Augustinus von Hippo

lateinischer Kirchenlehrer der Spätantike, Heiliger
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Porträt von Augustinus von Hippo
Augustinus von Hippo


Augustinus von Hippo, ursprünglich Aurelius Augustinus (* 13. November 354 in Tagaste in Numidien; † 28. August 430 in Hippo), einer der vier westlichen Kirchenlehrer war einer der bedeutendsten christlichen Theologen und Philosophen der Antike, dessen Wirken das Denken des Abendlandes wesentlich geprägt hat.

In seiner Jugend studierte er Rhetorik. Begeistert von Ciceros "Hortensius" wandte er sich der Philosophie zu. Er folgte zuerst dem Manichäismus, dann der Skepsis und schließlich dem Neuplatonismus. Nach seiner Bekehrung zum Christentum (387) durch Ambrosius von Mailand wurde er 396 Bischof von Hippo Regius in Afrika.

Augustinus hat neben theologischen auch viele wissenschaftliche Schriften verfasst, die zu einem großen Teil erhalten sind. Diese Schriften bilden für Augustinus eine Einheit; der (christliche) Glaube ist ihm Grundlage der Erkenntnis (credo, ut intelligam).

Augustins Philosophie enthält von Platon übernommene, jedoch im christlichen Sinn modifizierte Elemente wie die Idee vom Absoluten oder den Dualismus von Geist und Materie, der sich im Menschen in der spannungsvollen Einheit von Leib und Seele ausdrückt.

Neueste Forschungen haben ergeben, dass diese herkömmliche Augustinus-Interpretation sehr fragwürdig ist. Vielmehr geht man heute davon aus, dass Augustins Denken seinen eigentlichen Ursprung im Dasein des Philosophen hat.

Die Auffassung, Augustinus sei ein Vertreter der Prädestination, in der der Mensch zum ewigen Leben oder zur Verdammung von Gott vorherbestimmt ist, erweist sich von manchen Aussagen her als naheliegend, stellt jedoch im Ganzen eine unzutreffende Deutung von Leben und Werk Augustins dar. Denn immer wieder betont er auch die Freiheit des menschlichen Willens, der einerseits ohne Gnade Gottes das Gute nicht wirksam und dauerhaft tun kann und andererseits durchaus in der Lage ist, dem Gnadenangebot Gottes in der Sünde bewußt und freiwillig zu widerstehen.

Seine Theologie beeinflusste die Lehre der katholischen Kirche ebenso wie Martin Luther.

Politisch sieht Augustinus den Staat mit seiner Ordnung als notwendig an, und vertritt eine Trennung von Staat und Kirche. In seinem Spätwerk "Vom Gottesstaat" (De civitate dei) interpretiert er die Geschichte der Menschheit als den Kampf zwischen dem irdischen Staat (civitas terrena) und dem Gottesstaat (civitas dei), wiederum in dualistischer Ausrichtung.

Seine Gebeine werden in Pavia verehrt.

Werke

Confessiones (dt. Bekenntnisse) -- Autobiographische Betrachtungen
De civitate dei (dt. Vom Gottesstaat)
De Trinitate (dt. Über die Dreifaltigkeit - fünfzehnbändiges Hauptwerk)
De beata vita (Über das Glück: Über den Zusammenhang zwischen Glück und Gottesbegegnung)
De magistro (Über den Lehrer: Zur Bedeutung der Sprache)
De vera religione (Über die wahre Religion: Zur Bedeutung der christlichen Religion)
Soliloquien (Selbstgespräche: Zur rationalen Selbsterkenntnis.)
De immortalitate animae (Von der Unsterblichkeit der Seele.)
De doctrina christiana (Über die christliche Bildung)