Bahlsen ist ein deutsches Familienunternehmen der Backwarenbranche mit Hauptsitz in Hannover. Gegründet wurde die heutige Bahlsen GmbH & Co. KG im Jahre 1889 durch Hermann Bahlsen (1859–1919).
Bahlsen GmbH & Co. KG
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1889 |
Sitz | Hannover |
Mitarbeiterzahl | 3431 (2005) |
Umsatz | 525 Mio. Euro (2005) |
Branche | Lebensmittelherstellung |
Website | http://www.bahlsen.de |

Produktidee und Markenstrategie
Cakes
Hermann Bahlsen arbeitete als Zuckerhändler in Großbritannien und lernte dort die englischen Cakes (englisch Kuchen) kennen. Im Jahre 1889 gründete er die Hannoversche Cakesfabrik. Während die Konkurrenz ihr Gebäck lose verkaufte, bot er seine Ware bereits abgepackt in Tüten an. Bahlsen nannte 1892 seine Kekse mit Buttergeschmack (Butter-Cakes) nach dem Leipziger Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz. Der Werbeslogan lautete 1898: Was ißt die Menschheit unterwegs? Na selbstverständlich Leibniz Cakes!
TET-Markenzeichen
1903 wurde das seit 1896 als Markenzeichen eingetragene springende Pferd durch das TET-Zeichen ersetzt, das der Graphiker Heinrich Mittag entworfen hatte. Die altägyptischen Hieroglyphe "dschet" gesprochen (vereinfacht "tet" geschrieben) bedeutet „ewig dauernd“. Der hannoversche Museumsdirektor Friedrich Tewes hatte von einer Ägyptenreise die Idee mitgebracht, das altägyptische Wort TET für die Kekspackungen zu verwenden. 1904 kam die erste TET-Packung mit Leibniz-Cakes für 30 Pfennig auf den Markt. 1911 wurde das von Bahlsen verwendete Wort Kekse als Übersetzung für das englische Cakes in den Duden aufgenommen. Ab 1954 wurde die thermoplastische Steifverpackung verwendet, eine verschweißte Aluminiumfolie.
Künstlerische Reklamemarken
Ein besonderes Element der Werbung der Firma Bahlsen bildeten die künstlerischen Reklamemarken, die von Bahlsen in den Jahren 1912 bis 1914 herausgegeben wurden. Es gab insgesamt 8 Serien von Künstlermarken, die von verschiedenen Künstlern, wie Heinrich Vogeler, gestaltet wurden. Änne Koken entwarf zwei Serien."[1] Die Serie C (siehe Foto) von Änne Koken vom Januar 1913 erzählt in 12 Bildern das Erfolgsgeheimnis der Bahlsenkekse:
- Mehl/ und Eier/ Milch von der Kuh/ würzige Butter/ Zucker dazu/ rühren/ und backen/ sauber verpacken/ fertig zur Reise/ in alle Welt/ himmlische Speise/ für wenig Geld.
Hauptperson und Erzähler der Bildergeschichte auf den Marken ist ein geflügelter Putto. Die Marken dieser Serie zeigen die erforderlichen Zutaten, den Herstellungs- und Verpackungsprozess und die weltweite Verbreitung des Produkts.
Die Reklamemarken wurden den Kunden gegen Einsendung von Gutscheinen, die den Kekspackungen beigefügt waren, zugeschickt. Für 12 Gutscheine gab es 12 Künstlermarken.
Daten zur Unternehmensgeschichte
[[Bild:Bahlsen Laster.jpg|thumb|Historisches Bahlsen-Fahrzeug bei einem Keksverkauf vor dem Opernhaus Hannover 1889 wurde die Hannoversche Cakesfabrik durch Übernahme des Fabrikgeschäftes engl. Cakes und Biscuits gegründet und hatte zu dem Zeitpunkt zehn Mitarbeiter. 1891 wurde der Leibnizkeks erfunden und 1894 auch in Amerika hergestellt. 1893 erhielt Bahlsen für seine Produkte auf der Nahrungsmittelausstellung in Brüssel eine Goldmedaille, im gleichen Jahr wurde ihm bei der World Columbian Exposition-Weltausstellung in Chicago für seine Tet-Kekse eine Goldmedaille verliehen.
1899 hatte das Unternehmen 300 Mitarbeiter und 1905 fand die erste Fließbandproduktion in Europa statt. 1912 wurde die Firma in H. Bahlsens Keksfabrik geändert. 1913 wurden rund 1.700 Mitarbeiter beschäftigt.
In den Jahren 1916 und 1917 ließ Bahlsen Pläne für eine Retortenstadt unter der Bezeichnung TET-Stadt in Hannover entwickeln, die nicht verwirklicht wurden. Sie sollte zugleich Wohn- und Arbeitsstätte für die Beschäftigten der Bahlsen-Werke werden.
Am 6. November 1919 verstarb Hermann Bahlsen, Hans Bahlsen übernahm das Unternehmen. Zum ersten Mal nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Leibniz-Kekse wieder nach Original-Rezept produziert. 1922 hatte die Firma nur noch 633 Mitarbeiter.
1940 mussten erste Fremdarbeiter eingestellt werden. Im selben Jahr wurde das Sortiment des Unternehmens auf elf Artikel gekürzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 wurden die Fabriken und Distributionsstrukturen wiederaufgebaut.
1951 betrieb die Flessner KG die erste automatische Produktionsanlage für Kartoffelchips in Europa. Dieses Unternehmen wurde 1964 schon zu größten Teilen, 1985 schließlich komplett übernommen.
