Ernst Föhr (* 15. April 1892 in Josephslust; † 19. Januar 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Theologe und Politiker (Zentrum).
Leben und Wirken
Nach dem Besuch der Volksschulen in Wollmatingen (1897-1898) und Obersäckingen (1898-1901) sowie der höheren Bürgerschule in Säckingen studierte Föhr von 1910 bis 1913 katholische Theologie in Freiburg im Breisgau. 1913 legte er das theologische Examen ab. Außerdem empfing er die niederen Weihen. Von 1913 bis 1914 studierte er Philosophie in Rom, wo er 1914 das philosophische Baccalaureat erhielt. Von 1914 bis 1915 besuchte er das Priesterseminar St. Peter in Rom, wo er noch im selben Jahr die Priester- und die Diakonatsweihe empfing.
1918 nahm Föhr das Studium der Nationalökonomie auf. Bis 1920 studierte er in Karlsruhe (1918-1919), Freiburg (1919) und Würzburg (1920). Den Abschluss seines Studiums bildete die 1920 in Freiburg eingereichte Dissertation , mit der er zum Dr. rer. pol. promovierte.
Nach dem Ende des Krieges und der Gründung der Weimarer Republik begann Föhr sich verstärkt politisch zu betätigen. Für die katholisch geprägte Zentrumspartei zog er 1921 erstmals in den Landtag seiner badischen Heimat ein, dem er in der Folge ohne Unterbrechung bis Ende 1933 angehören sollte. Bei der Reichstagswahl vom Mai 1928 wurde Föhr als Vertreter des Wahlkreises 32 (Baden) in das gesamtdeutsche Parlament in Berlin gewählt. Diesem gehörte er - im September 1930, Juli 1932, November 1932 und März 1933 wiedergewählt - fünf Legislaturperioden lang bis zur Wahl vom November 1933 an.
Zunehmendes politisches Gewicht gewann Föhr als er 1931 zum Vorsitzenden des badischen Landesverbandes des Zentrums gewählt wurde. Dieses Amt, wie auch das Amt des Fraktionsvorsitzenden seiner Partei im badischen Landtag, bekleidete er bis zur Auflösung des Zentrums im Sommer 1933. 1932 war Föhr in maßgeblicher Weise am Abschluss des sogenannten badischen Konkordates beteiligt. Im März 1933 stimmte Föhr im Reichstag für die Annahme des Ermächtigungsgesetzes, das die juristische Grundlage für die Errichtung der NS-Diktatur bildete. Später im selben Jahr stimmte er im badischen Landtag für die Annahme des badischen Ermächtigungsgesetzes und sagte dem „nationalen Staat“ die volle Loyalität seiner Partei zu, was indessen weder die zwangsweise Auflösung der Zentrumspartei in Baden noch die Auflösung - ohne Wiederwahl - des badischen Landtags im Dezember 1933 verhinderte.[1]
In den Jahren 1943 bis 1958 bekleidete Föhr das Amt des Pfarrers der Gemeinde St. Johann in Freiburg.
Nach 1945 war Föhr die treibende Kraft des Versuchs, die alte Zentrumspartei der Zeit vor 1933 - also als eine katholische Konfessionspartei - neu zu gründen, der im Februar 1946 zur Wiedergründung der badischen Zentrumspartei führte. Die CDU lehnte Föhr aufgrund ihrer konfessionellen Offenheit ab. Ihrer badischen Sektion hielt er zudem das mangelnde Bekenntnis zu Baden sowie das Versäumnis vor eine Sozial- und Kulturpolitik aus christlichem Geist zu betreiben. Der Versuch mit einer katholisch-süddeutsch ausgerichteten Zentrumspartei ins politische Geschehen einzugreifen scheiterte schließlich: Föhrs neue, alte, Zentrumspartei blieb eine Randgruppe. Mit entscheidend für diese Entwicklung war wahrscheinlich die Entscheidung des Freiburger Erzbischofs - Föhrs kirchlichen Vorgesetzten - sich nicht hinter den Prälaten zu stellen, sondern die Gründung einer interkonfessionellen Christenpartei - eben der CDU - zu befürworten.[2]
In den Jahren 1958 bis 1968 amtierte Föhr als Generalvikar unter dem Erzbischof Schäufele. Größeres öffentliches Aufsehen erregte Föhr noch einmal als er die Traueransprache für den ehemaligen Reichskanzler Joseph Wirth hielt.[3]
Föhrs Nachlass wird heute im erzbischöflichen Archiv in Freiburg aufbewahrt.
Schriften
- Fünf Jahre Schulpolitik und Schulkampf in Baden, 1918-1923, 1923.
- Kulturkämpferei und Kulturpolitik, 1925.
- Badische Steuerreform 1926, 1926.
- Bekenntnisschule oder Simultanschule in Baden?, 1927.
- Die Änderung des Branntweinmonopolgesetzes vom 15. Mai 1929, 1929.
- Das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaate Baden, 1933. (mit Conrad Gröber)
- Geschichte des badischen Konkordats, 1958.
- Kirche und Pfarrei St Johann Baptist zu Freiburg im Breisgau, 1958.
- Die christliche Simultanschule im überlieferten Badischen Sinn, 1966.
- Naturwissenschaftliche Weltsicht und Christlicher Glaube. Das Moderne Weltbild, 1974.
Einzelnachweise
- ↑ Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 1998, S. 161.
- ↑ Paul-Ludwig Weinacht: Die CDU in Baden-Württemberg und ihre Geschichte, 1978, S. 59.
- ↑ Heinrich Küppers: Joseph Wirth. Parlamentarier, Minister und Kanzler der Weimarer Republik, 1997, S. 328.