Regenbogenpresse

Medienbegriff
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Unter dem Begriff Regenbogenpresse werden illustrierte Wochenzeitschriften verstanden, die sich inhaltlich häufig mit Themen aus dem Hochadel oder dem Show-Business beschäftigen. Der Name ist hergeleitet von der in allen Farben des Regenbogens gestalteten Aufmachung und der Kopfleiste auf der Titelseite. Der Begriff "The Yellow Press" leitet sich von dem ersten 1895 farbig gedruckten Cartoon The Yellow Kid ab, der in der von Joseph Pulitzer herausgegebenen "New York World" erschien und zum Synonym für die Sensationspresse wurde.

Die unterhaltsamen Wochenblätter sind ein beachtlicher Teil der Presse-Landschaft. Am Markt der Frauenzeitschriften (ca. 21 Millionen Exemplare Auflage) belegen sie mit 44 Prozent Marktanteil (2003) den Löwenanteil. Etwa 9 Millionen dieser Zeitschriften werden Woche für Woche verkauft.

Früher wurden die Zeitschriften, wie eine Zeitung, im Rotationsdruckverfahren produziert. Inzwischen werden, insbesondere unterhaltsame Frauenzeitschriften, im Kupfertiefdruck hergestellt, um in erster Linie die Werbung, aber auch den redaktionellen Inhalt, effektvoller präsentieren zu können. Zu Lebzeiten der persischen Kaiserin Soraya hatte sich auch die Bezeichnung Soraya-Presse für dieses Genre herausgebildet.

Machart

Die Redaktionen stilisieren eine Person oder ein Paar aus prominenten Kreisen zu Märchenfiguren hoch, denen ein bestimmtes Image verpasst wird. An diesem Bild wird selten etwas verändert, es wird meist variiert und über viele Monate hinweg so lange gepflegt, bis es durch unverrückbar feststehende Tatsachen nun doch aufgegeben werden muss.

Die Spalten sind voll von Storys über menschliche Eigenarten wie Liebe, Hass, Eifersucht oder dem Streben nach Ruhm oder Reichtum, gedanklich zurechtgerückt auf kleinbürgerliche Vorstellungskraft. Populär vermarktet werden sehr gerne Geschichten um weltberühmte Frauen, die zu einem herrschenden Adelsgeschlecht gehören und womöglich gekrönt sind. Lady Di war dafür eines von zahlreichen Beispielen.

Ganze Artikelserien werden auf Mutmaßungen gestützt (Hatte A etwas mit B? - Kriselt es im Hause XY?), bei denen die vielfach weibliche Leserschaft befriedigt ist, wenn sich die vorsichtig geschürten Befürchtungen um eine heile, geordnete, saubere Welt am Ende in Wohlgefallen auflösen. Zu den gerne gewählten Themen der Klatschpresse zählt außerdem die Sorge um Amouren und Erbfolge in Königshäusern. Das vermittelte Lebensbild in diesen Zeitschriften trägt konservative Züge. Der Leserschaft wird das Festhalten an überkommenen Werten als Lösung zur Bewältigung der Realität angeboten.

Neben emotionaler Berichterstattung über Prominentenschicksale, Reportagen und Hintergrundberichte aus Gesellschaftskreisen sowie allerlei Klatsch und Tratsch sorgen Mode- und Kosmetiktipps, Gesundheitsthemen und Lebenshilfe für die Leser für eine abwechslungsreiche Lesekost.

Aus der deutschen Geschichte

  • 1725/26 gibt der Leipziger Professor Gottsched "Die vernünftigen Tadlerinnen" heraus und respektiert damit erstmals die Frau als Leserin mit ihren eigenen Vorstellungen von interessantem Lesestoff.
  • 1932 - "Der Welt am Sonnabend Verlag" vertreibt mit dem Titel "Neue Welt" einen Vorläufer der nach dem Zweiten Weltkrieg aufkeimenden Regenbogenpresse.

siehe auch: Pressegeschichte

Literatur

  • Walter Nutz; Die Regenbogenpresse. Eine Analyse der deutschen bunten Wochenblätter; Opladen 1971; ISBN 3-5311-0955-3
  • Christa Kodron-Lundgren u.a.; Zwanzig Millionen unterm Regenbogen; München 1985; ISBN 3-4461-2204-4

Zeitschriftentitel

Unterhaltsame Frauenzeitschriften
Zeitschriftentitel Erscheinungsjahr Verlag (Stand 2004)
Avanti 2000 Bauer Verlagsgruppe, Hamburg
Das Goldene Blatt 1971 WZV Westdeutscher Zeitschriften Verlag
Das Neue 1983 Bauer Verlagsgruppe, Hamburg
Das Neue Blatt 1950 Bauer Verlagsgruppe, Hamburg
Die Aktuelle 1979 Gong-Verlag (WAZ-Gruppe), Ismaning
Die Neue Frau 1999 Klambt Verlag, Speyer
Echo der Frau 1973 WZV Westdeutscher Zeitschriften Verlag
Frau aktuell 1965 WZV Westdeutscher Zeitschriften Verlag
Frau mit Herz 1949 Klambt Verlag, Speyer
Frau im Spiegel 1946 Verlag Ehrlich & Sohn, (Gruner + Jahr-Gruppe), Hamburg
Freizeit Revue 1970 Burda Verlag, Offenburg
Freizeit Woche 2004 Bauer Verlagsgruppe, Hamburg
Glücks-Revue 1986 Burda Verlag, Offenburg
Heim + Welt 1945 Klambt Verlag, Speyer
mach mal Pause 1993 Bauer Verlagsgruppe, Hamburg
Mini 1986 Bauer Verlagsgruppe, Hamburg
Neue Post 1948 Bauer Verlagsgruppe, Hamburg
Neue Welt 1932 WZV Westdeutscher Zeitschriften Verlag
Neue Woche 1998 Burda Verlag, Offenburg
Schöne Woche 2000 Bauer Verlagsgruppe, Hamburg
7 Tage 1943 Klambt Verlag, Speyer
Vida 2001 Bauer Verlagsgruppe, Hamburg
Viel Spass 1999 Burda Verlag, Offenburg
Welt der Frau 2001 Klambt Verlag, Speyer
Woche der Frau 1999 Klambt Verlag, Speyer