Don Bosco Kath. Jugendhilfe

deutsche Organisation
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Die Don Bosco Kath. Jugendhilfe in Osnabrück ist eine katholische Jugendhilfeorganisation in Form einer Körperschaft öffentlichen Rechts. Sie betreut Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien.

Logo & Name ab 1997
Kinderheim St. Johann Osnabrück (ca. 1960)

Träger für die insgesamt 13 Betreuungs-Standorte in Osnabrück sowie Bersenbrück, Belm und Georgsmarienhütte ist der Bischöfliche Stuhl des Bistums Osnabrück. Die Don Bosco Kath. Jugendhilfe ist nach Johannes Bosco, dem Schutzpatron der Jugend benannt und wurde 1957 auf dem seit 1726 existierenden Osnabrücker Kinderheim St. Johann gegründet.[1].

Mit den Salesianern Don Boscos ist die Einrichtung nicht verbunden.

Geschichte der Don Bosco Kath. Jugendhilfe

Anfang

Eine junge Adelige namens Anna Maria Steffen, die Anfang 1700 ein größeres Vermögen geerbt hatte, beabsichtigte, mit 4.000 Reichstalern eine Stiftung zu gründen, die in Form einer caritativen Einrichtung Waisenkindern „ein Zuhause und eine gute katholische Erziehung[2] bieten sollte. Es gab derzeit in Osnabrück bereits einige Armenhäuser für Obdachlose, Mittellose Kranke, aber kein Waisenhaus. Für den Osnabrücker Stadtteil Neustadt war die Pfarrgemeinde „St. Johann“ für Arme und Besitzlose zuständig. Die Stifterin wandte sich am 17. Juli 1722 mit einer Bittschrift an das zuständige Stiftskapitel.[3] Der Kanzleirat Johann Anton von Geistkoffler zu Gailenbach († 1723) äußerte sich begeistert von der Waisenhaus-Idee und änderte deswegen sein Testament.[4] Die Kirchengemeinde St. Johann sammelte eine große Spende und der Stiftskapitular „zur Mühlen“ gab einen größeren Zuschuss. Auch der lutherische Fürstbischof Ernst August II von Hannover gab 200 Taler und das Benediktinerkloster in Minden spendete 1500 Reichstaler.

Der Propst (Domkapitular) Hugo Adam von Korff war auch für das Domkapitel zuständig; erst nach zwei Jahren und vier Monaten konnte am 7. November 1724 die Verhandlung zum Stiftungsvertrag abgeschlossen werden. [5] Als geeigneten Bauplatz entschied man sich letztlich für das Gelände des verfallenen und nicht mehr bewirtschafteten Propsteihofs neben der Johanniskirche. Im Stiftungsvertrag wurde eine kleine Grundstückspacht festgeschrieben. Weiterhin sollte das Waisenhaus im Falle einer Schließung dem Bischöflichen Stuhl zufallen.[6] Im Mai 1725 wurde mit dem eingeschossigen Bau neben der Johanniskirche begonnen und am 18. Oktober 1726 konnte das Waisenhaus bezogen werden.

Allerdings wurde die Kurie tätig und integrierte gegen den Willen der Stifterin eine Mädchenschule in das Waisenhaus, „damit die Schuljungfern auf die Waisenkinder aufpassen könnten“.[7] In den ersten Jahren waren lediglich drei bis fünf „katholische Mädchen“ im Heim untergebracht. So wurden zusätzlich Waisenväter und Waisenmütter als so genannte Zieheltern aufgenommen, um die Waisen versorgen zu können. Sie mussten in der zum Heim gehörenden Landwirtschaft tätig sein. Durch das Personal in Haus und Landwirtschaft sowie Schülerinnen und Lehrerinnen, die allesamt im Heim wohnten, blieb bald nur wenig Platz für Waisen übrig. Ab 1730 wurden dazu noch auch einige Jungen im Heim aufgenommen und eine Strickfrau beschäftigt[8].

