Ludwig von Mises

österreichischer Wirtschaftswissenschaftler
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Ludwig von Mises (* 29. September 1881 in Lemberg; † 10. Oktober 1973 in New York) war ein österreichischer Wirtschaftswissenschaftler und einer der wichtigsten Vertreter der wirtschaftsliberalen sogenannten Österreichischen Schule im 20. Jahrhundert.

Leben

Von Mises lehrte von 1913 bis 1934 in einer unbezahlten Privatdozentur an der Universität von Wien. Von 1909 bis 1934 arbeitete er zudem als Berater der Österreichischen Handelskammer und war zur gleichen Zeit der führende Wirtschaftsberater der österreichischen Regierung. Sein wichtigster Mitarbeiter zu der Zeit war Friedrich August von Hayek.

Im Zuge der Machtübernahme durch die Nazis floh Mises 1934 zuerst nach Genf und danach im Jahr 1940 in die USA. Dort unterrichtete er von 1945 bis 1969 - damals als ältester lehrender Professor in den USA - an der Universität von New York.

Mises war Mitglied der neoliberalen Denkfabrik Mont Pelerin Society. Bedeutende Schüler Mises' sind neben Hayek etwa Hans-Herman Hoppe und Murray Rothbard. Über diesen gingen Gedanken Mises' in den Libertarismus ein.

Lehren

Mises war zunächst Anhänger der historischen Schule um Gustav Schmoller, wurde aber nach Bekanntschaft mit den Schriften Carl Mengers zum überzeugten "Österreicher". Er studierte ab 1903 bei Eugen von Böhm-Bawerk und erweiterte dessen Lehren mit seiner Schrift Theorie des Geldes und der Umlaufmittel.

In seinem Buch Die Gemeinwirtschaft (später engl. als Socialism) versuchte er bereits 1922 theoretisch zeigen, dass eine reine Planwirtschaft nicht funktionieren kann, weil es in ihr keinerlei Möglichkeit gibt, Preise zu bestimmen. Seine zu der Zeit unerhörte Voraussage des Zusammenbruchs sozialistischer Wirtschaftssysteme sollte sich dann knapp 70 Jahre später im Ostblock in der Realität bestätigen.

Mises hielt den Kapitalismus für den einzigen Garanten menschlicher Freiheit und das optimale Wirtschaftssystem. Nur durch freies Wirtschaften sei der moderne Stand der Produktion entstanden und nur damit könne er fortbestehen. Jeden staatlichen Eingriff, der über den Nachtwächterstaat hinausging, hielt er für gefährlich. Seiner Theorie nach würden solche Interventionen immer neue nach sich ziehen und schließlich zum Sozialismus führen, der wiederum zu einer radikalen Senkung des allgemeinen Wohlstands führe.

In den 20er und 30er Jahren war er einer der wenigen deutschsprachigen Intellektuellen, die am klassischen Liberalismus festhielten. In seinem Buch Liberalismus von 1929 versuchte er diesen auf utilitaristischer Grundlage logisch zu begründen. Dabei beschränkte er sich nicht auf den wirtschaftlichen Liberalismus, sondern trat auch radikal für Pazifismus, gegen Unterdrückung und gegen staatliche Überwachung ein. Obwohl er persönlich durchaus konservative Wertvorstellungen hatte, trat er auch für die Legalisierung von Drogen ein. Das wichtigste Mittel zum internationalen Frieden sah er im Abbau sämtlicher Handelshemmnisse; zudem lehnte er staatliche Schulen ab, da er in diesen - vor allem im damaligen Osteuropa - ein Mittel zur Unterdrückung von Minderheiten sah.

1940 veröffentlichte er das Buch Nationalökonomie, das die gesamten Lehren der "Österreichischen Schule" zusammenfassen sollte. Noch einmal deutlich erweitert erschien dieses Werk 1949 in den USA unter dem Titel Human Action. Es sollte eine vollständige Wissenschaft vom menschlichen Handeln liefern, die Mises Praxeologie nannte. Als einzige korrekte Methode dieser Praxeologie, die die Wirtschaftswissenschaft als Teilgebiet umfassen sollte, sah Mises logisch-deduktives Schließen. Die Praxeologie könne so objektive, a priori wahre Gesetze feststellen. Das Buch wurde in weiteren Auflagen noch erweitert und umfaßte schließlich knapp 1000 Seiten.

Unter den weiteren Werken sind bedeutend: Bureaucracy (dt. Die Bürokratie), in dem er eine Theorie des bürokratischen Wirtschaftens aufstellte und darlegte, daß Bürokratie notwendige Folge staatlicher Tätigkeit sei, sowie einige theoretische Schriften, die sich mit der Methodik der Ökonomie befaßten und in denen er seine Praxeologie zu begründen und verteidigen versuchte.

Rezeption und Kritik

Beinahe alle Ökonomen, auch etwa Mises' eigener Schüler Hayek, kritisierten die Praxeologie als unbrauchbar und wandten sich von Mises im Alter zunehmendem Dogmatismus ab. Der Glaube, man könne wirtschaftliche Gesetze a priori durch rein deduktive Schlüsse und ohne empirische Beobachtung feststellen, wird dementsprechend von fast allen heutigen Wirtschaftswissenschaftlern abgelehnt. Insbesondere der kritische Rationalismus um Karl Popper - den Mises scharf attackierte - lehnt diese Vorstellung ab. Die Praxeologie hat sich außerhalb eines kleinen Kreises von Mises-Anhängern - dem Kritiker sektenähnliche Züge unterstellen -nicht durchsetzen können. Die weniger dogmatischen Werke Mises' finden dagegen bei vielen liberalen Ökonomen bis heute Anklang. Die Widerlegung des sozialistischen Wirtschaftens in Die Gemeinwirtschaft wird von vielen anerkannt, und auch seine Betrachtungen über einen alle Lebensbereiche umfassenden Liberalismus werden inzwischen wieder von vielen Liberalen geschätzt.

Werke

  • Theorie des Geldes und der Umlaufmittel (1912)
  • Die Gemeinwirtschaft (1922)
  • Grundprobleme der Nationalökonomie (1933)
  • Die Bürokratie (1944)
  • Human action (1949)

Familie

Ludwig von Mises war Bruder des Mathematikers Richard von Mises.

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