Der Eurocopter Tiger ist ein deutsch-französischer Kampfhubschrauber. Die offizielle Herstellerbezeichnung lautet EC 665. In Deutschland war er ursprünglich als Panzerabwehrhubschrauber 2 (PAH-2) bekannt, wird aber von der Bundeswehr inzwischen offiziell als UHT (Unterstützungshubschrauber Tiger) bezeichnet.
Eurocopter Tiger | |
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Typ | Kampfhubschrauber |
Entwurfsland | |
Hersteller | Eurocopter Group |
Erstflug | 27. April 1991 |
Indienststellung | 2003 |
Produktionszeit | Seit März 2002 in Serienproduktion |
Stückzahl | 206 (Stand: Ende 2007) |
Geschichte
1984 stellten die deutsche und die französische Regierung einen Anforderungskatalog für einen modernen Mehrzweck-Kampfhubschrauber zusammen. Ein aus der französischen Aerospatiale und der deutschen MBB bestehendes Joint-Venture wurde später als Hersteller der Wahl festgelegt.
Wegen hoher Kosten wurde das Programm 1986 zunächst abgebrochen, 1987 aber dennoch weitergeführt.
Im November 1989 erhielt das Konsortium den Auftrag zum Bau von fünf Prototypen. Drei sollten unbewaffnete Testplattformen werden, und je einer der beiden übrigen Prototypen in der deutschen Panzerabwehr-Version und der französischen Eskorthelikopter- und Feuerunterstützungs-Variante ausgerüstet werden.
Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde das deutsche Konzept des reinen Panzerabwehrhubschraubers (PAH 2) überarbeitet und mündete in einer Mehrzweckversion (UHT), die sowohl die Aufgaben der Panzerabwehr- sowie der Eskort- bzw. Feuerunterstützungs-Variante vereint. Der erste Prototyp flog im April 1991. Als die Hubschrauber-Sparten von Aerospatiale und MBB 1992 in der Eurocopter Group aufgingen, wurde auch das Tiger-Programm in den neuen Konzern eingebracht. Der erste große öffentliche Auftritt des neuen Hubschraubers fand in dem 1995 produzierten James Bond-Film GoldenEye statt, in dem der Diebstahl eines Prototyps ein wichtiger Punkt der Handlung war.
Die Serienproduktion des Tigers begann im März 2002. Der Erstflug eines in Serie gefertigten Tiger HAP für die französische Armee fand im März 2003 statt. Die Endauslieferung der ersten von 80 von Frankreich bestellten Helikoptern begann im September 2003.
Ende 2003 wurde auch mit der Auslieferung des ersten deutschen UH-Tiger an das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) begonnen, wo er diverse Tests durchlief. 2005 wurden erste deutsche Serien-Tiger an die deutsch-französische Flugschule in Le Luc überführt, wo sie der Pilotenausbildung dienen. Ab 2008 sollen die Kampfhubschrauberregimenter in Fritzlar und später Roth ausgestattet werden.
Der Tiger ersetzt in diesen Regimentern den deutschen PAH-1. Die Vorteile des Tigers gegenüber dem PAH-1 liegen vor allem in der besseren und flexibleren Bewaffnung, der hohen Wendigkeit und Schnelligkeit, der modernen Technik und der Verwendung moderner Verbundwerkstoffe, die höhere Crashsicherheit bei geringerem Gewicht gewährleisten.
Eurocopter platziert die EC 665 als Konkurrenz zu Boeings AH-64 Apache. Hier erlitt Eurocopter jedoch anfangs einen herben Rückschlag, als sich Großbritannien bei einem Großauftrag über 67 Kampfhubschrauber gegen den Tiger und für den Apache entschied. Im Dezember 2001 konnte Eurocopter jedoch mit der australischen Regierung einen Vertrag über die Lieferung von 22 als Aufklärer konfigurierten Tiger ARH abschließen. Die ersten Tiger ARH wurden Ende 2004 an Australien geliefert.
Im September 2003 wählte Spanien eine Variante der HAD-Version für den Dienst in der spanischen Armee aus. Die 24 bestellten Hubschrauber dieses Typs können mit Trigat-, Spike- und Mistral-Raketen bewaffnet werden. Des Weiteren werden sie mit verbesserten MTR-390-Turbinen ausgerüstet, um größere Nutzlasten tragen zu können. Die Auslieferung soll etwa 2010–2014 erfolgen.
Technische Merkmale
Anders als in praktisch allen derzeit weltweit angebotenen Kampfhubschraubern sitzt der Pilot im Tiger auf dem Vordersitz und der Bordschütze hinten. Um die Sicht für den hinten sitzenden Schützen zu verbessern, sind die Sitze höhenversetzt hintereinander angeordnet.