Finanzielle Unterstützung

Der katholische Fürstbischof Clemens August von Wittelsbach verordnete 1732, dass alle neu eingestellten Beamten im Hochstift Osnabrück 50 % ihres ersten Jahresgehalts an das Waisenhaus St. Johann abgeben mussten und das galt bis zu seinem Tode im Jahr 1761, sodass davon einiges ins Heim investiert werden konnte.

 
Kindergruppe beim Mittagessen

Georg Ulrich Klecker vererbte der Anna Maria Steffen Stiftung 3000 Reichstaler und somit konnten ab 1740 zusätzlich 12 Waisenkinder aufgenommen werden. Auch arme, kranke Kinder wurden nun vorübergehend aufgenommen. Die Waisenkinder im Alter von 12 Jahren mussten dann das Waisenhaus verlassen und wurden als Lehrling beim Meister oder irgendwo als Hausmädchen untergebracht. Die Stifterin Anna Maria Steffen starb am 9. November 1743 und wurde in der Kirche des Klosters Natrup in Gegenwart aller Schulen beerdigt. Im Jahr 1744 konnte die Krimpenfosten Stiftung inkl. Ländereien, Forsten und Kapitalien, die der Vogt Franz Christian Krimpfort zu Dissen gegründet hatte, der Waisenhaus Stiftung übertragen werden. Daraufhin konnte angebaut werden und die Mädchenschule erhielt dadurch eine eigene Wohnunganlage. Das gab endlich Platz für zusätzliche Waisenkinder und durch die zusätzlichen finanziellen Einnahmen konnte Vieh angeschafft sowie Knechte und Mägde beschäftigt werden. Die Waisenväter und –Mütter bekamen nun ein Gehalt und hatten weiterhin freie Kost und Wohnung. Im Jahr 1745 wohnten schon 21 Schutzbefohlene im Waisenhaus und 1768 sogar 30 Kinder, davon 15 Jungen.

Das Stiftskapitel (Stiftungvorstand) verpachtete das Waisenhaus mit den dazugehörigen Teilen im Jahr 1785 an die Waiseneltern Brunemann, die pro versorgtem Kind einen bestimmten Geldbetrag bekamen. Dieser wirtschaftliche Hintergrund hatte zur Folge, dass im Waisenhaus nur noch insgesamt 15 Waisenkinder wohnten. Deshalb wurden 1788 schon 39 bedürftige Kinder außerhalb versorgt und 1795 stieg diese Anzahl auf 120 Kinder. In selben Jahr starb der Stiftungvorsitzende bzw. Priester Karl von Vogelius und er hatte dem Waisenhaus sein Vermögen von 36.000 Reichstaler vererbt[9].


Durch die Säkularisation wurde 1802 der Stiftungvertrag aufgehoben und das Waisenhaus wurde der Regierung in Hannover unterstellt. Die Waiseneltern und Angestellten genügten den Anforderungen der Pädagogik nicht mehr. Es gab anderswo zahlreiche Berichte, nach denen in den sog. Erziehungsanstalten die Arbeit als pädagogisches Mittel missbraucht werde. Die Kinder würden bei langsamer oder unordentlicher Arbeit mit Ruten geschlagen, mit Entzug von Essen oder Schlaf bestraft. Auch wurde „unordentliche Arbeit“ vielfach geahndet, indem die Freizeit zum Spielen ausfiel, und Hausarrest war derzeit in den Waisenhäusern üblich. Es wurde nun erheblich mehr dafür gesorgt, dass die Waisenkinder in anderen Familien untergebracht wurden, wobei diese dort zusätzlich mitversorgt bzw. unterstützt werden mussten.

Wegen der Personalkosten im Waisenhaus wurde 1851 eine neue Lösung gesucht, sodass die Barmherzigen Schwestern des Barromä Ordens aus Nancy bzw. Trier bereit waren, das Waisenhaus zu übernehmen. Die Generaloberin gab den Ordensschwestern die Anweisung: „Gewinnen Sie das Vertrauen der Kinder durch Sanftmut, Güte und Liebe. Hüten Sie sich, kleinlich zu sein. Strafen Sie nur das, was Sünde ist oder zur Sünde führt. Bedenken Sie, dass eine Schwester nur dann mit Erfolg an den Seelen der Kinder arbeiten kann, wenn sie viel für dieselben betet, und wenn sie sich bemüht, die Tugenden, die sie lehrt, selbst in vollkommenster Weise zu üben. Haben Sie Geduld mit den Kindern, und vergessen Sie nicht, dass der Heiland auch Geduld mit uns hat …“.

