Dialekte in Wuppertal

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Das Gebiet des heutigen Wuppertal ist an vielfältigen historischen Prozessen beteiligt gewesen, meist als Ort kriegerisch ausgetragener Herrschaftsinteressen. Der bergische Raum war also über viele Jahrhunderte dem Einfluss von außen ausgesetzt.

In Folge der Industriellen Revolution (Textilindustrie) fand im 19. Jahrhundert ein reger Menschenstrom den Weg ins Tal der Wupper. So entwickelten sich die Schwesterstädte Barmen und Elberfeld zu den größten und wirtschaftlich stärksten Städten im Bereich des heutigen Nordrhein-Westfalen. Zusammen übertrafen sie damals die Städte Köln, Düsseldorf und Essen.

Diese Jahrhunderte andauernde Entwicklung spiegelt sich auch in den vielfältigen Dialekten wider, deren Entwicklung äußerst kompliziert verlief und bis heute nicht in allen Einzelheiten erforscht ist. Im Rahmen der drei aneinandergrenzenden Herrschaftsbereiche von Rheinland (Düsseldorf, Duisburg, Krefeld), Westfalen und Erzbistum Köln führte die geschichtliche Entwicklung zur Entstehung von drei Sprachgebieten, die durch Sprachgrenzen voneinander getrennt sind.

Die Benrather oder maken/machen-Linie

Diese im 13. Jahrhundert entstandene Sprachlinie verläuft im Wuppertaler Raum zwischen Leichlingen und Burg. Sie grenzt das sich von Süden her entfaltende ripuarisch (kölnisch)-fränkische Gebiet vom Niederfränkischen ab. Entlang dieser Linie liegen heute die Städte Benrath, Opladen und Burscheid. Die Benrather Linie stellt heute die wichtigste, unverändert gültige und jederzeit nachprüfbare Sprachgrenze dar. Sie stellt die Trennlinie zwischen dem südlichen, hochdeutschen Sprachgebiet mit den Städten Aachen, Benrath, Siegen, und Kassel und dem nördlichen, niederdeutschen Sprachraum mit den Städten Neuss, Solingen, Düsseldorf und Magdeburg dar. Zum niederdeutschen maken-Gebiet gehören Vohwinkel, Cronenberg und Ronsdorf. Zum hochdeutschen machen-Gebiet die Städte Benrath, Burscheid und Burg an der Wupper.

Die Uerdinger oder ek/ech-Linie

Die im 14. bis 16. Jahrhundert entstandene Linie zweigt zwischen den Städten Hückeswagen und Wermelskirchen von der Benrather Linie aus nach Norden ab. Diese Linie betrifft hauptsächlich die Worte ich und auch, ist also durch einzelne Erscheinungen des Hochdeutschen geprägt. Zum ek-Gebiet (niederdeutsch) gehören Lüttringhausen, Beyenburg, Elberfeld, Barmen und Langenberg (Rheinland). Zum ech Gebiet (hochdeutsch) gehören Remscheid, Ronsdorf, Sonnborn, Neviges und Velbert. Innerhalb dieser Grenzlinie zum Westfälischen zeichnen sich zudem auch die Lautwechsel ek/ech, sek/sech und mek/mech ab.

Die Westfälische oder et/en-Linie

Die Westfälische Linie stimmt im wesentlichen mit der Grenze überein, die zwischen den Sachsen und Franken und zwischen dem früheren Herzogtum Berg und der Grafschaft Mark verlief. Östlich dieser Sprachgrenze liegen Radevormwald, Schwelm, Nächstebreck, Langerfeld und Essen.

Die Wupper-Linie

Die Komplexität der Sprachlinien zeigt sich an einer weiteren Grenzlinie, die mit dem Verlauf der Wupper in der Kohlfurth zusammenhängt: Die Mundarten Cronenbergs und Remscheids auf der östlichen und Solingens (einschließlich Gräfraths) auf der westlichen Seite der Wupper unterscheiden sich deutlich voneinander. Beispiele:

  • Ost: Ketel, Lepel, Beker, Buem, schwatt, Hatte
  • West: Kessel, Leffel, Becher, Bourn, schwart, Hert

Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild: Die oberbergischen Mundarten gehören zum ripuarisch-mittelfränkischen, also dem hochdeutschen, genauer: mitteldeutschen Sprachgebiet, die Mundarten zwischen Rhein und Sonnborn, Unterwupper und Ruhr sind niederfränkische Übergangsmundarten. Elberfeld (außer Sonnborn) und Barmen (außer Nächstebreck und Langerfeld) gehören zum niederfränkischen Sprachgebiet, das im Süden bis Wipperfürth reicht und im Norden sich verbreitert und z. B. auch das Holländische umfasst.

