Rheinanlagen (Koblenz)

Park in Deutschland
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Die Kaiserin-Augusta-Anlagen ist die Promenade am linken Ufer des Rheins in Koblenz. Sie wurde beauftragt durch die preußische Kaiserin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, der Gattin von Wilhelm I., der nachgesagt wird, sie habe Koblenz und das Rheinland für Preußen erobert. Augusta hatte in Koblenz die Gelegenheit, ein Hofleben zu gestalten, wie sie es aus ihrer Kindheit am Weimarer Hof gewöhnt war. Sie ließ ab 1856 das links-rheinische Rheinufer von den beiden bedeutendsten preußischen Gartenbaukünstlern Peter-Joseph Lenné und Hermann Fürst von Pückler-Muskau planen und realisieren. Die gesamte Promenade erstreckt sich von der Moselmündung bis zum Koblenzer Stadtteil Oberwerth auf einer Länge von 3,5 km. Zahlreiche Kunstdenkmäler säumten den Weg, von denen aber die Meisten im 2. Weltkrieg zerstört wurden. So etwa die Muschelgrotte oder der Flaggenbaum. Andere Teile, wie z.B. der Kaiserbogen, sind während des Dritten Reiches entfernt oder versetzt worden. Zu Ehren von Konrad Adenauer wurde der Teil von der Moselmündung (heute Deutsches Eck) bis kurz vor dem Kurfürstlichen Schloss nach seinem Tode in Konrad-Adenauer-Ufer umbenannt.

Bauwerke und Denkmäler

 
Ehemaliger Rheinpegelanzeiger (von 1887) am Pegelhaus

Rheinkran-Häuschen

An dem unter dem Namen "Pegelhaus" in die Koblenzer Sprache eingegangenen achteckigen Kranhäuschen verkünden dutzende Hochwassermarken die Höchststände der Rheinhochwasser. Von diesem Punkt der Rheinufer-Promenade ging bis zu ihrer Zerstörung 1945 die Schiffbrücke über den Rhein. Den Kran ließ 1609-1611 Kurfürst Lothar von Metternich errichten. Heute liegt dieser Teil am Konrad-Adenauer-Ufer.

Görres-Denkmal

Zum 150. Geburtstag Josef Görres', der am 25. Januar 1776 in Koblenz geboren wurde, wurde am Ufer des Rheins am 15. September 1926 der Grundstein eines ihm gewidmetem Denkmals gelegt. Dr. Karl Russel, OB von Koblenz seit 1919, mauerte in diesen eine Urkunde mit Unterschriften der anwesenden Gäste und gängige Münzen von fünf Reichsmark bis einem Reichspfennig mit ein, dessen Gesamtbetrag von RM 11,68 er später zurückerhielt Selbst zu diesem Zeitpunkt war noch nicht einmal die gesamte Finanzierung des Projektes gesichert. Nur etwa die Hälfte der geschätzten Baukosten in Höhe von 65 000 bis 70 000 RM waren durch Spenden und Beiträge der Provinzverwaltung und der Stadt selbst zusammen gekommen. Zumindest reichte dieser Betrag für Fundament, Bronzeguß, Honorar für Prof. Richard Langer und Gartenanlagen aus, sodass man nicht länger mit dem Denkmal auf sich warten lassen wollte. Das Denkmal - eine 5,23 Meter hohe allegorische Jünglingsfigur mit einem Adler auf einem vier Meter hohen Rochlitzer Porphyrsockel - wurde am 24. Juni 1928, also nach 9 Monaten Bauzeit, eingeweiht.

In dem beschwörend erhobenden rechten Arm und im Vorwärtschreiten gegen den Rhein sahen die Schöpfer den Geist Görres' als (ihre) Waffe des Kampfes. Der Adler zu seinen Füßen mit der gleichen Blickrichtung wie Görres symbolisiert die auf den Seitenwänden stehenden Worte Görres':

"Der Rhein ist Teutschlands hochschlagende Pulsader"

am linken Fuß, und

"Lernet Gerechtigkeit. Ihr seid gewarnt und nicht versuchet die Gottheit"

am rechten Fuß der Statue. Auf der Rückseite, dem Kurfürstlichen Schloss zugewandt, steht Josef (mit 'F') Görres, sowie sein Geburts- und Sterbejahr.