Der Orden hatte auch pädagogisch ausgebildete Schwestern, deshalb wurde ihnen u.a. die Leitung und die 30 Kinder übergeben. Die damals verbreiteten negativen Maßnahmen bzw. Misshandlungen an den schutzbefohlenen Kindern, was Züchtigen mit Schlägen und Entzug der Mahlzeiten sowie Schlaf betraf, hat es unter der Führung von Ordenschwestern nicht gegeben. Denn gerade die anderswo misshandelten oder geschlagen, traumatisierten Kinder aus zerrütteten Familien usw. waren gebrandmarkt und mussten vor allem Liebe und Fürsorge durch die Ordensschwestern erfahren. Eine Kinderkrankenpflege dufte im Waisenhaus offiziell nicht stattfinden.

Das Heim wurde um zwei Stockwerke erhöht, sodass 1853 zusätzlich eine Nähschule eingerichtet wurde. Die Ordenschwestern hatten, trotz des Verbots der Kinderkrankenpflege im Miet- und Anstellungsvertrag eine vorbildliche Krankenpflege bei den Kindern bewerkstelligt. In Anbetracht dessen wurde den Borromäerinnen die neben dem Waisenhaus St. Johann gelegene umgebaute Dechanei als Marienhospital im Jahr 1859 zur Leitung und Pflege zusätzlich übergeben. Durch eine Konfrontation vom preußischen Staat mit der katholischen Kirche wurden im Jahr 1875 die sogenannten „Maigesetze“ erlassen und die Ordensswestern mussten alle, bis auf die direkte Krankenpflege im Krankenhaus, 1878 den Staat Preußen endgültig verlassen.

 
Anselma Bopp

Die Franziskanerinnen, die durch M. Anselma Bopp († 1887) ihre Ordensgemeinschaft erst 1869 in Thuine gegründet hatten, waren im Gegensatz zu der Verweigerung der Barromä Schwestern bereit, bei Tätigkeiten außerhalb des Klosters ihre Ordenstracht abzulegen und konnten deshalb am 2. Mai 1878 das Waisenhaus St. Johann mit 50 Kindern übernehmen. Die Finanzmittel waren spärlich und es wurde zusätzlich auch eine Hostienbäckerei im Waisenhaus eingerichtet. Die Zahl der Waisenkinder erhöhte sich und deshalb wurde 1906 das Landwirtschaftsgebäude abgerissen und das Heim durch ein Anbau erweitert. Die derzeit sieben Thuiner Ordenschwestern waren vorbildlich im Kinderheim mit der Erziehung der ihnen anvertrauten Kindern tätig. Daraufhin hatten einige Eltern mit Kleinkindern in der Gemeinde St. Johann die Ordensschwestern gebeten, eine Kinderbewahranstalt (Kindergarten) zusätzlich einzurichten, was ihnen am 26. Juni 1909 von der Regierung genehmigt wurde[10].

Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg schaffte großes Leid und es gab wieder viele neue Waisenkinder, die untergebracht werden mussten.

 
Alte Stadthalle (Hintergrund)

So konnten ab 1917 in der Stadthalle, die unmittelbar hinten an das Waisenhaus grenzte und dem Bischof zum Teil gehörte, ca. 100 Kinder untergebracht werden. Das alte Waisenhaus wurde nun für kleine Kinder umgebaut und ab 1926 folgte auch eine Station für Säuglinge. Im Jahr 1927 waren in den beiden Gebäuden 221 Kinder beheimatet, wobei davon 26 Kinder gehörlos waren. Drei Jahre später kam es im Waisenhaus zusätzlich zur Eröffnung einer staatlich anerkannten Säuglings- Pflegerinnenschule[11].

