Qaraghandy

Stadt in Kasachstan
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Wappen Karte
Lage von Qaraghandy
Qaraghandy/Қарағанды
Staat: Kasachstan
Gebiet: Qaraghandy
Koordinaten: 49° 53′ N, 73° 10′ OKoordinaten: 49° 53′ N, 73° 10′ O
Höhe: 546 m ü. NN
Fläche: 550 km²
Einwohner: 409.151 (2006)
Bevölkerungsdichte: 744 Einwohner /km²
Postleitzahlen: 100001-100030
Vorwahl: 007 (Land), 3212 (Stadt)
Offizielle Webseite: karaganda-akimat.kz/
Akim (Bürgermeister): Islam Togajbajew
Liste der Städte in Kasachstan

Qaraghandy (kasachisch Қарағанды, in der inoffiziellen neuen kasachischen Lateinschrift Qarağandı; russisch Караганда/Karaganda) ist die Hauptstadt des Gebiets Qaraghandy (Qaraghandy Oblysy) in Kasachstan. Mit 409.151 Einwohnern (2006) ist Qaraghandy derzeit die viertgrößte Stadt Kasachstans (hinter Almaty, Astana und Schymkent).

Der Ursprung des Stadtnamens ist umstritten. Eine Theorie besagt, dass das in der dortigen Gegend verbreitete Karagana-Gebüsch für die Stadt namensgebend war. Eine andere Theorie besagt, dass das Kohlevorkommen für die Stadt namensgebend sei. Angeblich bedeuten Кара „Schwarz“ und ганда „Stein“ im Kasachischen.

Geographie

Geographische Lage

Datei:Landsat qaraghandy .jpg
Satellitenaufnahme von Qaraghandy

Die Stadt mit einer Fläche von 550 Quadratkilometern liegt im nördlichen Teil des Gebietes Qaraghandy auf der Kasachischen Schwelle (Saryarka) durchschnittlich 546 Meter über dem Meeresspiegel. Südöstlich der Stadt erhebt sich das Bergmassiv Karkaraly mit dem höchsten Berg Aksoran. Das Gebiet um Qaraghandy, das zahlreiche Bodenschätze aufweist, ist steppenhaft gegliedert.

Wasserressourcen

Seit 1971 wird die Stadt über den Irtysch-Qaraghandy-Kanal mit Wasser versorgt.

Klima

Das Klima in Qaraghandy ist extrem kontinental.

Registrierte tiefste Temperatur: -42.9 °C (1938) [1]

Monat minimale Temperatur   Monatsdurchschnitts-
temperatur
maximale Temperatur
Januar  -40,8 °C -14,0 °C +6,2 °C
Februar  -41,0 °C -14,2 °C +5,2 °C
März  -34,7 °C -7,7 °C +22,1 °C
April  -24,0 °C +4,7 °C +30,6 °C
Mai  -9,5 °C +12,9 °C +35,6 °C
Juni  -2,3 °C +18,6 °C +39,1 °C
Juli  +3,2 °C +20,5 °C +39,1 °C
August  +0,2 °C +17,8 °C +40,0 °C
September  -7,4 °C +11,9 °C +34,6 °C
Oktober  -19,3 °C +3,2 °C +27,6 °C
November  -38,0 °C -6,1 °C +17,7 °C
Dezember  -42,9 °C -11,9 °C +11,5 °C

Geschichte

Historischer Überblick

 
Monument zur Verleihung der Stadtrechte 1934

Gegründet wurde der Ort 1856 als Siedlung für die Gewinnung von Kupfer. Der kleinräumige Kohleabbau diente zur Belieferung der nahegelegenen Kupferhütte. In stalinistischer Zeit Ende der 1920er Jahre begann im Wesentlichen durch zahlreiche Häftlinge die großräumige Erschließung der Kohlelagerstätten und der Aufbau der Stadt.

Am 10. März 1932 erfolgte die Gründung des Karagandaer Gebietes mit dem Zentrum in Petropawlowsk. Innerhalb kürzester Zeit entstanden in Karaganda ein gigantischer Industriekomplex und eine städtische Zivilisation. Am 6. Februar 1934 bekam der Ort die Stadtrechte verliehen. Zur Hauptstadt des Karagandaer Gebietes wurde die Stadt am 20. Juli 1936.

Laut Alexander Solschenizyn war Karaganda „die größte Provinzhauptstadt des Archipel Gulag“, der sowjetischen Zwangsarbeitslager. Zum Gulag-System gehörten die Lager Alschir (in kyrillisch Алжир) und Karlag (Карлаг). Das Lager bestand von September 1931 bis Juli 1959, die maximale Insassenzahl betrug 66.000 Personen.[2]

Am 22. Oktober 1962 erlitt Qaraghandy den stärksten elektromagnetischen Impulseffekt (EMP), der in der Geschichte beobachtet wurde. Ursache war der Test einer sowjetischen Kernwaffe von 300 Kilotonnen bei 290 Kilometern Höhe über Schesqasghan. Der als Folge von intensiver Gammastrahlung durch den Test Nr. 184 verursachte EMP überlastete ein 1.000 Kilometer langes flaches Energiekabel mit einem Strom von 2.500 Ampere. Das elektrische Kraftwerk der Stadt fing Feuer, alle Sicherungen brannten durch.

Im Februar 1983 erfolgte die Geburt des 600.000 Bewohners der Stadt.

Bevölkerung

 
Blick auf Qaraghandy

Nationalitäten

Die Bevölkerung Qaraghandys zählte rund 150 Nationalitäten. Qaraghandy ist Herkunftsort von etwa 100.000 russlanddeutschen Aussiedlern in Deutschland. Ihr Anteil dürfte in den 1940er Jahren über 70 Prozent der Bevölkerung der Stadt betragen haben.