1963 wurden auf dem deutschen Markt Erdnussflips eingeführt, die Firma Bahlsen beteiligte sich an der Firma Wilhelm Liebelt in Hamburg und stieg ins Nussgeschäft ein.
Bahlsen übernahm 1966 die Kuchenfabrik Brokat in Oldenburg, die 1991 an einen amerikanischen Konzern verkauft wurde. Ebenfalls wurde 1968 die Gubor Schokoladenfabrik im Schwarzwald übernommen. Das damals modernste Chipswerk Europas wurde im selben Jahr in Neunburg vorm Wald in Betrieb genommen. Eine weitere Übernahme fand 1991 statt, wobei das Unternehmen die Erste Thüringer Keksfabrik in Bad Liebenstein aufkaufte.
Bahlsen wurde in den 1970er Jahren zu einem internationalen Unternehmen, da es Verkaufsgesellschaften und Auslieferungslager im europäischen Ausland einrichtete. Seit den 1990er Jahren produziert Bahlsen weltweit, seit 1987 nicht mehr an seinem Gründungsort in Hannover. Anfang der 1990er Jahre wurde die im sächsischen Radebeul reprivatisierte Dauerbackwaren GmbH übernommen, das Werk 1992/1993 jedoch stillgelegt.[2]
1993 fand in der Gruppe eine Umstrukturierung statt, dabei wurde zwischen den zwei Unternehmensbereichen „süß“ und „snack“ unterschieden, die getrennt produziert wurden. Nochmals umbenannt wurde die Firma 1994 von Hermann Bahlsen Keksfabrik KG in Bahlsen KG. Gleichzeitig fand die Übernahme der Gebäcksparte von Brandt statt.
1999 teilte sich die Bahlsen KG nach familiären Problemen in drei Sparten: Süß (Bahlsen), salzig (Lorenz Bahlsen Snack-Gruppe, 2001 in Lorenz Snack-World umbenannt), sowie Immobilien mit den weiteren Marken der Gruppe (z.B. Soletti und Kelly; heute von einer Holding in der Schweiz geführt). Die beiden Sparten, die heute nicht mehr Bahlsen heißen, sind mittlerweile vollständig eigenständige Unternehmen ohne Verbindungen zu Bahlsen.
2004 wurde ein 1954 in Lindau am Bodensee gegründetes Werk für Salzletten nach Polen verlegt, nur der Fabrikverkauf wurde an anderer Stelle aufrechterhalten.
2005 wurde die Kuchenproduktion vom Standort Oldenburg (Oldbg) nach Varel verlegt. Damit wurde der Produktionsstandort Oldenburg geschlossen, auch hier wurde der Fabrikverkauf an anderer Stelle aufrechterhalten.
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Fassadenfiguren mit dem Leibniz-Keks
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Jugendstil-Fassade des Fabrikgebäudes von 1911 in Hannover
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Bahlsen-Keksfabrik von 1911 in Hannover
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Türme der Produktionsstätte "Werk 3" in Barsinghausen
Fabrikgebäude
1911 entstand an der Podbielskistraße im Hannoverschen Stadtbezirk Vahrenwald-List ein Fabrikgebäude zur Keksfabrikation. Es gehört zu den besten architektonischen Leistungen des Jugendstils in Hannover. Mehrfach tauchen an der prunkvoll gearbeiteten Sandsteinfassade Darstellungen des Leibniz-Kekses auf. Heute werden am alten Firmensitz dort keine Backwaren mehr produziert. Der große Gebäudekomplex ist renoviert und umgewandelt worden. Heute ist es der Podbi-Park, ein Geschäftsviertel mit Büros, Hotel, städtischen Einrichtungen (Bürgeramt, Stadtbibliothek) und einer Einkaufspassage.
Die Firmenhauptverwaltung zog 1976 aus dem Hauptgebäude in ein zu damaliger Zeit hochmodernes neues Bürogebäude an der gleichen Straße drei Kilometer stadtauswärts am Mittellandkanal um. Etwa 2000 wurde der Sitz wegen Asbestbelastung in den früheren Hauptsitz zurückverlegt. Das Firmengebäude am Kanal wurde 2003 abgerissen.
Unternehmensdaten
- 3.431 Mitarbeiter (2005; Bahlsen Gruppe)
- ca. 525 Millionen € Jahresumsatz (2005; Bahlsen Gruppe)
- Jahresabsatz von 152.000 t (2005; Bahlsen-Gruppe)
- Export in mehr als 80 Staaten
- 5 Bahlsen-Produktionsstandorte
- Außereuropäische Bahlsen-Standorte in Kalifornien und Singapur
- Die Unternehmensanteile gehören seit 1999 vollständig Werner M. Bahlsen (zwischen 1996 und 1999 gehörte die Firma zu gleichen Teilen Werner M. Bahlsen, Lorenz Bahlsen und Andrea von Nordeck[†])
Einzelnachweise
- ↑ Kaiserkern, Babette: Änne Koken – Einführung in Leben und Werk. Vortrag vom 17.6. 2007 im Historischen Museum, Hannover.
- ↑ Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz, 2., leicht geänderte Auflage 2006, S. 208 f., ISBN 3-938460-05-9
Literatur
- Bahlsen 1889 - 1964, Firmenchronik anlässlich des 75. Gründungstages; Herausgeber: H. Bahlsens Keksfabrik KG, Hannover
- Wolfgang Leonhardt: List und Vahrenwald, zwei prägende Stadtteile von Hannover, Hamburg, 2005, ISBN 3-8334-3333-7
Weblinks
- http://www.bahlsen.de
- Artikel der Zeit über Werner M. Bahlsen, Dez. 2004
- Stammbaum
- Interview mit Werner Michael Bahlsen in der FAZ, 28. Februar 2005