Zeit des Nationalsozialismus

Die Zeit des Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg konnte bis zu den Luftangriffen, einigermaßen gut in Anbetracht der Probleme in den Waisenhäusern St. Johann und Stadthalle bewerkstelligt werden. Als 1942 die ersten Bomben fielen, wurden die Kleinkinder und Säuglinge in Ostercappeln bei der Familie Berghegger und Gastwirtschaft Lampe untergebracht. Die Kleinkinder konnten vorübergehend wieder zurück ins Heim und durch die stärker werdende Bombardierung wurde im Frühjahr 1943 staatlich verfügt, dass die Kinder evakuiert werden mussten. Die ca. 70 Kinder aus der Stadthalle wurden im Mutterhaus Thiene notdürftig untergebracht. Die kleinen Kinder und Säuglinge wurden nach Bad Iburg umgesiedelt und im Haus Schloßblick untergebracht, das die Familie Bergschneider zur Verfügung stellte. Die Betreuerinnen und Schwesternschülerinnen mussten teilweise in der Nachbarschaft untergebracht werden. Die Stadthalle wurde am 13. September 1944 und das Waisenhaus am 25. März 1945 durch Bomben völlig zerstört[12].

Wiederaufbau und Gut Leye

Der Wiederaufbau des Waisenhauses St. Johann kam nur sehr schleppend voran. Es fehlte an allem und auch die Materialbeschaffung war fast nicht möglich. Es war auch kein Geld vorhanden, so musste auf Umwegen durch Materialspenden dieses Defizit ausgeglichen werden.

 
St. Johann Hofseite + Baracke

Es wurde auf den Hof bzw. im Garten eine notdürftige Baracke errichtet, wo etwa 30 Kleinkinder notdürftig Platz fanden. Die Ordensschwestern holten selber für den Wiederaufbau ca. 60.000 Steine aus den Bombentrümmern der Stadthalle und vier ehemalige Soldaten, die noch nicht nach Hause konnten, fingen mit den Maurerarbeiten an. Am 22. April 1949 konnten die Säuglinge und der Rest von den kleinen Kindern wieder von Bad Iburg zurück, wo sie nur ein Drittel des ehemaligen Haupthauses notdürftig bezogen. Es leben 1950 insgesamt etwa 100 kleine Kinder und 40 Säuglinge im Waisenhaus auf sehr beengten Verhältnissen. Ab 1952 konnten die Schwestern, Mitarbeiter und Schülerinnen, in der neu erbauten dritten Etage im Heim wohnen. Im Jahr 1953 wohnten dort 130 Kinder und von den derzeit neu aufgenommenen Kindern waren ca. 70 % unehelich geboren. Das Wirtschaftsgebäude konnte 1955 mehrstöckig fertig gestellt werden, wo sich dann Waschküche und weitere Wohnräume fürs Personal befanden.

Datei:Luftaufnahme Gut Leye.jpg
Gut Leye mit Park 1955 von Norden
 
Gut Leye als Kinderheim ab 1946
 
Schlafsaal

Die drei Jahre lang notdürftig untergebrachten 70 Kinder im Kloster der Thiener Franziskanerinnen konnten 1946 in das barocke Herrenhaus Gut Leye umziehen. Damit war eine Lösung zur Unterbringung der größeren Kinder vorerst in der Ortschaft Osnabrück-Atter gefunden worden und für die ca. vier Jahre alten bzw. älteren schulpflichtigen Kinder wurde die ab 1917 praktizierte Trennung zwischen zwei Kinderheimen fortgesetzt. Das Gut Leye wurde vom Bischöflichen Stuhl bis einschließlich 1960 gepachtet und sollte natürlich keine Dauerheimstätte für die vielen Kinder im Alter von ca. 4 bis 14 Jahren werden.

