Wilhelm Steinitz
Wilhelm Steinitz (* 17. Mai 1836 in Prag; † 12. August 1900 in New York), war ein bedeutender Schachspieler aus Böhmen.

Steinitz wurde als 13. Kind einer ärmlichen Prager Handwerkerfamilie geboren. Bereits als Kind galt er in Prag als einer der besten Schachspieler. 1858 zog er nach Wien um am Polytechnischen Institut Mathematik zu studieren. Eine zeitlang finanzierte er sein Studium durch journalitische Arbeiten für die Constitutionelle Österreichische Zeitung, für die er Parlamentsberichte erstellte. Bald aber stellte sich für Steinitz heraus, daß mit dem Schachspielen in Wiener Kaffeehäusern weit mehr Geld zu erwerben war. Durch seine Erfolge erlangte er schnell internationale Bekanntheit. Nachdem er 1862 in London sein erstes internationales Turnier gespielt hatte, nahm er an gleicher Stelle seinen neuen Wohnsitz, 21 Jahre später folgte er einer Einladung in die USA und siedelte sich dort an. Steinitz nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an und wurde Mitglied des Franklin Chess Club in Philadelphia.
Steinitz gelang es allerdings nicht, seine sportlichen Erfolge im Geschäftsleben zu wiederholen. Die von ihm 1885 gegründete Zeitschrift International Chess Magazine war zwar eines der bedeutendsten Schachblätter seiner Zeit, erwies sich jedoch als finanzielles Debakel.
Nach einem Wettkampfsieg 1886 gegen Johannes Zukertort - dieser Wettkampf gilt weithin als der erste Weltmeisterschaftskampf im Schach überhaupt - wurde er allgemein als Schachweltmeister anerkannt. Er verteidigte seinen Titel in Wettkämpfen gegen Michail Tschigorin, Isidor Gunsberg und noch einmal gegen Michail Tschigorin. 1894 musste er das Championat an Emanuel Lasker abgeben. Steinitz konnte nicht verwinden, nicht mehr der weltbeste Schachspieler zu sein. Am 12. August starb er in der Anstalt für psychisch Kranke in New York.
1891 hatte Steinitz mit Tschigorin vereinbart, eine eröffnungstheoretische Frage durch einen Wettkampf auszutragen, der per Telegramm zwischen Russland und Amerika geführt wurde. Tschigorin gewann beide Partien. Steinitz jedoch wurde während des Wettkampfes als vermeintlicher russischer Spion verhaftet, weil die Postbeamten die Notation der einzelnen Schachzüge für einen Geheimcode hielten.
Im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen bevorzugte er geschlossene, defensive Stellungen. Er entwickelte viele Prinzipien des Positionsspiels und gilt somit als Begründer des modernen Schachs. Außerdem soll von ihm der Satz stammen, dass er, wenn er gegen Gott spielen müsste, Gott einen Bauern vorgeben würde.
Steinitz' höchste Historische Elo-Zahl: 2826 (im April 1876)
Liste der Turnier- und Wettkampfergebnisse
Turnier | Ort | Ergebnis/Punktezahl | Rang |
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1859 | |||
Turnier der Wiener Schachgesellschaft | Wien | unbekannt | 3. Platz |
1860 | |||
Turnier der Wiener Schachgesellschaft | Wien | unbekannt | 2. Platz |
1861 | |||
Turnier der Wiener Schachgesellschaft | Wien | 31,5/34 (+30-1=3) | 1. Platz |
1862 | |||
Internationales Turnier anläßlich der Weltausstellung, zugleich 5. Kongreß der British Chess Association (BCA) | London | 7,5/15 (+6-5=3) | 6. Platz |
Wettkampf gegen Serafino Dubois | London | 5,5/9 (+5-3=1) | Steinitz gewinnt mit 5,5-3,5 |
1863 | |||
Wettkampf gegen Joseph Henry Blackburne | London | 8/10 (+7-1=2) | Steinitz gewinnt mit 8-2 |
Wettkampf gegen Frederic Deacon | London | 5,5/7 (+5-1=1) | Steinitz gewinnt mit 5,5-1,5 |
1864 | |||
Wettkampf gegen Valentine Green | London | 6,5/7 (+6-0=1) | Steinitz gewinnt mit 6,5-0,5 |
1865 | |||
Schachkongreß | Dublin | 4,5/5 (+4-0=1) | 1. Platz |
1866 | |||
Wettkampf gegen Adolf Anderssen | London | 8/14 (+8-6=0) | Steinitz gewinnt mit 8-6 und gilt fortan als weltbester Spieler |
Wettkampf gegen Henry Edward Bird | London | 9,5/17 (+7-5=5) | Steinitz gewinnt mit 9,5-7,5 |
1867 | |||
Wettkampf gegen George Brunton Fraser | Dundee | 4/6 (+3-1=2) | Steinitz gewinnt mit 4-2 |
Internationales Turnier anläßlich der Weltausstellung | Paris | 17,5/22 (+16-3=3) | 3. Platz |
Schachkongreß | Dundee | 7/9 (+7-2=0) | 2. Platz |
1870 | |||