In Elberfeld, das stärker unter rheinisch-kölnischem Einfluss stand, machen sich auch sprachlich entsprechende Tendenzen bemerkbar. Von Barmen gehörte der östliche Teil kirchlich und gerichtlich lange zu Westfalen (Mark), zu Schwelm bzw. zu Wetter. Auch dies hat sprachliche Spuren hinterlassen:

Regionale Unterschiede

Hochdeutsch/Barmen/Elberfeld/Cronenberg

  • alt/oul/aul/ault
  • Elberfeld/Elberfeld/Elberfeil/Elwerfeil
  • geduldig/gedöldig/gedäulig/gedü-elech
  • krumm/kromm/kraum/kroump
  • Luft/Lout/Laut/Lout
  • mein/min/ming /ming
  • Pein/Pien/Ping/Ping
  • rein/reen/reng/renn
  • Ruhe/Rou/Rau/Rouh
  • Salz/Solt/Sault/Sault

Hochdeutsch/Barmen/Cronenberg

  • ich bin/ek sie/ech sinn
  • ich gehe/ek go/ech gonn
  • ich habe/ek häff/ech hann

Cronenberger Mundart

Qui-ekenfusel von Manfred Osper

  • Vuogelski-eschen vam Qui-ekenbuom,
  • gowen dänn Aulen geföalechen Kloaren.
  • Datt Tüüch wo-ar enn d’r Mu-elen ku-em,
  • do geng alt datt Fu-er ut d’r Juppe verloaren.
  • Nomm ti-enden woaren se pleesterscheel,
  • vergoten Moses on de Propheten,
  • on komen nit rut ut där Mukendeel,
  • gow-ett do u-ech noch gett te eten.
  • Enn Linnewewer kohm enn de Mau,
  • dann gong’et hi-em, no där li-ewen Frau.
  • On die fong schwalkech aan te sengen:
  • „Owes di-este höppen on sprengen,
  • on morges kannste ding Boxe nit fengen.“
  • Der Rest wo-ar – wie angersch – Schabau.

Hochdeutsch/Barmen/Langerfeld/Cronenberg

  • Buch/Book/Bauk/Bu-ek
  • fliegen/flegen/flaigen/fli-egen
  • frieren/fresen/fraisen/fri-esen
  • hoch/huach/hoge/hu-e
  • Hund/Hongk/Rue/Hongk
  • Hut/Hoot/Haut/Hu-et
  • Mutter/Moder/Moer/Mu-eder
  • sprechen/kallen/küren/kallen
  • erzählen/vertellen/ vertellen/ vertellen

Barmer Mundart

I-Dötzchen von Else Küllenberg

  • Nu kiek ens aan da kleene Stropp,
  • wie löstig ha met Kengercharme,
  • omm Räuen sinne neue Tasch,
  • ne söte Riesenblos em Arm,
  • seck oppem Schoalwech heet gemackt!
  • Noch häult de Moder enn gepackt
  • on brengten böß tur Pote hen,
  • dann löst seck ähre starke Hank,
  • entlött den Kleng dat Stöck alleen
  • en sinne neue Kengerwelt.
  • Off deck dat, Jönken, getz gefälIt,
  • stellsetten op ner häuItern Bank,
  • tu reknen, schriewen allerhank?
  • Schoalmeester maken deck getz klog
  • on learen deck de reite Sprok.
  • Omm Schoalhoff äwer weasche senn,
  • dinn Kameroden balgen gähn.
  • Dat göfft molls Knies on vöII Radau.
  • Macksse dobi nu schnelle Been,
  • or heesse selfs wat en de Mau?
  • Nu weahr deck bIoß! Et Lewen blifft
  • kinn Kengerspeel. Sie flietig, keck!
  • Haul Herz on Senn am reiten FleckI
  • De Welt bruckt arbettsame Lüt.
  • Fulpelz on Brunköpp machse nit!

Barmer Dialekt

von Bernd Lehmbach in Wuppertal

siehe auch Wuppertal Dialekt Homepage


Alle Urheber- und Autorenrechte Bernd Lehmbach ,

Vortragen mit Nennung des Autors


User Weeder

De Wopper ruuscht, et es am schauern, die Wopperdaler motze getz bedauern ( beduren ). Et maimelt on saut, dat Waater wat dek enne Fresse haut. Dat Eenkopen es nich so doll, et rennt dek alle Däschen voll. Do bösse schon malat, on bess grad earscht am Geldautomat. Dörch dat Waater van owen, es dinne Kaate verschreckt, un dinn Kontostangk säit dek, nich gedeckt. Du wet´z et genau, dat kann nich stemmen, on druten eß´et emmer noch am rennen. Du treff´s de Lütt, die send am quaken, watt soll mär bi dem Weeder maken. Du dreiß dek röm, du bess klatsch naat,- do makt son´n Politessken no en Spagat. Dinne Karre, so mot dat ock sinn, passt vör Meddag noch en ähren Kasten renn. Du bess so naat wie nie em Leewen, dat Knölleken hässe ock gekregen. Getz woß´e no Huus, no dinne Leewen, - besser du wör´s em Bett geblewen.



