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Benutzer:Olag

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Dezember 2008 um 14:12 Uhr durch Olag (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow

“I see now that these nonsensical expressions were not nonsensical because I had not yet found the correct expressions, but that their nonsensicality was their very essence. For all I wanted to do with them was just to go beyond the world and that is to say beyond significant language. My whole tendency and, I believe, the tendency of all men who ever tried to write or talk Ethics or Religion was to run against the boundaries of language. This running against the walls of our cage is perfectly, absolutely hopeless. Ethics so far as it springs from the desire to say something about the ultimate meaning of life, the absolute good, the absolute valuable, can be no science. What it says does not add to our knowledge in any sense. But it is a document of a tendency in the human mind which I personally cannot help respecting deeply and I would not for my life ridicule it.” Ludwig Wittgenstein

  NATHAN. Vor grauen Jahren lebt' ein Mann in Osten,
  Der einen Ring von unschätzbarem Wert 
  Aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein
  Opal, der hundert schöne Farben spielte,
  Und hatte die geheime Kraft, vor Gott
  Und Menschen angenehm zu machen, wer 
  In dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder,
  Dass ihn der Mann in Osten darum nie
  Vom Finger ließ; und die Verfügung traf,
  Auf ewig ihn bei seinem Hause zu                                         
  Erhalten? Nämlich so. Er ließ den Ring
  Von seinen Söhnen dem geliebtesten;
  Und setzte fest, dass dieser wiederum
  Den Ring von seinen Söhnen dem vermache,
  Der ihm der liebste sei; und stets der liebste,
  Ohn' Ansehn der Geburt, in Kraft allein
  Des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde. -
  Versteh mich, Sultan.
  SALADIN.                  Ich versteh dich. Weiter!
  NATHAN. So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn, 
  Auf einen Vater endlich von drei Söhnen;                             
  Die alle drei ihm gleich gehorsam waren,
  Die alle drei er folglich gleich zu lieben
  Sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit
  Zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald
  Der dritte, - sowie jeder sich mit ihm
  Allein befand, und sein ergießend Herz'
  Die andern zwei nicht teilten, - würdiger
  Des Ringes; den er denn auch einem jeden
  Die fromme Schwachheit hatte, zu versprechen. 
  Das ging nun so, solang es ging. - Allein                            
  Es kam zum Sterben, und der gute Vater
  Kömmt in Verlegenheit. Es schmerzt ihn, zwei
  Von seinen Söhnen, die sich auf sein Wort 
  Verlassen, so zu kränken. - Was zu tun? - 
  Er sendet in geheim zu einem Künstler,
  Bei dem er, nach dem Muster seines Ringes,
  Zwei andere bestellt, und weder Kosten
  Noch Mühe sparen heißt, sie jenem gleich,
  Vollkommen gleich zu machen. Das gelingt
  Dem Künstler. Da er ihm die Ringe bringt,                             
  Kann selbst der Vater seinen Musterring
  Nicht unterscheiden. Froh und freudig ruft
  Er seine Söhne, jeden insbesondre;
  Gibt jedem insbesondre seinen Segen, -
  Und seinen Ring, - und stirbt. - Du hörst doch, Sultan?
  SALADIN (der sich betroffen von ihm gewandt).
  Ich hör, ich höre! - Komm mit deinem Märchen
  Nur bald zu Ende. - Wird's?
  NATHAN.                              Ich bin zu Ende.
  Denn was noch folgt, versteht sich ja von selbst. -
  Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jeder
  Mit seinem Ring, und jeder will der Fürst                              
  Des Hauses sein. Man untersucht, man zankt,
  Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht
  Erweislich; - 
  (nach einer Pause, in welcher er des
  Sultans Antwort erwartet)
                        Fast so unerweislich, als
  Uns itzt - der rechte Glaube.
  SALADIN.                            Wie? das soll
  Die Antwort sein auf meine Frage? . . .
  NATHAN.                                        Soll
  Mich bloß entschuldigen, wenn ich die Ringe
  Mir nicht getrau zu unterscheiden, die
  Der Vater in der Absicht machen ließ,
  Damit sie nicht zu unterscheiden wären.
  SALADIN. Die Ringe! - Spiele nicht mit mir! - Ich dächte,     
  Dass die Religionen, die ich dir
  Genannt, doch wohl zu unterscheiden wären.
  Bis auf die Kleidung, bis auf Speis' und Trank!
  NATHAN. Und nur von Seiten ihrer Gründe nicht. -
  Denn gründen alle sich nicht auf Geschichte?
  Geschrieben oder überliefert! - Und
  Geschichte muss doch wohl allein auf Treu
  Und Glauben angenommen werden? - Nicht? -
  Nun, wessen Treu und Glauben zieht man denn
  Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen?                        
  Doch deren Blut wir sind? doch deren, die
  Von Kindheit an uns Proben ihrer Liebe
  Gegeben? die uns nie getäuscht, als wo
  Getäuscht zu werden uns heilsamer war? -
  Wie kann ich meinen Vätern weniger
  Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt. -
  Kann ich von dir verlangen, dass du deine
  Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht
  Zu widersprechen? Oder umgekehrt.
  Das nämliche gilt von den Christen. Nicht? -                         1990
  SALADIN. (Bei dem Lebendigen! Der Mann hat recht.
  Ich muss verstummen.) 
  NATHAN.                      Lass auf unsre Ring'
  Uns wieder kommen. Wie gesagt: die Söhne
  Verklagten sich; und jeder schwur dem Richter,
  Unmittelbar aus seines Vaters Hand
  Den Ring zu haben. - Wie auch wahr! - Nachdem
  Er von ihm lange das Versprechen schon
  Gehabt, des Ringes Vorrecht einmal zu
  Genießen. - Wie nicht minder wahr! - Der Vater,
  Beteu'rte jeder, könne gegen ihn                                          2000
  Nicht falsch gewesen sein; und eh' er dieses
  Von ihm, von einem solchen lieben Vater,
  Argwohnen lass': eh' müss' er seine Brüder,
  So gern er sonst von ihnen nur das Beste
  Bereit zu glauben sei, des falschen Spiels
  Bezeihen; und er wolle die Verräter
  Schon auszufinden wissen; sich schon rächen.
  SALADIN. Und nun, der Richter? - Mich verlangt zu hören,
  Was du den Richter sagen lässest. Sprich! 
  NATHAN. Der Richter sprach: Wenn ihr mir nun den Vater   2010
  Nicht bald zur Stelle schafft, so weis ich euch
  Von meinem Stuhle. Denkt ihr, dass ich Rätsel
  Zu lösen da bin? Oder harret ihr,
  Bis dass der rechte Ring den Mund eröffne? -
  Doch halt! Ich höre ja, der rechte Ring
  Besitzt die Wunderkraft beliebt zu machen;
  Vor Gott und Menschen angenehm. Das muss
  Entscheiden! Denn die falschen Ringe werden
  Doch das nicht können! - Nun; wen lieben zwei
  Von Euch am meisten? - Macht, sagt an! Ihr schweigt?        2020
  Die Ringe wirken nur zurück? und nicht
  Nach außen? Jeder liebt sich selber nur
  Am meisten? - Oh, so seid ihr alle drei
  Betrogene Betrüger! Eure Ringe
  Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring
  Vermutlich ging verloren. Den Verlust
  Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater
  Die drei für einen machen.
  SALADIN.                            Herrlich! herrlich!
  NATHAN. Und also, fuhr der Richter fort, wenn ihr
  Nicht meinen Rat, statt meines Spruches, wollt:                    2030
  Geht nur! - Mein Rat ist aber der: ihr nehmt
  Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von
  Euch jeder seinen Ring von seinem Vater:
  So glaube jeder sicher seinen Ring
  Den echten. - Möglich; dass der Vater nun
  Die Tyrannei des einen Rings nicht länger
  In seinem Hause dulden wollen! - Und gewiss;
  Dass er euch alle drei geliebt, und gleich
  Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,
  Um einen zu begünstigen. - Wohlan!                                    2040
  Es eifre jeder seiner unbestochnen
  Von Vorurteilen freien Liebe nach!
  Es strebe von euch jeder um die Wette,
  Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag
  Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,
  Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
  Mit innigster Ergebenheit in Gott
  Zu Hilf'! Und wenn sich dann der Steine Kräfte
  Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:
  So lad ich über tausend tausend Jahre                                  2050
  Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
  Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen
  Als ich; und sprechen. Geht! - So sagte der
  Bescheidne Richter.
  SALADIN.                Gott! Gott!
  NATHAN.                                    Saladin,
  Wenn du dich fühlest, dieser weisere
   Versprochne Mann zu sein: . . .
  SALADIN (der auf ihn zustürzt und seine Hand er-
  greift, die er bis zu Ende nicht wieder fahren lässt).
                                             Ich Staub? Ich Nichts?
  O Gott!
  NATHAN. Was ist dir, Sultan?
  SALADIN.                               Nathan, lieber Nathan! -
  Die tausend tausend Jahre deines Richters
  Sind noch nicht um. - Sein Richterstuhl ist nicht
  Der meine. - Geh! - Geh! - Aber sei mein Freund. 