Internationales Turnier | Baden-Baden | 12,5/18 (+11-4=3) | 2. Platz |
1872 | |||
Internationales Turnier | London | 7/8 (+7-1=0) | 1. Platz |
Handicap-Turnier | London | 1,5/4 (+0-1=3) | Steinitz schied in der 2. Runde gegen Johannes Hermann Zukertort aus. (Die einzigen von Steinitz ohne Vorgabe gespielten Partien.) |
Wettkampf gegen Johannes Hermann Zukertort | London | 9/12 (+7-1=4) | Steinitz gewinnt mit 9-3 |
1873 | |||
Internationales Turnier anläßlich der Weltausstellung | Wien | 22,5/27 (+20-2=5) | 1. Platz |
1876 | |||
Wettkampf gegen Joseph Henry Blackburne | London | 7/7 (+7-0=0) | Steinitz gewinnt mit 7-0 |
1882 | |||
Internationales Turnier | Wien | 22/34 (+18-8=8) | 1.-2. Platz (mit Szymon Winawer) |
1. Wettkampf gegen Dion Martinez | Philadelphia | 7/7 (+7-0=0) | Steinitz gewinnt mit 7-0 |
2. Wettkampf gegen Dion Martinez | Philadelphia | 4,5/7 (+3-1=3) | Steinitz gewinnt mit 4,5-2,5 |
Wettkampf gegen Alexander Sellman | Baltimore | 3,5/5 (+2-0=3) | Steinitz gewinnt mit 3,5-1,5 |
1883 | |||
Wettkampf gegen George Henry Mackenzie | New York City | 4/6 (+3-1=2) | Steinitz gewinnt mit 4-2 |
Wettkampf gegen Celso Golmayo Zupide | Havana | 8,5/10 (+8-1=1) | Steinitz gewinnt mit 8,5-1,5 |
Internationales Turnier | London | 21,5/32 (+18-7=7) | 2. Platz |
1885 | |||
Wettkampf gegen Alexander Sellman | Baltimore | 3/3 (+3-0=0) | Steinitz gewinnt mit 3-0 |
1886 | |||
Wettkampf um die Weltmeisterschaft gegen Johannes Hermann Zukertort | New York City/St. Louis/New Orleans | 12,5/20 (+10-5=5) | Steinitz gewinnt mit 12,5-7,5 |
1888 | |||
Wettkampf gegen Andreas Vasquez | Havana | 5/5 (+5-0=0) | Steinitz gewinnt mit 5-0 |
Wettkampf gegen Celso Golmayo Zupide | Havana | 5/5 (+5-0=0) | Steinitz gewinnt mit 5-0 |
1889 | |||
Wettkampf um die Weltmeisterschaft gegen Michail Tschigorin | Havana | 10,5/17 (+10-6=1) | Steinitz gewinnt mit 10,5-6,5 |
1890/1891 | |||
Wettkampf um die Weltmeisterschaft gegen Isidor Gunsberg | New York City | 10,5/19 (+6-4=9) | Steinitz gewinnt mit 10,5-8,5 |
1892 | |||
Wettkampf um die Weltmeisterschaft gegen Michail Tschigorin | Havana | 12,5/23 (+10-8=5) | Steinitz gewinnt mit 12,5-10,5 |
1894 | |||
Wettkampf um die Weltmeisterschaft gegen Emanuel Lasker | New York City/Philadelphia/Montreal | 7/19 (+5-10=4) | Lasker gewinnt mit 12-7 und wird Weltmeister |
Internationales Turnier | New York City | 8,5/10 (+8-1=1) | 1. Platz |
1895 | |||
Internationales Turnier | Hastings | 13/21 (+11-6=4) | 3. Platz |
1895/1896 | |||
Internationales Turnier | St. Petersburg | 9,5/18 (+7-6=5) | 2. Platz |
1896 | |||
Wettkampf gegen Emanuel Schiffers | Rostow am Don | 6,5/11 (+6-4=1) | Steinitz gewinnt mit 6,5-4,5 |
Internationales Turnier | Nürnberg | 11/18 (+10-6=2) | 6. Platz |
1896/1897 | |||
Revanchewettkampf um die Weltmeisterschaft gegen Emanuel Lasker | Moskau | 4,5/17 (+2-10=5) | Lasker gewinnt mit 12,5-4,5 |
1897 | |||
Nationales Turnier "Thousand Islands"" | New York City | 3/5 (+2-1=2) | 1.-2. Platz (mit Samuel Lipschütz) |
1898 | |||
Internationales "Kaiser-Jubiläums"-Turnier | Wien | 23,5/36 (+18-7=11) | 4. Platz |
11. Kongreß des Deutschen Schachbundes (DSB) | Köln | 9,5/15 (+8-4=3) | 5. Platz |
1899 | |||
Internationales Turnier | London | 10,5/26 (+7-12=7) | 10.-11. Platz ( mit Wilhelm Cohn) |
Literatur
- Ludwig Bachmann: Schachmeister Steinitz, Ein Lebensbild des ersten Weltschachmeisters, dargestellt in einer vollständigen Sammlung seiner Partien, Bd. 1-4, Ansbach 1910-1921; Olms-Nachdrucke: Bd 1-2. (ISBN 3-283-00080-8), Bd. 3-4 (ISBN 3-283-00081-6)
- Sid Pickard (Hg.): The Games of Wilhelm Steinitz, First World Chess Champion, Dallas 1995 (ISBN 1-886846-00-6)
Weblinks
- http://www.schachgeschichte.de/chess/champs/steinitz.htm
- http://www.zwischenzug.de/spieler/steinitz_william/steinitz_william.php3
- William Steinitz: Forscher, Künstler, Schachspieler
- Wilhelm Steinitz, Ausführliche Beschreibung mit Quellen
Personendaten | |
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NAME | Steinitz, Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | bedeutender Schachspieler aus Böhmen |
GEBURTSDATUM | 17. Mai 1836 |
GEBURTSORT | Prag |
STERBEDATUM | 12. August 1900 |
STERBEORT | New York |