allem zwischen der flämischen und wallonischen Volksgruppe geprägt. Tendenziell nehmen die Spannungen eher zu und radikale Parteien, die eine Auflösung des Gesamtstaats befürworten, wie etwa der Vlaams Blok, gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Es hat niemals Gewalt gegeben.
Politische Gliederung
Siehe: Politische Gliederung Belgiens
Belgien ist seit 1993 ein Bundesstaat aus drei Regionen (Flandern, Wallonien und die Hauptstadtregion Brüssel) und drei (Sprach-)Gemeinschaften (Flämische Gemeinschaft, Französische Gemeinschaft Belgiens und Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens). Regionen und Gemeinschaften haben unterschiedliche Zuständigkeiten und sind territorial nicht deckungsgleich, sondern überschneiden sich.
Die Regionen Flandern und Wallonien sind ihrerseits jeweils in fünf Provinzen unterteilt.
Die unterste Ebene der Selbstverwaltung bilden die 589 Gemeinden.
Infrastruktur
Belgien ist ein wichtiges Transitland zwischen Mitteleuropa und Westeuropa. Der wichtigste Hafen ist Antwerpen an der Schelde - einer der größten und wichtigsten Seehäfen der Welt. Der wichtigste Flughafen des Landes ist Brüssel-Zaventem. Belgien besitzt ein hervorragend ausgebautes Autobahnnetz, welches wie auch alle anderen Straßen komplett mit Straßenlaternen ausgestattet und nachts beleuchtet ist. Die staatliche Eisenbahngesellschaft heißt NMBS/SNCB und betreibt eines der am dichtesten ausgebauten Bahnnetze weltweit.
Wirtschaft
- Verteilung der erwerbstätigen Bevölkerung nach Sektoren (2000):
- Agrarwirtschaft: 2,0 %
- Industrie: 23,4 %
- Dienstleistungssektor: 74,6 %
Der Tourismus spielt in Belgien eine große Rolle. Neben den beliebten Ferienbadeorten an der belgischen Nordseeküste (Bredene, De Panne, Nieuwpoort, Oostende u.a.), sind auch die Ardennen eine viel besuchte Urlaubsregion. Von der belgischen Nordseeküste aus kann man viele Tagestouren unternehmen, z. B. in die Nachbarländer Frankreich und Niederlande sowie Großbritannien. Auch die Städtetouren (Brüssel, Brügge, Gent, Antwerpen u.a.) sind empfehlenswert.
Kultur
Belgische Persönlichkeiten
- Die Hl. Gudula von Brüssel und Eibingen ist Patronin der Stadt Brüssel und belgische Nationalheilige.
- Bekannte Maler sind Peter Paul Rubens, Pieter Bruegel der Ältere, James Ensor und der Surrealist René Magritte.
- Weltweit bekannte Schriftsteller sind Charles DeCoster, Émile Verhaeren, Maurice Maeterlinck und Georges Simenon.
- Belgien ist bekannt für seine Comic-Kultur. Viele berühmte Comicautoren stammen aus Belgien, so zum Beispiel Jean Graton, Morris, Hergé, Peyo und Franquin.
- Weitere Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts sind der Sänger und Chansonnier Jacques Brel, der Jazz-Musiker Toots Thielemans, der Actionfilm-Held Jean-Claude Van Damme und die Schauspielerin Jasmin Schwiers.
- Bekannte Sportler sind die Tennisspielerinnen Kim Clijsters und Justine Henin-Hardenne, die Fußballer Jean-Marie Pfaff und Marc Wilmots sowie der Radprofi Eddy Merckx.
- Traurige Berühmtheit erlangte Marc Dutroux in Folge mehrerer Mordfälle und Sexualdelikte an Kindern.
Siehe: Liste bekannter Belgier
Sonstiges
- Sommerzeit: vom letzten Sonntag in März bis zum letzten Sonntag im Oktober, GMT + zwei Stunden
Umwelt
Der Kohlenstoffdioxidausstoß pro Kopf des Landes gehört zum weltweit höchsten.
Weitere Themen
Literatur
- "Belgien - Zerfall oder föderales Zukunftsmodell?" - Der flämisch-wallonische Konflikt und die Deutschsprachige Gemeinschaft, aus der Reihe "Regionalisierung in Europa" Band 3, erschienen 2002, VS-Verlag, ISBN: 3-8100-3486-X, 29,90 €