Das Gut Leye war landwirtschaftlich schön gelegen und von einem großen Waldgebiet umgeben. Es war für die Kinder ein natürlicher Abenteuerspielplatz zum Austoben. Auch eine sehr schöne Kapelle und viele wirtschaftliche Gebäude waren auf dem Gutshof vorhanden. Im Herrenhaus waren die Räume sehr hoch und dementsprechend war es im Winter sehr kalt. In den Jahren wohnten dort auch mehr als 70 Kinder, sodass die insgesamt vier Schlafräume überbelegt waren. Teilweise mussten im großen oberen Schlafsaal bis zu 40 Kleinkinder gemeinsam schlafen und die anderen drei Schlafräume befanden sich in den seitlichen östlichen Nebengebäude, die mit jeweils ca. neun größeren Mädchen sowie mit 20 größeren Jungs belegt wurden. Kleiderschränke für persönlichen Bedarf gab es im Kinderheim Gut Leye nicht. Morgens wurde die Kleidung passend für jedes Kind auf einen breiten langen Tisch vor den großen Fenstern von den Ordensschwestern abgelegt und zugeteilt. Es gab im Hautgebäude drei Räume, wo die verschiedenen Altersgruppen gemeinsam ihr Essen einnahmen und ihren täglichen Aufenthalt verbrachten. Es gab noch in Gut Leye auch mal Schläge auf die Finger oder es rutschte mal die Hand aus. Das war aber auch nur eine ganz bestimmte Nonne“, die allen bekannt war. Auch das in die Ecke stellen und dort stehen bleiben war damals noch eine Erziehungsmethode.

Die schulpflichtigen Kinder der ersten drei Klassen wurden gemeinsam im östlichen Nebengebäude des Guts unterrichtet und die anderen Jahrgänge hatten einen ca. 3,5 km weiten, umständlichen Fußweg nach Osnabrück-Eversburg in die Liebfrauen Schule. Es herrschten auf Gut Leye für alle Bewohner sehr beengte Verhältnisse und somit musste ein neues Kinderheim gebaut werden[13][14][15].

Don Bosco Kinderheim

In Osnabrück wurde am 6. Januar 1957 zu Ehren von „Don Bosco“, der in Italien ab 1841 als Jugendapostel gewirkt hatte, an der Moorlandstraße 50 der Grundstein für das neue „Don Bosco Kinderheim“ gelegt.

 
Don Bosco Kinderheim 1957
 
Don Bosco
 
Aufenthaltsraum für 18 Kinder 1960
 
Schlafraum mit 10 Betten 1965

Schon am 27. Oktober 1957 konnte das neue, modern gebaute Kinderheim, dass der Bischöfliche Stuhl hatte errichten lassen, vom Bischof Helmut Hermann Wittler eingeweiht werden. Damit konnte dieses Kinderheim die eigentliche Nachfolge des Waisenhauses St. Johann antreten. Da es noch wenige richtige Waisen gegeben hatte, wurde auch der Name Kinderheim gewählt. Nun bestand in zwei Heimen eine Aufteilung zwischen Säugling und Kleinkind in St. Johann und dem Kind bzw. Jugendlichen in Don Bosco. Um das Heim gab es noch ein zusätzliches großes Grundstück mit etlichen niedrigen Bäumen, wo Spielgeräte aufgestellt und ein kleiner Fußballplatz errichtet wurde. Außer dem großen Wirtschaftsgebäude, in dem sich die Küche und die Zimmer des Personals bzw. der Ordensschwestern befanden, gab es noch ein kleines Wirtschaftsgebäude u.a. für das Waschen und Mangeln der Wäsche. Dieses war abseits auf dem Gelände gebaut worden, wo sich auch ein kleiner Schweinestall und die Wohnung des Hausmeisters Georg Schlüter befand. Die verschiedenen anderen drei Gebäude waren zweistöckig gebaut und konnten je Etage bis zu 20 Kinder beherbergen. Es gab zwei Mädchen- und vier Jungs-Gruppen, die in den verschiedene Altersgruppen eingeteilt wurden. In jeder Gruppe gab es jeweils zwei Schlafräume, einen kleinen und einen großen Aufenthaltsraum, eine kleine sog. Teeküche mit sehr kleinem Abstellraum (Besenkammer), einen kleinen Garderobenraum und Schuhraum, einen Wasch- und Duschraum mit WC. In den beiden Schlafräumen gab es bis zu 10 Betten mit einem sehr kleinen Kleiderschrank neben dem Bett. Von den Gruppen in den oberen Etagen führte zusätzlich eine Außentreppe nach unten. Eine kleine Kapelle war für die Ordensleute und auch für Kinder vorhanden. Bis zu 120 Kinder wurden teilweise im Heim aufgenommen und die schulpflichtigen Kinder mussten u.a. in die Schule der Heilig-Geist Gemeinde im Ortsteil Dodesheide. Im Alter von 16 Jahren wurden die Jugendlichen nach der Schulentlassung im Lehrberuf beim Lehrherr wohnend untergebracht[16][17].

