Aaronitischer Segen

ältester überlieferter biblischer Segenspruch
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Der Aaronitische Segen ist der älteste überlieferte Segenspruch der Bibel, der bis heute im Gottesdienst des Judentums wie des Christentums gesprochen wird. Nach Numeri 6,24–26EU offenbar Gott den Text an Mose. Aaron, dem älteren Bruder Moses, und seinen Söhnen, den Ahnen aller israelitischen Priester und Hohepriester, soll Segen für das ganze Volk Israel aufgetragen werden. Er stand nach dem Kontext in enger Verbindung mit dem Opferkult am Tempel in Jerusalem, kann aber auch schon vorher unabhängig davon bekannt gewesen sein.

Wortlaut

In der Lutherübersetzung lautet er:

„Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“

In einer häufig gebrauchten Variation heißt die letzte Zeile:

„Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“

Auch sind Versionen üblich, in denen „dich“ und „dir“ durch „euch“ ersetzt wird, da die 2. Person Singular im Hebräischen kollektiv gemeint ist und das ganze anwesende Volk einschließt.

Liturgischer Gebrauch

Der Aaronitische Segen wird besonders im Judentum und in protestantischen Kirchen zum Abschluss des Gottesdienstes verwendet. Im orthodoxen Judentum darf er nur von Priestern (Kohanim) gesprochen werden, die nicht mit Rabbinern identisch sind. Dies ist eine ihrer wenigen verbleibenden Aufgaben nach dem Untergang des 2. Tempels (70 n. Chr.).

Während des Mittelalters wurde der Text in der Kirche nur selten benutzt.[1] Erst als Martin Luther den Segen 1525 in den evangelischen Gottesdienst einführte, übernahmen ihn auch Johannes Calvin und Ulrich Zwingli[1] Heute ist es in einigen evangelischen Landeskirchen den ordinierten Amtsträgern vorbehalten, ihn zu sprechen. Nichtordinierte Gläubige sprechen ihn inklusiv, d. h. als Segensbitte, wobei „dir/dich“ durch „uns“ ersetzt wird.

Archäologisches Zeugnis

Der aaronitische Segen ist auch auf der ältesten bisher entdeckten Bibelschrift zu finden. Es handelt sich um zwei winzige Schriftrollen aus fast reinem Silber, die 1979 in einem Familiengrab im Hinnomtal unterhalb der südwestlichen Mauer der Jerusalemer Altstadt entdeckt wurden. Sie werden in das 7. Jahrhundert v. Chr. datiert, stammen also aus der Zeit des ersten Jerusalemer Tempels. Die zerbrechlichen Silberrollen konnten erst nach drei Jahren in einem aufwendigen Verfahren geöffnet und dann die im Inneren eingravierte Schrift entziffert werden. Diese ist 400 Jahre älter als alle sonst bekannten ältesten Bibelhandschriften aus Qumran, bestätigt aber für diese drei Verse nahezu exakt deren Wortlaut.

Literatur

  • Klaus Seybold: Der Segen und andere liturgische Worte aus der hebräischen Bibel; Zürich: Theologischer Verlag, 2004; ISBN 3-290-17320-8

Quellen

  1. a b Schülerduden Die Religionen; Mannheim: Dudenverlag, 1977; ISBN 3-411-01369-9; S. 9