Die selbstabdichtenden Tanks sind ebenso wie die Rotorblätter gegen MG-Beschuss weitestgehend unempfindlich. Der Helikopter ist in atomar, biologisch oder chemisch kontaminiertem Gebiet voll einsetzbar. Gegen elektromagnetische Impulse (EMP) ist eine vollständige Abschirmung vorhanden. Eine geringe Radarrück- und Wärmeabstrahlung sorgt für gute Stealtheigenschaften.
Die Kunststoffbauweise senkt aufgrund der hohen so genannten Zellenlebensdauer die regelmäßigen Wartungskosten. Im Gegensatz zur Aluminiumbauweise soll das Material einer wesentlich geringeren Materialermüdung unterliegen.
Die Ausstattung umfasst:
- Wärmebild-, Nachtsicht- und TV-Kameras
- Laser-Entfernungsmessung
- Warngerät für feindliches Radar/Laser (RWR/LWR)
- Warnung vor anfliegenden Flugkörpern (MAW)
- elektronische Kampfführung (EloKa).
- Autopilot
Versionen
Tiger HAP
Der Tiger HAP/HCP (Hélicoptère d'appui et protection oder Helicopter for Close Protection) ist ein mittelschwerer Luft-Luft- und Feuerunterstützungshelikopter, der für die französische Armee gebaut wird. Diese Version wird im Laufe der Produktion durch die HAD-Version ersetzt.
Er besitzt einen schwenkbaren Turm mit einer 30-mm-Maschinenkanone von GIAT unter der Nase. An den seitlichen Pylonen trägt er Behälter für ungelenkte Raketen und Mistral-Luft-Luft-Raketen.
Sein Visier (STRIX) ist auf dem Cockpitdach angebracht (vgl. mit dem Mastvisier der UHT-Version).
UH Tiger
Der UHT (Unterstützungshubschrauber Tiger) ist ein mittelschwerer Mehrzweck-Kampfhubschrauber für die Deutsche Bundeswehr.
Er kann HOT3-Antipanzer-Raketen und den in trilateralen Anstrengungen entwickelten Lenkflugkörper Trigat-LR (Bundeswehrbezeichnung "PARS 3 LR (PanzerAbwehrRaketenSystem 3 LongRange))" sowie ungelenkte 70-mm-Raketen tragen. Für den Luftkampf werden FIM-92 Stinger-Raketen mitgeführt. Anders als die HAP-Version besitzt er keinen integrierten Geschützturm, statt dessen können Geschützbehälter mit 12,7-mm-MGs an den Stummelflügeln montiert werden. Der auffälligste Unterschied zwischen UHT und HAP ist das mastmontierte Sichtgerät (tonnenförmiger Aufbau über dem Rotor). Dort sind das Ortungsgerät für die HOT3-Panzerabwehrraketen sowie Beobachtungs- und Zielerfassungseinrichtungen untergebracht. Das Mastvisier (OSIRIS) ermöglicht dadurch auch eine Beobachtung des Feinds aus der Deckung heraus. Er besitzt außerdem eine PSU (Pilot Sight Unit) an der Rumpfspitze.
Dem Selbstschutz dienen Warngeräte zur Entdeckung feindlicher Zielpeilungen mit Laser oder Radar und zugehörige Starter für Gegenmaßnahmen. Bei einem Teil der deutschen UHT-Tiger ist vorgesehen, die sich zur Zeit in der Erprobung befindliche Maschinenkanone RMK 30 nachzurüsten; wobei die Finanzierung nicht geklärt ist.
Die beiden Einsatzverbände sind das KHR 36 in Fritzlar (ab 2010) und das KHR 26 „Franken“ in Roth (ab 2012).
Tiger ARH
Der Tiger ARH (Armed Reconnaissance Helicopter, engl. für „bewaffneter Aufklärungshubschrauber“) ist die Version für die australische Armee. Gegenüber dem Tiger HAP verfügt er über einen Laserzielbezeichner, der ihm ermöglicht, die Hellfire-II-Rakete abzufeuern.
Tiger HAD
Der Tiger HAD (französisch Hélicoptère d’Appui et Destruction bzw. spanisch Helicoptero de Apoyo y Destrucción, „Unterstützungs- und Zerstörungshubschrauber“) ist im Wesentlichen identisch mit der HAP-Version. Er kann darüber hinaus wie die deutsche UHT-Version mit PARS-3-LR-Lenkflugkörpern, die international als Trigat bezeichnet wird, ausgerüstet werden, verfügt aber im Gegensatz zum HAP über leistungsgesteigerte MTR-390-Triebwerke, einen verbesserten ballistischen Schutz und ein anderes Waffensystemkonzept u. a. die 30-mm-Maschinenkanone am Kinnturm.