Im Laufe der Jahre wurde durch die Kritik an der Heimerziehung und in Anbetracht der langjährigen Erfahrungen ein anderes Denken ab Ende der 1960er Jahre wirksam. Auch durch die „Ehemaligen-Treffen“ konnte mit dazu beitragen werden, dass die erzieherischen Mängel besser erkannt wurden. Leider konnte zur Anfangszeit in Don Bosco (1957) durch die geringe geldliche Unterstützung vom Staat sehr wenig Personal beschäftigt werden. Das hatte negative Begleiterscheinungen wie z. B. Schulprobleme der Kinder sowie nicht ausreichende Freizeitgestaltung bewirkt und dadurch auch erzieherische Probleme geschaffen. Für die sieben-Tage-Betreuung rund um die Uhr standen für ca. 20 Kinder in einer Gruppe nur eine Ordensschwester und zwei geschulte Kindergärtnerinnen (sog. Fräuleins) zu Verfügung. Trotz allem herrschte grundsätzlich in Don Bosco immer ein anderer Geist, der sich in der Behandlung der Kinder bemerkbar machte, wobei das Schlagen von Kindern nicht sein sollte. Ab 1957 wurden auch viele Kinder in Don Bosco aufgenommen, die teilweise von den Eltern oder Erziehungsberechtigten extrem misshandelt bzw. geprügelt worden waren. Grade diese traumatisierten Kinder brauchten einen seelischen Frieden, um die schlimmen Erlebnisse zu vergessen.

Bis in die 1960er Jahre wurden in anderen Kinderheimen[18] noch strenge Erziehungsmaßnahmen durchgeführt, wobei unter anderem „Schläge“ ein alltägliches Mittel war. Es war im Don Bosco Kinderheim nur den Thuiner Ordenschwestern zu verdanken war, die mit Güte und Gottvertrauen (mit den Kindern beten) mehr erreicht hatten als anderswo durch Schläge und andere Maßnahmen sowie Züchtigungen. Es war in den 1960er Jahren in Don Bosco auch vorgekommen, das sich jemand in der sog. Besenkammer (Abstellraum) wieder beruhigen musste oder ein Hausarrest verhängt wurde, wenn es gar nicht mehr anders ging.

Mitte der 1960er Jahre wurde allmählich durch die Beeinflussung bzw. den Zugang der Kinder zu den Medien (Zeitschriften, Radio, Fernseher) sowie der alltäglichen Außenwelt des Kinderheimes nach und nach auch ein Umdenken nötig. Damals hatte die ortsansässige Bevölkerung vielfach noch ein negatives Bild von den „Heimkindern“, in der Außenwirkung und Schule gab es eine negative Darstellung. Der Kontakt bzw. das Spielen mit anderen Kindern außerhalb vom Kinderheim war fast nicht möglich. Dieses wurde erst ab Anfang der 1970er Jahre durch spezieller geschultes pädagogisches Personal etwas behoben. Natürlich hatte auch das zur Folge, dass es immer weniger Ordenschwestern im Kinderheim aus dem Mutterhaus in Thiene gab, sodass die weltlichen Erzieher/innen die Aufgabe übernahmen. Mit Skepsis wurde allerdings auch betrachtet, dass nun männliche Betreuer in der Kindererziehung tätig wurden, was allerdings von den Kindern gut angenommen wurde. Ein adäquates individuelles Lern- und Freizeitprogramm sowie eine Umgestaltung der Wohnverhältnisse der Kinder wurden nach und nach bewerkstelligt. Die Jugendlichen im dementsprechendem Alter wurden nun auch spezieller auf das alltägliche realistische Leben in der Außenwelt vorbereitet.

