Der Nord-Ostsee-Kanal — in der Sprache der deutschen Schifffahrt abgekürzt: NOK — gehört zu den weltweit am meisten befahrenen künstlichen Wasserstraßen (2004: ca. 41.000 Schiffe bzw. 80 Millionen Tonnen Ladung). Diese Schifffahrtsverbindung (Seeschifffahrtsstraße) von internationaler Bedeutung durchquert Schleswig-Holstein, verbindet Nord- und Ostsee und erspart der Schifffahrt damit die Fahrt durch das Skagerrak an der Nordspitze Dänemarks. Bis 1948 hieß er Kaiser-Wilhelm-Kanal. In der internationalen Schifffahrt wird er Kiel Canal genannt.


Die Endpunkte befinden sich in Brunsbüttel an der Elbe und in Kiel, Stadtteil Kiel-Holtenau. Sie liegen 98,637 km auseinander. Wichtigste Hafenstadt im Verlauf des Kanals ist Rendsburg. Der Kanal teilt sich einen Teil des Verlaufes mit der Eider. Eine Sehenswürdigkeit des Nord-Ostsee-Kanals ist die in Rendsburg befindliche Eisenbahnhochbrücke mit der darunter hängenden Schwebefähre (siehe: Rendsburger Hochbrücke).
Geschichte
- Am 3. Juni 1887 Grundsteinlegung durch Kaiser Wilhelm I. in Kiel-Holtenau.
- Am 21. Juni 1895 wird das damals noch Kaiser-Wilhelm-Kanal genannte, künstliche Gewässer nach 8-jähriger Bauzeit durch Kaiser Wilhelm II. eröffnet. Der Bau kostete 156 Mio. Goldmark, bis zu 8.900 Arbeiter hatten ca. 80 Mio. Kubikmeter Erdreich bewegt. Der Kanal ist zu diesem Zeitpunkt 67 m breit und 9 m tief.
- 1907–1914 Bereits nach 12 Jahren wird der Kanal das erste Mal ausgebaut. Die Breite wird auf 102 m erhöht und die Tiefe auf 11 m, außerdem werden sowohl in Kiel als auch in Brunsbüttel je zwei neue Schleusen gebaut. Diese sind mit 310 m × 42 m deutlich größer als die alten mit 125 m × 22 m. Der Ausbau kostet 242 Mio. Goldmark und ist damit deutlich teurer als der ursprüngliche Bau.
- 1948 wird der Kanal in Nord-Ostsee-Kanal umbenannt.
- Seit 1965 wird der Kanal zum zweiten Mal erweitert. Zum Schutz der Böschung wird die Breite bis zum Kanalkilometer 87 auf 162 m erweitert. Dies ist bis heute nicht abgeschlossen, die Gesamtkosten werden auf 485 Millionen Euro geschätzt.
Maximale Schiffsabmessungen
Länge | Breite | Höhe (über Wasserspiegel) | Tiefgang |
---|---|---|---|
235 m | 32,5 m | 40 m | 9,50 m (wenn Länge < 160 m) |
Verkehrsvorschriften
Da der Kanal Seeschifffahrtsstraße ist und von sehr vielen Schiffen der unterschiedlichsten Größenklassen befahren wird, gelten auf ihm sehr umfangreiche Verkehrsvorschriften [1]. Es gibt spezielle Regeln für das Begegnen und Überholen: In Abhängigkeit von Länge, Breite und Tiefgang werden die Schiffe in sechs Verkehrsgruppen unterteilt. Das Begegnen ist nur in den Weichen für alle Schiffe zulässig; sonst richtet sich die Zulässigkeit einer Begegnung nach der Summe der Verkehrsgruppen. Die Regelung des Verkehrsablaufes auf dem Nord-Ostsee-Kanal wird als Verkehrslenkung bezeichnet.
Touristik
Der befestigte Betriebsweg am Kanal ist für Fußgänger und Radfahrer freigegeben und ermöglicht beidseitig nahezu auf voller Länge angenehme, steigungsfreie Radtouren in nächster Nähe zu den großen Ozeanriesen. Das Übersetzen auf die jeweils andere Kanalseite mit einer der zahlreichen Fähren ist kostenlos, da es sich um eine künstliche Wasserstraße handelt, die ältere Verkehrswege durchschnitten hat.
Die Radwege am Nord-Ostsee-Kanal sind Teil der im Mai 2004 eröffneten Deutschen Fährstraße, einer rund 250 Kilometer langen Ferienstraße, die von Bremervörde an der Oste bis Kiel führt und nahezu alle Möglichkeiten demonstriert, die der Mensch ersonnen hat, um ein Gewässer zu über- oder unterqueren. Wahrzeichen der Deutschen Fährstraße sind die Schwebefähren über den Nord-Ostsee-Kanal in Rendsburg und über die Oste zwischen Hemmoor und Osten (Oste).
Bei der Autobahnbrücke der A 23 liegt ein Rastplatz (Richtung Heide, vor dem Kanal), der dem Durchreisenden einen längeren Ausblick auf den Kanal ermöglicht.