Die Figur, die mit dem "Vater Rhein-Mutter Mosel"-Denkmal, den Haupteingängen des Schlosses und der Schlossstraße bis zur Herz-Jesu-Kirche eine Linie bildet, sollte vierzehn Jahre später für eine Metallspende der Kriegsrüstung verwendet werden. Albert Urmes, dem Leiter des Reichspropagandaamtes Moselland und Landeskulturwart, schreib im Mai 1942 in einem Brief, dass der "geschichtliche oder künstlerische Wert [...] nicht so hoch angeschlagen werden (kann), dass [...] eine Erhaltung des Denkmals gerechtfertigt erscheint." Bei der Bronzefigur rechneten die Nazis mit einem Gewicht von 2 515 Kilo, jedoch waren laut einem Erlaß des Reichsminister für Wissenschaft und Erziehung vom 5. Mai 1942 alle Denkmäler von Kaiser Wilhelm I. und Josef Görres von der Ablieferung befreit.

Pionier-Gedenkstein

Verschwunden seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist ein an das "1. Rheinische Pionierbataillon Nr. 8" erinnernder Gedenkstein. Das Motiv, ein rudernder Pionier in einem Boot mit kurzen Texten zu vergangenen Kriegen und Opfern des Bataillons, hatte Professor Burger aus Mayen entworfen. An seinem jetzigen Platz neben der Pfaffendorfer Brücke kam es 1939 wegen Platzmangels in seinem vorherigen Platz, dem Hof der Falckenstein-Kaserne. Dort wurde er am 18. Mai 1935 enthüllt. Gestiftet hatten ihn ehemalige Angehörige des seit August 1842 in Koblenz stationierten Pionierbataillons. Mehr als zwei Jahre nach dem Krieg berichtete die Stadtverwaltung dem Regierungspräsidenten im Zuge einer Nachfrage der französischen Militärregierung über Kriegdenkmäler in Rheinland-Pfalz, dass das Denkmal zerstört sei. Überreste konnten am ehemaligen Standpunkt allerdings nicht gefunden werden, weshalb man von einer beabsichtigten Entfernung ausgeht.

Gedenktafel für Hans Wilhelm Mutzbauer

Mit der Plannung und Erbauung einer Gedächnisstätte für die Toten des Zweiten Weltkriegs aus einem ehemaligen preußischen Pulverturm im Jahr 1963 hat sich Hans Wilhelm Mutzbauer einen Namen als Gestalter und Planer in Koblenz gemacht. Mutzbauer war von 1950 bis 1968 Direktor des Garten- und Friedhofsamtes Koblenz. Ihm widmeten die Stadtväter an der Pfaffendorfer Brücke eine schlichte, aber klare Gedenktafel. Der gebürtige Pfälzer hatte mit seinen Mitarbeitern innerhalb von nur 5 Monaten die Rheinanlagen (Kaiserin-Augusta-Anlagen und Konrad-Adenauer-Ufer) nach schweren Kriegszerstörungen neu aufgebaut und ausgestaltet und überall seine Handschriften, wie im Blumenhof des Deutschordenshauses, hinterlasen.

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Heutiges Brückenmonument

Brückenmonument

Das von der damals noch Königin Augusta gestiftete und an ihrem Geburtstag am 29. September 1864 eingeweihte Monument erinnert an die Erbauer der Pfaffendorfer Brücke, damals "Coblenzer Rheinbrücke", über den Rhein:

Kupferstich um 1900
Kupferstich um 1900
Unter der Regierung König Wilhelm I. erfolgte anno MDCCCLXII (1853) am XI (12). November die Grundsteinlegung, anno MDCCCLXIV (1864) am IX (9). Mai die feierliche Einweihung der als würdiges Denkmal vaterländischer Kunst und Ausdauer von der Rheinischen Eisenbahn Ges. gebauten Coblenzer Rheinbrücke

Zwölf Jahre später, am 24. Mai 1876 wurde das Monument, das aufgrund seiner Ähnlichkeit nach der Berliner Siegessäule bekannt wurde, ein zweites Mal eingeweiht. Im März zuvor hatten ein gewaltiges Hochwasser und ein Orkan die ursprüngliche Säule zerstört. Von ihrem Schaft ist nur noch ein Teil gegenüber dem wiederhergestellten Denkmal zu sehen, das wurde mit Hochwassermarken versehen worden ist. Deshalb wird die etwas versteckte Säule auch "Hochwassersäule" genannt.