 
Logo.. „Nicht Allein“
im Regen stehen !

Durch die gut gemeinte einseitige Behütung der vergangenen Jahre mussten nun die fehlenden Erfahrungen mit Fremden und der Umgang mit Geld verstärkt erlernt werden. Das Ziel einer individuellen Selbstverwirklichung, je nach Fähigkeiten des Kindes bzw. des Jugendlichen, wurde nun zur Selbstverständlichkeit. Zusätzlich wurde für die 14- bis 18-Jährigen Wohngruppen und ein Jugendhaus für Über-18-Jährige eingerichtet, um weiterhin eine Betreuung anzubieten. Durch Hilfestellung und Beratung im weiteren Leben außerhalb des Heimes konnte nun das Gefühl des „Nicht-Allein“-gelassen-werdens vermittelt werden und wurde nun das Symbol im eigenem Logo[19].

Don Bosco Kath. Jugendhilfe

Durch Kritik und Berücksichtigung der langjährigen Erfahrungen konnten in den vielen Jahren nach und nach Mängel beseitigt werden. Eine bessere Unterbringung wurde durch den Abschluss der vielen Umbauarbeiten bewerkstelligt und durch die zusätzliche Einstellung vom qualifizierten Personal konnte für eine gute Erziehung sowie optimale Betreuung durch die Kinder- und Jugendhilfe hingewirkt werden[20].

 
Don Bosco Kath. Jugendhilfe
 
Haus Inobhutnahme
 
Häuser für selbständige Wohngruppen

Am 23. September 1997 konnte das 40-jährige Bestehen des Kinderheimes gefeiert werden. Anstatt dem alten „Don Bosco Kinderheim“ wurde den anwesenden „Ehemaligen“ und Gästen die neue „Don Bosco, Kath. Jugendhilfe“ mit ihren derzeit 106 Bewohnern vorgestellt. Die Gruppen waren kleiner geworden und hatten eine individuellere sowie differenziertere Betreuung vom speziell pädagogisch geschulten Personal. Es waren nun Einzel- und Doppelzimmer vorhanden, wo sich die Kinder bzw. Jugendlichen zurückziehen konnten.

Grundlagen der Kath. Jugendhilfe sind Christliche Werte und Toleranz. Die Rückführung in das normale Familienleben stand bzw. steht heute als das erste angestrebtes Ziel der Jugendhilfe im Vordergrund und deswegen wurden schon 1997 insgesamt 15 angemietete Wohnungen außerhalb vom Haupthaus in eine betreute Wohnform verselbständigt. Hierbei kann jetzt sehr darauf hingewirkt werden, dass die stationäre Betreuung der hilfebedürftigen Kinder und Jugendlichen kürzer ist, um somit auch immer mehr die Möglichkeit einer ambulanten Betreuung zu bewerkstelligen[21]. Schon ab 2002 wurde auch die St. Johann Kinder und Jugendhilfe als ständige Wohneinrichtung umstrukturiert und in eine neue „St. Johann Behindertenhilfe“ umgebaut sowie eigenständig[22]. Alle diese positiven zukunftsorientierten Einrichtungen, auch außerhalb vom Don Bosco Hauptgebäude, sind auf Grund dem KJHG (Kinder- und Jugendhilfegesetz) sowie dem KICK (Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz), zur ständigen Aufgabe für die dort wohnenden durchschnittlich 140 betreuten heranwachsenden Kinder. Vorrangig wird unter Einbeziehung der Familie, dass soziale Umfeld der Kinder und Jugendlichen beibehalten, um in der Lebens- und Sozialraum-Orientierung die Selbsthilfe zu aktivieren. Damit verbunden wird die Nutzung von sozialen Netzwerken innerhalb der Familie und des heimatlichen Umfeldes organisiert. Auch eine Inobhutnahme in der Don Bosco Kath. Jugendhilfe und in Bereitschaftsfamilien wird praktiziert. Es gibt in den Don Bosco Häusern, verschiedenartige Wohngruppen wie z. B. für Mädchen, Kinder und Jugendliche und Tagesgruppen, wobei alle ein eigenes Zimmer haben. Eine Arbeitsgemeinschaft für ambulante erzieherische Hilfen, wurde in Kooperation mit dem Sozialdienst Kath. Männer (SKM) eingerichtet.