Aufgrund der Entwicklung der HAD-Version entschied sich Frankreich dafür, auf die geplante HAC-Version zu verzichten und stattdessen die HAD-Version zu beschaffen. Diese hatte am 14. Dezember 2007 in Marignane ihren Jungfernflug.
Der HAD wird auch an Spanien ausgeliefert werden, wobei sich die Spanier gegen den PARS-3-LR-Lenkflugkörper und für die israelische Rakete Spike-ER als Primärbewaffnung entschieden.
Nutzer und Preis
Folgende Länder besitzen den Tiger oder planen den Erwerb:
- Deutschland: 80 der UHT-Version (die Beschaffung des 2. Loses zunächst verschoben)
- Frankreich: 80, davon 40 der Kampfunterstützungs-HAP-Version, 40 in der HAD-Version (HAC-Version wird nicht verwirklicht)
- Spanien: 24 der HAD-Version
- Australien: 22 der ARH-Version.
Der Systempreis (Hubschrauber, Bewaffnung, Support) ist sowohl stückzahl- als auch versionsbedingt. 2002 wurde Spanien ein Angebot bezüglich 20/28 Hubschrauber unterbreitet.
- Tiger HAP 35/39 Mio. Dollar
- Tiger ARH 36 Mio. Dollar
- Tiger HAD 44/48 Mio. Dollar
- UH Tiger 38/43 Mio. Dollar
- (Vergleich Apache Longbow 48/52 Mio. Dollar).
Technische Daten
Kenngröße | Daten |
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Typ: | Kampfhubschrauber |
Rumpflänge: | 14,08 m |
Länge über Hauptrotor: | 15,80 m |
Rotordurchmesser: | 13,00 m |
Heckrotordurchmesser: | 2,70 m |
Flügelspannweite: | 4,50 m (mit Außenlastträgern) |
Höhe: |
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Leergewicht: | 3.060 kg |
Normales Startgewicht: |
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Maximales Startgewicht: | ca. 6.000 kg |
Interner Treibstoff: | 1.080 kg (1.800 l) |
Turbinen: | Zwei Wellenturbine Rolls-Royce / Turboméca / MTU MTR 390 mit je 958 kW |
Maximale Geschwindigkeit: | 290 km/h (ohne Bewaffnung und Mastvisier 315 km/h) |
Marschgeschwindigkeit: |
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Steigrate: | 10,7 m/s |
Dienstgipfelhöhe: | 4.000 m |
Einsatzreichweite: | bis zu ca. 800 km |
Einsatzdauer: | 3,1 Stunden |
Überführungsreichweite: | 1.300 km |
Besatzung: | Pilot und Bordschütze |
Bewaffnung
Festmontierte Bewaffnung:
- 1 x 30-mm-GIAT-AM-30781-Maschinenkanone mit 150–450 Schuss im Kinnturm (Versionen HAP, HAD, ARH)
an 4 Waffenpylonen unter Stubwings mitführbar und notfalls abwerfbar:
- 4 x 20-mm-GIAT-Maschinenkanone (in Behälter an den Innenpylonen (Version HAP)
- 2 x 12,7-mm-Maschinengewehr in Behälter an den Innenpylonen (Version UHT)
- 8 x PARS-3-LR-Panzerabwehr-Lenkwaffe (siehe Trigat-LR) Version UHT)
- 8 x HOT3 (Version UHT)
- 8 x Hellfire-II-Panzerabwehr-Lenkwaffe an den Innenpylonen (Version ARH)
- 8 x Spike-ER (HAD) Panzerabwehr-Lenkwaffe an den Innenpylonen (Version HAD)
- 4 x Stinger-Luft-Luft-Raketen an den Außenpylonen (Version UHT, ARH)
- 4 x Mistral-Luft-Luft-Raketen an den Außenpylonen (Version HAP, HAD)
- 2 x Behälter mit je 19 ungelenkten 70-mm-Raketen SNEB an den Innenpylonen (Version UHT, HAD)
- 2 x Behälter mit je 19 ungelenkten 70-mm-Raketen Hydra an den Innenpylonen (Version ARH)
- 2 x Behälter mit je 22 ungelenkten 68-mm-Raketen SNEB an den Innenpylonen (Version HAP)
- 2 x Behälter mit je 7 ungelenkten 70-mm-Raketen SNEB an den Außenpylonen oder an den Innenpylonen (Version HAD und ARH)
- 2 x Behälter mit je 12 ungelenkten 68-mm-Raketen SNEB an den Außenpylonen (Version HAP)