Einwohnerentwicklung

In sowjetischer Zeit stieg die Bevölkerungszahl von 118.900 im Jahre 1933 auf den Höchststand von rund 600.000 im Jahre 1983. Seitdem verließ etwa ein Drittel der Bewohner die Stadt. 2006 lebten noch rund 400.000 Menschen in Qaraghandy.

Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahlen seit 1933.

Jahr Einwohner
1933 118.900
1939 156.200
1956 350.000
1959 378.200
1964 477.000
1967 498.000
1969 513.000
1970 523.000
Jahr Einwohner
1972 541.000
1973 552.000
1979 571.877
1981 583.000
1983 600.000
1989 507.318
1999 436.864
2006 409.151

Religionen

Karaganda ist der Sitz des römisch-katholischen Bistum Karaganda.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Theater

Zu den Sehenswürdigkeiten gehören das Dramaturgische Theater, das Musikalische Theater der Komödie, die Eissporthalle und der Zoologische Garten.

In der Stadt stehen die Statuen des Schriftstellers Alexander Puschkin und des Kampfpiloten und Helden der Sowjetunion Nurken Abdirow (1919–1943), sowie eine Büste des Schriftstellers Nikolai Gogol.

Zu sehen sind auch zahlreiche breite Straßen, mehrere Parks, einige Moscheen und Kirchen.

Sport

Das 19.000 Zuschauer fassende Schachtjor-Fußballstadion ist Spielstätte von Schachtjor. Die Mannschaft spielt in der ersten kasachischen Fußball-Liga.

Die Eishockeymannschaft Sary-Arka, die an Stelle des bereits in den 90-ern aufgelösten Awtomobilist die Stadt vertritt, nimmt neben der Kasachischen Meisterschaft ab der Saison 2008/09 am Spielbetrieb der Wysschaja Liga, der zweithöchsten russischen Spielklasse, teil. Der Verein trägt seine Heimspiele im 2.060 Zuschauer fassendem Eispalast Aq Scholtaj aus.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die Stadt ist der zweitwichtigste Industriestandpunkt in Kasachstan nach Almaty. Vor allem die riesigen Kohlevorkommen haben ihr diesen Status gesichert. Bedeutend ist weiterhin die Metallindustrie, der Maschinenbau, die Chemieindustrie und Lebensmittelindustrie. Zwei große fossile Wärmekraftwerke befinden sich in dem Gebiet.

In den weiten Steppen- und Halbwüstengebieten um Qaraghandy ist Viehzucht, besonders Schafzucht stark entwickelt. Es werden auch Rinder und Schweine gehalten und Weizen angebaut. In der Umgebung betreibt man Gemüseanbau; vor allem von Kartoffeln. Es kommen vereinzelt kleine Sonnenblumenplantagen und Obstgärten vor.

Verkehr

Flughafen

Qaraghandy besitzt den Internationalen Flughafen „Sary-Arka“ (Сары-Арка) mit dem IATA-Code KGF. Regional ist die Stadt täglich [3] mit der früheren Hauptstadt Almaty durch die Air Astana verbunden.

Öffentlicher Personennahverkehr

Die Hauptlast des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) tragen dieselbetriebene Omnibusse. Der Trolleybus-Betrieb wurde am 30. Mai 1967 eröffnet.

Eisenbahn

 
Bahnhof

Qaraghandy ist an die Turkestan-Sibirische Eisenbahn angeschlossen. Die Bahnverbindung und die zentrale Lage innerhalb Kasachstans mit dem größten Rangierbahnhof des Landes sind günstige Voraussetzungen für die wirtschaftliche Weiterentwicklung. Es bestehen direkte internationale Personenzugverbindungen nach Moskau zum Kasaner Bahnhof und nach Kiew.

Straßenbahn

Zwischen dem 25. August 1950 und September 1997 fuhr in der Stadt eine elektrische Straßenbahn. Drei Linien wurden betrieben:

  • Staryj Gorod - Nowyj Gorod (1950-1978)
  • Staryj Gorod - Schachta Nr.70 (?-1976)
  • Schachta 33/34 - Maikuduk, Kombinat Strojplassmass (1982-1997)

Anfangs wurden die Linien mit KTM-1 betrieben. Zwischen 1982 und 1984 wurden 12 KTM-5 nach Karaganda geliefert.

Fernstraße

Durch Qaraghandy verläuft die Fernstraße M36.

Bildung

 
Technische Universität

Die Stadt beherbergt mehrere Hochschulen, Universitäten (Medizinische Akademie, Technische Universität), Fachschulen, Kollegs und Bibliotheken. Außer den staatlichen Bildungseinrichtungen gibt es auch private Hochschulen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Namhafte Häftlinge

Literatur

  • Karl-Johann Hering: Unter grauen Wölfen. Lager Karaganda, Erinnerungen 1944-1949. Zeitgut-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-933336-87-2.
  • Werner Weiss: Karaganda. Fouque-Literaturverlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-86548-557-X.
  • Günter Ochs: Ungewollt nach Kasachstan. Erlebnisse eines Jugendlichen am Ende des II. Weltkrieges, Gefangenschaft – Gefängnis – Straflager II KZ Buchenwald und Arbeitslager in Karaganda, Kasachstan. Eigenverlag, Darmstadt, ISBN 3-9804977-1-2.

Einzelnachweise

  1. Klima in Karaganda
  2. KARAGANDA-ITL. In: gulag.memorial.de. MEMORIAL Deutschland e. V.
  3. Flugverbindung nach Almaty
Commons: Karaganda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien