Kurt Raab (* 20. Juli 1941 in Bergreichenstein; † 28. Juni 1988 in Hamburg) war ein deutscher Bühnen- und Filmschauspieler. Er war auch als Drehbuchautor, Ausstatter, Produktionsleiter und Dramaturg tätig.
Biografie
Raab wuchs ab 1945 in Weißenbrunn (Oberfranken), dann in Steinbeißen (Niederbayern) auf, sein Vater war unter anderem als Pferdeknecht tätig. Auf dem Gymnasium Straubing lernte er Wilhelm Rabenbauer (Peer Raben) kennen. Nach dem Abitur 1963 gingen beide nach München, wo Raab neben dem begonnenen Studium der Germanistik und Geschichte bis 1969 beim Fernsehen aushalf, unter anderem als Requisiteur für das ZDF. 1966 war er außerdem Kassierer im action-theater und spielte in Rabens Antigone-Inszenierung seine erste Rolle, ferner kam er hier mit Rainer Werner Fassbinder in Kontakt.
1968 wurde Raab Mitbegründer des antiteaters, trat dort in mehreren Inszenierungen Fassbinders auf und wirkte auch als Autor und Regisseur. Seine erste Titelrolle beim Film hatte Raab dann in Warum läuft Herr R. Amok?. Neben der Bühnenarbeit war er bis 1977 an zahlreichen Filmproduktionen Fassbinders beteiligt, auch an den Fernsehspielen Welt am Draht und Acht Stunden sind kein Tag. Er verfasste eine erste Drehbuchversion zu Mutter Küsters Fahrt zum Himmel und erhielt 1971 für seine Ausstattung des Films Whity das Filmband in Gold.
In Ulli Lommels Die Zärtlichkeit der Wölfe – auf Raabs Drehbuch basierend – spielte Kurt Raab einen Serienmörder; außerdem übernahm er Rollen in Filmen von Reinhard Hauff, Herbert Achternbusch und Michael Fengler. Bekannt wurde er insbesondere durch seine Titelrollen in dem Zweiteiler Bolwieser (1976/1977, nach Oskar Maria Graf) und in der schwarzen Kinokomödie Satansbraten (1975/1976).
Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Fassbinder spielte Kurt Raab an Bühnen in Bochum, München und Hamburg und setzte seine Film- und Fernsehkarriere fort, wirkte beispielsweise an zwei TV-Literaturverfilmungen nach Thomas Mann mit. Raab, der in den 1980er Jahren an der Immunschwäche AIDS erkrankte, thematisierte seine Erfahrungen mit der Krankheit, bereits vom Tode gezeichnet, in der Video-Dokumentation Mitten im Leben.
1981 drehte Kurt Raab seinen einzigen Film als Regisseur mit dem Titel Die Insel der blutigen Plantage, in den Hauptrollen Barbara Valentin und Udo Kier. Der Film kam auf dem ostasiatischen Markt groß raus, wurde in Deutschland weitestgehend indiziert und verschwand nach nur wenigen Vorstellungen aus dem Kino. Nach dem Tod Fassbinders 1982 schrieb Raab das Buch „Die Sehnsucht des Rainer Werner Fassbinder“.
1984 brachte Raab gemeinsam mit der bekannten Düsseldorfer Punkband Die Toten Hosen die Single "Kriminaltango" raus.
Raab war an über 70 Kino- und TV-Filmen als Darsteller, Drehbuchautor, Regisseur, Dramaturg oder Ausstatter beteiligt, allein mit Fassbinder kooperierte er an 31 Filmprojekten. Er spielte unter anderem einen Amokläufer, einen Bischof, Adolf Hitler, einen Firmenboss, ferner auf der Bühne den „Peachum“ aus Brechts Dreigroschenoper. Einem breiteren Fernsehpublikum wurde Kurt Raab durch seine Rolle in der Fernsehserie Kir Royal bekannt. Im Alter von 46 Jahren erlag er unter recht unwürdigen Umständen – Aids-Kranke wurden damals als „gefährliche Seuchenopfer“ quasi in Quarantäne gesteckt – im Hamburger Tropeninstitut seiner Krankheit; nach seinem Tod verweigerte die bayerische Heimatgemeinde Steinbeißen seine Erdbestattung. Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg.
Filmographie
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Weblinks
- Vorlage:IMDb Name
- Nachruf auf Kurt Raab von D. Kuhlbrodt www.filmzentrale.com
- Hubert Ettl: Raab, Kurt. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 53 f. (Digitalisat).
Personendaten | |
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NAME | Raab, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 20. Juli 1941 |
GEBURTSORT | Bergreichenstein |
STERBEDATUM | 28. Juni 1988 |
STERBEORT | Hamburg |