 
Don Bosco Osnabrück

Zum 50-jährigen Bestehen von Don Bosco Osnabrück fand am 17. Juni 2007 unter der Teilnahme des Bischofs Franz-Josef Bode und des Ministerpräsidenten Christian Wulff sowie anderen hochrangigen Gästen aus Politik und Wirtschaft usw. ein großes Sommerfest statt[23]. Am 26. April 2008 konnte mit ca. 250 ehemaligen Kindern und Jugendlichen sowie Ordensschwestern und Betreuer/innen ein großes „Ehemaligentreffen“ gefeiert werden. Die Einrichtung verfügt heute bei den dreizehn Standorten über 160 Plätze und ca. 400 bis 500 Kinder sowie Jugendliche nehmen pro Jahr diese Hilfe in Anspruch[24].

Siehe auch

Quellen und Einzelnachweise

  1. Internetseite der Don Bosco Kath. Jugendhilfe, Osnabrück
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  8. Broschüre: „250 Jahre im Dienst an den Kindern“. Hsg. Kinderheim St. Johann. 1976. S. 9-12
  9. Broschüre: „250 Jahre im Dienst an den Kindern“ - Herausgeber: Kinderheim St. Johann vom 22. April 1976, Seite 10 - 13
  10. Broschüre: „250 Jahre im Dienst an den Kindern“ - Herausgeber: Kinderheim St. Johann vom 22. April 1976, Seite 13 - 20
  11. Broschüre: „250 Jahre im Dienst an den Kindern“ - Herausgeber: Kinderheim St. Johann vom 22. April 1976, Seite 20 - 22
  12. Broschüre: „250 Jahre im Dienst an den Kindern“ - Herausgeber: Kinderheim St. Johann vom 22. April 1976, Seite 23 - 24
  13. Broschüre: „250 Jahre im Dienst an den Kindern“ - Herausgeber: Kinderheim St. Johann vom 22. April 1976, Seite 24 - 30, 32
  14. Ein teil vom Text aus Wikipedia Artikel:Gut Leye
  15. Berichte ehemaliger Bewohner ab 1946–2008 beim Ehemaligen-Treffen am 26. April 2008
  16. Broschüre: „250 Jahre im Dienst an den Kindern“ - Herausgeber: Kinderheim St. Johann vom 22. April 1976, Seite 30
  17. Berichte ehemaliger Bewohner ab 1946–2008 beim Ehemaligen-Treffen am 26. April 2008
  18. Bericht im Spiegel vom 11.02.2006 HEIMKINDER-SCHICKSALE „Wie geprügelte Hunde“ von Peter Wensierski
  19. Berichte von Beschäftigten und ehemaligen Bewohnern des Don Bosco Kinderheimes bzw. Kath. Jugendhilfe von 1946–2008 beim Ehemaligen-Treffen am 26. April 2008
  20. Berichte von Beschäftigten und ehemaligen Bewohnern des Don Bosco Kinderheimes bzw. Kath. Jugendhilfe von 1946–2008 beim Ehemaligen-Treffen am 26. April 2008
  21. Bericht aus der Zeitung NOZ vom Dienstag den 23. September 1997
  22. Ehemaliges Kinderheim, St. Johann Behindertenhilfe - siehe „Einrichtung“ & Geschichte
  23. Bericht von der Zeitung: Osnabrücker Sonntagsblatt vom 17. Juni 2007
  24. Internetseite der Don Bosco Kath. Jugendhilfe, Osnabrück und Bericht vom Leiter der Don Bosco Kath. Jugendhilfe am 20. November 2008