Russischsprachige Bevölkerungsgruppen in Deutschland

Bevölkerungsgruppen, die, in Deutschland lebend, untereinander überwiegend Russisch sprechen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. April 2005 um 11:33 Uhr durch ChrisM (Diskussion | Beiträge) (1920er Jahre: 360.000 Exilrussen in Berlin). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Schon in den 1920er Jahren lebten Exilrussen, größtenteils geflohene Gegner der Bolschewiken und Wirtschaftsflüchtlinge, im Deutschen Reich, rund 360.000 allein im Raum Berlin. Aus dieser Zeit rührt die Bezeichnung Charlottengrad. Während des so genannten Kalten Krieges gelang es einigen Russlanddeutschen sich in der Bundesrepublik Deutschland niederzulassen.

Nach der deutschen Vereinigung Anfang der 1990er Jahre zogen erste größere Gruppen russlanddeutscher Aussiedler mit ihren Familien nach Deutschland, insbesondere nach Niedersachsen und Baden-Württemberg. Zusätzlich kamen nach Abschluss eines Vertrages über Kontingentflüchtlinge viele russische Juden aus der ehemaligen Sowjetunion (der Vertrag stammte aus der Endzeit der DDR und wurde auf das wiedervereinigte Deutschland ausgeweitet).

Die russlanddeutschen Personengruppen brachten auch ihre russischen Familienangehörigen mit. Überwog zu Beginn der Einwanderungswelle der deutschstämmige bzw. -sprachige Anteil in den Familien, so überwiegt inzwischen der russische Anteil ohne deutschsprachige Kenntnisse. Die Zahl der russischsprachigen Einwohner Deutschlands (einschließlich illegal eingewanderter Personen) hat sich inzwischen auf geschätzte 5 Millionen gesteigert, weshalb man diese Sprachgemeinschaft mittlerweile als größte Minderheit in Deutschland betrachtet. Durch besondere Staatsangehörigkeits-Regelungen erhalten die meisten von ihnen wesentlich schneller einen deutschen Pass als z. B. türkischstämmige Ausländer.

In vielen deutschen Städten sind mittlerweile eigene russische Stadtviertel und demzufolge russischsprachige Kulturbereiche entstanden. Mehrere eigenständige russischsprachige Zeitungen erscheinen heute in Deutschland. Der hohe Bevölkerungsanteil und die mangelhafte Integrationsfähigkeit - besonders der jungen Männer - wegen der oft fehlenden Deutschkenntnisse und Konfrontation mit einer für sie fremden Kultur machen die Integration schwierig. Dabei finden sich die Russlanddeutschen oft zwischen den Stühlen wieder: In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion waren sie immer „die Deutschen“, in Deutschland sind sie nun „die Russen“.

Entgegen anders lautenden Behauptungen lässt sich eine erhöhte Kriminalitätsrate unter der russlanddeutschen Bevölkerung nicht nachweisen. Eine solche Statistik kann nicht geführt werden, da eventuell auffällig gewordene russlanddeutsche Täter die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, und somit als deutsche Täter in die Kriminalitätsstatistik eingehen.

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