von Bernd Lehmbach in Wuppertal

Alle Urheber- und Autorenrechte Bernd Lehmbach wie oben



Die olle Koffeetied

Et es nu schon wat lang vobei(vobie), met de Koffeebrötschelei. We kennt se noch de Dröppelminna? Met doll geschwonngenem Bauch (Buck), glöhentich heet on vostoppt woar se meist auch. Dann gow´et en Heerschaar van Koffeekannen, die hatten dat sabbeln aangefangen. Do woar dann später enner so klook,on mackten enne Schnute en Look. Getz woar dat vobei (vobie), met de ganze dröppelei. De Koffe dörch de Möhl gedreit, dat gow tum Fröhstöck richtig Schmeid. De Tied es lang fort(eigl. weg), getz hässe ne Koffeemaschine, die mackt ock Akord. De Strom geng ut, du könntens queken, hätze den ollen Krempel nich weg geschmeeten. Roch dat fröher wie em Koffetempel, fehlt dek hütt de ganze Krempel. Getz denkße schnell an Oma´s Brauch, ne Koffeekanne döt et auch. Du lööps dörch de Stadt un könnt´s dek begen, et es kaum no ne Koffeemöhl tu kregen. Mem Koffeewärmer, kiken´se dek aan, als kömmse grad van´e Geisterbahn. Et es geschafft du häss allet binang, de Strom es wear do, getz steht allet em Schrank. Du bes nu am schwelgen, on denks deck dobei (dobie), wie schön woar doch fröher de Koffeebrötschelei.


Und auch mal ein neues Lied für Wuppertal von Bernd Lehmbach in Wuppertal


Alle Urheber- und Autorenrechte Bernd Lehmbach wie oben


Uns Wopperdal ( Lied, Melodie in Bayern wächst der Sauerkohl )


Ek woar do eens en Wopperdal, meen Gott dat es een Stadt, De Lütt die kall´n so´n Kauderwelsch, am meisten hüar´se. watt. Met woll on watt, dat eß so doll ,vie hann´dt en Fänomeen, do kasse wenne wolls, ock mool tum Schweewebahnhof gehn.

Ref. Ek säi dek Morgen, jo Morgen, jo Morgen, do können wo us seen. Ek säi dek Morgen, jo Morgen do kasse schwewen gehn.

Vie brucken kinn´en Ballermann, dat handt wo allet satt, wenn du dek eenen schlappen woll´s dann geße ene Stadt. Van Barmen bes no Elwerfeld, do besse knüllevoll, Dem Minna op de Fott geklatscht, do föhlße dek ganz doll.

Ref. Ek säi dek Morgen, jo Morgen, jo Morgen do können wo us seen Ek säi dek Morgen, jo Morgen do kasse schweewen gehn.

Die Stadt die hätt so völl erlewt, dat woll´n wo garnich weeten, om Dönbech es en Restaurang, do kasse herrlich freeten. De Trappen geht dat ropp un ronger, ek glöw so hongertteen, Dä Hüüser send hie all so old, de Kaiser hätt´s gesehn.

Ref Ek säi dek Morgen, jo Morgen, jo Morgen do können wo us seen Ek säi dek Morgen, jo Morgen do kasse schweewen gehn.

Un wenne kiek´s im Imminett wo Wopperdaler schweewen, dann kömmße eens bie us vorbie, do kasse wat erleewen. Met toffe Weitscher´s, Koffeedafel on ock de Schweewebahn, do kömmße hie em Dal do emmer geen wear aan.

Ref Ek säi dek Morgen, jo Morgen, jo Morgen do können wo us seen Ek säi dek Morgen, jo morgen do kasse schweewen gehn.


völl Spaß Bernd Lehmbach

Bergische Heimatdichter

  • Margaret Hild (Remscheid)
  • Charlotte Elling und Else Küllenberg (Wuppertal)
  • Bernd Lehmbach ( Wuppertal )

Wuppertaler Mundartexperten

  • Lore Duwe (u.a. Übersetzung der Mina Knallenfalls ins Hochdeutsche)
  • Gunnar Kohleick (u.a. Kochbuch "Koken wia tu Huus")
  • Bernd Lehmbach ( Barmer Dialekt ) Wuppertal Dialekt Hompage

Literatur

  • Hans Eggers: Dt. Sprachgeschichte, 1986
  • J. Leithäuser: Volks- und Heimatkunde
  • J. Leithäuser: Wörterbuch der Barmer Mundart, 1929
  • J. Leithäuser: Wörterbuch der Elberfelder Mundart, 1929
  • Gerd Helbeck: Nächstebreck, 1984
  • Wuppertaler Schulatlas, 1911

http://www.wuppertal-dialekt.de