Lessing, Nathan der Weise.

A Memorable Fancy. The Prophets Isaiah and Ezekiel dined with me, and I asked them how they dared so roundly to assert that God spake to them; and whether they did not think at the time, that they would be misunderstood, & so be the cause of imposition. Isaiah answer'd. 'I saw no God, nor heard any, in a finite organical perception; but my senses discover'd the infinite in every thing, and as I was then perswaded, & remain confirm'd, that the voice of honest indignation is the voice of God, I cared not for consequences but wrote.' Then I asked: 'does a firm perswasion that a thing is so, make it so?' He replied: 'All poets believe that it does, & in ages of imagination this firm perswasion removed mountains; but many are not capable of a firm perswasion of any thing.' Then Ezekiel said. 'The philosophy of the east taught the first principles of human perception: some nations held one principle for the origin & some another; we of Israel taught that the Poetic Genius (as you now call it) was the first principle and all the others merely derivative, which was the cause of our despising the Priests & Philosophers of other countries, and prophecying that all Gods would at last be proved to originate in ours & to be the tributaries of the Poetic Genius; it was this that our great poet King David desired so fervently & invokes so pathetic'ly, saying by this he conquers enemies & governs kingdoms; and we so loved our God. that we cursed in his name all the deities of surrounding nations, and asserted that they had rebelled; from these opinions the vulgar came to think that all nations would at last be subject to the jews.' 'This' said he, 'like all firm perswasions, is come to pass; for all nations believe the jews' code and worship the jews' god, and what greater subjection can be?' I heard this with some wonder, & must confess my own conviction. After dinner I ask'd Isaiah to favour the world with his lost works; he said none of equal value was lost. Ezekiel said the same of his. I also asked Isaiah what made him go naked and barefoot three years? he answer'd, 'the same that made our friend Diogenes the Grecian.' I then asked Ezekiel why he eat dung, & lay so long on his right & left side? he answer'd, 'the desire of raising other men into a perception of the infinite; this the North American tribes practise, & is he honest who resists his genius or conscience. only for the sake of present ease or gratification?' William Blake, Marriage of Heaven and Hell.

William Blake:And God created Adam