Kaiserbogen

Im Jahr 1875 wurde zur Erinnerung an die seit 1859 bestehenden Bindung zwischen dem Kaiserpaar und der Garnisonsstadt ein klassizistisches Plaketten-Ensemble bestehend aus neun rechteckigen und ovalen Platten an die dem Rhein zugewandte Mauer der Rheinanschlußkaserne angebracht. 25 Jahre zuvor hatte der spätere Kaiser sein Amt als Militärgouverneur der Rheinlande und Westfalens angetreten. Diese wurden von den Offizieren des VIII (8). Offizierskorps um ein Relief mit Girlanden des 1861 verstorbenen Friedrich Wilhelm IV. erweitert.

Ausschnitt eines Stiches
Ausschnitt eines Stiches

In der oberen Reihe hing eine Plakette mit der Zahl "1850", mit der gekrönten Initiale "A" (für Augusta), rechts daneben das Wappen des deutschen Reiches flankiert von Lorbeerkränze-schwingenden Engeln und ganz rechts eine ähnlich der ersten strukturierte Tafel mit "1875" und einem "W" (für Wilhelm). Die darunter liegenden Tafeln zeigen Adler, Lorbeergirlanden und einen preußischen Helm. 1850 zog Prinzessin Augusta in das Kurfürstliche Schloss Koblenz, dass direkt neben dem Rheinufer liegt.

Der Standort für die Anbringung der Plaketten wurde von Augusta persönlich aus zwei Gründen ausgesucht:

  1. Die Mauer der Kaserne befand sich in den von ihr geförderten Anlagen und konnte so von jedem Spaziergänger gesehen werden, und
  2. in der Kaserne waren zwei Kompanien des 4. Garde-Gredanierregimentes stationiert, dessen Befehlshaber Königin Augusta seit 1861 war.

Im Zuge des Um- und Erweiterungsbaus der heutigen Pfaffendorfer Brücke wurden im Jahre 1932 die Tafeln auf eine 16 m breite Mauer neben den heutigen Brückenbogen verschoben.

"Die Wacht am Rhein"

Datei:Wachtamrhein.jpg
"Die Wacht am Rhein", Kupferstich um 1900

Unweit des Brückenmonuments und des Kaiserbogens stand von 1881 bis zu seiner Entfernung 1919 ein weiterer Gedenkstein. Zehn Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg ließ ihn der Coblenzer Verschönerungsverein aufstellen. Der Basaltsockel mit der Aufschrift: "Die Wacht am Rhein" trug eine antike, stilisierte, von zwei Lanzen gestützte Rüstung. Unter dem Schriftzug befand sich ein Eisernes Kreuz, links und rechts jeweils ein zum Rhein blickender preußischer Adler.

Am 6. November 1919 ließ ihn die Stadtverordnetenversammlung entfernen und stellte stattdessen eine Bank auf. Schon am 23. Mai verlangte die Coblenzer Zeitung, der Sockel solle zum Schutz der Ehre Deutschlands entfernt werden: Da schon seit Wochen die jedes deutsche Herz empörende Beobachtung gemacht wurde, dass [...] Franzosen, Engländer und Amerikaner dort Aufnahmen machten, die geeignet sind, Deutschland im Ausland lächerlich zu machen. In nicht mißzuverstehenden Posen lassen sich dort täglich viele Leute fotografieren, mit der zweifellosen Absicht, die Bilder in die Heimat zu schicken und sich so als Wacht am Rhein aufzuspielen.

Seit Dezember 1918 waren amerikanische Besatzer der "American Army of Occupation" in Koblenzer Kasernen stationiert, die ihre gelegentlichen Spaziergänge in den Rheinpromenaden auch für Erinnerungsfotos der besonderen Art benutzen. Diesen war die "Wacht am Rhein" aber nicht fremd. Seit dem Februar 1919 erschien eine Truppenzeitung der Dritten Division mit einer Auflage von 30.000. Ihr Titel war: "The Watch on the Rhine" (dt.: Die Wacht am Rhein)

 
Das Haus von Peter Joseph Lenné

Lenné-Haus

Auch der Mitgestalter der Koblenzer Rheinanlagen, der Gartenbaudirektor Peter Joseph Lenné, war von seiner Arbeit und der schönen Residenzstadt angetan. Aufgrund seiner hervorragenden Verbindungen zum königlichen Haus war er der einzige, der ein befestigtes Haus außerhalb der damals noch existenten Stadtbefestigung haben durfte. Dessen Schusslinie durfte eigentlich kein Gebäude stören, damit ja keine Steintrümmer dem Feind Schutz bieten könnten. Erst mit der Sprengung und Auflösung der Stadtmauer wurde diese Sperre aufgehoben und der Weg zur Besiedlung der südlichen Vorstadt freigemacht. Sein Haus konnte Lenné nie betreten, denn er starb vor der Fertigstellung 1866.

Kaiserin-Augusta-Denkmal

 
Kaiserin-Augusta-Denkmal

Am Mittag des 18. Oktober 1896 wurde das letzte Monument zur Erinnerung an die mittlerweile verstorbene Kaiserin enthüllt. Das Erinnerungsmal zeigt die sitzende Potraitstatue Augustas in antikem Gewand aus Carrarischem Marmor in anderthalbfacher Lebensgröße, umgeben von einer Pergola, an deren Enden zwei kleine Brunnen stehen. Die sitzende Figur hat von der Fußplatte bis zum Scheitel eine Höhe von zwei Metern und steht auf einem 1,35 Meter hohen Sockel. Die Sockelplatte ist 1,5 Meter lang und einen Meter breit. Geplant wurde das Denkmal vom Karlsruher Bildhauer Professor Friedrich Moest und ausgeführt von Architekt Bruno Schmitz, dem Schöpfer des Kyffhäuser, der Porta Westfalica und später des Deutschen Ecks. Auf der Rückseite, einem Blumenbeet zugewandt, ist eine Aufschrift in das Mal eingehauen:

Der unvergeßlichen Kaiserin Augusta

Die dankbare Bürgerschaft der Residenzstadt Coblenz

Errichtet 1895-1896

Der Errichtung war ein Preisausschreiben und ein Beschluss vorausgegangen, dass die Stadtverordnetenversammlung am 7. Januar 1891, dem ersten Todestag der Kaiserin, mit 30.000 Mark bewilligte. Der Wettbewerb wurde eine Woche später ausgeschrieben und ein 7-köpfiges Preisgericht nominiert. Der Entwurf von Moest, die sitzende Augusta mit "architektonischem Unterbau, ging daraus als Sieger hervor. Sein ursprünglicher Vorschlag wurde etwas abgeandelt, indem ein monumentaler Überbau, eine Pergola und das kleine Beet zu Füßen der Kaierins hinzugefügt wurden. Erst ein Jahr später wurde Moest aufgefordert, einen Kostenvoranschlag abzugeben und an den Beratungen in Frage des Stadndortes teilzunehmen. In Frage kamen das Schlossrondel vor ihrem alten Wohnsitz, der Platz des Schenkendorfdenkmals (ebenfalls an der Rheinfront) oder der Luisenplatz. Am 20. Juni antschied man sich für den Luisenplatz. Spenden der Bürger von Koblenz hatten einen Betrag von fast 100.000 Mark zusammengebracht, womit der größte Teil des 120.000 Mark teuren Denkmals abgedeckt werden konnte.

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Literatur

  • Helmut Kampmann: Wenn Steine reden. Gedenktafeln und Erinnerungsplatten in Koblenz, Fuck-Verlag, Koblenz, 1992, ISBN 3-9803142-0-0
  • Presse- und Fremdenverkehrsamt Stadt Koblenz: Die Rheinanlagen Koblenz. Von den Anfängen bis heute, mit beiträgen von Willi Hörter, Franz-Josef Heyen, Katharina Richter u.a., Koblenz, 1992, Broschüre